Zusammenfassung
Die Theorie der Preisbildung orientierte sich bisher fast ausschließlich am Modell eines Unternehmens, dessen Ziel die Gewinnmaximierung im Interesse seiner Träger ist. Dieses Vorgehen hat sich wissenschaftlich als fruchtbar erwiesen und ist methodisch unanfechtbar. Als Aussage über die realen Motive unternehmerischen Handelns im weitesten Sinne wäre selbstverständlich eine Beschränkung auf das Motiv der Gewinnmaximierung gerade auch in Hinsicht auf die privatwirtschaftlichen Unternehmen eine rudimentäre und dürftige psychologische Annahme, die der Realität in keiner Weise gerecht wird. War schon G. Weisser1 in seinen grundsätzlichen Beiträgen zur Unternehmensmorphologie in bewußtem Gegensatz zu einem Teil der betriebswirtschaftlichen Analysen von einer Vielfalt der Motive unternehmerischen Handelns auch in der Privatwirtschaft ausgegangen, so haben die empirischen Analysen der ökonomischen Verhaltensforschung G. Schmölders’ in den letzten Jahren erneut die Berechtigung und die Bedeutung dieses Vorgehens deutlich werden lassen2. Daß soziologische, anthropologische und psychologische Untersuchungen die Gewinnmaximierungsthese der ökonomischen Modellanalyse — sofern sie als Aussage über die Wirklichkeit gemeint ist — als theoretisch nicht haltbar erscheinen lassen, ist zwar offensichtlich3. Dennoch stellt die Modellanalyse fast ausschließlich auf die Gewinnmaximierungshypothese ab, und dieses Verfahren erweist sich zur Analyse von Prozessen in marktwirtschaftlich geordneten Volkswirtschaften aus Erwerbsunternehmen als methodisch fruchtbar.
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Literatur
G. Weisser: Form und Wesen der Einzelwirtschaften, Theorie und Politik ihrer Stile, Göttingen 1949. Vgl. vor allem hier die Übersicht über den Inhalt des (noch nicht erschienenen) 2. Bandes auf S. 108 f.
G. Schmölders: Ökonomische Verhaltensforschung, in: Ordo, 5. Bd., Düsseldorf und München 1953, S. 203 ff.
Vgl. dazu George Katona: Das Verhalten der Verbraucher und Unternehmer, Tübingen 1960.
G. Weisser: Gegenstand und Hauptprobleme der Morphologie der einzelwirtschaftlichen Gebilde unter besonderer Berücksichtigung der öffentlichen und freigemeinwirtschaftlichen Unternehmen, in: Morphologie der einzelwirtschaftlichen Gebilde, Bericht über die Kölner Tagung 1955, Schriften des Seminars für Genossenschaftswesen an der Universität zu Köln, Bd. 1, Göttingen 1957, S. 19/20.
G. Weisser: Art. Wirtschaft, in: Handbuch der Soziologie, hrg. von Ziegenfuß, Stuttgart 1956, S. 994.
Zur Problematik der Bestimmung des Inhalts des öffentlichen Interesses vgl. die Ausführungen G. Weissers vor dem Ausschuß »öffentliches Interesse« des Wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft für Öffentliche Wirtschaft, wiedergegeben in Theo Thiemeyer: »Öffentliches Interesse«, in: Archiv für öffentliche und freigemeinwirtschaftliche Unternehmen, Bd. 5, 1960, S. 304–311.
E. Sohmen: Grundlagen, Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten der Welfare Economics, in: Probleme der normativen Ökonomik und der wirtschaftspolitischen Beratung, Schriften des Vereins für Socialpolitik, N. F. Bd. 29, Berlin 1963, S. 88.
E. Lauschmann: Grundlagen, Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten der Welfare Economics, in: Probleme, a. a. O. S. 112.
R. Jochimsen: Grundlagen, Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten der Welfare Economics, in: Probleme, a. a. O., S. 129 ff. Vor allem auch Reimut Jochimsen: Ansatzpunkte der Wohlstandsökonomik, Basel-Tübingen 1961, S. 1/2.
Zum Begriff »institutioneller Sinn« der Wirtschaftsgesellschaften vgl. G. Weisser: Art. Wirtschaft, a. a. O., S. 1024.
H. Ritschl: Art. Unternehmungen, öffentliche, in: HdSW, Bd. 10, S. 506 ff., bes. S. 508/509. Zur Kostendeckung bes. S. 515. Daß diese Einteilung für andere Untersuchungen, z. B. unter finanzwirtschaftlichem Aspekt fruchtbar ist, steht außer Zweifel.
G. Weisser: Art. Wirtschaft, a. a. O., S. 989. Ebenso macht R. Seyffert weder Erwerbsstreben noch Kostendeckung zum Merkmal des Unternehmens. Von den Erwerbsunternehmen unterscheidet er die Sozialunternehmen, bei denen das Rentabilitätsstreben nicht vorherrscht und die häufig öffentlicher Subvention bedürfen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. R. Seyffert: Art. Betrieb, in HWB Bd. 1, S. 735 ff. Anders jedoch H. Ritschl, bei dem sich die Forderung nach Kostendeckung ex definitione ergibt (a. a. O., S. 508/509 und S. 515). Über die verschiedenen Verwendungsweisen des Wortes Unternehmen vgl. vor allem die Darstellung des »Begriffsstreits« bei E. Grochla: Art. Unternehmung und Betrieb, in HdSW Bd. 10, S. 583 ff.
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Thiemeyer, T. (1964). Einleitung. In: Grenzkostenpreise bei Öffentlichen Unternehmen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02519-1_1
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