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Die Sprache der Überredung in der Bürokratie

„Moderne“ und „traditionelle“ Appelle an die israelischen Zollbehörden

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Zur Soziologie der Sprache

Part of the book series: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ((KZSS,volume 15))

Zusammenfassung

Wir berichten in diesem Aufsatz über die Ergebnisse einer Studie über die natürliche Sprache der Überredung in einem speziellen sozialen Feld, nämlich dem der schriftlichen Kommunikation zwischen bürokratischen Organisationen und ihren Kunden. Das Datenmaterial stammt aus einer Inhaltsanalyse von Briefen von zollbehördlich Betroffenen (Klienten) an das Chefbüro der israelischen Zollbehörde. Die wichtigste abhängige Variable, um die es uns ging, sind die Strategien der Überredung, die Klienten unterschiedlichen soziokulturellen Hintergrundes anwandten, um bei den Zollbeamten ihre Wünsche erfüllt zu bekommen. Die Methode, die wir zur inhaltsanalytischen Erfassung der Überredungsversuche entwickelten, sowie unsere Ergebnisse über die Ursachen des differentiellen Gebrauchs von Kommunikationsstilen durch die betroffenen Klienten dürften sowohl die Aufmerksamkeit von Sprachsoziologen als auch Sozialpsychologen finden. In der Regel geht das aktuelle Interesse der Sprachsoziologen, insbesondere derjenigen, die sich für die Mikrosoziolinguistik interessieren, in Richtung der Sprachmuster der Interaktion von Angesicht zu Angesicht, weniger hingegen auf die schriftliche Kommunikation; ebenso steht eher der verwandte Code als der vermittelte Inhalt im Blickfeld. Wir sind überzeugt, daß es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis Sprachsoziologen, Inhaltsanalytiker und andere sich dem Studium der soziokulturellen Determinanten sowohl der Form als auch des Inhalts aller Typen des Sprachgebrauches zuwenden werden 1.

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Anmerkungen

  1. Daß Sprachsoziologen sich vorwiegend mit Eigenschaften der Codes und weniger mit dem Inhalt der Nachricht beschäftigen, geht aus Grimshaws Übersicht über dieses Forschungsfeld hervor. Vgl. Allen D. Grimshaw,Sociolinguists, in: Wilbur Schramm u. a., Hrsg., Handbook of Communication, Chicago, im Druck. Inhaltsanalytiker hingegen — aus einer anderen Tradition stammend — haben sich mit geschriebenen Texten befaßt und sich dabei auf die Bedeutungsproblematik konzentriert. Vgl. hierzu beispielsweise Ithiel de Sola Pool,Trends in Content-Analysis, Urbana, Illinois, 1959; und Philip J. Stone u. a., The General Inquirer: A Computer Approach to Content Analysis, Cambridge, Mass., 1966, darin insbesondere Kap. 1 und 2.

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  2. Vgl. Elihu Katz, Michael Gurevitch, Brenda Danet und Tsiyona Peled,Petitions and Prayer: A Method for the Content-Analysis of Persuasive Appeals, in: Social Forces 47 (1969), S. 447–463. Zuverlässigkeitsberechnungen, Vorschläge zur Übertragung der Methode auf andere Bereiche sowie die theoretische Typologie der Appelle, die hier nur eine kurze Darstellung findet, finden sich hier in allem Detail.

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  3. Neue Immigranten nach Israel haben das Recht, ihr persönliches Hab und Gut zollfrei einzuführen. Ein erheblicher Teil der Arbeit der Zöllner entfällt daher auf Vorgänge dieser Art.

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  4. Das Sample umfaßte 605 Briefe, die 1962 verschickt worden waren (das sind 20 Prozent des gesamten Briefeingangs in diesem Jahr) sowie 194 aus dem Jahre 1959 (12 Prozent der Jahresgesamtheit). Zusammen sind das 799. Diese Anzahl beinhaltet jedoch Briefe, die seitens eines Dritten zugunsten des Betroffenen geschrieben worden sind. Wir haben daher nur jene Appelle in die Untersuchung miteinbezogen, die von den Klienten — 721 an der Zahl — selbst geschrieben worden sind. Alle Klienten hatten zudem einen vorherigen persönlichen oder schriftlichen Kontakt mit den lokalen Zollbehörden. Die Direktion hat üblicherweise keinen Publikumsverkehr. Daraus ist leicht ersichtlich, daß die Korrespondenz mit der Direktion nur die Folge von Schwierigkeiten mit den lokalen Zollbehörden se in kann.

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  5. Die fehlenden Hintergrundinformationen über die Klienten wurden — soweit dies möglich war — vom Einwohnermeldeamt beim Innenministerium eingeholt.

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  6. Die Variable „Länge des Briefes“ wird konstant gehalten, da anzunehmen war, daß längere Briefe weniger bürokratisch im Inhaltlichen verfuhren und daß Klienten, von denen man eine geringe bürokratische Sozialisation erwartete, längere Briefe schreiben. „Länge des Briefes” wird indiziert durch die Anzahl der verkodeten Appelle, die sich in dem Brief befinden. „Kurze“ Briefe enthalten bis zu 15 Appelle, „lange” 16 und mehr.

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  7. Zur Klärung des Konzepts der Entbürokratisierung vgl. S. N. Eisenstadt,Bureaucracy, Bureaucratization and Debureaucratization, in: A. Etzioni,Hrsg., A Sociological Reader an Complex Organizations, 2. Aufl. New York 1969, S. 304–312; zur Diskussion über die Verhältnisse in Israel vgl. E. Katz und S. N. Eisenstadt,Some Sociological Observations an the Response of Israeli Organizations to New Immigrants, in: Administrative Science Quarterly 5 (1960), S. 113–133.

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Rolf Kjolseth Fritz Sack

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© 1971 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Danet, B. (1971). Die Sprache der Überredung in der Bürokratie. In: Kjolseth, R., Sack, F. (eds) Zur Soziologie der Sprache. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-05383-5_25

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-05383-5_25

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-05384-2

  • Online ISBN: 978-3-663-05383-5

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