Zusammenfassung
Alle industriellen Gesellschaften sind auf dem Wege von der naturwüchsigen zur gesellschaftlich geplanten und organisierten Sozialisation und Erziehung. Der Anteil derjenigen interaktiven Prozesse des Einwirkens auf den Aufbau der soziokulturellen Persönlichkeit der Heranwachsenden wird ständig größer, der von gesellschaftlich formal beauftragten und kontrollierten Rollenträgern in eigens zu diesem Zweck konstituierten komplexen sozialen Organisationen durchgeführt wird. Der Anteil derjenigen Prozesse wird kleiner, der als Nebenprodukt interaktiver Beziehungen mit durchaus multivalenter sozialer und gesellschaftlicher Funktionsbestimmung größtenteils unbeabsichtigt und ungeplant abläuft. Das gilt nicht nur in der Perspektive der biographischen Entwicklung des einzelnen Kindes und Jugendlichen: Die Zeit, die in formal organisierten Sozialisationsinstanzen im Laufe des Heranwachsens verbracht wird, nimmt gegenüber früheren Phasen der gesellschaftlichen Entwicklung zu; man denke an die Ausweitung der Pflichtschulzeit. Das gilt auch in der Perspektive des kollektiven gesellschaftlichen Organisierungsgrades der jungen Generation: Der Anteil eines Altersjahrgangs, der von staatlichen oder zumindest öffentlich verfaßten Erziehungseinrichtungen wie Kindergärten, Vorschulen, Schulen und Hochschulen erfaßt wird, wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt größer.
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Hurrelmann, K. (1975). Einleitung. In: Erziehungssystem und Gesellschaft. Rororo Studium. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01255-9_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-22070-3
Online ISBN: 978-3-663-01255-9
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