Zusammenfassung
Wozu braucht man Philosophie, wenn die Menschheit ihren Umgang mit ihren Lebensgrundlagen grundsätzlich verändern muss? „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt drauf an, sie zu verändern.“ Die Zeit drängt, so behauptete der junge Marx mit der elften der Thesen über Feuerbach von 1845 (Petersen & Faber, 2018). Die Philosophie mit ihren verschiedenen Interpretationen der Welt hatte ihre Berechtigung gehabt, als es nichts zu tun gab. Wenn aber Taten nötig sind, fördert das Abwägen der verschiedenen Interpretationen der Welt nur Bedenken aller Art und verzögert entschiedenes Handeln. Marx´ Worte passen zu einem Zeitgeist von 2023, der ungeduldig auf radikale und weitreichende Veränderungen drängt. Klimawandel, Artensterben, rapides Verschwinden von Naturräumen, Rückgang von Wasservorräten und verschmutze Gewässer, gefährdete Bodenfruchtbarkeit, unkontrollierter Flächenverbrauch, Plastikmüll in den Meeren, Schadstoffpartikel in der Nahrungskette – eine geradezu unüberschaubare Fülle von Indizien zeigt an, dass die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Menschen dramatisch gefährdet sind. Ob man die Uhrzeiger des Weltlaufs auf fünf vor zwölf oder auf fünf nach zwölf stehen sieht – nicht nur Klima – und Umweltaktivisten, sondern auch viele Experten sind davon überzeugt, dass gehandelt werden muss. Bedenklichkeit erscheint angesichts drohender Katastrophen fehl am Platz.
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Notes
- 1.
Um einige zu nennen: Hermann Heinrich Gossen (1810–1858), Leon Walras (1834–1910), William Stanley Jevons (1835–1882), Marschall (1842–1924), Francis Edgeworth (1845–1926), Vilfredo Pareto (1848–1923), Irving Fisher (1867–1947), Abraham Wald (1902–1950), John von Neumann (1903–1957), Tjalling Koopmans (1910–1985), Gérard Debreu (1921–2004), Kenneth Arrow (1921–2017), John Nash (1928–2015), Reinhard Selten (1930–2017).
- 2.
Dies betrifft die im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts neu begründeten Richtung der Verhaltensökonomie, in der Wirtschaftswissenschaftler und Psychologinnen und Verhaltenswissenschaftlerinnen zusammenarbeiten.
- 3.
Auch die Ende des 20. Jahrhunderts begründete, mit methodischen Elementen aus der Psychologie und den Neurowissenschaften angereicherte Verhaltensökonomik, bietet nur ein reduktionistisches Verständnis des menschlichen Verhaltens. Immerhin werden dort Konstellationen untersucht, in denen Menschen im Widerspruch zum Homo Oeconomicus Modell handeln.
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Die Anthropologie ist die Wissenschaft vom Menschen.
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Zu nennen sind hier Aristoteles (384/3- 322/1 v.u.Z.), Jean Jaques Rousseau (1712–1778), Adam Smith (1723–1790), Thomas Robert Malthus (1766–1834), Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Mill (1806–1873) und Karl Marx (1818–1883); Eine knappe Darstellung der ökonomischen Ideen dieser Philosophen einschließlich der von Thomas Hobbes (1588–1679) und John Locke (1632–1704), geben Petersen und Faber (2018, Teil 2).
Literatur
Kant, I. (1968). Akademieausgabe (Bd. 9). de Gruyter.
Klauer, B., Manstetten, R., Petersen, T., & Schiller, J. (2013). Die Kunst langfristig zu denken: Wege zur Nachhaltigkeit. Nomos.
Manstetten, R., Kuhlmann, A., Faber, M., & Frick, M. (2021). Grundlagen sozial-ökologischer Transformationen: Gesellschaftsvertrag, Global Governance und die Bedeutung der Zeit. ZEW-Discussion Paper, 21, (034).
Marx, K. (1962). Das Kapital. Erster Band. MEW Bd. 23. Dietz Verlag.
Marx, K. (1969). Thesen über Feuerbach. MEW Bd. 3. Dietz Verlag.
Petersen, T., & Faber, M. (2001). Der Wille zur Nachhaltigkeit. Ist, wo ein Wille ist, auch ein Weg. Zukunftsverantwortung und Generationensolidarität, Schriften des Institutes für angewandte Ethik, 3, 47–71.
Petersen, T., & Faber, M. (2018). Karl Marx und die Philosophie der Wirtschaft: Unbehagen am Kapitalismus und die Macht der Politik. Karl Alber.
Weiterführende Literatur: Leseempfehlungen zur weiterführenden Lektüre zu Teil 1 „Ausgangspunkte“
Costanza, R. (1992). Ecological economics: The science and management of sustainability. Columbia University Press.
Daly, H. E. (1977). Steady-state economics: The economics of biophysical equilibrium and moral growth. Freeman. [Ein klassischer Text der Ökologischen Ökonomie]
Edenhofer, O., & Jakob, M. (2019). Klimapolitik: Ziele, Konflikte, Lösungen. CH Beck.
Gardiner, S. M. (2011). A perfect moral storm: The ethical tragedy of climate change. Oxford University Press.
Haddad, B. M., & Solomon, B. D. (2023). Dictionary of ecological economics: Terms for the new millennium. Edward Elgar Publishing.
Klauer, B., Manstetten, R., Petersen, T., & Schiller, J. (2016). Sustainability and the art of long-term thinking. Taylor & Francis.
Krohn, P. (2023). Ökoliberal: Warum Nachhaltigkeit die Freiheit braucht. Frankfurter Allgemeine Buch.
Raworth, K. (2017). Doughnut economics: Seven ways to think like a 21st-century economist. Chelsea Green Publishing.
Ruth, M. (Hrsg.). (2020). A Research Agenda for Environmental Economics. Edward Elgar Publishing.
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Faber, M., Manstetten, R., Rudolf, M., Frick, M., Becker, MY. (2023). Ökonomie, Ökologie und Philosophie. In: Nachhaltiges Handeln in Wirtschaft und Gesellschaft. SDG - Forschung, Konzepte, Lösungsansätze zur Nachhaltigkeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67889-3_3
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