Zusammenfassung
Die Lebensgemeinschaft ist die höhere Einheit, die durch das Zusammenleben der Einzelnen entsteht. Sie ist keine hypothetisde Einheit, sondern eine reale. Sie übt in ihrem gesamten Umkreis Wirkungen aus, also auch auf den Einzelnen, der sie mit bilden hilft. So ergibt sich eine Wechselwirkung, die eine fortdauernde ist und sich in einer fortlaufenden Entwickklung offenbart. Diese Wirkungen sind psychische. Die Seelen der Einzelnen bilden die gemeinsame Seele der Lebensgemeinschaft, die mit den Einzelseelen verwandt und doch mehr und eine Einheit für sich ist. Jede Lebensgemeinschaft hat ihre eigene Seele, ihren Geist. „Die geistigen Entwicklungen, die durch das Zusammenleben der Glieder einer Volksgemeinschaft entstehen, sind nicht minder tatsächliche Bestandteile der Wirklichkeit — sagt Wundt — wie die psychischen Vorgänge innerhalb des Einzelbewußtseins. Sie sind allerdings nichts, was jemals außerhalb individueller Seelen vor sich gehen könnte.
„Der große Mensch vollzieht, oft ohne Wissen, höhere Beschlüsse, und ein Weltalter drückt sich in seiner Person aus, während er selber seine Zeit zu beherrschen und zu bestimmen glaubt.“
Burckhardt74
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Referenzen
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Wundt, Völkerpsychologie, 1. Bd., 1. Teil, S. 10/11, 4. Aufl., Alf red-Kröner-Verlag, Stuttgart, 1921.
Kant, Kritik der Urteilskraft, § 41, in Immanuel Kants Werke, Buch 5–8, Globus-Verlag, Berlin.
Wundt, Völkerpsychologie, I. Bd., 1. Teil, S. 15/16, 4. Aufl., Alfred-Kröner-Verlag, Stuttgart, 1921.
Eckermann, Gespräche mit Goethe, 2. Bd., S. 73, Verlag: Deutsche Bibliothek, Berlin.
Wundt, Völkerpsychologie, I. Bd., 1. Teil, S. 19, 4. Aufl., Afred-Kröner-Verlag, Stuttgart, 1921.
”Diejenigen Regeln, die das Genie abwerfen kann, sind solche, welche ein bloß mechanischer Verstand vorschreibt; das Genie ist autonomisch, nur der fremden Gesetzgebung entzieht es sich, nicht der eigenen, denn es ist nur Genie, sofern es die höchste Gesetzmäßigkeit ist; aber eben diese absolute Gesetzgebung erkennt die Philosophie in ihm, welche nicht allein selbst autonomisch ist, sondern auch zum Prinzip aller Autonomie vordringt. Zu jeder Zeit hat man daher gesehen, daß die wahren Künstler still, einfach, groß und notwendig sind in ihrer Art, wie die Natur. Jener Enthusiasmus, der in ihnen nichts erblickt als das von Regeln freie Genie, entsteht selbst erst durch Reflexion, die von dem Genie nur die negative Seite erkennt: es ist ein Enthusiasmus der zweiten Hand, nicht der, welcher den Künstler beseelt, und der in einer gottähnlichen Freiheit zugleich die reinste und höchste Notwendigkeit ist.“ (Schelling, Vorlesungen über die Methode des akademischen Unterrichtes, 14. Vorlesung, in Sämtliche Werke, 1. Abt., 5. Bd., S. 349, J. G. Cotta’scher Verlag, Stuttgart u. Augsburg, 1859.)
Kant, Kritik der Urteilskraft, § 82, in I. Kants Werke, Buch 5–8, Globus-Verlag, Berlin.
Wundt, Völkerpsychologie, I. Bd., 1. Teil, S. 24, 4. Aufl., Alfred-Kröner-Verlag, Stuttg., 1921.
Kant, Träume eines Geistersehers erläutert durch Träume der Metaphysik, in I. Kants Werke, 1. B., S. 141, Globus-Verlag, Berlin.
Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, II. Bd., 2. B., Kp. 19, S. 280, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, Nr. 2778–2785.
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Guilleaume, E. (1953). Persönlichkeit und Individuum. In: Überwindung der Masse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02745-4_6
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