Zusammenfassung
Die augusteische Zeit, in der nach hundertjähriger Weltkrise die Ökumene als Imperium Romanum ihre politische Gestalt und mit ihr die Segnungen eines echten Weltfriedens erhielt, sah in der Heraufführung dieses Idealzustandes den Sinn aller römischen Geschichte. Die Aufrichtung der Herrschaft über die Völker der Welt feiert Vergil in den berühmt gewordenen Versen des 6. Buches der Aeneis (v. 845 ff.) als den spezifischen Auftrag, der an das römische Volk erging; er grenzt ihn betont gegen den an ‚andere‘, d. h. die Hellenen, ergangenen ab, die bildende Kunst, die Beredsamkeit, die Wissenschaft zu schaffen. Die Kultur sei zum Schicksal des Hellenentums geworden, die Politik zu dem Roms. Der Geograph Strabo will die weit ins Mittelmeer hinausragende Apenninhalbinsel als von der Natur vorgegebene Basis für die Beherrschung der Mittelmeerwelt ansprechen (6, 4, 1). In Wirklichkeit ist Italien gerade wegen seiner langgestreckten, schwer zu vert6idigenden Küsten und Grenzgebiete durch Invasionen vom Meere und vom Lande her viel stärker gefährdet und deshalb schutzbedürftiger als andere Länder. Das zeigt, daß wir es bei Strabos Auffassung mit einem typischen Urteil ex eventu zu tun haben: nachdem Italien zum Mittelpunkt des Weltreiches geworden war, schien es von Anfang an geographisch für diese Stellung prädestiniert gewesen zu sein.
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Referenzen
Vgl. dazu u. a. Ed. Meyer, England (1915) S. 140 ff.: „Durch die Entwicklung der 90er Jahre hat die Weltlage eine Umwandlung erfahren wie kaum je zuvor ...; die engen Verhältnisse und beschränkten Gesichtspunkte Europas traten zurück; die Weltpolitik wurde für alle Großmächte das für ihr Verhalten maßgebende Moment“. — Für die antike Situation im Hannibalkriege vgl. die 1925 geschriebene Formulierung F. Münzers (Die politische Vernichtung des Griechentums, S. 32) : ‚Es ist eine Verflechtung der Interessen einer großen Staatengesellschaft, wie sie zuletzt im Weltkriege in Erscheinung getreten ist‘.
Ed. Meyer, Kleine Schriften (1924) 2, S. 535 ff. U. Kahrstedt im 3. Bd. v. O. Meltzers Geschichte der Karthager (1913) S. 450. Vgl. auch Polyb. 4, 28, 3.
Sein Vorhandensein hat M. Holleaux in einem der glänzendsten Erzeugnisse der althistorischen Literatur nachgewiesen: Rome, la Grèce et les Monarchies Hellénistiques au IIIe siècle avant J.-C. (1920). Seine Auffassung wird nicht zuletzt durch Plutarchs offensichtlich auf Polybios zurückgehende Bemerkung Tit. 2 bestätigt, Hellas habe vor Flaminins Kommen noch nicht viel mit den Römern zu tun gehabt, sondern sei damals zum erstenmal (πpώtov) mit ihnen in enge Berührung getreten.
L. Dehio, Gleichgewicht oder Hegemonie (1948), besonders S. 229 ff.
Vgl. F. Altheim, Epochen der römischen Geschichte (1934) S. 87 ff.; Italien und Rom 2, S. 95 ff. K.-E. Petzold, Die Eröffnung des 2. Röm.-Mak. Krieges (1940) unterschätzt diese Fähigkeit Roms, wenn er S. 100, Anm. 60 schreibt, man dürfe dem vielköpfigen Senat und den jährlich wechselnden Magistraten keine einheitliche Linie der Politik zumuten. Auf den politischen Horizont kommt es an; er war bei den Römern weiter als - mirabile dictu — bei den Monarchien.
So jetzt wieder H. Bengtson, Griech. Geschichte (1950) S. 357. Wenn hier weiter behauptet wird: „Bei Ipsos wurde eine neue Idee zum endgültigen Siege geführt, der Gedanke nämlich, daß das Territorium von rechtswegen dem gehöre, der es mit Waffen erobert hat und seinen Schutz zu garantieren imstande ist“, so muß demgegenüber betont werden, daß diese neue Idee längst in Alexander, also ein Menschenalter zuvor, lebendig war.
Vgl. etwa U. v. Wiilamowitz - Moellendorffs Rede von 1897 über „Weltperioden“ (Reden und Vorträge 1901 S. 125 ff.); Ed. Meyer in seiner Spengler-Kritik, Dtsch. Literatur-Ztg. 1924, 1760 (auch als Sonderschrift erschienen).
Bengtson, a. a. O. S. 357.
W. Dittenberger, Orientis Graeci inscriptiones selectae 1, Nr. 54 (S. 83 ff.); R. Helbing, Auswahl aus griechischen Inschriften (1915) S. 59 f.
Literaturangaben enthält der Bericht von S. Lauff er, Histor. Zeitschrift 179 (1955), S. 616.
Vgl. Polyb. 5, 107, 2 f.
Griech. Gesch. S. 453. Wenn es hier auf S. 454 oben heißt, Antiochos’ Streben sei keineswegs auf die Erringung der Weltherrschaft gerichtet gewesen, so widerspricht dem unsere Überlieferung, z. B. Plut. Tit. 9, wo es ausdrücklich heißt, daß sein Ziel die ατπαvττωv ηηεµovíα war.
Pyrrh. 14.
Ober den Allianzvertrag zwischen Philipp V. und Hannibal (Polyb. 7, 9) urteilt sehr besonnen E. Groag, Hannibal als Politiker (1929) S. 87 ff. Richtig S. 89: „Philipp hatte nur seine eigene Politik zu machen, und diese mußte darauf gerichtet sein, daß weder Rom noch Karthago allzu mächtig werde, daß keine von den beiden Großstaaten, gleich den Ptolemäern im Osten, die Seeherrschaft im Westen des Mittelmeeres an sich reiße“; S. 90, Anm.: „Philipp, der sich immer als Meister der skrupellosen hellenistischen Diplomatie erwiesen hat, konnte in späteren Zeiten, wenn einmal das Übergewicht Roms gebrochen war, auf die Pläne des Pyrrhos zurückgreifen“. Der Hannibalvertrag ist im Lichte des Vertrages Philipps V. mit Antiochos d. Gr. von 203/2 v. Chr. zu sehen. Die annalistische Verfälschung der Überlieferung (vgl. Groag S. 82) besteht darin, daß (schon bei Coelius Antipater) die zu erwartenden Folgewirkungen in das Vertragsinstrument hineingetragen wurden. — Waαlbank (Philip V. S. 71 f.) unterschätzt Philipps Rolle in dem Vertrage. Richtiger urteilt U. Kahrstedt, Gesch. der Karthager 3 (1913) S. 449 f., der auf den „neuen Gipfel der Macht“ Makedoniens seit Antigonos Doson hinweist.
a.a. O. S. 398.
Polyb. 5, 102, 1.
J. Geffcken, Griech. Epigramme (1916) S. 127 f., Nr. 324. Die deutsche Ûbertragung nach A. Körte, Hellenist. Dichtung (1925) S. 326. Vgl. auch Geffcken Nr. 174 (S. 68).
Mit Recht stimmt ihm Bengtson, Griech. Gesch. S. 426, hierin bei.
So urteilt richtig E. Kirsten, Welt als Geschichte 8 (1942) S. 88.
3, 8, 11. Andererseits lobt er 21, 31 den athenischen Gesandten, der es nach dem Antiochoskriege verstand, den Zorn der Römer von der Gesamtheit der Ätoler auf ihre Wortführer zu lenken und damit einzuschränken. — Aus neuerer Zeit vgl. man z. B. J. Görres’ Worte in seinem Rheinischen Merkur vom 25. April 1814 (Nr. 47 c 1) gegen die Bemühungen von französischer Seite, alle Schuld auf Napoleon zu schieben: ‘Sie haben bis auf den letzten Mann gestritten und sind überwunden worden; so mögen sie denn auch als Überwundene behandelt werden’.
3, 12, 5 f.
Vgl. auch 18, 37, 3.
23,15.
Polyb. 18, 37, 9.
Liv. 34, 33, 6 ff. 41, 4 f.
Rede des M. Acilius (cos. 191 v. Chr.) an seine Truppen: Liv. 36, 17, 15. Pompe jus : Diod. 40, 4. Plut. Pomp. 38 f. Appian, Mithrid. 113 f. Vgl. J. Vogt, Vom Reichsgedanken der Römer (1943) S. 170 ff.
Polyb. 21, 22, 8; vgl. auch 23, 3.
Blüte und Niedergang des Hellenismus in Asien (1925) S. 20.
Anm. 6, 42.
Berichte des X. Internat. Historikerkongresses in Rom (1955), Relazioni Bd. 2, Storia de11’Antichità, S. 234: Le spectacle d’anarchie offert par la plupart de ces monarchies à leur déclin interdit de reporter sur Rome la seule responsabilité de cet inachèvement.
Vgl. mein Buch „Grundlagen und Sinn der griechischen Geschichte“ (1945) S. 291 ff., 307 ff.
18, 41, 5.
p. 214 Bkk. s. v. βαбcλεíα.
Welt als Geschichte 7 (1941) S. 20 f. Polyb. 10, 10, 9.
a.a. O. S. 42 ff. U. Kahrstedt im 3. Bd. von Meltzers Geschichte der Karthager (1913) S. 482 ff., 486 f., 570 f. Kahrstedt würdigt, wenn ich recht sehe, nicht, daß man sich in Karthago seit Cannae für überlegener hielt, als man war.
Welt als Geschichte 7, S. 31.
Das spricht auch aus Ennius Urteil (fr. 68 D. = 180 f. V.) über die epirotischen Äakiden: bellipotentes sunt magis quam sapientipotentes. Vgl. Welt als Geschichte 7, S. 18.
Justin, 15, 2, 9. Vgl. Polyb. 18, 3, 2 ff.
Justin, 29, 3, 8. Hierher gehört die zu einer makedonischen Geschichte unter Philipp II. verkürzte Ausgabe der Philippischen Geschichte Theopomps, die Philipp V. veranstalten ließ.
5, 9, 11. Er kommt später (32, 15) nochmals auf den ‚Wahnsinn‘ dieses Vorgehens zurück, als er unter dem Jahre 157 v. Chr. die Plünderung und Verbrennung des wiederhergestellten Nikephorions bei Pergamon und zahlreicher anderer Heiligtümer durch Prusias II. von Bithynien berichtet. — Waalbank, Philip V, S. 78, Anm. 4, weist mit Recht auf die Verwüstung Messeniens 214 v. Chr. als ein in die Reihe der kaum begreiflichen Gewalttaten des Königs gehöriges Ereignis hin.
13, 3.
A. Schober, Die Kunst von Pergamon (1951), wo H. Brunns Auffassungen von 1884 neu belebt werden; s. S. 166 f.
Griech. Kulturgesch. 4, S. 58 (Bd. 2, S. 143 der Ausg. von R. Marx im Kröner-Verlag).
Sie ist von Schober an der oben zitierten Stelle gar nicht als wichtige Analogie herangezogen worden. Daß seine negativen Urteile Wort für Wort auf sie zutreffen, zeigt, daß mit Ausdrücken wie ‚Scheußlichkeiten‘, ‚Effekt um jeden Preis‘ etc. dem Phänomen des Pergamonstils nicht beizukommen ist.
p. 99.
R. Heinze, Von den Ursachen der Größe Roms 2(1925) S. 17. Vgl. Stier, Welt als Geschichte 7, S. 13.17.
Welt als Geschichte 7, S. 16 ff. Vgl. Polyb. 5, 2, 5. 16, 22.
Vgl. u. a. U. Kahrstedt, Götting. gelehrte Anz. 1936, S. 191 f.
Polyb. 5, 26, 6.
Außer den bekannten Beispielen aus der Geschichte Alexanders wären hier Vorkommnisse aus der ersten Regierungszeit Philipps V. zu nennen: Polyb. 5, 15 f. 25.
Vgl. Bengtson, Griech. Geschichte 424 f.
Polybios bescheinigt ihnen 5, 2, 5 f., daß sie die besten Soldaten für die Feldschlacht seien, aber auch bereitwilligst gegebenenfalls Flottendienst übernahmen und außerdem alle harten Pflichten des Pionierwesens mit unverdrossenem Fleiße erfüllten — wie Hesiod die Aakiden schilderte: als ‚Männer‘, die sich am Kriege ergötzten ‚als sei er ein Festmahl‘.
Roms Kampf um die Weltherrschaft (1912) S. 20.
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Stier, H.E. (1957). Wandel der Weltverhältnisse. In: Roms Aufstieg zur Weltmacht und die griechische Welt. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 11. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02898-7_2
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