Geschichten und Erzählungen sind aus der Kommunikation von Menschen nicht wegzudenken. Sie vermitteln Inhalte auf anschauliche Weise, stellen eine emotionale Verbindung her, formen Identität, schaffen Gemeinsamkeiten, vermitteln Werte und unterhalten. Auch in den Wissenschaften, deren Sprache meist mit Fakten, Daten und analytischem Denken assoziiert wird, haben sie eine wichtige Funktion, da sie komplexe Inhalte anschaulich machen. Es überrascht deshalb nicht, dass auch in der Kommunikation der Circular Economy und Bioökonomie narrative Elemente eingesetzt werden. Ihr erzählerisches Konzept untersuchen wir im folgenden Kapitel. Eine wichtige Rolle spielt darin die Natur.

3.1 Geschichten, Erzählungen, Narrative und Weltbilder

3.1.1 Die Macht der Geschichten

Der öffentliche Diskurs während der Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur für Fachleute von Interesse sind. Politische Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie wurden mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien begründet oder erfolgten auf den Rat von Expertinnen und Experten, die allerdings oft unterschiedlicher Ansicht waren. Die Öffentlichkeit konnte quasi live mitverfolgen, wie der wissenschaftliche Erkenntnisprozess vonstattengeht und wie um den richtigen Weg gerungen wurde. Begriffe, die vorher fast ausschließlich nur innerhalb der Wissenschaften verwendet wurden, gelangten dabei mehr oder weniger ungefiltert in die Öffentlichkeit. Gefühlt gab es kaum eine Fernsehsendung, in der nicht über „R-Werte“, „7-Tage-Inzidenzen“, „T-Zellen“ und „Aerosolausbreitung“ diskutiert wurde.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, dass faktenbasierte Informationen nicht alle Menschen erreichen und Methoden, die der Alltagskommunikation zuzurechnen sind, häufig mehr Erfolg haben.Footnote 1 Fake News und Verschwörungstheorien konnten sich auch deshalb so schnell verbreiten, weil sie Geschichten erzählen,Footnote 2 deren Botschaften ihre Zuhörerschaft leicht erreichen. Menschen gelten als „narrative Wesen“, die gar nicht anders können, als in Geschichten zu denken und zu sprechen.Footnote 3 Etwas zu erzählen ist deshalb die einfachste Form, um Informationen zu vermitteln. Geschichten machen neugierig, stellen Assoziationen her, wecken Gefühle und wirken unterbewusst.Footnote 4 Sie ordnen ein reales oder fiktives Geschehen zu einer nachvollziehbaren Reihenfolge mit Anfang und Ende, folgen einem Ziel, bieten Erklärungen an und geben dem Geschehen, von dem sie erzählen, einen Sinn.Footnote 5 Manche von ihnen sollen einfach nur unterhalten, während sich aus anderen etwas über das Leben lernen lässt.

Wenn es darum geht, komplexe Zusammenhänge darzustellen, kann es auch in den Wissenschaften wichtig sein, dass ein Thema erzählerisch vermittelt wird. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird heute empfohlen, „Geschichten gezielt, bewusst und gekonnt einzusetzen, um wichtige Inhalte besser verständlich zu machen“Footnote 6. Das „Storytelling“, wie dieses gezielte Erzählen genannt wird, gilt als geeignete Methode, um einem Laienpublikum Expertenwissen zu vermitteln. Eingesetzt wird es deshalb u. a. in der Pädagogik und im Marketing.Footnote 7 Diese Art der Kommunikation hat jedoch ihren Preis: Geschichten konstruieren eine Wirklichkeit und verändern sowohl die Wahrnehmung derer, die sie hören oder lesen, als auch die derjenigen, die sie erzählen. Ihre Botschaften wirken, ohne dass sie bewusst werden. Der bekannte Theater- und Filmregisseur Peter Brook hat deshalb in einem Interview, von dem ein Auszug in Zitat 3.1 wiedergegeben ist, darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, sich die unterbewussten Wirkungen einer Geschichte bewusst zu machen. Hierzu müssen wir jedoch ihre innere Struktur wahrnehmen. In Abschn. 3.1.4 befassen wir uns deshalb mit dieser Struktur im Allgemeinen und in Abschn. 3.2 wenden wir sie auf Geschichten an, die im Umfeld der Circular Economy und Bioökonomie erzählt werden. Zunächst grenzen wir jedoch die Begriffe „Geschichte“, „Erzählung“, „Narrativ“ und „Weltbild“ voneinander ab.

Zitat 3.1: Peter Stephen Paul Brook (*1938)

„[…] ich denke nach wie vor, dass Geschichten ein wichtiger Teil unseres Lebens sind […], dass wir also die Realität oft in Erzählungen für uns zusammensetzen. Aber wir dürfen das nicht mit dem Leben selbst verwechseln. […] Wir müssen also unterscheiden zwischen dem Leben und dem Erzählen vom Leben. Die Storifizierung der Realität derzeit verwischt aber diese Grenzen. […] Außer in der Werbung und der Politik lässt sich das zum Beispiel auch in diversen akademischen Disziplinen beobachten. […]

Im Großen und Ganzen ist das eine positive Entwicklung. Aber sie scheint über einen Punkt hinauszuwachsen, wo sie den Blick für die Grenzen des Erzählens verliert, dafür, was es vermag und was nicht und wie nötig es gleichzeitig auch immer ist, Erzählungen nicht einfach hinzunehmen, sondern zu analysieren und hinterfragen. […] Es würde hauptsächlich bedeuten, sich dessen mehr bewusst zu sein, was man liest, und sich nicht nur zu fragen, was die Geschichte dir sagen will, sondern auch, wie sie das tut, wie sie dich verführt.“Footnote 8

3.1.2 Geschichten, Erzählungen und Narrative

Das Interesse an der Wirkung erzählerischer Mittel wird inzwischen von einer breiten Öffentlichkeit geteilt. Dies zeigt sich auch am Erfolg aktueller Buchpublikationen: „Erzählende Affen“ von Samira El Ouassil und Friedemann Karig wurde 2022 für den deutschen Sachbuchpreis vorgeschlagenFootnote 9 und „Das narrative Gehirn“ von Fritz BreithauptFootnote 10 war im selben Jahr in den Sachbuchbestsellerlisten zu finden. Ablesen lässt sich die Popularität des Themas auch am inflationären Gebrauch der Begriffe „Erzählung“ oder „Narrativ“.Footnote 11 El Ouassil und Karig bezeichnen sie deshalb auch als „modische Accessoires der Publizistik“Footnote 12.

Was aber sind Narrative? Ist mit Narrativ und Erzählung dasselbe gemeint oder müssen wir zwischen beiden Begriffen unterscheiden? In der Praxis wird das nicht einheitlich gehandhabt. Manchmal werden beide Wörter als Synonyme verwendet, und manchmal wird zwischen ihnen differenziert.Footnote 13 Wie eine Reihe von Zeitungsartikeln zeigt, die zur Erklärung des „Modewortes“ Narrativ verfasst wurden, gibt es hier offensichtlich Klärungsbedarf.Footnote 14 Eine eindeutige, allgemein verbindliche Definition, was ein Narrativ genau ist, gibt es jedenfalls nicht.Footnote 15 Manchmal ist es, wie der Germanist Norman Ächtler in Zitat 3.2 schreibt, wohl auch nur eine „Worthülse“.

Zitat 3.2: Norman Ächtler (*1980)

„Im deutschsprachigen Bereich [treten] inzwischen viel verwendete Ausdrücke wie […] ‚große Erzählung‘ oder ‚Meistererzählung‘ – und auch der […] gegenwärtig besonders schillernde Neologismus [neues Wort] ‚Narrativ‘ [auf…]. Es handelt sich um flexible Worthülsen, ‚die verwendet werden, als wären sie immer schon vertraut und wohlbekannt, obgleich sie in durchaus verschiedener und teilweise widersprüchlicher Weise in Anspruch genommen werden‘. Zur ‚allgemeinen Währung der Kommunikation‘ werden solche Ausdrücke dann, […] wenn sie sich als Platzhalter für terminologische Leerstellen der Diskurse setzen lassen.“Footnote 16

Das Wort Narrativ leitet sich vom lateinischen „narrare“ ab, was so viel wie „erzählen“ bedeutet.Footnote 17 Im Duden der Ausgabe von 2013 wurde der Begriff ausschließlich noch als Adjektiv und Synonym für das deutsche Wort „erzählend“ aufgeführt. Das Substantiv „Narrativ“ wurde 2013 dort noch nicht genannt, es ist im deutschsprachigen Bereich also vergleichsweise neu.Footnote 18 Wenn man sich am Adjektiv orientiert, wäre es einfach das Fremdwort für eine Erzählung. In der Regel ist mit einem Narrativ aber nicht eine „einfache“, sondern eine „große Erzählung“ gemeint.

Der Begriff der großen Erzählung geht auf den Philosophen Jean-François Lyotard zurück. Lyotard sprach von „Metaerzählung“ und bezeichnete damit die in der Aufklärung entstandene Erzählung der Moderne, die von der Freiheit eines vernünftig denkenden und agierenden Menschen handelt.Footnote 19 Das Wort Narrativ wird oft an dieses Verständnis angelehnt. Es bezeichnet dann eine „Erzählung oder Darstellung, die benutzt wird, um eine Gesellschaft oder historische Periode zu erklären oder um diese zu rechtfertigen“.318 Wie Ächtler schreibt, findet sich eine ähnliche Definition auch in der „Allgemeinen Erzähltheorie“ des Literaturwissenschaftlers Albrecht Koschorke. Ein Narrativ liegt demnach dann vor, wenn sich ein bestimmtes Handlungsschema etabliert hat und wenn es nacherzählt wird.Footnote 20 Narrative wirken also im Gegensatz zu einfachen Erzählungen nicht auf Einzelne, sondern auf Kollektive.Footnote 21 Sie werden in einer Kultur immer wieder abgerufen, um ein gemeinsames Selbstbild und eine sinnhafte, zu einem Ziel führende Ordnung zu vermitteln.Footnote 22

El Ouassil und Karig beziehen sich grundsätzlich auch auf dieses Verständnis. Sie nehmen jedoch zusätzlich eine hierarchische Differenzierung zwischen den Begriffen „Narrativ“, „Erzählung“ und „Geschichte“ vor, die wir im Folgenden auch verwenden. Die Begriffe bauen hier wie Schichten aufeinander auf. Wie El Ouassil und Karig schreiben, bilden die Narrative das „Fundament“ und die Erzählungen die Schicht darüber. Die oberste Schicht besteht dann aus Geschichten, die das Thema einer allgemeiner gehaltenen Erzählung variieren. Eine Geschichte bezeichnet hier also das, was konkret erzählt wird, eine Erzählung gibt in allgemeiner Form die grundsätzlichen Inhalte verschiedener Geschichten wieder, und ein Narrativ steht für die Kernbotschaft einer Geschichte oder Erzählung. Ein Narrativ ist, jedenfalls nach dieser Lesart, gewissermaßen „die Moral einer Geschichte“.Footnote 23 El Ouassil und Karig erläutern diese Unterscheidung in ihrem Buch mithilfe eines Beispiels. Es beruht auf dem Bild, das sich die Menschen einer Nation von sich selbst machen und in Form einer Erzählung kulturell teilen. Die Erzählung wird durch unterschiedliche Geschichten variiert, die von gewonnenen Abwehrkämpfen handeln. Die Menschen wehren sich gegen eine äußere Bedrohung und siegen am Ende. Das Narrativ der Erzählung und Geschichten, ihre Botschaft, lautet dann, dass die Menschen, die dieser Nation angehören, besonders „unbeugsam“ und „freiheitsliebend“ sind.Footnote 24

3.1.3 Weltbilder und Weltanschauungen

Eine weitere Differenzierung, die wir an dieser Stelle vornehmen wollen, ist die Einführung der Begriffe Weltbild und Weltanschauung. Sie hängen sowohl untereinander als auch mit Geschichten, Erzählungen und Narrativen zusammen, bezeichnen aber nicht dasselbe. Wie Geschichten, Erzählungen und Narrative vermitteln auch Weltbilder und Weltanschauungen Ordnungsvorstellungen. Weltbilder deuten und erklären in der Welt vorkommende Dinge und Ereignisse mithilfe eines systematisch aufgebauten Gedankengebäudes.Footnote 25 Sie beschreiben beispielsweise die Bewegung von Himmelskörpern mit mathematischen Gleichungen. Letztlich sind sie gedankliche, sozial vermittelte Vorstellungen von der Wirklichkeit,Footnote 26 die, im Gegensatz zu eher ideologischen Weltanschauungen, keine Wertungen vornehmen.Footnote 27 Narrative, Erzählungen und Geschichten hängen mit Weltbildern und Weltanschauungen zusammen. Sie greifen auf sie zurück und bilden sie in erzählerischer Form ab. Umgekehrt tragen Erzählungen mit ihren Narrativen auch zur Veränderung von Weltbildern bei.Footnote 28 Sie setzen Weltbild- oder Weltanschauungsfragmente zusammen und bestätigen sie auf diese Weise oder stellen sie in einem neuen Zusammenhang dar. Die Begriffe Geschichte, Erzählung, Narrativ, Weltbild und Weltanschauung werden, so wie wir sie im Folgenden verwenden, in Tab. 3.1 noch einmal zusammenfassend voneinander abgegrenzt.

Tab. 3.1 Geschichte, Erzählung, Narrativ, Weltbild und Weltanschauung

3.1.4 Erzählstrukturen

Was ihre grundsätzlichen Handlungsmuster betriff, sind sich viele Geschichten sehr ähnlich. In einer Einleitung wird oft eine handelnde Person in ihrer Ausgangssituation vorgestellt, und im Mittelteil entfaltet sich die Handlung. Diese wird am Schluss zu einem Ende geführt, das sich von der Ausgangslage unterscheidet.Footnote 29 Mit die bekannteste erzählerische Grundstruktur ist die auf den Mythenforscher Joseph Campbell zurückgehende „Heldenreise“. Campbell untersuchte Geschichten, Sagen und Legenden aus unterschiedlichen Weltregionen und entdeckte in allen das gleiche Schema. Er nannte es „Mono-Mythos“ und deutete es als psychische Wandlung, die so erzählt wird, als ob eine wirkliche, physische Reise mit allerlei Abenteuern stattgefunden hätte. Campbell formulierte für seine Heldenreise ein Schema aus 17 Etappen, das später von dem Drehbuchautor Christopher Vogler verarbeitet wurde, um einen Schreibratgeber für Filmdrehbücher zu verfassen. Hierzu vereinfachte er Campbells Etappenbeschreibungen und reduzierte ihre Zahl auf 12.Footnote 30 Abb. 3.1 zeigt das Schema einer nochmals auf acht Etappen verkürzten Heldenreise. Etappe 8 fasst in der hier gewählten Darstellung die Etappen 10, 11 und 12 von Vogler zusammen, in denen der Held weitere Bewährungsproben bestehen muss.Footnote 31

Abb. 3.1
figure 1

(Eigene vereinfachte Darstellung nach ARD alpha 2021)

Heldenreise.Footnote

Eigene gekürzte Darstellung, in Anlehnung an ARD alpha 2021; El Ouassil und Karig 2021, S. 28.

Die Hauptperson einer Geschichte wird im Folgenden, angelehnt an Campbells Schema und egal, welches Geschlecht sie hat, vereinfachend „Held“ genannt, wenn allgemein über sie gesprochen wird. Dieser Held ist zu Beginn meistens ein ganz normaler Mensch, der in eine Konfliktsituation gerät. Damit ist nicht unbedingt ein Kampf oder eine Auseinandersetzung mit anderen gemeint, es kann sich auch um einen Mangel handeln, der beseitigt werden muss, oder innere Konflikte wie eine Gewissensentscheidung. Beliebt sind dualistisch angelegte Muster mit einem Gegenspieler oder einer Gegenspielerin als Problemverursacher und einem Helden als Problemlöser. Sie lassen sich oft antagonistischen Kategorien wie Gut und Böse, Faul und Fleißig, Hell und Dunkel oder Arm und Reich zuordnen. Die Helden können dabei mit anderen Menschen in Wettbewerb stehen, sich gegen die Gesellschaft auflehnen oder gegen höhere Mächte wie das Schicksal, die Zeit, Maschinen oder die Natur kämpfen. Der Konflikt und seine Lösung sind der Höhepunkt der Geschichte. In ihm und durch ihn erfolgt eine Transformation des Anfangszustandes. Am Ende liegt eine, im Vergleich zur Ausgangslage, veränderte, neue Situation vor.Footnote 33 Märchen enthalten die Heldenreise meist nur in einer rudimentären Form.Footnote 34 Die Etappen sind nicht immer in derselben Reihenfolge angeordnet, und in kürzeren Geschichten fehlen manche auch ganz.Footnote 35 In Abb. 3.2 ist ein fünfteiliger Aufbau dargestellt, den wir im weiteren Kapitel auch auf Geschichten über die Circular Economy anwenden. Das Schema wird auch als „zyklische Transformation“ bezeichnet und geht, in der hier gezeigten Form, auf den Wissenschaftler und Schriftsteller Tzvetan Todorov zurück.

Abb. 3.2
figure 2

(Eigene Darstellung)

Auf fünf Etappen verkürzte Heldenreise: „Zyklische Transformation“ nach Todorov.

Das in Abb. 3.2 dargestellte fünfgliedrige Schema kann als eine Überstruktur der Heldenreise verstanden werden und fasst deren Etappen zu fünf Stationen zusammen, die Todorov mithilfe des russischen Märchens „Die wilden Schwäne“ erläuterte. In seinem Schema ist die Welt in der Situation zu Beginn im Gleichgewicht. Im Märchen von den wilden Schwänen gibt es beispielsweise ein friedliches Familienidyll mit Mutter, Vater, einer älteren Tochter und einem jüngeren Sohn (I). Dieses Gleichgewicht wird gestört, weil wilde Schwäne den jüngeren Bruder der Hauptperson entführen (II). Die Protagonistin, die auf ihren Bruder aufpassen sollte, aber nicht bei ihm war, weil sie draußen mit anderen Kindern spielte, erschrickt bei ihrer Heimkehr, weil der Bruder verschwunden ist, und erkennt auf diese Weise die Störung des Gleichgewichts (III). Sie kämpft um dessen Wiederherstellung, indem sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder begibt. Zu Beginn erweist sie sich als unreif, findet ihren Bruder aber schließlich bei einer Hexe. Mit Hilfe einer Maus, der sie etwas von ihrem Essen abgibt und so zum ersten Mal in der Geschichte sittliche Reife zeigt, gelingt es ihr, mit ihrem Bruder zu fliehen (IV). Durch die erfolgreiche Flucht, auf der das Mädchen weiter unter Beweis stellen muss, dass es zu einem besseren Menschen geworden ist, als sie es auf dem Hinweg war, wird das Gleichgewicht wiederhergestellt. Bruder und Schwester finden nach Hause und zusammen mit ihren Eltern, „lebten sie glücklich und zufrieden bis an ihr Ende“ (V).Footnote 36

Die Struktur der zyklischen Transformation und die Motive der Heldenreise lassen sich, wie wir in Abschn. 3.2 zeigen werden, auch auf Geschichten anwenden, die über die Bioökonomie und Circular Economy erzählt werden.

3.2 Geschichten und Erzählungen der Circular Economy und Bioökonomie

3.2.1 Die Erzählung der Circular Economy

3.2.1.1 Zwei Geschichten aus dem Marketing

Storytelling, wie das gezielte Erzählen von Geschichten genannt wird, über das wir in Abschn. 3.1.1 berichtet haben, wird vor allem im Marketing eingesetzt. Es liegt deshalb nahe, zunächst dort nach Geschichten über die Circular Economy zu suchen, wo für sie geworben wird. Fündig geworden sind wir in unserer Suche bei der international tätigen Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers B.V. (PwC)Footnote 37, die ihre Kunden bei der Umsetzung zirkulärer Wirtschaftsstrukturen unterstützt.Footnote 38 Als Marketinginstrument hat PwC eine Broschüre mit dem Titel „The road to circularity“ herausgegeben, in der die Unternehmensberatung die Prinzipien einer Circular Economy erläutert.Footnote 39 Sie benennt darin ökologische und ökonomische Gründe, die für die Einführung zirkulärer Wirtschaftsprozesse sprechen, und stellt verschiedene Strategien vor, wie Unternehmen sich an eine Circular Economy anpassen können.

Storytelling wird vor allen in der Einleitung der Broschüre durch zwei Geschichten eingesetzt, die hier in Zitat 3.3 und 3.4 wiedergegeben sind. Sie erklären, was eine Circular Economy ist und warum wir sie brauchen. Die erste Geschichte eröffnet die Einleitung und trägt den Titel „An alternative model“Footnote 40. Die zweite ist durch eine einseitige Abbildung von der ersten getrennt und steht in einem hervorgehobenen Kasten. Sie trägt den Titel „Whats new?“Footnote 41.

Beide Geschichten verwenden Metaphern (Abschn. 6.1) und haben eine vergleichbare Struktur. Sie bestehen aus vier als Absätze voneinander getrennten Etappen bzw. Stationen, die als eine verkürzte Form der Heldenreise gelesen werden können. Obwohl die zyklische Transformation nach Todorov aus fünf Etappen besteht, lässt sich deren Struktur auf die Geschichten der Broschüre, die nur vier haben, anwenden. Die Störung des Gleichgewichts (Etappe II) und dessen Erkenntnis (Etappe III) fallen aber zusammen. Nachfolgend analysieren wir beide Geschichten, indem wir die Struktur der zyklischen Transformation anwenden und nach Motiven der Heldenreise Ausschau halten. Wie die Etappendefinitionen der zyklischen Transformation sich auf die PwC-Geschichten anwenden lassen, ist in Abb. 3.3 und 3.4 dargestellt und wird im Anschluss an die jeweilige Abbildung erläutert. Beide Geschichten bauen zwar auf derselben Erzählung auf, unterscheiden sich aber in ihrer Perspektive und in der Ausgangsposition. Auch die Heldenrolle ist anders besetzt.

Abb. 3.3
figure 3

(Eigene Darstellung mit Icons aus pixabay)

Geschichte 1 der PwC-Broschüre, dargestellt als „zyklische Transformation“ nach Todorov.

Abb. 3.4
figure 4

(Eigene Darstellung mit Icons aus pixabay)

Geschichte 2 der PwC-Broschüre, dargestellt als „zyklische Transformation“ nach Todorov.

Geschichte 1: „An alternative model“

Zitat 3.3: PwC-Broschüre „The Road to Circularity“ (2019)

„An alternative model“

(I) „Today’s global economic system is based on a linear model that became dominant after the first industrial revolution introduced the concept of mass production. This model has delivered economic growth and increased prosperity over the past 200 years. Particularly since the end of the 1940's, technological and social innovation has boosted living standards for a majority of people on our planet. In terms of economic growth it has been a story of incredible success

(II/III)  Within the same period of time, however, the Earth’s ecosystems have started to show signs of serious stress […]. The linear model involves extracting natural resources to make products, that are used for a limited period of time, before being discarded as waste. lt is often referred to as the ‚take-make-dispose‘ industrial model

(IV) In contrast, a circular economy is an alternative economic model that involves decoupling economic activity from the consumption of finite resources. A circular economy model derives its inspiration from nature’s biological cycle and creates closed loop material and energy cycles where waste is a problem because it is seen as value leakage

(V)  A circular model means using resources efficiently and prioritising renewable inputs, maximising a product’s usage and lifetime in order to extract the maximum value, and recovering and reusing by-products and waste to make new materials or products […]. It is about responsibly managing the flow of renewable resources and the stock of finite materials“Footnote 42

Etappe I − Gleichgewicht und die Alltagswelt des Ausgangspunktes

Die Geschichte beginnt im Hier und Heute. Die Alltagswelt der Heldin, bei der es sich in diesem Fall um die menschliche Gesellschaft bzw. deren Wirtschaft handelt, ist auch unsere Welt. Sie war in den letzten 200 Jahren stabil, ermöglichte Wirtschaftswachstum, sorgte für technologische und soziale Innovationen und verbesserte den Lebensstandard vieler Menschen. Ihre Grundlage ist ein „lineares“ Wirtschaftsmodell.

Etappe II und III – Störung des Gleichgewichts und Erkenntnis

Die stabile Situation aus Etappe I ist gestört, weil die Ökosysteme der Erde zu stark belastet sind. An den Anzeichen der Störung erkennen die Menschen, dass das lineare Wirtschaftsmodell die Ursache dieser Störung ist, weil es natürliche Ressourcen entnimmt, nur eine kurze Zeit verwendet und dann wieder entsorgt. Der Ruf zur Veränderung geht von den Ökosystemen der Erde aus. Sie zeigen „Anzeichen einer ernsthaften Belastung“, die die menschliche Gesellschaft auffordern, etwas zu verändern.

Etappe IV – Kampf um die Wiederherstellung von Gleichgewicht

Durch die Störung der ökologischen Zusammenhänge steht alles auf dem Spiel. Die Menschen müssen sich zu einer Gesellschaft wandeln, deren Wirtschaftstätigkeit vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt ist. Die entscheidende Transformation muss gelingen, sonst sind sowohl die Ökosysteme als auch die menschliche Gesellschaft verloren. Die Menschen erhalten jedoch unerwartete Hilfe. Ausgerechnet die Natur, die sie bis jetzt ausgebeutet hatten, steht ihnen als Mentorin zur Seite. Sie zeigt ihnen, wie eine Circular Economy auszusehen hat: Die Wirtschaft muss sich an den Kreisläufen der Natur orientieren. Die menschliche Wirtschaft wird zur Heldin, weil sie sich zu einer Circular Economy transformiert. Die Transformation ist die Alternative zu einem in den Untergang führenden „Weiter so“.

Etappe V – Rückkehr und Wiederherstellung von Gleichgewicht

Die Transformation zur Circular Economy verändert alles. Die Wirtschaft der Menschen ist nun lebensfähig und sicher. Ressourcen werden effizient genutzt und Lebensdauern von Produkten verlängert. Nebenprodukte und Abfälle werden wiedergewonnen und wiederverwendet, um neue Produkte herzustellen. Mit der Circular Economy verwalten die Menschen die Natur von nun an verantwortungsvoll.

Geschichte 2: „What's new?“

Zitat 3.4: PwC-Broschüre „The Road to Circularity“ (2019)

„Whats new?“

(I)  “The concept of circularity is as old as time itself - because our planet has always functioned in this way. Ever since life first emerged on Earth, organic material has been created and recreated in an abundant manner. Nothing in nature is wasted because all materials re-enter the ecosystem through a circular biological process that forms a continuous cycle

(II/III)  It is only in the last 200 years since the industrial revolution that human production has started to operate according to a linear model. In many ways, the modern world that humankind has built is an anomaly when viewed in the full context of the history of our species and our planet

(IV)  If successful, the transition to a circular economy has the potential to take us back to where we began and organise our economy in a way that mirrors nature. Organic material will re-enter the ecosystem through circular biological processes, as part of a continuous cycle where nothing is wasted

(V)  A circular economy regenerates ecosystems to better support health and well-being of both our planet and people. By converting the take-make waste approach into value loops, creating more from less, the circular economy decouples resource use from value creation“Footnote 43

Etappe I − Gleichgewicht und die Alltagswelt des Ausgangspunktes

Anders als Geschichte 1 beginnt Geschichte 2 nicht im Hier und Heute. Sie versetzt uns in uralte Zeiten, d. h. an deren Beginn oder zumindest in die Zeit, in der sich das Leben auf der Erde entwickelte. Hier war die Welt noch in Ordnung. Organisches Material wurde im Überfluss geschaffen und neu gebildet. Nichts wurde verschwendet, weil es intakte Kreisläufe gab. Die Welt war stabil und im Gleichgewicht. Heldin der Geschichte ist die zirkuläre Wirtschaft der Natur.

Etappe II und III – Störung des Gleichgewichts und Erkenntnis

Was in Geschichte 1 noch die Gleichgewichtssituation des Anfangs war, wird in Geschichte 2 zur Störung der Idylle. In Geschichte 1 sind 200 Jahre Industriegesellschaft eine „gute“ Zeit, in Geschichte 2 sind sie die Störung des Gleichgewichts bzw. eine „Anomalie“. Wie die erste Zeile des nächsten Absatzes der Geschichte, in dem von einer Rückkehr die Rede ist, deutlich macht, entsteht die Anomalie durch eine Spaltung. Es gibt zwei Weltbereiche, in einem herrscht die Kreislaufwirtschaft der Natur und im anderen die lineare Ökonomie der Menschen. Die Anomalie besteht in einer Entfremdung der Menschen von der Natur. Sie ist das Resultat einer Missachtung von Regeln, die „so alt sind wie die Zeit selbst“.

Etappe IV – Kampf um die Wiederherstellung von Gleichgewicht

In Etappe IV schafft es die Heldin der Geschichte, die zirkuläre Wirtschaft der Natur, sich gegen ihren Gegner, die lineare Wirtschaft der Menschen, durchzusetzen. Die Circular Economy heilt die Spaltung der Welt und bringt den „verlorenen Sohn“Footnote 44, d. h. den Menschen, dahin zurück, wohin er gehört. Das ist dort, wo er herkommt, zu Hause bei „Mutter Natur“. Die Rückkehr gelingt, indem Wirtschaftsprozesse so gestaltet werden, dass sie nicht mehr im Gegensatz zur Natur stehen, sondern genauso sind wie die Natur selbst. Die Organisationsprozesse der Wirtschaft werden in der Transformation zu deren Spiegelbild.

Etappe V – Rückkehr und Wiederherstellung von Gleichgewicht

Die Transformation zur Circular Economy hat alles verändert. Ressourcennutzung und Wertschöpfung sind entkoppelt, aus „Weniger“ wird „Mehr“. Die Circular Economy regeneriert die Ökosysteme und vereint Natur und Menschen. Es gibt keine zwei Bereiche mehr, in denen unterschiedliche Prinzipien wirken, überall gibt es nur noch Kreisläufe.

In Tab. 3.2 werden die Unterschiede beider Geschichten zusammengefasst.

Tab. 3.2 Zusammenfassender Vergleich der PwC-Geschichten

3.2.1.2 Die Erzählung

Die Geschichten der PwC-Broschüre sind Variationen einer gemeinsamen Erzählung, die aus unserer Sicht wie folgt lautet:

Die Erzählung der Circular Economy

Mit der Natur und der menschlichen Sphäre ist die Welt in zwei Bereiche aufgeteilt, in denen unterschiedliche Prinzipien wirken. Während in der Natur ewige bzw. kontinuierliche Kreisläufe Ressourceneffizienz und Wachstum garantieren, werden in der menschlichen, linearen Wirtschaft Ressourcen verschwendet. Das Schisma zwischen der menschlichen Sphäre und der Natur gefährdet die Existenz beider Bereiche. Die Spaltung kann aber durch die Circular Economy aufgehoben werden. Durch sie werden Materialien und Stoffe in einem kontinuierlichen Kreislauf immer wieder erneuert. Die Circular Economy ahmt die Natur und ihre Kreisläufe nach und ist dadurch wie die Natur.

In der PwC-Broschüre wird diese Grunderzählung nochmals im Vorwort ausformuliert (Zitat 3.5 (b)), wo die Circular Economy explizit als Nachahmung der Natur („mimicking nature“) beschrieben wird. Die Erzählung findet sich jedoch nicht nur, wie man vielleicht meinen könnte, in Broschüren, mit denen Beratungsgesellschaften für ihr Dienstleistungsangebot werben. Wie die Zusammenstellung in Zitat 3.5 zeigt, wird sie in vielen Texten zur Circular Economy rezipiert. Sie lässt sich schon für das 18. Jahrhundert nachweisen, als der französische Schriftsteller Louis-Sébastien Mercier in einem Buch über Paris die Materialwirtschaft der Stadt mit den Kreisläufen der Natur verglich (Zitat 3.5 (a)). Nahezu alle der in Abschn. 2.2.3 vorgestellten Denkschulen verstehen die Circular Economy als Nachahmung von Natur. In der von Natur. In der Industriellen Ökologie werden Ökosysteme als Modell für industrielle Systeme herangezogen (Zitat 3.5 (c)), im Regenerative Design sollen „natürliche Prozesse für menschliche Zwecke nutzbar gemacht werden“ (Zitat 3.5 (d)), im Natural Capitalism wird formuliert, dass menschliche Entwickler sich an den Kreisläufen der Natur orientieren sollen (Zitat 3.5 (e)), Cradle to Cradle will den Stoffwechsel der Natur imitieren (Zitat 3.5 (f)), die Blue Economy möchte „wie die Natur […] in regenerativen Kreisläufen denken“ (Zitat 3.5 (g)) und für die Ellen MacArthur Stiftung beruht die Circular Economy auf „natürlichen Grundsätzen“. Sie „orientiert sich an lebenden Systemen“ (Zitat 3.5 (h)). Kreisläufe gelten als Prinzip der Natur (Zitat 3.5 (i)), das in der menschlichen Wirtschaft abgebildet werden soll (Zitat 3.5 (i und j)).

Zitat 3.5: Das Vorbild Natur in der Circular Economy (1)

(a) Louis-Sébastien Mercier (1780er-Jahre)

„Drum geht denn, wie im ewigen Kreislauf der Natur, auch in der Hauptstadt nichts verloren So wie das Atom bleiben auch erhalten: das abgetragene Hemd, die durchgewetzte Hose und der ausgetretene Schuh, nichts davon verkommt, geht unter nein, wirklich gar nichts; stets findet sich jemand der haargenau in eine dieser abgelegten fertigen Hüllen paßt!“Footnote 45

(b) PwC-Broschüre „The Road to Circularity“ (2019)

„By mimicking nature a circular economy enables us to (re-)organise our economy as a continuous cycle where nothing is wasted and value creation is maximised. It creates closed loop material and energy cycles where all materials re-enter the system in a continuous cycle, thus decoupling economic activity from the consumption of finite resources.“Footnote 46

(c) Industrielle Ökologie (2002)

„[…] industrial ecology looks to non-human ‚natural‘ ecosystems as models for industrial activity.“Footnote 47

(d) Regenerative Design (1994)

„Regenerative design means replacing the present linear system of throughput flows with cyclical flows […]. The same principles, however, can apply to the economy as a whole. In a scientific sense, regeneration involves a set of demonstrable natural processes that we can make operational for human purposes.“Footnote 48

(e) Natural Capitalism (2000)

„In nature, nothing edible accumulates; all materials flow in loops that turn waste into food, and the loops are kept short enough that the waste can actually reach the mouth. Technologists should aim to do the same.“Footnote 49

(f) Cradle to Cradle (2014)

„Wenn es uns wirklich gut gehen soll, müssen wir lernen, das hoch effektive Wiege-zu-Wiege-System der Natur mit seinen Nährstoffströmen und Metabolismen zu imitieren, ein System, in dem ‚Abfall‘ überhaupt nicht vorkommt.“Footnote 50

(g) Blue Economy (2010)

„Hoch produktive Industriezweige der Blue Economy […] orientieren sich daran, wie die Natur die Gesetze der Physik und der Biochemie nutzt, um harmonisch abgestimmte Systeme zu schaffen, mit großzügigen Kreisläufen und Kaskaden, in denen Materie und Energie mühelos, effizient und ohne Abfall und Energieverlust ineinander übergehen. Die Kräfte der Physik geben nicht nur die Parameter des Lebens auf der Erde vor, sie formen auch das Leben. Wenn wir […] in regenerativen Kreisläufen denken, [wird] unser blauer Planet Erde mit all seinen Bewohnern eine Zukunft [erleben], die nicht besser sein könnte.“Footnote 51

(h) Ellen MacArthur Foundation (2013)

„Based on natural principles. The circular economy takes its insights from living systems as these have proved adaptable and resilient, and model the ‘waste is food’ relationship very well.“Footnote 52

(i) Produktionstechnik (2020)

„Die biologische Transformation bringt ein neues Denken mit sich und nutzt die Natur als Vorbild, ein resilientes Produktionssystem zu schaffen. Die Produktion der Zukunft soll nicht länger durch lineares Denken und einseitige Output-Optimierung geprägt sein, sondern sich wie die Natur als ganzheitliches und vernetztes System organisieren. Daher ist es von großem Interesse, die Idee der Kreislaufwirtschaft in die Produktion zu integrieren, sodass das Naturprinzip der Ressourceneffizienz und der Stoffkreisläufe genutzt werden kann. […] Eine Adaption dieser Eigenschaften in Produktionssysteme bergen großes Potenzial. […] Die Kreislaufwirtschaft nimmt sich den Stoffkreislauf der Natur zum Vorbild, der alle Prozesse der Produzenten und Konsumenten umfasst, die den Auf-, Um- und Abbau von Stoffen einschließen wie z. B. Fotosynthese, Atmung und Gärung.“Footnote 53

(j) Fachartikel (2015)

„A further example of biomimicry is the Circular Economy; this mirrors natural life cycles where dead organic material decomposes to become a nutrient for the next generation of living organisms.“Footnote 54

3.2.2 Die Erzählung der Bioökonomie

Die unterschiedlichen Lesarten der Bioökonomie lassen sich nicht zu einer einzigen Erzählung zusammenfassen. Die folgenden Betrachtungen beziehen sich deshalb hauptsächlich auf die heute verbreitete dritte Lesart, in der die Bioökonomie als biobasierte Kohlenstoffwirtschaft ausgelegt wird, in die aber auch Aspekte aus Lesart 2 eingeflossen sind. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Circular Economy und Bioökonomie deutlich zu machen, verwenden wir die Erzählung der Circular Economy als Basis für die nachfolgend formulierte Bioökonomie-Erzählung. Die Unterschiede sind durch kursive Schrift kenntlich gemacht.

Die Erzählung der Bioökonomie

Mit der Natur und der menschlichen Sphäre ist die Welt in zwei Bereiche aufgeteilt, in denen unterschiedliche Prinzipien wirken. Während in der Natur ewige bzw. kontinuierliche Kreisläufe Ressourceneffizienz und Wachstum garantieren, werden in der menschlichen, linearen Wirtschaft Ressourcen verschwendet. Das Schisma zwischen der menschlichen Sphäre und der Natur gefährdet die Existenz beider Bereiche. Die Spaltung kann aber durch die Bioökonomie aufgehoben werden. Durch sie werden Materialien und Stoffe in einem kontinuierlichen Kreislauf immer wieder erneuert. Die Bioökonomie passt die Natur und ihre Kreisläufe an ökonomische Bedürfnisse an und macht sie zu einem Teil der Wirtschaft.

Die hier von uns formulierte Erzählung der Bioökonomie lässt sich mithilfe der Textfragmente aus Zitat 3.6 und 3.7 plausibel machen. Sie gleicht in großen Teilen der Erzählung der Circular Economy. Wie diese geht auch die Bioökonomie mit der Natur und der menschlichen Wirtschaft von der aktuellen Existenz zweier Wirklichkeitsbereiche aus, in denen unterschiedliche Prinzipien wirksam sind, deren Trennung aber durch die Bioökonomie aufgehoben wird. Deutlich wird diese Perspektive in Zitat 3.6. Es stammt aus einem Text, den der 2. Bioökonomierat 2016 verfasst und als „Narrativ“ der Bioökonomie bezeichnet hat. Die Natur wird hier als etwas beschrieben, das bisher für die Menschen gesorgt hat, aber, wie der im Text verwendete Ausdruck „Wirtschaften […] zu Lasten der Natur“ zeigt, durch deren Wirtschaftsweise geschädigt wurde. Die Verfasserinnen und Verfasser des Narrativs gehen also, ebenso wie die der zweiten PwC-Geschichte, von einer Störung natürlicher Gleichgewichte durch die menschliche Wirtschaft und von einer Mensch-Natur-Trennung aus. Sie wird in der PwC-Geschichte durch die Circular Economy und im Text des Bioökonomierates durch die Bioökonomie aufgehoben. „Sie“, die Bioökonomie, heißt es, „verbindet […den Menschen] mit der Natur“. Wie in der Circular Economy wird die Trennung durch die Anwendung des Kreislaufprinzips überwunden (Zitat 3.6 und 3.7 (c, d, e, f und h)). In der Bioökonomie geht es jedoch nicht wie in der Circular Economy darum, dieses Prinzip nachzuahmen, sondern, wie die Formulierung „working with nature“ in Zitat 3.7 (b) zeigt, darum, mit ihm zu arbeiten. Aus Sicht der Bioökonomie wird die menschliche Wirtschaft naturnäher, weil sie natürliche Kreisläufe nutzt. Auch die Perspektive der Biotechnologie, die von einer grundsätzlich vorhandenen Veränderbarkeit und direkten wirtschaftlichen Nutzbarkeit der Natur ausgeht (Zitat 3.7 a), ist, da sich die heutige Bioökonomie aus der zweiten Lesart einer biotechnologisch geprägten Wirtschaft entwickelt hat, nach wie vor präsent. Letzteres werden wir in Abschn. 7.1.11 noch ausführlicher darlegen. Auf das Narrativ des Bioökonomierats kommen wir in Abschn. 7.4 zurück.

Zitat 3.6: Das Vorbild Natur in der Bioökonomie (1)

 

Sie ernährt den Menschen.

Sie kleidet ihn.

Sie wärmt ihn.

Sie bewegt ihn.

Sie gibt ihm ein Dach über dem Kopf.

Sie pflegt und heilt ihn.

Sie verbindet ihn mit der Natur.

„Die Natur hat dem Menschen schon immer alles gegeben, was er zum Leben brauchte. Und biobasiert war das Wirtschaften mit natürlich nachwachsenden Rohstoffen wie Holz jahrtausendelang – wenn auch meist zu Lasten der Natur.

Heute versteht die menschliche Gesellschaft die natürlichen Kreisläufe besser. Um die Natur und die wichtigen Ressourcen zu erhalten, muss sie sich in Zukunft nachhaltiger und ökonomisch – eben bioökonomisch – verhalten.

Bioökonomisch zu denken heißt, die Kreisläufe der Natur zu kennen und für die Energiewirtschaft, die Nahrungsmittel-, Papier- und Textilindustrie oder auch Chemie und Pharmazie nicht nur auszunutzen, sondern auch im Sinne von Umwelt- und Ressourcenschutz zu erhalten. Das erfordert Bioökonomie-Forschung für Innovation.

Bioökonomisch ist es zum Beispiel, Mikroorganismen Stoffe für den Haushalt oder die Industrie produzieren zu lassen. Energiereiche sowie klima- und umweltschädliche Herstellungsprozesse können so ersetzt werden. Bioökonomisch ist es auch, mithilfe von Mikroorganismen Biopharmaka wie Insulin herzustellen und damit vielen Menschen zu Schmerzlinderung und Heilung zu verhelfen.

Ein neuer Wirtschaftszweig ist die Bioökonomie hingegen nicht. Vielmehr ist sie ein Zeugnis des Umdenkprozesses, der in vielen Industrien und wirtschaftlichen Sektoren bereits in vollem Gange ist. Mal werden einzelne, chemisch produzierte Stoffe durch biologische Alternativen ersetzt, um Umweltschutzauflagen zu erfüllen. Mal wird die Nachfrage nach naturverträglichen Produkten bedient, etwa wenn Lego-Bausteine nicht mehr aus erdölbasiertem Plastik hergestellt werden müssen.

Der Wandel zu einer solch „grüneren Wirtschaft“, einer echten Bioökonomie, ist nicht möglich ohne politische Weichenstellungen. Es braucht Anreize, die Unternehmern und Verbrauchern die langfristigen Vorteile bioökonomischen Handelns näherbringen. Und es braucht ein gesellschaftliches Umdenken, dass Wirtschaftswachstum nur mit ökologischen und sozial gerechten Produkten wirklich wertvoll für die Gesellschaft ist. Damit einher gehen Einschränkungen und Wachstumschancen für die Zukunft.

Dieses Ziel lässt sich nicht nur durch neue, attraktive Produkte erreichen. Verhaltensänderungen sind nötig – womit nicht nur Verzicht auf bioökonomisch schädliche Produkte gemeint ist, sondern vor allem Kreativität und gesellschaftliches Engagement für neue Ideen, die die Natur nicht mehr nur nutzen, sondern erhalten und als Quelle für ein gesundes Leben dieser und künftiger Generationen des Menschen schützen wollen.“Footnote 55

Zitat 3.7: Das Vorbild Natur in der Bioökonomie (2)

(a) Europäische Komission (2005)

„White biotechnology is the application of nature’s toolset to industrial production.“Footnote 56

(b) Europäische Komission (2013)

„A Bioeconomy Strategy for Europe: Working with nature […]“Footnote 57

(c) Deutsche Bundesregierung (2014)

„Die Nationale Forschungsstrategie […] setzt darauf, den Kohlenstoff Kreislauf der Natur in einer künftigen biobasierten Industrie abzubilden.“Footnote 58

(d) Bioökonomierat (2016)

„In einer zukunftsfähigen Bioökonomie […]sollten [die Ressourcen] nach dem Vorbild der Natur im Kreislauf geführt werden.“Footnote 59

(e) Deutsche Bundesregierung (2020)

„Bioökonomische Innovationen vereinen biologisches Wissen mit technologischen Lösungen und stellen die natürlichen Eigenschaften biogener Rohstoffe hinsichtlich Kreislauffähigkeit, […] in den Dienst eines nachhaltigen Wirtschaftens.“Footnote 60

(f) Bioökonomierat (2022)

„Auf diese Weise könnte Bioökonomie zu einer zentralen Antwort auf die Herausforderungen einer nachhaltigen Gesellschaft weiterentwickelt werden, wenn sich diese dann an natürlichen Kreislaufprozessen und Korrekturmechanismen als Vorbild orientiert.“Footnote 61

(g) Bioökonomierat (2022)

„Die von der Natur erbrachten Ökosystemleistungen haben eine fundamentale Bedeutung für die Ziele der Bioökonomie.“Footnote 62

(h) Manifest Nachhaltige Bioökonomie (2021)

„Aus unserer Sicht bietet die Bioökonomie eine Vision vom nachhaltigen Wirtschaften, in der die Natur mit ihren Kreisläufen und Korrekturmechanismen als Vorbild dient. […Sie] entwickelt sich im gesellschaftlichen Spannungsfeld zwischen Wirtschafts- und Naturkreisläufen.“Footnote 63

3.3 Das Natur-Narrativ

Welches Narrativ ist mit der Circular Economy und Bioökonomie verbunden? Um diese Frage zu beantworten, wenden wir im Folgenden die von El Ouassil und Karig angewandte Auslegung des Narrativbegriffs an und setzen das Narrativ der Circular Economy und Bioökonomie mit der Botschaft gleich, die die in Abschn. 3.2.1 und 3.2.2 gefundenen Erzählungen vermitteln sollen. Diese lautet aus unserer Sicht:

„Es ist gut, sich an der Natur zu orientieren, und schlecht, sich nicht an ihr zu orientieren!“

Diese Aussage, die wir in ihrer allgemeinen Form im Folgenden als „Natur-Narrativ“ bezeichnen, gibt es in unterschiedlichen Variationen. Sie kommt in verschiedenen Kontexten vor und ist alles andere als neu. Für die „Stoiker“ beispielsweise, eine heute zum Teil wieder populäre griechische Philosophenschule, die von 300 v. Chr. bis 250 n. Chr. sehr einflussreich war, war die Orientierung an der Natur ein wesentlicher Bestandteil ihrer Philosophie (Abschn. 4.3.1). In ihrem Denken war die menschliche Natur mit der Natur des Kosmos im Einklang, „wenn naturgemäß gelebt wird“Footnote 64.

Manchmal wird die Natur auch als eine Art normative Instanz herangezogen. Das Natur-Narrativ dient dann als Argument, um eine bestimmte Sichtweise zu belegen. Etwas ist richtig, weil es „natürlich“ ist, oder es ist „gegen die Natur“ und damit falsch. Eine solche an der Natur orientierte Ethik, in der „Normen des menschlichen Zusammenlebens durch [die Natur]Footnote 65 oder die Natur des Menschen begründet werden“Footnote 66, wird auch als „Naturethik“ bezeichnet. Neuzeitliche Beispiele für ein „Naturrecht“ finden sich u. a. bei Thomas Hobbes und John Locke, die ihre Gesellschaftsmodelle jeweils an einem Naturzustand orientierten.Footnote 67

Der Position, dass sich aus der Natur Normen für unser Zusammenleben ableiten lassen, können allerdings viele Argumente entgegengehalten werden. Eines der bekanntesten sagt aus, dass eine ethische Wertung logisch nicht aus einer „empirischen Tatsache“ abgeleitet werden kann. Die Position ist deshalb als „Sein-Sollen-Differenz“, „Sein-Sollen-Fehlschluss“ oder „naturalistischer Fehlschluss“ bekannt. Der Einwand geht auf die Philosophen David Hume und George E. Moore zurück.Footnote 68 Dass etwas so ist wie es ist, sagt nichts darüber aus, ob es gut oder schlecht ist. Ein prägnantes Beispiel für den naturalistischen Fehlschluss ist der „Sozialdarwinismus“. Dieser orientiert sich an der Evolutionstheorie und verwendet sie dazu, die menschliche Gesellschaft zu erklären und zu gestalten. Der Sozialdarwinismus legt das Natur-Narrativ extrem aus, indem er die Natur, bzw. genauer gesagt evolutionäre Zusammenhänge, als normativen Maßstab für das menschliche Leben heranzieht.Footnote 69

Deutlich wird der Fehlschluss durch die in Abschn. 4.8, Perspektive 10 wiedergegebenen Zitate. Sie beziehen sich auf den, im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ausgetragenen Streit, um die Einführung des Wahlrechts für Frauen. Viele Gegner des Frauenwahlrechts argumentierten, das es gegen die Natur sei, wenn sich Frauen politisch betätigen (Zitat 4.24). Dagegen wendete sich u. a. die Philosophin und Frauenrechtlerin Rosa Mayreder. Sie schreibt, die „Hinweise auf andere Lebensformen“seien „unnütz und dilettantisch“. „Was gegen die Natur ist, kann sich nicht lebendig behaupten.“ (Zitat 4.25) Gegen eine universelle Anwendung des Natur-Narrativs spricht auch, dass die Natur nicht eindeutig lesbar ist und dass sie mehrdeutige Aussagen zulässt.Footnote 70

Das Natur-Narrativ treffen wir heute in der angewandten Forschung in seinem modernen Gewand an. Es begegnet uns dort als Bionik. Die Gefahr eines naturalistischen Fehlschlusses besteht hier normalerweise nicht, da empirisch Entdecktes nicht in Wertungen übersetzt wird. In der Bionik, zumindest in ihrer ursprünglichen Form, geht es darum, Strukturen und Eigenschaften, die an biologischen Vorbildern erkannt werden, in technische Bereiche zu übertragen. Vorgaben für das menschliches Zusammenleben werden nicht aus der Natur abgeleitet. Ein bekanntes Beispiel ist der an den Blättern der Lotospflanze beobachtbare „Lotoseffekt“. Die Blätter der Pflanze sind „selbstreinigend“, weil ihre Oberfläche so strukturiert ist, dass Wasser abperlt und Schmutzpartikel weggespült werden. Die Orientierung an der Natur besteht in diesem Fall darin, dass die wasserabweisende Eigenschaft des Blattes auf Glasscheiben oder andere technische Produkte übertragen wird, indem ihre Oberflächen nach dem Vorbild der Blattoberfläche strukturiert werden. Hier wird lediglich ein an biologischen Vorbildern festgestellter funktionaler Zusammenhang auf technische Funktionen übertragen. Anschließend lässt sich prüfen, ob die nach natürlichem Vorbild hergestellten Produkte besser sind als andere. Dies muss nicht zwangsläufig der Fall sein.

In der Bionik wird der Vorbildcharakter der Natur damit begründet, dass die dort vorgefundenen „Lösungen“ bereits optimiert sind, weil sie in einem evolutionären Prozess entstanden sind und bereits über einen langen Zeitraum erfolgreich erprobt wurden. Ein Team um den bekannten Bionikexperten und Nachhaltigkeitsforscher Armin von Gleich bezeichnet diese Art der Orientierung an der Natur als „Lernen von den Ergebnissen der Evolution“Footnote 71.

Heute wird der Begriff Bionik zum Teil aber auch weiter gefasst, als oben beschrieben. Ein Themenbereich, der beispielsweise für sich in Anspruch nimmt, Teil der Bionik zu sein, ist die „Wirtschafts- und Managementbionik“Footnote 72. Anders als in der klassischen Bionik sind ihre Vorbilder, die hier für Managementaufgaben herangezogen werden, keine funktionellen Zusammenhänge, sondern evolutionäre Prozesse oder Prinzipien. Analog zu der o.g. Bezeichnung sprechen Gleich et al. in diesem Fall von einem Lernen „vom Prozess“ oder von den „(Erfolgs-)Prinzipien der Evolution“. Zu letzteren zählen sie,Footnote 73 wie die Biologin Janine BenyusFootnote 74 oder auch Brecher in Zitat 3.5 (i), das Effizienz- und Kreislaufprinzip. Die Circular Economy wäre aus dieser Perspektive, die wir, so viel sei schon vorweggenommen, nicht teilen, der Bionik zugehörig, weil das „Naturprinzip“ Kreislauf auf die menschliche Wirtschaft übertragen wird.

Unser Einwand dagegen ist, dass die genannten „Naturprinzipien“ etwas völlig anderes sind als ein funktioneller Zusammenhang und die Übertragung auf ein abstraktes Gebilde wie die Wirtschaft oder die Gesellschaft nicht mit einer Übertragung auf technische Geräte oder Materialien zu vergleichen ist. In Abschn. 4.7.2 gehen wir auf diesen Punkt am Beispiel des „Prinzips“ Effizienz noch im Detail ein. Im Fall der Wirtschaft und Gesellschaft haben wir es jedenfalls nicht mit technischen Funktionen zu tun, sondern damit, wie Menschen zusammenleben. Wenn sogenannte Naturprinzipien auf Gesellschaft und Wirtschaft übertragen werden, besteht immer auch die Gefahr eines naturalistischen Fehlschlusses.

Ein weiterer Einwand besteht darin, dass uns „Naturprinzipien“ nicht objektiv gegeben sind, sondern dass ihre Formulierung immer ein bestimmtes Bild voraussetzt, das wir uns von der Natur machen. Das zeigt auch das Beispiel der Stoiker, für die die Natur ein harmonisches, gerechtes und wohlgeordnetes Ganzes war.Footnote 75 Ihre Ethik hängt eng mit diesem Naturverständnis zusammen und lässt sich ohne Bezug zu diesem nicht verstehen.Footnote 76 Auch das Naturbild der Stoiker ist aber nur eine Perspektive unter vielen anderen (Abschn. 4.8). Ein Verweis auf die Prinzipien der Natur ist also keine ausreichende Begründung für eine Circular Economy oder Bioökonomie. Es muss klar sein, welches Naturbild herangezogen wird, wie es begründet ist und auf welche Erkenntnisse die formulierten Naturprinzipien zurückgeführt werden. In den folgenden Kapiteln gehen wir auf diese Aspekte zunächst grundsätzlich ein, bevor wir sie speziell auf die Circular Economy und Bioökonomie anwenden.