Zusammenfassung
Die erste urkundliche Erwähnung finden Berliner Juden bereits in einem Innungsbrief von 1295. Darin wird den Wollwebern untersagt, bei den Juden Garn zu kaufen. (Vgl. H. Simon in L. Geiger 1988, S. VII) Die Geschichte der Berliner Juden, soweit sie uns bekannt ist, beginnt also mit einer typischen antijüdischen Diskriminierung. Die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung blieb ein Merkmal der preußischen Politik, unterbrochen eigentlich nur während der wenigen Jahre der Weimarer Republik, in der allerdings der Antisemitismus in der Bevölkerung zunahm. Lange vor der Existenz des preußischen Staates erwähnen Quellen die Existenz von Juden zwischen 1204 und 1312 in Frankfurt/Oder, Stendal, Spandau und Brandenburg. (Vgl. Christoffel 1987, S. 33) Wie fast überall in dieser Zeit war ihnen kein ruhiges Leben beschieden. Sie wurden von Handwerksberufen ausgeschlossen, und ihren Lebensunterhalt mußten sie mit kleineren Geldgeschäften, Pfandleihen, Klein-und Hausierhandel sowie Fleisch- und Viehhandel verdienen. Auch von den Pest-Pogromen blieben sie nicht verschont: 1349 wurden ihre Häuser verbrannt, sie selbst wurden getötet oder vertrieben. Aber schon 1354 gab es wieder Neuzulassungen in Berlin. 1509 kam es zu einem für diese Zeit typischen Pogrom, bei dem die Juden ohne jeden Nachweis des Hostiendiebstahls beschuldigt wurden. Daraufhin wurden 38 von ihnen auf dem Scheiterhaufen verbrannt; die anderen wurden vertrieben. (Vgl. Simon in Geiger 1988, S. VII f) Kurfürst Joachim III aber mochte auf die Fähigkeiten und Steuern der Juden nicht verzichten und holte einige zurück. Sein Günstling wurde der Jude Lippold, der zum Münzmeister und Verwalter der kurfürstlichen Kasse avancierte. Auch Lippold erlitt ein Schicksal, das damalige Hofjuden öfter ereilte: Nach dem Tode seines Herrn wurde er 1573 hingerichtet. Die Häuser und Läden der anderen jüdischen Familien wurden geplündert und die Juden wiederum vertrieben. Für fast hundert Jahre waren Berlin und die Provinz Brandenburg danach ohne jüdische Bevölkerung. (Vgl. Christoffel 1987, S. 34)
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Literatur
Zur Rolle Mendelssohns in der jüdischen Aufklärung vgl. Bruer 1989, S. 108 ff.
C.W. Dohm 1781, abgedruckt in Ehmann u.a., 1988, S. 55f; vgl. auch Grab 1980.
Zum Leben Berliner Juden um 1780 vgl. Henriette Herz 1984; Ehmann u.a. 1988, S. 52; Bruer 1989, S. 211ff.
Abgedruckt in Ehmann u.a. 1988, S. 81ff. Zur Entstehung des Emanzipationsedikts auf Betreiben besonders von v. Hardenberg vgl. Bruer 1989, S. 291ff.
H. v. Treitschke, abgedruckt in Boehlich 1988, S. 7–14.
vgl. Berding 1988, S. 104ff.; Elbogen, Sterling 1988, S. 256ff.
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Fölling, W. (1995). Berlin — Magnet für Juden aus Ost und West. In: Zwischen deutscher und jüdischer Identität. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01395-2_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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