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Die pädagogische und sozialisatorische Wirkung der PriWaKi aus der Sicht ehemaliger Schülerinnen und Schüler

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Zwischen deutscher und jüdischer Identität
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Zusammenfassung

Die meisten Schulen, Schulsysteme und andere Erziehungseinrichtungen sind bei der Formulierung pädagogischer Ansprüche nicht unbedingt bescheiden — zumal wenn sie etwas Besonderes sein wollen. In den Erinnerungen und Bewertungen ehemaliger Schüler werden diese Ansprüche aber nicht unbedingt bestätigt; Schüler filtern häufig aus der Schulwirklichkeit ganz andere, nicht selten auch konträre Erfahrungen heraus. Die Qualität einer Schule wird man auch danach bemessen können, inwieweit diese Erfahrungen und Erinnerungen positiv sind. Allerdings wird es kaum einer Schule gelingen, ausschließlich positive Lern- und Sozialerlebnisse zu vermitteln; immer wird es auch Beispiele für persönliche Unzulänglichkeiten bei einzelnen Lehrern und Mitschülern geben, und auch nicht jeder Unterricht kann eine gleichmäßig hohe Qualität in den Inhalten und insbesondere in den Methoden haben. Wie jeder Erwachsene bei sich selbst leicht überprüfen kann, sind es häufig gerade negative Schulerfahrungen, die sich im Erinnerungsprozeß „nach vorn“ drängen, so daß sie leicht überproportional bei der Beurteilung einer Schule ins Gewicht fallen können und damit das andere Extrem zu den überzogenen Präambeln in den pädagogischen Schulrichtlinien bilden können. Eine Schule, so läßt sich resumieren, muß eine gute Schule gewesen sein, wenn von ehemaligen Schülern neben Kritik auch viel Positives erinnert wird, wobei aus dem Verhältnis von Kritik und Lob eine entsprechende Beurteilung abzuleiten ist.

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Literatur

  1. Vielleicht liegt hier auch ein unterdrücktes Schuldbewußtsein der Überlebenden gegenüber den Holocaust-Opfern zugrunde. (Vgl. P. Gay in Paucker 1986, S. 31 )

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  2. Dies betrifft zum Beispiel die Lehrerin Käthe Fränkel oder den Betreuer der Tagesinternatskinder, Dr. Wilhelm Lewinski, obwohl zahlreiche Quellen, vor allem die Briefe der Kinder, die Beliebtheit dieser Pädagogen belegen. Hier zeigt sich, daß die Fragebogengruppe sich überwiegend aus ehemaligen Mittel-und Oberstufen-Schülern zusammensetzt. Dies gilt auch für die Interviewpartner.

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  3. Deshalb müssen für manche Lehrer die Streiche und Aggressionen der Schüler besonders bedrohlich gewesen sein. Sie waren nun erst recht auf die Stelle an der Kaliski-Schule angewiesen. Eine andere Anstellung zu bekommen, wurde immer schwieriger. Von der Arbeit an der Schule hing somit im hohen Maße auch die persönliche Existenz ab. Für die Schüler galt das nicht in gleicher Weise. Zwar hatten auch sie öffentliche Schulen verlassen müssen, doch wurde der anschließende Besuch der PriWaKi eher als Verbesserung ihrer Lage empfunden, weil sie sich dort aus mehreren Gründen viel wohler fühlten.

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  4. Die Schüler haben nie zugegeben, sich damals auch in eine Lehrerin verliebt zu haben, obwohl das sehr wahrscheinlich war. Die Schülerinnen sprechen hingegen heute offen darüber, sich in einen der jungen Lehrer verliebt zu haben. Die Mädchen haben sich bei der Wahl der Freundinnen, Freunde und auch in ihren Liebschaften fast immer individualistisch verhalten; die Jungen haben anscheinend viel häufiger Cliquen gebildet und sich dann auch bei ihren Annäherungsversuchen an das weibliche Geschlecht stärker gruppenkonform verhalten, was auch Ausdruck ihrer Unbeholfenheit war. Die Unbefangenheit heutiger Schülerinnen und Schüler beim Umgang oder Flirt mit Freund oder Freundin fehlte den damaligen SchülerInnen noch weitgehend.

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  5. Gegenüber den rigiden Normen im Kaiserreich gab es in der großstädtischen Mittelschichtsjugend der Weimarer Republik allerdings eine gewisse Enttabuisierung des Sexuellen. Gefördert wurde diese auch durch die Jugend(kultur)bewegung, in der man sich intensiv um sexuelle Aufklärung bemühte. (Vgl. dazu U. Linse 1985 ) Zu einer Liberalisierung des Sexualverhaltens auch unter den älteren Gymnasialschülern ist es jedoch kaum gekommen; dies galt unseres Wissens auch für die OberstufenschülerInnen an der PriWaKi. Auch das Verliebtsein der Mädchen in einen ihrer Lehrer war rein romantischer Natur.

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  6. Wenn die Zahl stimmt, woran wenig Zweifel bestehen, dann sind vergleichsweise wenige PriWaKi-Väter verhaftet worden, denn von den erwachsenen männlichen Berliner Juden wurden 12000 in das KZ Sachsenhausen gebracht. (Vgl. Ehmann u.a. 1988, S. 243 ) Wie es scheint, verfügten die PriWaKi-Väter noch über genügend Verbindungen, Informationen und Kontakte, um sich den Verhaftungen zu entziehen. Wie häufig dabei auch Nichtjuden geholfen haben, ist nicht bekannt.

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  7. Dies galt für die zionistische Herzl-Schule, keinesfalls aber für die GoldschmidtSchule. Deren Schulprospekt und auch die von Schülern verfaßten Erinnerungen lassen keine besonders ausgeprägte jüdische Erziehung erkennen. (Vgl. Heims 1987 )

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Fölling, W. (1995). Die pädagogische und sozialisatorische Wirkung der PriWaKi aus der Sicht ehemaliger Schülerinnen und Schüler. In: Zwischen deutscher und jüdischer Identität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01395-2_8

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-8100-1269-2

  • Online ISBN: 978-3-663-01395-2

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