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Begrenzung des Stoffes; Fachausdrücke

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Part of the book series: Die Wissenschaft ((W,volume 75))

Zusammenfassung

Der Tierkörper ist aus Teilen zusammengesetzt, welche dem Tiere als Werkzeuge oder Organe dienen. Deshalb wird das Lebewesen auch als „Organismus“ bezeichnet. Von der Tatsache ausgehend, daß beim Menschen und den Warmblütern überhaupt jeder Verlust eines Körperteiles oder Organes, von kleineren Gewebsfetzen abgesehen, zu einer dauernden Behinderung der Funktion führt, pflegt man das einzelne Tierexemplar ein „Individuum“, Unteilbares zu nennen. Die Zoologie vermochte jedoch namentlich auf experimentellem Wege die Wiederherstellung der Ganzform aus Bruchstücken niederer Tiere, sowie auch von Eiern der Wirbeltiere festzustellen. Ja, die Teilbarkeit mit Wiederheranwachsen mancher Teile zu eben denselben Organismen, wie es die Spender der Teile waren, ist geradezu jenes Merkmal, das den Organismus von einer künstlichen Maschinerie am sinnfälligsten unterscheidet. Bisher wenigstens ist es dem Menschen nicht geglückt, zusammengesetzte Maschinen zu konstruieren, welche bei Zerteilung sich von selbst ergänzen oder durch Keimbildung neue, ihnen gleiche, aus sich hervorgehen ließen. Wohl aber stehen dem Mechaniker verschiedene Wege offen, um eine leck gewordene Maschine wieder funktionsfähig zu gestalten. Er mag dieselbe‘ „einschmelzen“ und von neuem die Teile fabrizieren, wie es niedere Organismen bei der sogenannten „Morphallaxis“, der Einschmelzung der Form, mit folgender Rekonstruktion tun. Oder er kann unter Beibehaltung aller anderen Teile bloß die in der Maschine verloren gegangenen Stücke ersetzen; das besorgen die Organismen durch den Vorgang der restitutiven Regeneration selbst. Aber wie der Mechaniker nicht erst auf die Fabrikation zu warten braucht, wenn ihm Ersatzteile fertig zu Gebote stehen, so ist auch der Organismus imstande von fertig gebotenen Ersatzstücken Gebrauch zu machen (Przibram 1922). Diese Fähigkeit des Tierkörpers ermöglicht es uns, „Transplantationen“, Überpflanzungen, vorzunehmen. Der Ausdruck ist von der analogen Erscheinung im Pflanzenreich hergenommen, weil es schon lange vor dem Aufblühen der wissenschaftlichen Biologie seitens der Gärtner üblich war, Anlagen edler Sorten auf die robusteren Wildlinge zu überpflanzen, um kräftiges Gedeihen der Edelsorten zu erhalten. Bei jeder Transplantation müssen wenigstens zwei „Partner“, „Paarlinge“ oder „Komponenten“ (Born 1897, 377) vorhanden sein. Sind diese durch Größe wesentlich verschieden, so wird die größere als „Pfropfstamm“ von der kleineren, dem „Pfropfreise“ in Anlehnung an die Terminologie des Gärtners, unterschieden. Ein Exemplar, von dem ein Teil behufs Transplantation auf ein anderes entnommen wird, ist als „Spender“ dem „Empfänger“ gegenüberzustellen. Spenden brauchen nicht immer einem lebenden Körper entnommen zu sein; es können auch abgestorbene Stücke, Brot-oder Kartoffelstückchen (Fischel 1903, 5. 53), Knochen, oder Gebilde anorganischer Provenienz, Silberplatten, Glaskugeln usf., einverleibt werden, „alloplastische“ Transplantation (Marchand 1901). In der chirurgischen Praxis hat man vielfach von solchen „eingeheilten“ Prothesen Gebrauch gemacht, so bei Kniescheiben (Lexer 1919), anderen Knochendefekten (Bier u. v. a.), Zähnen (Baumgartner). Auf diese Fälle wollen wir nicht eingehen, da es sich nicht um lebende Transplantate handelt. Ebenso ist die Einsetzung von Schnecken in Gehäuse anderer Arten zu bewerten; die neuzugebauten Windungen haben durchaus den Typus der eingesetzten Schnecke und zeigen, daß das Gehäuse nur als Stütze gebraucht wurde (Caillaud 1858, 1868). Je nach dem Verwandtschaftsgrade der Komponenten werden folgende Plastiken unterschieden: „autoplastische“ Transplantation, bei der dasselbe Exemplar als Spender und Empfänger fungiert, „homoioplastische“ (Giard 1896), bei der die beiden Komponenten derselben Tierrasse, aber verschiedenen Exemplaren angehören, „alleloplastische“, bei der zwei Rassen derselben Tierspezies vereinigt werden (Przibram 1923), „heteroplastische“ (Giard 1896), bei der zwei verschiedene, aber einander nicht allzuweit entfernte Spezies zusammentreten, „dysplastische“ (Przibram 1923), bei der Angehörige verschiedener Tierklassen oder sonst stark differenter Gruppen zur Transplantation gelangen. Alle innerhalb einer Art liegenden Verpfropfungen können als „legitime“ gegenüber den übrigen „illegitimen“ zusammengefaßt werden (Wetzel 1895).

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Przibram, H. (1926). Begrenzung des Stoffes; Fachausdrücke. In: Tierpfropfung. Die Wissenschaft, vol 75. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-04379-9_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-04379-9_1

  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-03190-1

  • Online ISBN: 978-3-663-04379-9

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