Zusammenfassung
Gleichsam über Nacht ist um Non Fungible Token (NFTs), die sich auf im Netz verfügbare digitale Kunstwerke beziehen, ein regelrechter Hype entstanden. Dabei handelt es sich bei NFTs lediglich um Einträge in einer Blockchain, mit denen allenfalls geringe und nur nichtexklusive Rechte in Bezug auf das referenzierte Kunstwerk verbunden sind. Dennoch wird von „Krypto-Kunst“ gesprochen, als handle es sich um eine neue Art von Kunstwerken. Das wirft zum einen die Frage nach der rechtlichen Einordnung dieser neuen Objekte auf. Zum anderen ist zu fragen, weshalb derartige Objekte von den Erwerbern in psychologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht als etwas Wertvolles angesehen werden.
Prof. Dr., M.C.J. (NYU); Leiter, Zentrum für angewandte Rechtswissenschaft/Institut für Informationsrecht, Karlsruher Institut für Technologie (KIT); Honorarprofessor Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.; Senior Fellow, Käte-Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“, Bonn.
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Notes
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Zur Verwendung der Camera Obscura in der Renaissance Hockney (2001).
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Zu den Preisen https://opensea.io/collection/cryptopunks.
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Vor allem OpenSea (https://opensea.io); Rarible (https://rarible.com); Objkt (https://objkt.com).
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Neben den großen Auktionshäusern etwa Van Ham (https://www.van-ham.com/de/nfts.html), wo im gegensatz zu Plattformen NFTs an teils eigens hergestellten Kunstwerken („hybride Werke“) versteigert werden. Hier begeben sich Auktionshäuser auf den Primärmakt und in Konkurrenz zu den Künstlern selbst. – Damien Hirst etwa verknüpfte 10.000 seiner Dot Paintings jeweils mit einem NFT und ließ dem Erwerber die Wahl, das Kunstwerk oder das NFT zu behalten; Severin (2022). Gut die Hälfte der Käufer wählten das Original, die anderen entschieden sich für das NFT, dessen zugehöriges physisches Exemplar Hirst dann verbrannte.
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Foteini et al. (2021).
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Zusätzlich zu den Metadaten des Bildes, des Preises und dem Link auf das referenzierte Bild auch das Bild selbst im NFT zu speichern, würde zu einer zu großen und in ihrer Erzeugung zu teuren Datei führen. – Sofern die referenzierten Werke nicht ohnehin auf Plattformen wie OpenSea angezeigt werden, stehen zur Suche nach NFTs spezielle Suchmaschinen wie „Etherscan“ zur Verfügung,
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Damit das referenzierte Werk im Nachhinein nicht verändert oder entfernt wird, wird es zumeist nicht unter einer ortsbasierten Adresse (einer spezifischen URL wie z. B. der Webseite des Verkäufers), sondern mittels der inhaltsbasierten Adressierung des InterPlanetary File System-Protokolls (IPFS) dezentral in einem P2P-Netzwerk abgelegt.
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Auch ein physisches Werk kann referenziert werden, bedarf dann jedoch einer anderen Zuordnung als einer digitalen Verlinkung.
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Zur Problematik des Auseinanderfallens von rechtlichem Dürfen und technischem Können s. u. 5.1.
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Zusammenfassend Kraetzig (2022), S. 481 f.
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Hingabe von Kryptowährung gegen Erhalt des Eintrags mit kryptografischer Zuordnung zu seiner Person. Am Fehlen einer Geldleistung i. S. v. § 433 Abs. 2 BGB ändert auch nichts, dass §§ 312 Abs. 1a und 327 Abs. 3 BGB bei einem Verbrauchervertrag jetzt auch personenbezogene Daten als Preis anerkennen, werden personenbezogene Daten des Erwerbers doch nur zur Erstellung des NFT und mithin i. S. v. § 312 Abs. 1a Satz 2 BGB zur Erfüllung der Leistungspflicht des Erstellers verarbeitet.
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Dem Urheber kann die Herstellung weiterer Token oder eine andere Verwertung allerdings aufgrund der Plattform-AGBs vertraglich untersagt sein. Zur Haftung bei Verstößen im vergleichbaren Fotografiebereich Michl (2016).
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Papastefanou (2022), S. 344 (Schaffung von Einmaligkeit kopierbarer digitaler Kunst als Ziel des NFT).
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Leistner (2022a), S. 52; Hoeren und Prinz (2021), S. 570 f.; Heine und Stang (2021), S. 756. Immerhin lässt sich überprüfen, ob die Adresse des im NFT enthaltenen Smart Contract mit derjenigen des originalen NFT übereinstimmt. Zugleich begeht einen Betrug (§ 263 StGB), wer fälschlicherweise behauptet, das übertragene NFT stamme vom Urheber des referenzierten Kunstwerkes oder sei mit seiner Zustimmung erstellt. – Häufiger werden freilich fremde Wallets gehackt und die dort abgelegten NFTs entwendet; Papastefanou (2022), S. 343.
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BGH vom 20. Dezember 2018, I ZR 104/17, Rn. 34 – Museumsfotos; a. A. OLG Stuttgart vom 31. Mai 2017, 4 U 204/16 – Reiss-Engelhorn-Museum.
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BGH vom 9. März 1989, I ZR 54/87 – Friesenhaus („Der Fotografiervorgang … hindert den Eigentümer nicht daran, mit der Sache nach Belieben zu verfahren und stört ihn auch nicht in seinem Besitz“). – A. A. etwa Schulze (2018), S. 110 ff.
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EuGH vom 13. Februar 2014, C-466/12 – Svensson (aufgrund des bei gleichem technischem Verfahren fehlenden neuen Publikums). Das Gleiche gilt bei nachfolgender Sichtbarmachung im Wege des Framing bzw. Embedding, EuGH vom 21. Oktober 2014, C-348/13 – BestWater International; etwas anderes gilt nur, wenn technische Schutzmaßnahmen umgangen werden, EuGH vom 9. März 2021, C-392/19 – VG Bild-Kunst.
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Zum „use of a work as a work“ als Voraussetzung einer Urheberrechtsverletzung Strowel (2022), S. 83.
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EuGH vom 7. August 2018, C-161/17 – Renckhoff. – Zur Haftung der Betreiber der Plattformen, auf denen NFTs gehandelt werden, für die öffentliche Zugänglichmachung der referenzierten Kunstwerke s. EuGH vom 22. Juni 2021, C-682/18 und C-683/18 – YouTube und Cyando sowie Henke (2022), S. 227 f.
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EuGH vom 8. September 2016, C-160/15 – GS Media.
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Der Gruppenbildung und -bindung dienen auch durch NFTs beglaubigte Anwesenheiten, sog. Proof of Attention Protocols (POAP), die als Token der Loyalität zur Kundenbindung einsetzbar sind. – Hofmann et al. (2022), S. 37, wollen den Begriff der Gemeinschaften dagegen auf Praktiken kollaborativen Kunstschaffens bezogen wissen.
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Z. B. auf der Plattform https://oncyber.io.
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Zur Begriffsgeschichte des Nerds Kohout (2022).
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Zum aufgefächerten Kapitalbegriff s. Bourdieu (1982).
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Zur Übersicht https://opensea.io/collection/cryptopunks. – Zur Vergleichbarkeit mit Charakteren in Computerspielen Birken (2022), S. 64.
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Reichert (2021), S. 44 ff.
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Zum vergleichsweise hohen Auktionspreis des vorgeblich ersten, mittels KI erzeugten Porträts „Edmond de Belamy“ Rauterberg (2021), S. 49 ff.
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Zur vergleichbaren Frage hinsichtlich mittels KI erzeugten Outputs Leistner (2022b).
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Das gilt jedenfalls soweit diese schon jetzt dem Digital Services Act (DSA) unterfallen. Allerdings können NFTs theoretisch auch in P2P-Netzen gehandelt werden, die sich einer regulatorischen Kontrolle weitgehend entziehen.
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Lessig (1999).
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Reckwitz (2019).
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Birken (2022), S. 64.
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Das schließt freilich nicht aus, dass NFTs als solche „eine ganze Reihe an Asset-Klassen nachhaltig verändern werden“; Kaulartz und Schmid (2021), S. 301.
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Heine und Stang (2021), S. 757, mit dem Hinweis, dass auch das bloße Eigentum an einem traditionellen Kunstwerk dem Eigentümer – wie sich an Leihgaben erweist – selbst ohne aktuellen Kunstgenuss eigene Befriedigung und fremde Anerkennung zu verschaffen vermag.
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Dreier, T. (2024). New Kid on the Block oder des Kaisers neue Kleider? – Was macht NFT-Kunstwerke so begehrenswert?. In: Thouvenin, F., Peukert, A., Jaeger, T., Geiger, C. (eds) Kreation Innovation Märkte - Creation Innovation Markets. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-68599-0_11
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