Zusammenfassung
In den folgenden skizzenhaften Ausführungen wird weniger von der Personalpolitik als von den Grundlagen die Rede sein, die für das Verständnis des personalen Geschehens in der Unternehmung und damit für eine erfolgreiche Personalpolitik Voraussetzung sind. Eine dieser Grundlagen ist das Wissen um die vielfach unter- und unbewußten Motivationen menschlichen Handelns. Gerade diese Grundlage scheint uns in der für die Personalpolitik relevanten Forschung bisher eher vernachlässigt worden zu sein. Da die Zusammenarbeit von Tiefenpsychologen und mit Fragen des Personalwesens befaßten Betriebswirten vielversprechend ist1), wollen wir im weiteren Verlauf dieses Beitrages einige psychoanalytische Konzepte zur Diskussion stellen, die zum Verstehen betrieblicher Führungsprobleme von Nutzen sein könnten. Die Möglichkeiten, seitens der Tiefenpsychologie der Personalpolitik eine Hilfestellung zu leisten, sind damit natürlich höchstens vorsichtig angedeutet.
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Literatur
Hervorzuheben ist hier die Forschungsgruppe um A. Zaleznik, der — selbst Betriebswirt und Psychoanalytiker in einer Person — als Pionier auf diesem neuen Forschungsgebiet arbeitet und seit 1967 einen eigenen Lehrstuhl für Sozialpsychologie des Managements der Harvard Business School innehat. Der Verfasser hat als Mitglied der Fakultät der Harvard Business School 1968/69 eng mit A. Zaleznik zusammengearbeitet.
Als Hilfswissenschaften z. B. Mathematik, Statistik, Informatik, Datenverarbeitung usw. und als Nachbardisziplinen vornehmlich, aber keineswegs ausschließlich Soziologie, Psychologie, Geschichte, Rechtswissenschaften, Politikwissenschaft, Kultur-Anthropologie.
Etwa im Gegensatz zur „Business Administration“ im angelsächsischen Bereich.
Im Sinne von Herzberg, Mausner und Snyderman; vgl. dieselben, The Motivation to Work, New York 1959, S. 113 ff.
vgl. M. v. Hofmann, Das Unternehmerische Element in der Betriebswirtschaft, Berlin 1968, S. 32 ff.
Vgl. W. Kirsch, Entscheidungsprozesse, Bd. I, Verhaltenswissenschaftliche Ansätze der Entscheidungstheorie, Wiesbaden 1970.
Die Wörter Unternehmer, Manager, Betriebsführer, Leiter usw. sind für die vorliegenden Ausführungen als gleichbedeutend anzusehen, da es zunächst ganz allgemein um Führungsphänomene im Betrieb geht, vorläufig mit Beschränkung auf die obere Ebene.
Zur Einführung in die psychoanalytischen Methoden und Konzepte seien empfohlen: S. Freud, Gesammelte Werke, Frankfurt a, M., Band XI, Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse und Band XVII, Schriften aus dem Nachlaß 1892–1939, Abriß der Psychoanalyse, S. 67–138 und Some Elementary Lessons in Psycho-Analysis, S. 139–147; C. Brenner, An introductory Text to Psychoanalysis, New York 1957; G. Bally, Einführung in die Psychoanalyse S. Freuds, Hamburg.
D. McGregor, The Human Side of Enterprise, New York 1960.
R. C. Hodgson, D. J. Levinson und A. Zaleznik, The Executive Role Constellation, Boston 1965.
M. v. Hofmann, Das Unternehmerische Element in der Betriebswirtschaft, a. a. O., S. 250 ff.
R. W. White, Ego and Reality in Psychoanalytic Theority, Psychological Issues, International University Press 1963.
E. H. Erikson, Identity and the Life Cycle, Psychological Issues I/1, International University Press 1959.
S. Freud, Gesammelte Werke, Frankfurt a. M., vor allem in Bd. 371I, S. 371; XIII, S. 40–45; XV, S. 114 f. und XVII, S. 71, 76 und 129.
A. H. Maslow, Motivation and Personality, New York 1954. Aber auch schon bei K. Marx in seiner Arbeitstheorie; vgl. insbesondere K. Marx und F. Engels, Historisch kritische Gesamtausgabe, 5. Band, Boston 1935, S. 18 f.
Wer das Verhalten von Menschen in extremen, existenzbedrohenden Situationen kennt, weiß, was ich meine. Eine ausgezeichnete Darstellung bringt A. Solschenizyn in seinem Bericht: Ein Tag im Leben des Iwan Denisowltsch (deutsch in: Im Interesse der Sache, Neuwied - Berlin 1970 ).
Vgl. Herzberg u. a., a. a. O., insb. S. 113 ff.
E. H. Erikson, Identity and the Life-Cycle, a. a. O.
E. H. Erikson, Childhood and Society, 2. Aufl., 1963.
Vgl. unsere früheren Ausführungen und den Verweis auf Hodgson - Levinson Zaleznik, The Executive Role Constellation, a. a. O.
Eine hervorragende Studie, die diesen Tatbestand nachweist, geben A. L. George und J. L. George, Woodrow Wilson and Colonel House, A Personality Study.
Vielfach ödipale Probleme, die keine echte Lösung fanden und im Untergebenen-Vorgesetzten-Verhältnis zu infantilem Verhalten führen: z. B. überängstliche Untergebene, schlechte Leistung, Unentschiedenheit usw.
Vgl. E. H. Erikson, Identitychrw(133), a. a. O., S. 166, die übersichtliche Zusammenschau der 8 Konfliktpaare und Reifestadien.
Vgl. S. Freud, Massenpsychologie und Ich-Analyse, Gesammelte Werke, Band XIII, a. a. O.
Schon S. Freud hat auf diesen Vorgang hingewiesen. Eine ausgezeichnete Darstellung findet sich bei A. Freud, The Ego and the Mechanisms of Defense, New York 1966 (deutsches Original 1936, Kap. 9).
Auch im übertragenen Sinne, die persönliche Freiheit als geistiges Leben bedrohende Gewalt.
E. Ringelblum, Chronique du Ghetto de Varsovie, Paris 1959, zitiert nach I. A. Caruso, Soziale Aspekte der Psychoanalyse, Stuttgart 1962.
A. Mitscherlich in Einleitung zu: A. Mitscherlich und F. Mielke (Hrsg.), Medizin ohne Menschlichkeit, Bd. 332, Frankfurt a. M., ebenfalls zitiert nach I. A. Caruso, a. a. O.
Zum Konfliktproblem bei Managern: A. Zaleznik, Human Dilemmas of Leadership, New York - London 1966, S. 31 ff.
Der Zusammenbruch und darauffolgende Selbstmord eines so hervorragenden Mannes wie James Forrestal hat seine Ursache höchstwahrscheinlich in dieser Konfusion. Vgl. A. A. Rogow, James Forrestal, 3. Aufl., New York 1964.
S. Freud, Gesammelte Werke, Band XVII, a. a. O., S. 143 f. gibt ein ähnliches Beispiel.
Ein hochinteressantes Beispiel hierfür bieten G. W. Dalton, L. B. Barnes und A. Zaleznik, The Distribution of Authority in Formal Organizations, Boston 1968, besonders Kapitel VI und VII. Dieses Buch bietet gerade im Zusammenhang mit dem Problem der Rationalisierung noch einen zusätzlichen Reiz, da es die unterschiedliche Beurteilung der Autoren über das Ergebnis ihrer Untersuchung enthält.
H. Lasswell, Psychopathology and Politics, 3. Aufl., New York 1966.
E. V. Wolfenstein, The Revolutionary Personality: Lenin, Trotzky, Gandhi, Princeton 1967.
R.Likert, New Patterns of Management, New York 1961.
W. Bennis, Leadership Theory and Administrative Behavior, in: Administrativ Science Quarterly, Vol. 4 (1959), No. 3.
L. B. Barnes, Organisation Systems and Engineering Groups, Boston 1960.
E. Litwak, Models of Bureaucracy which Permit Conflict, in: American Journal of Sociology, Vol. 67 (1961).
D. McGregor, The Human Side of Enterprise, a. a. O.
I. A. Caruso, Soziale Aspekte der Psychoanalyse, a. a. O., S. 13 ff.
A. Zaleznik, Human Dilemmas of Leadership, a. a. O., S. 41 ff.
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von Hofmann, M. (1972). Tiefenpsychologische Anleihen zum Verständnis von Führungsproblemen als Grundlage der Personalpolitik. In: Braun, W., Kossbiel, H., Reber, G. (eds) Grundfragen der betrieblichen Personalpolitik. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02050-9_6
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