Diskussion der Ergebnisse an Polystyrol

Zusammenfassung

Es liegt nahe, als Ursache der verschiedenen Festigkeitswerte eine mehr oder weniger ausgeprägte Orientierung der Makromolekeln und auch Eigenspannungen im Spritzgußteil zu vermuten. Beide Erscheinungen führen bei Polystyrol zu ausgeprägten Doppeibrechungseffekten, die man leicht in einer spannungsoptischen Apparatur sichtbar machen kann. Tempert man Spritzgußteile längere Zeit bei Temperaturen in der Nähe der Einfriertemperatur, so verschwinden die Eigenspannungen weitgehend. Die dann beobachteten Doppelbrechungen und Festigkeiten rühren nur noch von der eingefrorenen Orientierung her. Tabelle 6 zeigt, daß sich die Biegefestigkeit von gespritzten Normkleinstäben durch Tempern bei 80 °C nicht ändert, wenn man die infolge geringfügiger Kontraktion der Stäbe auftretenden Querschnittsänderungen bei Berechnung der Biegefestigkeit berücksichtigt. Dieser Befund bestätigt, daß die durch eingefrorene Orientierung bedingten Anisotropien nicht durch Tempern unterhalb der Einfriertemperatur aufgehoben werden können. Er führt außerdem zu dem Schluß, daß Eigenspannungen bei den hier angeführten Messungen keine Rolle spielen. Die von HÖGBERG [31] in den Außenzonen gespritzter Stäbe gefundenen Druck-Eigenspannungen, welche zwischen 1,6 und 9,3 kp/cm² liegen und damit wesentlich kleiner als die um 1000 kp/cm² liegenden Randbiegespannungen beim Bruch sind, legen es ebenfalls nahe, den Einfluß der von der Abkühlung herrührenden Eigenspannungen als unwesentlich zu betrachten.