Zusammenfassung
Die französische Schriftstellerin Collette meinte, sie sei ein „psychischer Hermaphrodit“, habe aber einen „robusten und durchaus weiblichen Körper“ (Lydon 1991, 28). Als sie einmal einem als Weiberheld bekannten Mann eine gemeinsame Reise vorschlug, sagte dieser, er reise nur mit Frauen: „Wenn also Damien erklärt, er verreise nur mit Frauen, womit er ja wohl meint, eine Frau sei, was Colette nicht ist, dann ist der sprachlich einzig mögliche Schluß, daß sie ein Mann sein muß. Sie und wir aber wissen, daß dem nicht so ist, auch wenn sie sich durchaus zu einer gewissen ‚Virilität‘ bekennt. Als was also kann Colette sich legitimerweise bezeichnen?“ (29).1 Kühle und rationale androgyne Frauen sind soziale Männer, nur einen Schritt weit von der „vermännlichten Lesbierin“ entfernt (Newton 1984). Männer mit gefühlsmächtigem Vokabular mögen für romantische Genies gehalten werden, ihre Männlichkeit aber dürfte — wie bei Byron — irgendwie suspekt erscheinen (Battersby 1989).
Nennen Sie das eine Person, dieses Ding hier? So etwas gibt es doch gar nicht, eine Person, die halb männlich und halb weiblich ist.
— Meira Weiss (demnächst erscheinend)
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Literatur
Nach der Reklassifizierung mußte sich Barbin, die eine ausgebildete und kompetente
Lehrerin war, nach einer Männerarbeit umsehen. Bolin (1988, 156–157) verweist auf das
Fausto-Sterling 1985, 87–88; Herdt 1990, 437–438.
Die meisten Forschungen befassen sich mit Mann-zu-Frau-Transsexuellen. Einen Überblick geben Bolin 1987, Docter 1988.
Eine scharfe Kritik der Transsexuellenforschung und -praxis findet sich bei Stoller 1985, 152–170.
Zur Kritik der medizinischen Konstruktion der Transsexualität als festehender Kernidentität, siehe Billings und Urban 1982.
Zu Bill-Agnes’ Bewältigung der praktischen Details bei der Konstruktion einer neuen vergeschlechtlichten Identität, während sie schon als Frau lebte, siehe Garfinkel 1967, 116185. Raymond (1979) steht der gender-Identität von Mann-zu-Frau-Transsexuellen kritisch gegenüber, weil diese keine vorgängige Erfahrung als unterdrückte Frauen haben.
Bolins Daten zu den sexuellen Beziehungen von fünf Transsexuellen nach der operativen
Geschlechtsumwandlung lassen darauf schließen, daß drei bisexuell waren und eine lesbisch (1988, 181).
Es gab auch Beziehungen zwischen Frau-zu-Mann-und Mann-zu-Frau-Transsexuellen; diese sind jedoch heterosexuell und „heterogendered“ (Money 1988, 93).
Eigentlich ist das Merkmal der gender-Identität in den westlichen Kulturen der Penis —eine Person, die einen Penis von angemessener Größe besitzt, ist ein Mann; eine Person, die ihn nicht besitzt, ist nichtmännlich, kein Mann. Weiblichkeit und Frausein scheinen problematischer und bedürfen einer umfangreicheren „Konstruktionsarbeit“. Zur entgegengesetzten Auffassung von Männlichkeit, siehe Gilmore 1990.
Siehe auch Heilbrun 1988, 32–36; L. J. Kaplan 1991, 492–500.
Siehe auch Smith-Rosenberg 1985.
Dollimore 1986; Greenblatt 1987, 66–93; Howard 1988; Lavine 1986.
Zu den fließenden Grenzen der Darstellungen des physischen Geschlechts während der Renaissance, siehe Laqueur 1990, 114–134. Zur „Semiotik der Kleidung“ im modernen Leen, siehe E. Wilson 1985.
Siehe auch Wheelwright 1989, 9–15.
Bolin zählt siebzig nord- und südamerikanische Indianerstämme auf, die Berdaches haben (1987, 61, Fn.).
Ende des neunzehnten Jahrhunderts führte die Übernahme des westlichen Sexual-und gender-Sittenkodex dazu, daß der gegengeschlechtlich weibliche Status seine Legitimation verlor (Blackwood 1984, 39–40), der männliche aber nicht (W. L. Williams 1986).
Der letzte bekannte Kastrat, Alessandro Moreschi (1858–1922) machte in den Jahren 1902 und 1903, dem Jahr, in dem Papst Pius X. die Kastraten in aller Form aus der päpstlichen Kapelle verbannte, eine Reihe von Schallplattenaufnahmen, sang aber bis 1913 im Chor der Sixtinischen Kapelle (Ellison 1992, 37).
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Lorber, J. (1999). Männer als Frauen und Frauen als Männer: Aufbrechen von Gender . In: Gender-Paradoxien. Reihe Geschlecht und Gesellschaft, vol 15. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01483-6_5
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8100-3743-5
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