Zusammenfassung
Wenn wir daran gehen, junge Menschen zu erziehen, und all das tun, was man zu diesem Zwecke so tut oder zu tun geheißen wird, kann uns die Frage überfallen: Ist es denn auch das Richtige, was wir hier tun? Doch das Richtige, gemessen woran? Durch unser Tun sollten die zu Erziehenden – zumindest so viel liegt in unserem Begriff von Erziehung – besser werden, als sie ohne Erziehung oder durch andere Erziehung werden könnten. Aber besser in welcher Hinsicht? In ihrer Funktionstüchtigkeit für das Leben in Wirtschaft und Gesellschaft? Im Zuwachs ihrer Kompetenzen, wie das heute so schön heißt? Doch wenn wir über all diese Dinge im Zweifel sein sollten, ist nicht zumindest klar, wohin wir uns wenden müssten, um uns Klarheit zu verschaffen? An die Bildungsexpertinnen und -experten der OECD z. B., die ja ihre Kompetenz längst unter Beweis gestellt haben im Errechnen der für die Führung eines erfolgreichen Lebens in der heutigen Gesellschaft erforderlichen Kompetenzen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Platon, Laches, 185e.
- 2.
Vgl. Platon, Laches, 190c–d.
- 3.
Vgl. Platon, Laches, 199e.
- 4.
Vgl. Platon, Laches, 200c–e.
- 5.
Platon, Laches, 186c.
- 6.
Zu den unterschiedlichen Interpretationen der Ergebnislosigkeit vgl. Martin 1983, S. 34–42. Martin plädiert für eine tatsächliche Ergebnislosigkeit in der Aporie.
- 7.
Platon, Apologie, 38a.
- 8.
Vgl. Dewey 1993, S. 423.
- 9.
Über die Gründe dafür, dass Jaspers in der pädagogischen Zunft im besten Fall marginal wahrgenommen wurde, kann man nur spekulieren. Symptomatisch dafür: In dem 2004 erschienenen, groß angelegten Historischen Wörterbuch der Pädagogik wird Jaspers über alle Begriffsfelder hinweg nicht ein einziges Mal erwähnt. Das Gleiche gilt für alle mir bekannten einführenden oder erziehungsgeschichtlichen Werke. Eine löbliche Ausnahme bildet Reichenbach 2007, S. 165–370.
- 10.
- 11.
Obwohl es sich selbstverständlich durchaus lohnt, Einblick in sein Werk zu bekommen, indem man einzelnen dieser Grundbegriffe nachgeht; vgl. Hügli 2011.
- 12.
Ausführlicher zu diesem Aspekt des Jaspers’schen Philosophierens, vgl. Hügli 2020.
- 13.
Jaspers 1956a, S. 42.
- 14.
- 15.
Vgl. Jaspers 1956a, S. 42 f.
- 16.
Jaspers 1956a, S. 42.
- 17.
Jaspers 2019, S. 308 verweist auf die Merkwürdigkeit, dass das Daimonion von Sokrates nur verbietet.
- 18.
So kann, mit Anklang an Kierkegaard, Jaspers lapidar formulieren: „Der ganz auf sich Stehende erfährt angesichts der Transzendenz am entschiedensten jene Notwendigkeit, die ihn ganz in die Hand seines Gottes legt.“ Jaspers 1956b, S. 200.
- 19.
Vgl. u. a. Jaspers 1958a, S. 172, 1054.
- 20.
Vgl. Jaspers 2019, S. 352 f.
- 21.
Platon, Phaidon, 114c–d.
- 22.
Vgl. Jaspers 1958d, S. 426.
- 23.
Jaspers 1967, S. 210.
- 24.
Jaspers 1967, S. 208.
- 25.
Jaspers 1967, S. 207.
- 26.
Jaspers 1967, S. 210.
- 27.
Jaspers 1967, S. 210.
- 28.
- 29.
Jaspers 1958d, S. 338.
- 30.
Jaspers 1958d, S. 423.
- 31.
Vgl. Jaspers 1958d, S. 442.
- 32.
Jaspers 1958d, S. 442.
- 33.
Jaspers 1958d, S. 443.
- 34.
Jaspers 1957, S. 33.
- 35.
Vgl. Jaspers 1957, S. 33.
- 36.
Dies setzt auch jedem gegenseitigen Verstehen seine Grenzen. Ich bin immer schon Partei; wer eine Autorität als Autorität ansieht, hat sie schon gewählt (vgl. Jaspers 2018, S. 130). Beispiele dafür: die Auseinandersetzung von Jaspers mit Jean-Paul Sartre (vgl. Hügli 2015a, S. 32–35) und Martin Heidegger (vgl. Jaspers 1977a, b, S. 108 f.).
- 37.
Jaspers 1946, S. 49.
- 38.
Jaspers 1963, S. 69.
- 39.
Jaspers 1958d, S. 444.
- 40.
Jaspers 1963, S. 69.
- 41.
- 42.
Jaspers 1956a, S. 118.
- 43.
Jaspers 1956a, S. 118.
- 44.
Jaspers 1956a, S. 119.
- 45.
Jaspers 1956a, S. 119.
- 46.
Jaspers 1956a, S. 119.
- 47.
Vgl. etwa Jaspers 1958d, S. 52: Umkehr ist nicht zu erzwingen. Ob durch das, was Erziehung tun kann – die Realitäten aufzeigen und „die fordernde Stimme aus Jahrtausenden zum Sprechen zu bringen“ –, „im einzelnen Menschen etwas geschieht, das ist schon im jungen Menschen der Freiheit jedes Einzelnen überantwortet.“
- 48.
Jaspers 1956a, S. 120.
- 49.
Jaspers 1958d, S. 444.
- 50.
Jaspers 1958d, S. 445.
- 51.
Jaspers 1958d, S. 445.
- 52.
Jaspers 1958d, S. 445.
- 53.
Jaspers 1958d, S. 447.
- 54.
Vgl. dazu Hügli 2015b.
- 55.
Jaspers 1958c, S. 49.
- 56.
Vgl. Jaspers 1958b, S. 36 f.
- 57.
Jaspers 1951, S. 332.
- 58.
Jaspers 1953, S. 98.
Literatur
Dewey, John. 1993. Demokratie und Erziehung. Weinheim: Beltz.
Hügli, Anton. 2007. Demokratie und die Idee der Universität. In Die Universität der Zukunft. Eine Idee im Umbruch?, Hrsg. Anton Hügli, Joachim Küchenhoff und Werner Müller, 51–66. Basel: Schwabe.
Hügli, Anton. 2011. Karl Jaspers und die Erziehung. In Karl Jaspers. Grundbegriffe seines Denkens, Hrsg. Hamid Zeza Yousefi et al., 289–304. Reinbek: Lau Verlag.
Hügli, Anton. 2015a. Sartre und Jaspers zur Frage nach der Transzendenz. Ein Aufriss der grundlegenden Differenzen zwischen Jaspers und Sartre aus der Jaspers’schen Sicht. In Karl Jaspers und Jean-Paul Sartre im Dialog, Hrsg. Anton Hügli und Manuela Hackel, 27–52. Frankfurt a. M.: Lang.
Hügli, Anton. 2015b. Jaspers’ Darstellung von Philosophie – Eine Form der indirekten Mitteilung? Jahrbuch der österreichischen Karl Jaspers Gesellschaft 28: 9–36.
Hügli, Anton. 2017. Demokratie als Selbsterziehung. Zum Staats- und Erziehungsverständnis von Karl Jaspers. In Vom Ethos der Freiheit zur Ordnung der Freiheit. Staatlichkeit bei Karl Jaspers, Hrsg. Karl-Heinz Breier und Alexander Gantschow, 163–184. Baden-Baden: Nomos.
Hügli, Anton. 2020. Unterscheiden können zwischen dem, was man wissen, und dem, was man nicht wissen kann. Karl Jaspers über Grenzen und Grenzbewusstsein. In Existenzerhellung – Grenzbewusstsein – Sinn der Geschichte. Dem Andenken an Karl Jaspers (1883–1969). Wiener Jahrbuch für Philosophie LI/2019, Hrsg. Rudolf Langthaler und Michael Hofer, 25–48. Wien: new academic press.
Immel, Oliver. 2016. Einleitung des Herausgebers. In Karl Jaspers Gesamtausgabe I/21: Schriften zur Universitätsidee, Hrsg. Oliver Immel, VII–LIX. Basel: Schwabe.
Jaspers, Karl. 1946. Die Idee der Universität. Berlin: Springer (=KJG I/21, 103–202).
Jaspers, Karl. 1951. Über Bedingungen und Möglichkeiten eines neuen Humanismus. In Karl Jaspers. Rechenschaft und Ausblick, 312–344. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1953. Einführung in die Philosophie. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1956a. Philosophie I: Philosophische Weltorientierung. Berlin et al.: Springer.
Jaspers, Karl. 1956b. Philosophie II: Existenzerhellung. Berlin et al.: Springer.
Jaspers, Karl. 1957. Die großen Philosophen. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1958a. Von der Wahrheit. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1958b. Von den Grenzen pädagogischen Planens. In Karl Jaspers. Philosophie und Welt, 28–38. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1958c. Freiheit und Autorität. In Karl Jaspers. Philosophie und Welt, 41–64. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1958d. Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. Politisches Bewusstsein in unserer Zeit. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1963. Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung. München: Piper (=KJG I/13).
Jaspers, Karl. 1967. Antwort. Zur Kritik meiner Schrift ‚Wohin treibt die Bundesrepublik?‘. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1977a. Philosophische Autobiographie. München: Piper.
Jaspers, Karl. 1977b. Was ist Erziehung? Ein Lesebuch, Hrsg. Hermann Horn. München: Piper.
Jaspers, Karl. 2018. Karl Jaspers Gesamtausgabe I/8: Schriften zur Existenzphilosophie, Hrsg. Dominic Kaegi. Basel: Schwabe.
Jaspers, Karl. 2019. Karl Jaspers Gesamtausgabe I/6: Psychologie der Weltanschauungen, Hrsg. Oliver Immel. Basel: Schwabe.
Kiper, Hanna. 2009. Gedanken über Erziehung und Bildung im philosophischen Denken Karl Jaspers’ – am Beispiel seines Textes „Die geistige Situation der Zeit“ (1931/1946). In „Wahrheit ist, was uns verbindet“. Karl Jaspers’ Kunst zu philosophieren, Hrsg. Reinhard Schulz et al., 455–473. Göttingen: Wallstein.
Martin, Gottfried. 1983. Sokrates: das Allgemeine. In Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie des Altertums und des Mittelalters, Hrsg. Josef Speck, 9–43. Göttingen: UTB.
Platon. 1990. Werke, Hrsg. Gunther Eigler. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Reichenbach, Roland. 2007. Philosophie der Bildung und Erziehung. Stuttgart: Kohlhammer.
Salamun, Kurt. Hrsg. 1995. Philosophie – Erziehung – Universität. Studien zur Erziehungs- und Bildungsphilosophie von Karl Jaspers. Frankfurt a. M.: Lang.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2023 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Hügli, A. (2023). Erziehung und Selbsterziehung. Karl Jaspers’ Philosophie als Bildungsphilosophie. In: Bähr, M.E., Sölch, D. (eds) Geschichte und Gegenwart der Erziehungsphilosophie. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67561-8_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-67561-8_9
Published:
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-67560-1
Online ISBN: 978-3-662-67561-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)