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Theoretischer Vorspann

  • Chapter
Poesie als Praxis

Part of the book series: Literaturwissenschaft ((Liwi))

  • 31 Accesses

Zusammenfassung

Dieser theoretische Vorspann soll, wie gesagt, nicht den Schlüssel darstellen für die „Flegeljahre“, sondern nur anhand zweier ‚theoretischer‘ Texte Jean Pauls den Problemhorizont aufzeigen, vor dem die „Flegeljahre“ interpretiert werden, und die die Interpretation leitenden Begriffe klären.

Wenigstens würde in Bildern sich das verwandte Leben besser spiegeln als in toten Begriffen — nur aber für jeden anders. (Jean Paul, „Vorschule“)

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Literatur

  1. Ich zitiere Jean Paul nach der Hanser-Ausgabe (s. Literaturverzeichnis); die “Flegeljahre” durch Angabe der Seite in Klammern, die “Natürliche Magie der Einbildungskraft” durch N, Seite und die “Vorschule” durch V, Seite.

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  2. Jetzt hab’ ich zweierlei zu tun. Ich muß erweisen, wie die Phantasie uns in ihren Ländereien mit Zauberspiegeln und Zauberflöten so süß betören und so magisch blenden könne; - zweitens muß ich vorher die meisten dieser magischen Kunststücke aufzählen.“(IV,196)

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  3. Dieser Sinn des Grenzenlosen ist vergleichbar mit dem “Instinkt des Menschen” (“Vorschule”, §13), der es möglich macht, “daß der Mensch nur die Worte Irdisch, Weltlich, Zeitlich u.s.w. aussprechen und verstehen kann; denn nur jener Instinkt gibt ihnen durch die Gegensätze davon den Sinn.”

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  4. In den “Flegeljahren” heißt das so: “Allmählich sank Walt ins Vortrtiumen hinein - was so verschieden vom engem Nachträumen ist, da die Wirklichkeit dieses einzäunt, indes der Spielplatz der Möglichkeiten jenem freiliegt.” (673f)

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  5. ich suche nicht die Phantasie zu verkörpern, sondern bloß die Sinne zu vergeistigen“ (IV,196)

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  6. s.u., 4.Teil: Jacobi macht, daß ein gebildeter Apollos-und ein gemalter Johanneskopf nichts sind als die schöne echte Physiognomie der großen Seelen, die beide geschaffen, um in homogenem Körpern zu wohnen, als die eignen sind. (IV,203f; s.u., 4. Teil)

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  7. Vgl. “Flegeljahre”, S.951 u. 957, wo Walt sagt: “Soll denn ein Mensch sich gar nicht ein wenig liebhaben und etwas für sich tun, da er doch den ganzen Tag bei sich selber wohnt und sich immer hört und denkt, was ihn ja schon mit den niedrigsten Menschen und Tieren zuletzt versöhnt, nämlich das Beisammensein? Wer nimmt sich denn eines armen Ichs von Ewigkeit zu Ewigkeit so sehr an als dieses Ich selber? An Menschheit glauben an fremde und eigne - durch sein Inneres ein fremdes ehren und kennen - das ists, worauf das Leben und die Ehre ankommt; alles übrige hole der Henker.” (s.u., “Die Zwillinge”)

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  8. Es ist das alte Problem, ob die Mimesis die natura naturata oder die natura naturans betrifft. Vgl. Erich Auerbach: Mimesis, Bern/München 1971

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  9. Der Bildbereich des Sehens und der Helligkeit zieht sich durch den ganzen Text. Als “Spiegelung der Welt” ist der Dichter “Auge” und “Feuer”, er muß “Flammen werfen”; das ganze “Sichselbersehen in zwei Spiegeln zugleich”; die “Spiegelpfeiler”, der “helle Traum”; das Selbstbewußtsein als “ewige fortbrennende Lampe im Innern, gleich Begräbnis-Lampen”; der Philosoph will in Gottes Licht blicken; der Schulmann, der auf das Grab seines Vorfahrs sieht. Auch die Beispiele aus der “besonnenen” Geisteswelt sind von Helle und Sehen bestimmt: Shakespeares “himmelklares Angesicht”; die Besonnenheit leuchtet hell in Plato. Gekoppelt mit Sehen und Helligkeit ist die Höhe: der dichtende und denkende Nachtwandler auf den Höhen der Wirklichkeit; der besagte Schulmann sieht von oben herab; der Philosoph ersteigt einen Standpunkt nach dem anderen, um in Gottes Licht zu blicken. Im Bild von Platons “Sternbildern eines unterirdischen Himmels” werden alle drei Bereiche in einem Bild und im Innern eines Genies zusammengeführt, das noch dazu Dichter und Philosoph ist.

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  10. Vgl. aus dem Programm über den Witz, in dem Jean Paul über den Tiefsinn im Unterschied zum Witz und zum Scharfsinn schreibt: “Denn er kann nie aufhören, gleichzumachen, sondern er muß, wenn er eine Verschiedenheit nach der anderen aufgehoben, endlich als ein höherer göttlicher Witz bei dem letzten Wesen ankommen und, wie ins höchste Wissen der Scharfsinn, sich ins höchste Sein verlieren.” (V,172í) Kinde, und der Unendliche, der obwohl uns unfaßbar, nichts sein kann, was er nicht weiß, hinter dem Endlichen! (V,59)

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  11. Jochen Schmidt: Die Geschichte des Genie-Gedankens in der deutschen Literatur, Philosophie und Politik 1750–1945. Bd.1: Von der Aufklärung bis zum Idealismus, Darmstadt: WB 1985, S. 449f

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  12. In dieser Jean Paulschen Konzeption des Ich kommen Herders analogisches Denken und Jacobis Evidenz-Erfahrung zusammen.

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  13. s.u., 3.Teil: Die zunehmende Abstraktion der Religion, wie sie Herder beschreibt. herumzieht, so ist die innere Nacht zwar die Mutter der Götter, aber selber eine Göttin. Jedes Körper-oder Welten-Reich wird endlich enge und nichts, sobald ein Geisterreich gesetzt ist als dessen Träger und Meer. (V,96f)

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  14. Ich hoffe, daß ich mit diesem Abschnitt Burkhardt Lindners Beurteilung aufheben kann: “Jean Paul definiert den Humor als das Komische unter den Bedingungen der romantischen Innerlichkeit. In der Epoche der Romantik müsse auch alles Komische ”romantisch, d.h. humoristisch werden“ (W V, 127). Nicht anders als die Phantasie versteht Jean Paul auch den Humor als Projektion innerlicher Erfahrung des Absoluten auf eine kontingente Außenwelt. Versuche, Jean Pauls Anwendung seiner Analyse des Lächerlichen auf den Begriff des Humors (W V,31) durch immanente Auslegung als stringent zu erweisen, sind bislang ziemlich erfolglos geblieben. Unvermeidlich stößt man auf die Unauflösbarkeit der metaphorischen Formulierungen, die auch für Kommerell, den kongenialen Interpreten, etwas ”Raunendes“ behalten.” (Burkhardt Lindner: Jean Paul. Scheiternde Aufklärung und Autorrolle, Darmstadt: Agora 1976 (Canon 1), S.130).

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  15. Insofern ist, vor allem in Hinsicht auf die Einflüsse Herders und Jacobis, das Urteil Kurt Wölfels nicht zutreffend: “Mehrere Auffassungen des Verhältnisses der drei Komponenten Innerlichkeit, Körperwelt, Zweite Welt zueinander haben sich ergeben. Für die eine ist die Körperwelt das Fremde, Heterogene, ein Abgrund, über den hinweg die Innerlichkeit Notbrücken schlägt, um sich mit der zweiten Welt, aus der die Seele stammt, in Korrespondenz zu setzen. Für die andere ist die Sinnenwelt diese Brücke selbst, Zeichen des göttlichen Sinns, in dessen Entzifferung der Innerlichkeit die zweite Welt bereits in und mit dieser Erscheinungswelt gegenwärtig wird. Die dritte Möglichkeit aber deutet sich mit der Gestalt des humoristischen Subjektivisten an: Inneres und AuBeres stehen sich beziehungslos und fremd gegenüber, und das Ich wird von der Wirklichkeit, unfähig sie transzendierend zu überbrücken, immer nur auf sich selbst, in die eigene innere Welt zurückgeworfen. Sein Rufen ist und bleibt ein Selbstgespräch, sein Schauen stets nur ein Sich-Spiegeln.” (Kurt Wölfel: “Ein Echo, das sich selber ins Unendliche nachhallt”. Eine Betrachtung von Jean Pauls Poetik und Poesie, in: Jean Paul. Hg. v. U.Schweickert, Darmstadt: WB 1974, S.277–313; Zitat S.289)

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  16. Dadurch wird auch das Verdikt Jochen Schmidts (s.o.) widerlegt.

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  17. Daher sammelt auch Walt Beobachtungen in einem “Abgußsaal” für seinen Roman, z.B. bei Neupeters Geburtstags-Festtafel (aber auch noch öfter): “Was ihm indes weit besser schmeckte als alles, was darin lag, waren die Senfdosen, Dessertlöffel, Eierbecher, Eistassen, goldne Obstmesser, weil er das neue Geschirr in seinen Doppelroman als in einen Küchenschrank abliefern konnte: sobald ich nur die Namen richtig überkomme durch meinen guten Nachbar Flitte, so hab’ ich alles, was ich für meinen Roman brauche, und kann auftischen.«”(725)

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  18. Ich benutze hier wie im folgenden das etwas anachronistische, weil erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts üblich gewordene Wort nicht in der Bedeutung, die ihm Dilthey u.a. beigelegt haben, sondern in der zeitlich früheren von `das Erlebte’. (Vgl. zur Wortgeschichte Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode, Tübingen: Mohr 1975,S. 56ff) Im 2. Hauptstück erfährt es durch die lebendige Anschauung die entscheidende Spezifikation. Hier dient es der Markierung der Pole Unmittelbarkeit und Fiktionalität.

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© 1990 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden

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Rose, U. (1990). Theoretischer Vorspann. In: Poesie als Praxis. Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01643-4_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01643-4_2

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  • Print ISBN: 978-3-663-01644-1

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