Zwischen Provinzialität und Globalismus

Zusammenfassung

Das Vorhaben, einen Abriß über die Geschichte der Dritte-Welt-Bewegung in den 80er Jahren und einen Ausblick auf die 90er Jahre zu schreiben, ist einer Reihe von prinzipiellen Schwierigkeiten ausgesetzt, die im Gegenstand selbst, aber auch in den Möglichkeiten, Zugang zu ihm zu finden, begründet sind. Wenn in der folgenden Analyse von Dritte-Welt-Bewegung gesprochen wird, sind die etwa 3000 bis 5000¹ unabhängigen, zumeist lokal arbeitenden Dritte-Welt-Gruppen, Dritte-Welt-Läden und Solidaritätskomitees gemeint sowie ihre Zusammenschlüsse, Netzwerke und Verbände, denen der Anspruch gemeinsam ist, durch ihre Arbeit ein öffentliches Bewußtsein für die Probleme in der Dritten Welt und das Verhältnis zwischen Nord und Süd zu erzeugen. Dazu gehört auch die Entwicklung von Aktionsformen, die zu einer Veränderung dieses Verhältnisses beitragen können. Die Orientierung auf gesellschaftliche Breite und auf Veränderung sind — neben der thematischen Abgrenzung — die entscheidenden Bestimmungsgrößen für den Bewegungscharakter der Dritte-Welt-Bewegung. Der Übergang zu den kleineren privaten Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen ist dabei fließend, da diese Organisationen zum Teil selbst den Charakter größerer, organisatorisch gefestigter Dritte-WeltGruppen haben und/ oder durch ehrenamtliche Mitgliedschaften vor Ort die Funktion von Zusammenschlüssen oder Verbänden wahrnehmen. Fließend ist auch die Grenze zu den antiimperialistischen Gruppen, deren Analysen — wie auch Organisationsformen — häufig denen der Dritte-Welt-Gruppen vergleichbar sind, die jedoch militantere Aktionsformen bevorzugen und meist nicht den Anspruch auf breite Bewußtseinsbildungsarbeit teilen. Diese Unschärfe in der Abgrenzung des Gegenstandes muß in Kauf genommen werden, da das Prozeßhafte des Bewegungscharakters eine genauere Bestimmung kaum zuläßt.