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Lebenslinien. Infrastrukturen und Institutionen von Normalität in Simenons Romanen

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Simenon

Part of the book series: Kriminalität in Literatur und Medien ((KLM,volume 5))

  • 40 Accesses

Zusammenfassung

Kriminalromane stellen die zentrale Gattung der Moderne dar, da sie wie keine andere die Breite und Effekte biopolitischer Regierungstechniken kritisch reflektieren, vor allem indem sie die moderne Sozialität begründende Differenz zwischen Normalem und Pathologischem verhandeln. In diesem Sinne können Georges Simenons Romane, insbesondere L’homme de Londres (1933) und L’homme qui regardait passer les trains (1938), sowohl hinsichtlich ihrer Gegenstände und ihrer narrativen Schemata als auch ihrer Schreibweise als Versuchsanordnungen betrachtet werden, die in produktiver Auseinandersetzung mit einem Gefüge an Diskursen und Praktiken der Soziologie (Park, Lazarsfeld), der Psychologie (Jaspers, Lacan) und der Kriminologie (de Greeff), die im phänomenologischen Modus zu ergründen versuchen, welche Faktoren und Konstituenten pathologische Verhaltensdispositionen begründen, die prekären Grenzen zwischen Normalität und Kriminalität in immer neuen Varianten ausloten.

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Notes

  1. 1.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 192; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 179 („Popinga war immer noch unterwegs. Das war jetzt sein halbes Leben, im Licht der Schaufenster, inmitten der ahnungslosen Menge durch die Straßen zu wandern. Und seine Hände, die in den Taschen seines Mantels steckten, berührten reflexhaft die Zahnbürste, den Rasierpinsel und das Rasiermesser.“).

  2. 2.

    Benjamin: Das Paris des Second Empire, 510–604.

  3. 3.

    Nitsche/Werner: Walter Benjamin. Verzeichnis der gelesenen Schriften.

  4. 4.

    Trotz dieser offenkundigen Wertschätzung übergeht er Simenon in seinem Überblick über die wichtigsten zeitgenössischen Autoren Frankreichs; vgl. Benjamin: Zum gegenwärtigen gesellschaftlichen Standort des französischen Schriftstellers.

  5. 5.

    Benjamin: Das Paris des Second Empire, 550.

  6. 6.

    Zum Kriminalgenre als Verarbeitung moderner Erfahrungsmodi vgl. auch Dubois: Le roman policier et la modernité.

  7. 7.

    Benjamin: Das Paris des Second Empire, 550.

  8. 8.

    Zur Genese der Kriminalliteratur im Kontext der Entwicklung neuer Formen des Reagierens und des Wahrnehmens vgl. Holzmann: Schaulust und Verbrechen.

  9. 9.

    Benjamin: Das Paris des Second Empire, 543.

  10. 10.

    Zum Folgenden vgl. Foucault: La volonté de savoir, 175–211; „Il faut défendre la société“/In Verteidigung der Gesellschaft; Sécurité, territoire, population.

  11. 11.

    Zur Rolle, welche eine Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und (Klein-)Familie zur Implementierung dieser Prozesse spielt, vgl. Donzelot: La police des familles.

  12. 12.

    Foucault: In Verteidigung der Gesellschaft, 286: „[…] sie befasst sich, wenn Sie so wollen, nicht mit dem Körper-Menschen, sondern dem lebendigen Menschen, dem Menschen als Lebewesen, und letztendlich, wenn Sie so wollen, dem Gattungs-Menschen. Genauer gesagt versucht die Disziplin die Vielfalt der Menschen zu regieren, insofern diese Vielfalt sich in individuelle, zu überwachende, zu dressierende, zu nutzende, gegebenenfalls zu bestrafende Körper unterteilen lässt. Die neue Technologie dagegen richtet sich an die Vielfalt der Menschen, nicht insofern sie sich zu Körpern zusammenfassen lassen, sondern insofern diese im Gegenteil eine globale Masse bilden, die von dem Leben eigenen Gesamtprozessen geprägt sind wie Prozessen der Geburt, des Todes, der Produktion, Krankheit usw.“

  13. 13.

    Eine umfassende Geschichte des Konzepts des Normalen in der Moderne bietet Link: Versuch über den Normalismus.

  14. 14.

    Canguilhem: Le normal et le pathologique, 49–237.

  15. 15.

    Dies wird kontraintentional in dem Versuch Links deutlich, seinen Begriff des Normalen von verschiedenen alternativen konzeptuellen Tendenzen abzugrenzen; Link: Versuch über den Normalismus, 33–40. Das Produktive eines Normenbegriffs von Canguilhem und Foucault liegt dabei genau an dieser Oszillation.

  16. 16.

    Vgl. Canguilhem: Le normal et le pathologique; dazu Le Blanc: Canguilhem et les normes.

  17. 17.

    Hierzu Foucault: Sécurité, territoire, population, bes. 3–29.

  18. 18.

    Zu dieser infrastrukturellen Dimension der Moderne vgl. Hughes: The Evolution of Large Technical Systems; Gießmann: Netze und Netzwerke; von Laak: Alles im Fluss.

  19. 19.

    Eine differenzierte und prägnante Unterscheidung zwischen beiden Tendenzen moderner Regierungstechnik bietet Deleuze: Post-scriptum sur les sociétés de contrôle.

  20. 20.

    Zur Bedeutung dieser infrastrukturellen Verschaltung des Wirklichen für das Funktionieren moderner Sozialität vgl. die vielschichtige Beschreibung großstädtischer Organisation in Latour/Hermant: Paris ville invisible.

  21. 21.

    Habitus wird hierbei mit Bourdieu als „System […] dauerhafter und übertragbarer Dispositionen“ verstanden, von „strukturierte[n] Strukturen, die wie geschaffen sind, als strukturierende Strukturen zu fungieren, d. h. als Erzeugungs- und Ordnungsgrundlagen für Praktiken und Vorstellungen“; vgl. Bourdieu: Sozialer Sinn, 97–121, hier: 98.

  22. 22.

    Zum Prozess moderner Normalisierung und Standardisierung und deren infrastrukturellen Kontexten vgl. Bowker/Leigh Star: Sorting Things Out; Schabacher: Medium Infrastruktur; Schabacher: Infrastruktur-Arbeit.

  23. 23.

    Vgl. hierzu Kittler: Die Stadt ist ein Medium; Pfeiffer: Mentalität und Medium. Dass diese Momente durchaus schon den Zeitgenoss:innen der Moderne bewusst waren, stellt Döblins programmatischer Essay Der Geist des naturalistischen Zeitalters zur Technisierung der modernen Erfahrungswelt eindrucksvoll unter Beweis, vgl. dazu Schabacher: Infrastruktur-Arbeit, 88–89.

  24. 24.

    Ewald: Der Vorsorgestaat, 209–222, erläutert, wie das Konzept des Unfalls zu einem wesentlichen Modus wird, um ökonomische und gesellschaftliche Dysfunktionen zu organisieren.

  25. 25.

    Zu Kafkas Auseinandersetzung mit den statistischen, juristischen und kriminologischen Diskursen um das Normale vgl. Wagner: Zarathustra auf dem Laurenziberg.

  26. 26.

    Quetelet: Über den Menschen, 12.

  27. 27.

    Vgl. Hacking: Biopower and the Avalanche of Printed Numbers.

  28. 28.

    Quetelet: Über den Menschen, 15.

  29. 29.

    Die von der Durkheim-Schule an diesem Konzept geäußerte Kritik greift zweifach zu kurz; vgl. Halbwachs: La théorie de l’homme moyen. Zum einen ist Quetelet durchaus bewusst, dass es sich dabei um eine Fiktion handelt, die allerdings als Norm sehr wohl gesellschaftlich reale Existenz beweist. Zum anderen übersehen Durkheim und Halbwachs, wie fundamental sich mit dem Konzept der statistischen Wahrscheinlichkeit die Vorstellung von Wirklichkeit verändert.

  30. 30.

    Das Konzept des Normalen stellt einen fundamentalen epistemologischen Wandel dar, insoweit nicht mehr ein idealer Naturzustand, sondern ein gesellschaftlicher Ist- bzw. Soll-Zustand zur Legitimation eines Wirklichkeitsmodells herangezogen wird; vgl. hierzu Ewald: Der Vorsorgestaat, 182–195.

  31. 31.

    Wagner: Kafkas Fabriken, 122.

  32. 32.

    Wagner: Zarathustra auf dem Laurenziberg, 226–227.

  33. 33.

    Ebd., 230.

  34. 34.

    Zu dieser Form des von ihm sogenannten „flexiblen Normalismus“ vgl. Link: Versuch über den Normalismus, 51–82.

  35. 35.

    Balke: Kafkas Ethik der Macht, 401.

  36. 36.

    Foucault: „Il faut défendre la société“, 225/In Verteidigung der Gesellschaft, 295.

  37. 37.

    In diesem Sinne kann es auch nicht mehr überraschen, dass Foucaults Forschungen in diesem Feld im Bereich des psychologischen und psychiatrischen Diskurses ihren Ausgang nahmen; siehe Foucault: Maladie mentale et psychologie, wo er sich mit vielen der im folgenden angesprochenen Problemfelder beschäftigt.

  38. 38.

    Schäffner: Zur Ordnung des Wahns, 141.

  39. 39.

    Quetelet: Über den Menschen, 5–6.

  40. 40.

    Vgl. hierzu Schäffner: „Es hat sich so ereignet“.

  41. 41.

    Ewald: Der Vorsorgestaat, bes. 195–206. Zur Bedeutung der Kriminologie in dieser neuen Form der Wissensproduktion vgl. Pasquino: Criminology.

  42. 42.

    Zu diesen Tendenzen in der Geschichte der französischen Kriminologie vgl. die Beiträge in Mucchielli: Histoire de la criminologie française, insbesondere die Zusammenfassung in Mucchielli: Penser le crime.

  43. 43.

    Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel: Die Arbeitslosen von Marienthal, 14.

  44. 44.

    Zur Rolle, welche der Chicagoer Schule in der Entwicklung einer Soziologie der Delinquenz zukommt, vgl. Mucchielli: Sociologie de la délinquance, 25–37.

  45. 45.

    Vgl. Park/Burgess/McKenzie: The City.

  46. 46.

    Park: The City, 2.

  47. 47.

    Benjamin: Ein Außenseiter macht sich bemerkbar, 221; vgl. auch Benjamin: S[iegfried] Kracauer, Die Angestellten.

  48. 48.

    Kracauer: Die Angestellten.

  49. 49.

    Vgl. hierzu insbesondere Kracauer: Der Detektiv-Roman, 11–29. Wenn Kracauer im Folgenden den Schwerpunkt seiner Analyse auf die rationalen Fähigkeiten des Detektivs legt, gilt es dies jedoch vor jenem Hintergrund zu sehen.

  50. 50.

    Merleau-Ponty: La structure du comportement.

  51. 51.

    Ebd., 21–22 (Hervorhebungen durch den Autor), mit Verweis auf Köhler („Diese Figur-Hintergrund-Struktur stellt selbst nichts weiter als einen Sonderfall der spontanen Organisation der Felder der sinnlichen Wahrnehmung dar. Allgemein muss festgehalten werden, dass die ursprüngliche Wahrnehmung viel eher Beziehungen gilt als einzelnen, isolierten Terme — sichtbaren Beziehungen, keinen Beziehungen konzeptueller Art.“ Übersetzung Hermann Doetsch).

  52. 52.

    Jaspers: Eifersuchtswahn.

  53. 53.

    Zur Produktion von Lebensgeschichten im psychiatrischen Diskurs und dessen Rückwirkung auf die Literatur vgl. Schäffner: „Es hat sich so ereignet“.

  54. 54.

    Zum Bildungsroman als Form der Sinnstiftung unter den Bedingungen einer Disziplinar- und Kontrollgesellschaft vgl. Neumann: „Blinde Parabel“ oder Bildungsroman?.

  55. 55.

    Schneider: Das Geschenk der Lebensgeschichte, 259, und mit Bezug auf Quetelets Konzept des Durchschnittsmenschen Schneider: Der Mensch als Quelle.

  56. 56.

    Sloterdijk: Literatur und Organisation von Lebenserfahrung.

  57. 57.

    Vgl. insbesondere den Fall Klara Fischer; Jaspers: Eifersuchtswahn, 615–619.

  58. 58.

    Zu diesen Wechselwirkungen zwischen Psychoanalyse und Kriminologie siehe Mucchielli: Le sens du crime.

  59. 59.

    Vgl. hierzu die Ausführungen in Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, 229–280.

  60. 60.

    Vgl. dazu insbesondere „Introduction psychologique et psychanalytique à la criminologie“ [1952], in: Lagache: Le psychologue et le criminel, 333–344.

  61. 61.

    Adler: Menschenkenntnis, 51–89.

  62. 62.

    Lacan: De la psychose paranoïaque dans ses rapports avec la personnalité, bes. die Zusammenfassung 345–350, hier: 350.

  63. 63.

    Zu de Greeff vgl. Debuyst: Etienne de Greeff.

  64. 64.

    De Greeff: La psychologie de l’assassinat, 213, spricht vom „schéma de l’assassinat normal“.

  65. 65.

    De Greeff: La psychologie de l’assassinat, 383. „Die menschliche Natur ist so geartet, dass unter bestimmten konfliktiven oder emotionalen Bedingungen im Geist kriminelle Neigungen entstehen. In einer Gesellschaft, die einen gewissen Zivilisationsgrad erreicht hat, werden diese unvorhersehbaren Triebe gehemmt, ja es besteht dieser Zivilisationsgrad nur, weil die große Mehrzahl der Bevölkerung zu dieser unmittelbaren Selbstdisziplin fähig ist. Darüberhinaus werden, haben sich einmal derartige Mechanismen der Hemmung ausgebildet und ein gewisses tugendhaftes Verhalten etabliert, die Gelegenheiten, zu denen solche Tendenzen entstehen, immer seltener. Daran kann man in aller Deutlichkeit sehen, welche Rolle das Milieu, das heißt die moralischen Gewohnheiten des Milieus beim Verhalten normaler Subjekte spielt. Über jegliche Frage der Pathologie hinaus wird für den durchschnittlichen Menschen, der einem gebildeten Milieu angehört, das Verzeihen wohl die ehrenwerteste Reaktion darstellen, während in einem weniger entwickelten Umfeld dies die Rache sein wird. Man stellt dies nicht genug in Rechnung, genauso wenig wie die Bedeutung der Lebensführung und der geistigen Versorgung der Personen. Man vergisst dabei auch, dass der Mensch nicht einfach dem Milieu ‚ausgeliefert‘ ist; vielmehr entwickelt er sich dort, indem er auf Stimuli des Milieus reagiert. Er begehrt gegen alles auf, was unerbittlich scheint, und genau dies erklärt die Rolle, wir werden später darauf zurückkommen, die das Minderwertigkeitsgefühl bei der Entstehung krimineller Neigungen spielt.“ (Übersetzung Hermann Doetsch).

  66. 66.

    Boltanski: Énigmes et complots, macht diese Konvergenz in Grundfragen, Diskursfiguren und Methoden zwischen Kriminal- und Spionageromanen, biopolitischen administrativen Praktiken, soziologischen Untersuchungen und psychologischen Studien zur Grundlage seiner Darstellung der Bedeutung der Form der Untersuchung im Kontext biopolitischer Regierungstechniken, geht aber kaum auf den kriminologischen Diskurs als missing link zwischen diesen Feldern ein, verkennt sogar bei der Diskussion von Konzepten Lacans den kriminologischen Kontext von dessen Studie.

  67. 67.

    Vgl. de Greeff: La psychologie de l’assassinat, 235.

  68. 68.

    Vgl. ebd., 164.

  69. 69.

    Ebd., 220. „Eine pathologische Handlung an sich existiert nicht, aber die gesamte Aktivität beruht auf Reaktionen und Einstellungen, bei keiner von denen man weder streng bestimmen kann, ob es sich um eine pathologische handle, noch in welchem Maße sie es denn sei.. Deswegen darf man die verbrecherische Handlung nicht ausschließlich aus ihr selbst heraus begreifen, sondern muss sie aus der Persönlichkeit des Schuldigen, wie sie sich in verschiedenen genauer zu untersuchenden, nicht verbrecherischen Lebenssituationen manifestiert, heraus verstehen“ (Übersetzung Hermann Doetsch).

  70. 70.

    Vgl. Copjec: The Phenomenal Non Phenomenal.

  71. 71.

    Vgl. dazu die Ausführungen in Assouline: Simenon, 559.

  72. 72.

    Simenon: Préface, 370.

  73. 73.

    In gewisser Weise nimmt die vorliegende Untersuchung die Analysen von Jacques Dubois auf, der Simenons Schreibweise zwar lediglich aus der des literarischen Realismus herleitet, aber dennoch die Erkundung von Lebenswelten und die Ambivalenzen zwischen Normalität und Devianz als deren wesentliches Momentum erkannt hat; vgl. Dubois: Georges Simenon (deutsche Übersetzung in diesem Band).

  74. 74.

    Zum abstrakten Charakter der Räume bei Simenon vgl. Meyer-Bolzinger: Les itinéraires parisiens du commissaire Maigret.

  75. 75.

    Simenon: L’homme de Londres, 8–9; Simenon: Der Mann aus London, 6–7. („Er ging jeden Abend zur gleichen Zeit von zu Hause weg. Genau sechs Minuten vor acht. Sein Haus stand zusammen mit zwei, drei anderen auf der Steilküste, und wenn er aus der Haustür trat, sah er zu seinen Füßen das Meer mit der langgestreckten Hafenmole und etwas weiter links das Hafenbecken und die Stadt Dieppe. Jetzt im Winter allerdings konnte er sich abends beim Weggehen nur an den Lichtern orientieren: die roten und grünen Lichter an der Mole, die weißen von den Quais mit ihrem Reflex im Wasser und dahinter das ganze Lichtergefunkel der Stadt. / ‚Es ist nicht so schlimm heute mit dem Nebel‘, dachte er. / Vier Tage lang hatten sie jetzt so dichten Nebel gehabt, dass die Leute in den Straßen manchmal zusammengestoßen waren. / Maloin stieg den steilen Fußweg hinunter, wandte sich nach links und ging in Richtung Brücke. Zwei Minuten vor acht ging er am Hafenbahnhof vorüber, und eine Minute vor acht setzte er den Fuß auf die eiserne Leiter, die zum Glaskasten seines Stellwerks hinaufführte. / Er war Rangiermeister, aber im Gegensatz zu anderen Rangiermeistern, die in ihrer zwischen Gleisen, Dämmen und Signalen aufgestellten Kabine vom normalen Leben abgeschnitten sind, lag sein Posten direkt in der Stadt, ja sogar im Stadtzentrum. Das kam daher, dass sein Bahnhof kein gewöhnlicher Bahnhof, sondern ein Hafenbahnhof war. Die Schiffe, die zweimal täglich aus England hier eintrafen — um ein Uhr mittags und um zwölf Uhr nachts —, legten am Quai an, während der Pariser Schnellzug den normalen Bahnhof am anderen Ende der Stadt verließ, die Straßen von Dieppe wie eine Straßenbahn durchquerte und schließlich nur wenige Meter vom Schiff entfernt anhielt. / Es gab im Ganzen nur fünf Gleise und keine Zäune oder Dämme, die seine Eisenbahnerwelt von der normalen Welt getrennt hätten. / Maloin musste zweiunddreißig Sprossen bis zur Glaskabine hinaufklettern, in der sein Kollege von der Tagschicht sich bereits den Mantel zuknöpfte“).

  76. 76.

    Die deutsche Übersetzung gibt dies als „Rangiermeister“ wieder, tilgt aber so notwendigerweise das dieser Passage offenbar zugrunde liegende Wortspiel; ‚aiguille‘ bedeutet — neben Nadel, was hier wenig zur Sache tut — sowohl Weiche als auch (Uhr-)Zeiger.

  77. 77.

    Krajewski: Restlosigkeit.

  78. 78.

    Simenon: L’homme de Londres, 14, 29, 42; vgl. auch Sätze wie „Le rite était le même toutes les nuits.“ (Simenon: L’homme de Londres, 14; Simenon: Der Mann aus London, 12: „Es war jede Nacht das Gleiche“).

  79. 79.

    Von Uexküll/Kriszat: Streifzüge, 6–14.

  80. 80.

    Für französisch „gare ordinaire“. Der deutsche Übersetzer unterstreicht damit völlig zurecht die Bedeutung, welche der Diskurs des Normalen in diesem Roman und in den Romanen Simenons grundsätzlich zukommt.

  81. 81.

    Canguilhem: Le normal et le pathologique, 155–181.

  82. 82.

    Simenon: L’homme de Londres, 12–13; Simenon: Der Mann aus London, 10 („Maloin allein — außer dem Mann in Grau — ahnte einen Schatten, der vorn am Schiffsbug stand, und im gleichen Augenblick warf der Schatten einen Gegenstand auf den Quai. / Der Wurf erfolgte mit hinreißender Präzision, das reinste Akrobatenstück. Der Gegenstand war etwa fünfzig Meter vom Anlegeplatz entfernt gelandet, außerhalb der Absperrung, und der Unbekannte aus der Stadt hielt ihn wie selbstverständlich in der Hand. Er hatte noch nicht einmal zu rauchen aufgehört“).

  83. 83.

    Zu dieser positiven, da eine außergewöhnliche Leistung oder Begabung darstellenden, Anormalität vgl. Link: Normale Krisen?, 48–56.

  84. 84.

    So formuliert Simenon in einem Vortrag in New York 1945: „Je me rapprochais de l’homme, de l’homme tout nu, de l’homme en tête à tête avec son destin qui est, je pense, le ressort suprême du roman“ (Simenon: Le romancier, 59); „Ich näherte mich dem Menschen, dem Menschen schlechthin, dem Menschen im Angesicht seines Schicksals, und das ist, wie ich meine, der oberste Bereich des Romans“ (Simenon: Der Romancier, 30).

  85. 85.

    Simenon: L’homme de Londres, 16; Simenon: Der Mann aus London, 13 („Als er wieder zu ihnen hinsah, versetzte der große Hagere seinem Begleiter unvermittelt einen erstaunlich schnellen Hieb ins Gesicht. / Er schlug mit der rechten Hand zu; den Koffer behielt er fest in der Linken. Seine Faust hob sich kaum ab vom Dunkel, möglicherweise war er mit einem Totschläger bewaffnet. Der Kran quietschte weiter. / Maloin hing hinter der Scheibe und sah, wie der Verletzte am äußersten Rand des Beckens ins Taumeln geriet. Gleich würde er ins Wasser fallen, und der Hagere wusste das. Er hatte seinen Schlag dementsprechend kalkuliert. Was er jedoch bestimmt nicht mit eingerechnet hatte, war die Reaktion seines Partners, der sich wahrscheinlich rein instinktiv, mit seinem ganzen Gewicht an das Köfferchen klammerte und es ihm im Fallen aus der Hand riss. / Es gab einen dumpfen Aufprall auf dem Wasser, und gleich hinterher einen zweiten, leiseren. Zuerst war der Mann ins Wasser gefallen, dann der Koffer“).

  86. 86.

    Auch hier arbeitet die deutsche Übersetzung den mathematischen Grundtenor Simenons deutlich heraus.

  87. 87.

    Simenon: Der Mann aus London, 18; Simenon: L’homme de Londres, 21 („Peut-être même un million!…“).

  88. 88.

    Simenon: L’homme de Londres, 123; Simenon: Der Mann aus London, 116–117 („Es war sonderbar, aber er hätte am liebsten geweint vor Freude und Aufregung. Er schwebte gleichsam in einem neuen Universum. Normalerweise hätte er um diese Zeit zu Hause sein müssen. Er hätte, wie fast jeden Nachmittag, irgendetwas zusammengebastelt oder aber im Wirtshaus eine Partie Domino gespielt“).

  89. 89.

    Link: Versuch über den Normalismus, 231–232 sowie —wohl nicht zufällig in Bezug auf den Eisenbahndiskurs in Zolas La bête humaine —245–251.

  90. 90.

    Zum historischen Kontext vgl. Borne/Dubief: La crise des années 30, bes. 36–43. Zum soziohistorischen Kontext von Simenons Schreiben am Beispiel der Maigret-Romane vgl. Alder: Maigret, Simenon and France, dem allerdings, da er zu stark einer Klassenlogik verpflichtet bleibt, gerade der fluide Charakter, den soziale Beziehungen in Simenons Romanen aufweisen, entgeht.

  91. 91.

    Simenon: Der Mann aus London, 24; Simenon: L’homme de Londres, 27 („peut-être un prestidigitateur, ou un ventriloque, ou même un acrobate?“).

  92. 92.

    Simenon: L’homme de Londres, 31; Simenon: Der Mann aus London, 27.

  93. 93.

    Simenon: L’homme de Londres, 73; Simenon: Der Mann aus London, 68 („Nur Henriette war da. Das Haar hing ihr in Strähnen ins Gesicht, und ihre Füße steckten in Holzschuhen, während sie in gebückter Haltung, mit Schrubber und Scheuertuch bewaffnet, die roten Fliesen säuberte. Sie hatte der Straße den Rücken zugedreht, und da sie ein ziemlich kurzes Kleid trug, sah man ihr weit unter den Rock, bis hin zu einem Stück Bein oberhalb der schwarzen Strümpfe“). Simenons Text ist dabei wesentlich drastischer, er spricht ausdrücklich von „einem Streifen Fleisch“.

  94. 94.

    In diesem Sinne ergeben sich Parallelen zum Konzept „chair“, wie es Merleau-Ponty: Le visible et l’invisible, 170–201, entwickelt. In solchen Szenen mag demnach ein noch zu markierender Weg von Simenon zu den Werken Samuel Becketts oder gar Francis Bacons führen.

  95. 95.

    Simenon: Der Mann aus London, 119; Simenon: L’homme de Londres, 126 („[…] qui ne s’accordait pas avec l’imperméable.“).

  96. 96.

    Zur Produktivität und Vielgestaltigkeit des Fetisch-Konzepts als einer Zentralkategorie modernen Denkens vgl. Böhme: Fetischismus und Kultur.

  97. 97.

    Dies entspricht also etwa einem Zehntel eines typischen Simenon-Romans.

  98. 98.

    „Il avait envisagé tant de solutions possibles qu’elles ne l’intéressaient plus. / S’il faisait ceci ou cela, c’est simplement parce qu’il fallait faire quelque chose. […] Ce n’était pas seulement de la colère. C’était de la peur“ (Simenon: L’homme de Londres, 150, 153); „Er hatte sich inzwischen so viele Möglichkeiten zurechtgelegt, dass sie ihn alle gar nicht mehr interessierten. / Ob er nun dies tat oder jenes, war egal. Es ging nur darum, dass überhaupt etwas getan wurde. […] Es war nicht nur Zorn. Es war auch Angst.“ (Simenon: Der Mann aus London, 142, 145).

  99. 99.

    Simenon: L’homme de Londres, 154–156; Simenon: Der Mann aus London, 146–147 („Von dort kam ein Knacken, und bevor Maloin sich umdrehen konnte, traf ein schwerer Gegenstand mit Wucht seine rechte Schulter — eine Eisenstange oder ein Hammer, nur spitzer. […] Maloin umklammerte instinktiv Browns Handgelenk, drehte es herum, bis die Knochen knackten, und entwand den Haken den widerstrebenden Fingern. / Jetzt war er nicht mehr nervös. Er sah, wie der andere sich mit schmerzverzerrtem Gesicht duckte und zum Sprung ansetzte. / Maloin dachte nicht mehr daran, dass er Brown, dass er überhaupt einen Menschen vor sich hatte. Er wusste nur, dass dieses lebendige Ding sich an ihm festklammern, ihn zu Boden reißen würde. Zwei Körper, eng umschlungen. Finger, die versuchen würden, den anderen an der Kehle zu packen, sich in seine Augen zu bohren, ihm das Handgelenk zu verdrehen. / Er schlug zu. Unmenschlich hart, ohne zu zielen und doch präzis. Der Haken bohrte sich in etwas Weiches und löste ein Röcheln aus. / Das Ding lebte noch. Zwei Augen glänzten immer noch. Eine Hand streckte sich nach Maloin aus“).

  100. 100.

    Simenon: L’homme de Londres, 159; Simenon: Der Mann aus London, 150.

  101. 101.

    Zur Genese biopolitischer Praktiken in Epidemiebekämpfung, Hygiene und Alimentation vgl. Foucault: Sécurité, territoire, population, 57–89.

  102. 102.

    Simenon: L’homme de Londres, 160; Simenon: Der Mann aus London, 151 („Eines Nachts, als er noch ein gewöhnlicher Mensch gewesen war — langsam und schwerfällig, mit Gedankenfetzen, die sich im Kopf aneinanderreihten —, hatte er in seinem Glaskasten gesessen und sich vorgestellt, wie es wäre, wenn er Brown in der Hütte umbrächte. Damals, im Geist, war die Geschichte so zu Ende gegangen, dass er die Leiche im Schutz der Dunkelheit ins Meer geschleift hatte“).

  103. 103.

    Für Foucault kennzeichnet diese in der Architektur des von Bentham erdachten Panopticums anschaulich gewordene totale Überwachungstechnik das disziplinarische Herrschaftssystem; vgl. Foucault: Surveiller et punir/Überwachen und Strafen.

  104. 104.

    Zu der Funktion meteorologischer Phänomene in Simenons Romanen vgl. den Beitrag von Lars Schneider in diesem Band.

  105. 105.

    Diese beiden Formen biopolitischen Regierens unterscheidet Deleuze: Post-scriptum sur les sociétés de contrôle.

  106. 106.

    Simenon: L’homme de Londres, 158; Simenon: Der Mann aus London, 149 („Er verhielt sich wieder wie ein gewöhnlicher Mensch, aber er spürte genau, dass er nicht mehr ein Mensch wie alle anderen war. Er hatte eine unbekannte Grenze überschritten, ohne genau sagen zu können, in welcher Sekunde das geschehen war“).

  107. 107.

    Simenon: L’homme de Londres, 179; Simenon: Der Mann aus London, 168 („Es hatte eine Katastrophe gegeben, und Katastrophen ereignen sich tagtäglich — manchmal ein Unfall, Schiffbruch oder eben ein Mord. Kommt das letztendlich nicht alles auf das Gleiche heraus?“).

  108. 108.

    Vgl. Simenon: L’homme de Londres, 189; Simenon: Der Mann aus London, 177.

  109. 109.

    Simenon: Der Mann aus London, 179; Simenon: L’homme de Londres, 190 („Puis il suivit docilement les gendarmes“).

  110. 110.

    Zur bedeutenden Funktion, die Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten in diesem Roman zukommt, vgl. den Beitrag von Evelyn Hartramph in diesem Band.

  111. 111.

    Zum normalistischen Diskurs bei Simenon und insbesondere zum Verhältnis von Normalismus und disziplinargesellschaftlichen Isolationspraktiken vgl. den Beitrag von Michael Cuntz in diesem Band.

  112. 112.

    Die Erkundung devianten Verhaltens hat Dubois (Simenon et la déviance) als ein zentrales Element Simenon’schen Schreibens frühzeitig herausgearbeitet.

  113. 113.

    Vgl. Anm. 69.

  114. 114.

    Simenon: Entretien avec Marie-Hélène Normand, Paris Match, 31. Dezember 1976, zit. nach Assouline: Autodictionnaire Simenon, 354: „Der Instinkt, der diese Art von Kranken beherrscht, treibt sie zu allem hin, was morbide ist; und das ist wahrscheinlich nur allzu normal… Nicht normal, aber normal in seiner Abnormalität, denn genau diese Personen sind solche, die man als abnorm bezeichnen würde… Man müsste nur die richtige Definition dafür kennen! Sie können es in allen Wörterbüchern, allen Lexika, allen psychiatrischen Handbüchern nachschlagen, es gibt keine Definition des normalen Menschen. Was dort aufgeführt ist, sind alle möglichen und vorstellbaren Abweichungen, aber, was denn ein normaler Mensch ist, weiß keiner so genau. Ich habe noch keinen davon getroffen…“ (Übersetzung Hermann Doetsch).

  115. 115.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 13; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 10.

  116. 116.

    Begriff von Link: Versuch über den Normalismus, 25, und Gerhard/Grünzweig/Link/Parr: (Nicht) Normale Fahrten.

  117. 117.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 37–38; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 32 („Die Züge zum Beispiel… Er war kein Kind mehr, und es war nicht die Technik, die ihn faszinierte… Die Nachtzüge zogen ihm am stärksten an, weil er in ihnen etwas Fremdes, geradezu Lasterhaftes erahnte… Er hatte den Eindruck, dass Leute die auf diese Weise abreisten, für immer abreisten, vor allem die armen Familien, die sich mit Kisten und Bündeln in ein Abteil der dritten Klasse zwängten“).

  118. 118.

    Zur infrastrukturellen Funktion und dem Imaginären von Bahnhöfen siehe Nitsch: Massenfassung Eisenbahn. Stäheli hat dies differenziert an Whitmans Texten zur Brooklyn-Fähre erläutert; vgl. Stäheli: Infrastrukturen des Kollektiven, 107: „Whitman führt uns dagegen vor, dass die urbane Masse nicht ohne deren Infrastrukturen zu denken ist, dass die Liebe zur Masse sich sogar auf jene Infrastrukturen überträgt, welche sie möglich machen, sie kontrollieren, aber auch die Masse als Schauspiel erfahrbar machen.“

  119. 119.

    Latour: Trains of Thought.

  120. 120.

    Vgl. hierzu den Beitrag von Wolfram Nitsch in diesem Band.

  121. 121.

    Latour: Trains of Thought, 178.

  122. 122.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 65. Die deutsche Übersetzung ist sehr verkürzend: „Er stieß sie aufs Bett, […]“ (Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 58).

  123. 123.

    „Il traversait des terrains vagues, des potagers, puis des sablières désaffectées où il faillit tomber dans l’eau d’une fosse.“ (Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 257–258); „Er durchquerte Brachland, Gemüsegärten, stillgelegte Sandgruben, wo er fast in ein Wasserloch gefallen wäre“ (Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 243). Zum terrain vague als Zwischenraum zwischen Nicht-Ort und Heterotop vgl. Nitsch: Terrain vague.

  124. 124.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 112; Simenon: Der Mann,. der den Zügen nachsah, 101–102 („Sie schloss die Tür, und er presste sein Gesicht an die Fensterscheibe, entdeckte im Halbdunkel endlose Schienen, Waggons, ganze Züge und mindestens zehn Lokomotiven, die makellose Dampfwolken in den schmutzig-grauen Himmel malten“).

  125. 125.

    Zur Gauss’schen Normalverteilungskurve nicht nur als Regulationsdispositiv, sondern als unmittelbar anschauliche Vergegenwärtigung statistischer Wahrscheinlichkeit und damit Normalität vgl. Link: Normale Krisen?, bes. 39–87.

  126. 126.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 115. Die deutsche Übersetzung, die den Rangierbahnhof zum Güterbahnhof macht, verzichtet somit auf die von Simenon derart lakonisch gesetzte Pointe: „Hier werden die Waren verladen…“ (Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 104).

  127. 127.

    Benjamin: Das Paris des Second Empire bei Baudelaire, 548 Brecht: Über die Popularität des Kriminalromans, 34–35: „Das Leben der atomisierten Masse und des kollektivisierten Individuums unserer Zeit verläuft spurlos.“

  128. 128.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 151; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 139.

  129. 129.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 159; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 146 („Kees hatte nun festgestellt, dass es in Paris ein, zwei oder sogar drei große Zentren gab und außerdem jedes Viertel einen eigenen Kern hatte, mit Bistros, Kinos, Tanzlokalen und Einkaufsstraßen“).

  130. 130.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 64. Die deutsche Übersetzung „Kategorie“ (Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 151) übergeht diese gesellschaftliche Dimension.

  131. 131.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 166–168; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 153–155.

  132. 132.

    Diese Idee beherrscht Popinga eine Zeitlang obsessiv, vgl. z. B. Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 149: „Sans compter qu’il risquerait de devenir l’homme à la mallette et que ce simple objet suffirait à le dénoncer“; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 137 („Abgesehen davon, dass er das Risiko einging, zum Mann mit dem Handkoffer zu werden, und ihn dieser einfache Gegenstand bereits verraten könnte“); vgl. auch 162/149.

  133. 133.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 193; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 207 („Il fallait désormais se méfier de la foule, car, dans la foule, il se passe toujours quelque chose, un drame, un accident, et voilà qu’on demande les papiers…“).

  134. 134.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 138; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 150 („Il y avait bien cette fameuse rafle dont la fille lui parlait, mais il calculait que c’était à peine une chance sur cent à courir“).

  135. 135.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 105; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 116 („Deux pages de son carnet étaient couvertes d’équations“).

  136. 136.

    Vgl. Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 229: „Il relut l’article de Saladin, qui le confirma dans son idée: le héros de l’aventure, ce n’était déjà plus lui, Popinga, mais bien Louis, qui devenait le personnage principal“; „Er las Saladins Artikel noch einmal und wurde in seiner Annahme bestätigt: Der Held der Geschichte war nicht mehr er, Popinga, sondern Louis“ (Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 215).

  137. 137.

    Zum Verhältnis von Abenteuerschema und Normalitätsdiskurs in den frühen Maigret-Romanen vgl. den Beitrag von Ulrich Schulz-Buschhaus in diesem Band.

  138. 138.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 79; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 88 („une crise de folie subite, un moment d’amnésie“).

  139. 139.

    Kraepelin: Psychiatrie, 426–441. Viele der Verhaltensweisen Popingas entsprechen einigen von Kraepelin aufgezählten Symptomen. Damit soll keineswegs belegt werden, dass Simenon Popingas Handlungen nach einem bestimmten Krankheitsbild gestaltet hat; vielmehr möchte ich nachweisen, dass Simenon, um nicht normales Verhalten zu beschreiben, allgemein auf psychiatrische und psychoanalytische Literatur zurückgreift, dabei nicht davor zurückschreckt extrem eklektisch vorzugehen; es ihm also nicht um Diagnose von Persönlichkeit, sondern um die Problematisierung der Unterscheidung zwischen normalem und pathologischem Verhalten zu tun ist.

  140. 140.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 81; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 89 („concept d’infériorité“).

  141. 141.

    Zu Simenons Bezug auf Konzepte von Adler vgl. Austin: Simenon et Adler.

  142. 142.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 132; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 120–121 („Der Zug fuhr ein. Der Zufall wollte, dass Popinga sich in ein Abteil setzte, in dem zwei schwarz gekleidete Landfrauen über ihr Dorf plauderten, über die Krankheiten ihrer Nachbarinnen und die Verstorbenen des vergangenen Jahres. / Er saß brav in seiner Ecke und betrachtete sie mit dem rasenden Verlangen, sich zu offenbaren: / ‚Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Kees Popinga, der Lustmörder von Amsterdam!‘“).

  143. 143.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 200; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 214 („paranoïaque“).

  144. 144.

    Zur Paranoia als Phänomen der Erfahrung medientechnischer Verschaltung vgl. Kittler: Schreber/Flechsig/Freud und Schäffner: Zur Ordnung des Wahns, 20.

  145. 145.

    Höcker: Angst/Paranoia.

  146. 146.

    Kraepelin; Psychiatrie 68–69.

  147. 147.

    Zu diesen Prozessen vgl. Schäffner: Zur Ordnung des Wahns, 139–217.

  148. 148.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 204; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 218 („Paranoïaque!“).

  149. 149.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 258–260; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 244–245 („Es war kalt. Eine weitere Bosheit des Schicksals! Und dabei musste er jetzt seine Schuhe ausziehen, ein Groninger Fabrikat, und sogar seine Socken, die seine Frau wiedererkennen könnte. Er erledigte dies an einer Böschung, an der dornige Sträucher wuchsen. Danach legte er auch sein Jackett, seine Weste und seine Hose ab und zitterte. / […] Gleichzeitig blickte er um sich und fragte sich, was er da machte, warum er, splitternackt unter seinem blauen Mantel, auf den Schienen balancierte, um sich die Füße nicht am Schotter zu verletzen. / Seine Haare waren nass, sein Gesicht war nass. Er schlotterte und betrachtete verblüfft den Fluss, der seine Kleider davontrug, gute Kleider, die ihm gehört hatten, ihm, Kees Popinga!“).

  150. 150.

    Lacan: De la psychose paranoïaque dans ses rapports avec la personnalité, bes. 268–304.

  151. 151.

    Hierin nur „eine ironische Antwort für die Psychiater“ (Quack: Über Simenons traurige Geschichten, 93) zu sehen, vereinfacht Simenons komplexen Einbezug des psychiatrischen und kriminologischen Diskurses erheblich.

  152. 152.

    Simenon/Chabrol: Der Schriftsteller und der Regisseur, in diesem Band, 335.

  153. 153.

    Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 256; Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 272 („[…] grâce à ton ancien ami de Greef“).

  154. 154.

    Das Verhältnis von Simenons spezieller „psychologie médicale“ zum klinischen Diskurs deshalb als ‚Absage‘ bzw. kritische ‚Inversion‘ zu begreifen, wie Meyer-Bolzinger: Maigret. L’homme nu et le thérapeute (hier: 96, 104) dies tut, verkennt allerdings den Grad, in dem Simenons Texte gerade in einer phänomenologischen Dimension mit dem psychiatrischen Diskurs ihrer Zeit verbunden sind.

  155. 155.

    Neumann: „Der Mensch ohne Hülle ist eigentlich der Mensch“.

  156. 156.

    Jean Étienne Dominique Esquirol: Des maladies mentales considérées sous les rapports médical, hygiénique et médico-légal. Tome 1. Bruxelless 1838, 1; zitiert nach Schäffner: Zur Ordnung des Wahns, 17–18. („Was für Ereignisse nachzudenken ergeben sich für einen Philosophen, wenn er sich aus dem Tumult der Welt zurückzieht und durch eine Irrenanstalt geht! Er findet die selben Gedanken, die selben Irrtümer, das selbe Unglück: es ist genau die selbe Welt; aber in einer derartigen Einrichtung, treten die einzelne Züge genauer hervor, sind die Nuancen deutlicher wahrnehmbar, die Farben kräftiger, die Auswirkungen brutaler, denn dort findet man den Menschen vollkommen nackt, da er dort seine Fehler nicht verbirgt, weil er hier weder seine Leidenschaften auf charmante Weise verführerisch wirken lässt, noch seinen Lastern einen trügerischen Anschein verleiht.“ Übersetzung Hermann Doetsch).

  157. 157.

    Vgl. Anm. 84.

  158. 158.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 272; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 257 („Die Wahrheit im Fall Popinga“).

  159. 159.

    Simenon: L’homme qui regardait passer les trains, 277; Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah, 261 („Es gibt keine Wahrheit, oder?“).

Literatur

Texte

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Doetsch, H. (2024). Lebenslinien. Infrastrukturen und Institutionen von Normalität in Simenons Romanen. In: Doetsch, H., Nitsch, W. (eds) Simenon. Kriminalität in Literatur und Medien, vol 5. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67990-6_13

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