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Transmediales Netzwerk als Nobilitierungsprogramm. Das Beispiel Juli Zehs

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Juli Zeh

Part of the book series: Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ((KSDG,volume 15))

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Abstract

Juli Zehs umfassende Präsenz in der literarischen und medialen Öffentlichkeit allein scheint nicht zureichend, die Wertschätzung ihrer Literatur zu steigern. Grundsätzlich jedoch bewirkt die bei ihrem Werk beachtliche transmediale Erweiterung eine Nobilitierung. Gemeint ist hier nicht etwa der bewusste Rückzug vom Markt, die künstliche Verknappung der literarischen Produktion für die wenigen Eingeweihten, um daraus symbolisches Kapital zu schlagen. Im Gegenteil: Es ist der bedeutsame Aufwand, der, etwa in den filmischen Adaptionen, betrieben wird, um Literatur über den Leserkreis hinaus zu adressieren, der wieder positiv zurückwirkt auf das Ausgangsprodukt selbst, die Romane. Doch diese transmediale Vervielfachung, auch diejenige im Netz, ist für Juli Zeh nur Beiwerk. Die Nobilitierung durch ein eng geknüpftes mediales Netzwerk fungiert also, strikt gesehen, nicht als intendiertes Programm. Juli Zeh verzichtet hier auf eine aktivere Rolle: Im Zentrum steht, für die Autorin, das Buch.

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Notes

  1. 1.

    Diesen Zugriff entwickelt Torsten Erdbrügger weiter: „Politische Prosa? Juli Zehs literarisches Werk zwischen Thesenroman und Bühne des Politischen“. In: Klaus Schenk/Christina Rossi (Hg.): Juli Zeh. Divergenzen des Schreibens. München 2021, 206–223, hier: 206–207; vgl. 211, 213. Ähnlich Christine Mogendorf: Von „Materie, die sich selbst anglotzt“. Postmoderne Reflexionen in den Romanen Juli Zehs. Bielefeld 2017, 516. Wagners Studie hingegen argumentiert vorrangig über nichtfiktionale Texte, die politische Essayistik und öffentliche Interventionen der Autorin. Vgl. Sabrina Wagner: Aufklärer der Gegenwart. Politische Autorschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts – Juli Zeh, Ilija Trojanow, Uwe Tellkamp. Göttingen 2015, 64–136, insb.: 136.

  2. 2.

    Juli Zeh: Schilf. Nach dem Roman von Juli Zeh. Bühnenfassung von Bettina Bruinier/Katja Friedrich. Frankfurt/M. 2008, 9.

  3. 3.

    Vgl. Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft [1962]. Neuwied 141983, 55, 57–58, 69–75, 127–143.

  4. 4.

    Zum weiteren Umfeld der Hexenverfolgung und insbesondere zu den historischen Namensanleihen bei Zeh – M[ar]ia Holl und Heinrich Kramer – vgl. Eva Kormann: „Ausnahmezustände. Juli Zehs Corpus-Delicti-Komplex und Genre-Variationen des Engagements – mit einem Seitenblick auf Kathrin Rögglas Texte“. In: Schenk/Rossi (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 1), 224–246, hier: 238–240. Kramer ist der Verfasser des Malleus Maleficarum (1486), zu Deutsch als Hexenhammer bekannt. Maria Holl (ca. 1549–1634) wurde „1593 wegen Hexereivorwürfen […] aufs Schlimmste gefoltert“ (ebd., 239).

  5. 5.

    Vgl. dazu: Michael Töteberg: „Transmediale Wucherungen. Spieltrieb als Kinofilm, als Mini-Serie im brasilianischen TV und als Theaterstück auf der Bühne“. In: Heinz-Peter Preußer (Hg.): Juli Zeh. München 2023, 84–92.

  6. 6.

    Vgl. Juli Zeh: Good Morning, Boys and Girls. Theaterstücke. Frankfurt/M. 2013.

  7. 7.

    Vgl. Juli Zeh und Slut: Corpus Delicti. Eine Schallnovelle. Audio-CD. Hamburg 2009. Die bekannten Romantitel der Autorin Zeh werden nicht eigens mit der verwendeten Ausgabe nachgewiesen, da aus ihnen nicht direkt zitiert wird.

  8. 8.

    Vgl. Franziska Plettenberg: „Ein Spiel auf Leben und Tod. Zum Umgang mit den Konventionen des Kriminalromans in Juli Zehs Schilf“. In: Schenk/Rossi (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 1), 328–346, hier: 345–346.

  9. 9.

    Vgl. dazu: Matteo Galli: Juli Zehs brandenburgische Klischees. In: Preußer (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 5), 59–67.

  10. 10.

    Heinz-Peter Preußer/Juli Zeh: „Über das Studium der literarischen Praxis und die Poetologie. Ein Gespräch“. In: Preußer (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 5), 93–100. Zitat Zeh: „Außer Corpus Delicti und Leere Herzen habe ich noch keinen narrativen Text mit einer politischen Intention geschrieben. Trotzdem sind alle meine Romane Gesellschaftsromane“.

  11. 11.

    Vgl. Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes [frz. 1992]. Frankfurt/M. 2001.

  12. 12.

    Vgl. Heinz-Peter Preußer: „Juli Zeh auf allen Kanälen. Zur transmedialen Inszenierung des Selbst im literarischen Feld – unter besonderer Berücksichtigung filmischer Adaptionen.“ In: Schenk/Rossi (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 1), 15–41.

  13. 13.

    Vgl. dazu Heinz-Peter Preußer: „Anschauen und Vorstellen. Gelenkte Imagination im Kino. Eine Einführung“. In: Ders. (Hg.): Anschauen und Vorstellen. Gelenkte Imagination im Kino. Marburg 2014, 9–29.

  14. 14.

    Vgl. Julian Hanich: „Große Erwartungen. Literaturverfilmungen und die Imagination des Lesers“. In: Ders./Hans Jürgen Wulff (Hg.): Auslassen, Andeuten, Auffüllen. Der Film und die Imagination des Zuschauers. München/Paderborn 2012, 239–261.

  15. 15.

    Zum Begriff der „bestimmten Unbestimmtheit“ vgl. Heinz-Peter Preußer/Sabine Schlickers (Hg.): Bestimmte Unbestimmtheit. Offene Struktur und funktionale Lenkung in audiovisuellen Medien. Marburg 2023, hier insbesondere die Einleitung der Hg., 7–21.

  16. 16.

    Vgl. Lars Oberhaus: „‚…und dann kachelten wir mit Ballade pour Adeline über die Autobahn‘. Zum Stellenwert der Filmmusik in der Verfilmung von Tschick“. In: Der Deutschunterricht 71/2 (2019), 26–35. Siehe auch das Themenheft insgesamt sowie den Beitrag von Heinz-Peter Preußer: „Cloud/Atlas – Diskursive Formationen und Genrewissen in David Mitchells Roman sowie im Film von Tom Tykwer und den Wachowskis. Auch ein Beitrag zur Theorie der Transmedialität“. In: Ebd., 66–77.

  17. 17.

    Vgl. die Angaben bei Adrian Prechtel/Florian Koch: „Kinorückblick – Film-Flops in Deutschland: Ein verlorenes Jahr“. In: Abendzeitung München vom 5.12.2012. https://bit.ly/3Bxpuvx (1.4.2021).

  18. 18.

    Vgl. Andreas Banaski: „Psychothriller Schilf – Der große Bluff“. In: Der Spiegel vom 8.3.2012. https://bit.ly/3duKGqN (1.4.2021).

  19. 19.

    Vgl. https://bit.ly/3dBIf60 (1.4.2021).

  20. 20.

    Vgl. https://bit.ly/3fQZD9p (1.4.2021).

  21. 21.

    Anne-Sophie Balzer: „Spielst du mit mir oder gegen mich?“ In: Die Zeit vom 7.10.2013. https://bit.ly/2QQZlFg (1.4.2021).

  22. 22.

    Vgl. https://bit.ly/31R9CTZ (1.4.2021).

  23. 23.

    Dazu Heinz-Peter Preußer: „Gewalt und Überwachung. Juli Zehs apokalyptisches Pandämonium der Jetztzeit und ihre düstere Prognose der ‚Selbstoptimierung‘ in Corpus Delicti“. In: Olaf Briese/Richard Faber/Madleen Podewski (Hg.): Aktualität des Apokalyptischen. Zwischen Kulturkritik und Kulturversprechen. Würzburg 2015, 163–185.

  24. 24.

    Vgl. dazu Heinz-Peter Preußer: „Ungeheures, Unerhörtes: Groteske Plot-Twists in Romanen Juli Zehs – und in Neujahr insbesondere“. In: Ders. (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 5), 32–41. Für die drei Filme siehe auch die Ausführungen des Autors zu den entsprechenden Büchern: „Juli Zeh“. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, KLG. München, 125. Nachlieferung 2020. Insgesamt 25 Seiten [zuzüglich Bibliografie].

  25. 25.

    Vgl. Juli Zeh: Fragen zu „Corpus Delicti“. München 2020, 192–194, insb.: 192.

  26. 26.

    Vgl. Zoltán Mikoly: „Leben heißt leiben – Körperdiskurse in Juli Zehs Corpus Delicti. Ein Prozess“. In: József Tóth/László V. Szabó: „Ereignis“ in Sprache, Literatur und Kultur. „Event“ in Language, Literature and Culture. Frankfurt/M. 2021, 299–312, hier: 302 insb. und passim. Dazu auch Preußer: „Gewalt und Überwachung“ (wie Anm. 24), 163–185, insb.: 181. Auf Foucault und Agamben verweist die Autorin selbst unter dem Stichwort „Biopolitik“. Siehe Zeh: Fragen zu „Corpus Delicti“(wie Anm. 26), 91–92, auch 25, 36, 98–104, 135–136 und passim.

  27. 27.

    Stephanie Catani: „‚Good News is No News.‘ Juli Zeh und die Medien“. In: Schenk/Rossi (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 1), 42–58, hier: 42, 53. Vgl. Juli Zeh: Neujahr. München 2019, 20.

  28. 28.

    Klaus Schenk: „Narrative Kaleidoskopie. Zur Virtualisierung des Erzählens bei Juli Zeh“. In: Schenk/Rossi (Hg.): Juli Zeh (wie Anm. 1), 89–119, hier: 118–119. Vgl. ebd., 92, 110 sowie die Begriffe „simulativer Realismus“, „fingierte Realitätsnähe“ oder „Wirklichkeitsillusion“, ebd., 102.

  29. 29.

    Matteo Galli: „Juli Zehs brandenburgische Klischees“ (wie Anm. 9), 65. Vgl. dazu auch Walter Delabar: „Wahr, irgendwie wahr oder sollte wahr sein. Juli Zehs Simulationsversuche im Umfeld des Romans Unterleuten“. In: Christiane Caemmerer/ders./Helga Meise (Hg.): Fräuleinwunder. Zum Literarischen Nachleben eines Labels. Frankfurt/M. 2017, 223–244.

  30. 30.

    Preußer/Zeh: „Über das Studium der literarischen Praxis“ (wie Anm. 10), 95.

  31. 31.

    Szilvia Gellai: Netzwerkpoetiken in der Gegenwartsliteratur. Stuttgart 2018, ‚Klappentext‘ – Rückumschlag. Vgl. dazu 11–13 und 5–6, 42–43 zu Latour (s.u.).

  32. 32.

    Ebd., 389.

  33. 33.

    Vgl. https://www.zdf.de/kultur/das-literarische-quartett/zeh-zu-eggers-ltq-100.html (4.9.2022). Siehe auch Dave Eggers: The Circle. A Novel. New York [u.a.] 2013; ders.: Every. London 2021.

  34. 34.

    Ilija Trojanow/Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit: Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte. München 2009.

  35. 35.

    Bruno Latour: Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft. Einführung in die Akteur-Netzwerk-Theorie [engl. 2005]. Frankfurt/M. 2007, insb.: 244–272, hier: 247. Vgl. auch Gellai: Netzwerkpoetiken (wie Anm. 32), 42.

  36. 36.

    Vgl. Latour: Eine neue Soziologie (wie Anm. 36), 375. Anders gewendet „ist ein Akteur-Netzwerk das, was zum Handeln gebracht wird durch ein großes sternförmiges Geflecht von Mittlern, die in es und aus ihm herausströmen. Es wird durch seine vielen Bande zum Existieren gebracht: Zuerst sind die Verknüpfungen da, dann folgen die Akteure.“ Siehe auch Gellai: Netzwerkpoetiken (wie Anm. 32), 42–43.

  37. 37.

    Vgl. Zeh: Fragen zu „Corpus Delicti“ (wie Anm. 26), 130–131. Zuvor der indirekte zitierende Verweis auf Preußer: „Juli Zeh auf allen Kanälen“ (wie Anm. 12), insb.: 15.

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Preußer, HP. (2024). Transmediales Netzwerk als Nobilitierungsprogramm. Das Beispiel Juli Zehs. In: Schilling, E. (eds) Juli Zeh. Kontemporär. Schriften zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, vol 15. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-68051-3_18

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

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