Zusammenfassung
Nigeria besteht aus etwa 250 Stämmen, von denen die meisten eine eigene Sprache besitzen. Die größten Stämme sind die Fulani und Hausa im Norden, die Ibo im Osten und die Yoruba im Westen. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen den Stämmen ist die Sprache; bei vielen Stämmen gibt es auch soziale und politische Organisationsunterschiede (126). Seit der Islamisierung des Nordens und der Christianisierung des Südens wirken sich religiöse Unterschiede stärker aus; dabei ist der Gegensatz zwischen dem mohammedanischen Norden und dem katholischen Osten besonders groß. Ein starker Einfluß auf die Bevölkerung geht von geographischen Gegebenheiten aus; in der Küstengegend z. B. entstanden Kommunikationsschwierigkeiten durch die Sümpfe; die Felsgegend des Middle Belt bildete eine Schwierigkeit für den Nord-Süd-Kontakt. Die jahrhundertelange Trennung der Stämme und die mangelnden Kommunikationsmöglichkeiten führten zu Unterschieden und Gegensätzen, die sich durch die von Großbritannien eingeführte politische Einigung nicht beseitigen ließen. Rivalität und Feindschaft bestanden nicht nur zwischen Stämmen, sondern sogar innerhalb der Stämme zwischen einzelnen Dörfern: Mord, Diebstahl, Betrug und Verrat wurden innerhalb derselben Dorfgemeinschaft als schlimmste Verbrechen angesehen und geahndet; wurden aber Mitglieder eines anderen Dorfes umgebracht, bestohlen, betrogen oder verraten, so wurde das nicht als Verbrechen, sondern als Tapferkeit und Schläue angesehen, und derjenige, der die Tat begangen hatte, wurde von den Mitbewohnern seines Dorfes beglückwünscht. Relikte dieser Einstellung finden sich heute noch (127).
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Seibel, H.D. (1968). Interethnische Beziehungen. In: Industriearbeit und Kulturwandel in Nigeria Kulturelle Implikationen des Wandels von einer traditionellen Stammesgesellschaft zu einer modernen Industriegesellschaft. Ordo Politicus, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02968-7_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-02968-7_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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