Aktuell wird die Kreislaufwirtschaft von einem Top-down Prozess getrieben. Ausgehend von Europäischen Zielsetzungen der EU-Taxonomie und ESG-Verordnung im Allgemeinen werden die Anforderungen zur Ressourcenschonung und dem Übergang in eine Kreislaufwirtschaft von internationalen und nationalen Zertifizierungssystemen wie DGNB, (DGNB 2022) BREEAM (BREGroup 2022), ÖGNI (ÖGNI 2022) übernommen und individuell erweitert. Ressourcenschonendes Bauen ist damit keine Option mehr, sondern Voraussetzung, um zukünftig überhaupt noch am Markt bestehen zu können. Immer mehr Städte, Kommunen, öffentliche und private Auftraggeber bereiten sich daher aktiv auf den Paradigmenwechsel zur Kreislaufwirtschaft vor und verwenden Gebäude-/ Ressourcenpässe, um die Kreislauffähigkeit ihrer Immobilien optimieren und nachweisen zu können. Ein großvolumiges Gebäude ohne Nachhaltigkeitszertifizierung ist bereits heute nicht mehr marktfähig und kaum noch finanzierbar – Trend anhaltend bzw., mit Erweiterung der Taxonomiekriterien, steigend.

Die vorliegende Veröffentlichung gibt einen umfassenden Überblick über die aktuell geltenden regulatorischen Anforderungen zum kreislauffähigen Bauen auf europäischer Ebene und deren Umsetzung in die die wichtigsten nationalen und internationalen Gebäudezertifizierungen, angefangen von der EU-Taxonomie bis hin zum europäischen, digitalen Produktpass.

Für die konkrete Beschreibung der Kreislauffähigkeit von Immobilien fehlt es im Moment noch an geeigneten Indikatoren (Umweltbundesamt 2021 S. 22). Zu diesem Zweck wurde eine umfassende Kriterienliste für kreislauffähiges Bauen erarbeitet. Sie kann als Grundlage für Ausschreibungen verwendet werden und gibt eine inhaltliche Empfehlung bzw. auch strategische Orientierung bei der Erstellung von materiellen Gebäudepässen. Die Kriterienliste von © Digital Findet Stadt sowie die Ergebnisse des Demoprojektes sind in Abb. 8.1 zu finden.

Während die Verpflichtungen zur Nachweisführung der Einhaltung von ESG (Economy, Social, Governance) Zielen Unternehmen vor Herausforderungen in der Datenbeschaffung stellt, macht die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft rasante Fortschritte. Neben künstlicher Intelligenz zur Datenauswertung, stellt Building Information Modelling BIM die wichtigste technische Arbeitsmethode dar, die weitgehenden Einzug hält in Planung, Ausführung und Betrieb für die Bereitstellung von Bauwerksinformationen. Im Bezug auf Kreislauffähigkeit konnte nachgewiesen werden, dass BIM eine technische ausgereifte Möglichkeit bietet, um Nachhaltigkeitsbewertungen, Planungsoptimierungen und Bauwerksdokumentation schnell und gut strukturiert zu bewerkstelligen. Die/Der interessierte Leser:in findet die Onlinedokumentation zur BIM basierten Erstellung von Gebäudepässen für eine Wiener Schule über einen QR-Code in Abb. 8.1.

Der Übergang unseres linearen Wirtschaftssystems in ein zirkuläres, kreislauffähiges ist erklärtes Ziel der Europäischen Union. Digital verfügbare Gebäudeinformationen sind einer der wichtigsten Enabler zu deren Umsetzung. Dieses Buch bietet Ihnen einen informativen Überblick zur Kreislaufwirtschaft in Bau- und Immobilienwirtschaft und setzt auch Anreize und Motivation zur eigenen digitalen Transformation.