Zusammenfassung
Ein Konzert bedarf der Mitwirkung dreier menschlicher Elemente: des Interpreten, des Komponisten und des Publikums. Sie alle sind innerhalb eines gegebenen sozialen Kontexts verankert. Letzten Endes existiert jedoch die komplizierte und aufwendige Struktur des Sinfonieorchesters vor allem zum Wohle und zur Anregung des Publikums. Daher ist das Repertoire einem dauernden Entscheid des Publikums unterworfen. Der Entzug oder die Minderung seines Wohlwollens — aus was für Gründen es auch sein mag — würde seine Existenz in Frage stellen. Deshalb muß sich jede realistische Analyse des Repertoires und der Zukunftschancen des Orchesters zum Teil auf die menschlichen Wesenszüge der spezifischen Zuhörerschaft gründen und auf deren jeweilige Vorstellungen über das Wesen des Schönen. Es mag unangemessen erscheinen, Fragen nach dem Wesen des Schönen zu stellen, und ungehörig, sie beantworten zu wollen, zumal sie den Geist des Menschen wenigstens seit der griechischen Antike bewegt haben. Manche Denker vertreten gar die Ansicht, solche Fragen seien für den Genuß großer Musik durchaus belanglos. Aber sie machen einen Teil unserer historischen Tradition aus, und die Versuche, hier eine Antwort zu finden, sind geradezu Teil des Lebensprozesses selbst.
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Referenzen
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Eine ausführliche Kritik der Zeitgeisttheorie in ihrer Anwendung auf den Begriff des „Barock“ in der gegenwärtigen Musikwissenschaft findet sich bei J. H. Mueller, Baroque — Is it Datum, Hypothesis, or Tautology, 1941, S. 421–437.
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B. Cardozo, The Paradoxes of Legal Science. New York 1928, S.1–2.
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Mueller, J.H. (1963). Der musikalische Geschmack und seine Gestaltung. In: Fragen des musikalischen Geschmacks. Kunst und Kommunikation, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02458-3_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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