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Werkzeuge für das „Laboratorium des moralischen Urteils“ – Narrative Ethik als methodische Herausforderung bei der Auslegung biblischer Texte

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Erzählhorizonte

Part of the book series: Ethik – Mensch –Technik ((EMT))

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Zusammenfassung

Erzählungen haben immer eine ethische Komponente – Weltsichten können bestätigt werden, die eigene Sicht der Dinge kann infrage gestellt werden, neue Perspektiven können sich eröffnen. Der vorliegende methodenorientierte Beitrag ist aus biblisch-theologischer bzw. exegetischer Perspektive verfasst und versteht Erzählungen als Medium der Ethik und damit die narrative Ethik als eine quasi situative Ethik, die es den Rezipierenden zutraut, Narrationen eigenverantwortlich zu verstehen und sich zu ihnen zu positionieren. Obwohl die narrative Ethik in der Exegese als Konzept bekannt ist, fehlt im Methodenkanon bislang eine feste Methodologie, die es ermöglicht, Erzählungen auf ihre ethischen Aussagen hin auszulegen. Dieses Desiderat wird vom nachfolgenden Beitrag aufgegriffen, indem gezeigt wird, wie bekannte narratologische Methoden als Werkzeuge für die ethische Analyse von Erzähltexten eingesetzt werden können.

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Notes

  1. 1.

    Für eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem erstmals von Johannes Fischer gebrauchten Begriff (vgl. Fischer 2011, S. 193) ‚moralische Signifikanz‘ siehe Zimmermann 2016a, S. 79–80.

  2. 2.

    So beispielsweise Dannenmann 2019, die dem Zusammenhang von Emotionen und Ethik in Narrationen nachgeht; Rahmsdorf 2019, die ihren Fokus auf die Bedeutung von Zeit in der narrativen Ethik legt und Wagener 2015, der Figuren als Handlungsmodelle auf ihren Beitrag zur Erzeugung ethischer Signifikanz hin untersucht.

  3. 3.

    So beispielsweise Finnern 2016, der sich als einer der ersten explizit mit narrativer Ethik und narratologischen Methoden auseinandersetzt.

  4. 4.

    Finnerns Vorgehen entsprechend werden Begriffe wie ‚Erzähler‘, ‚Autor‘ etc. im Folgenden nicht gegendert, solange seine Ideen vorgestellt werden.

  5. 5.

    Für methodische Überlegungen zur Bedeutung der Figuren(-analyse) im Rahmen ethischer Fragestellungen siehe Wagener 2015. Wagner arbeitet mit klassischen narratologischen Methoden und zeigt, welche ethische Relevanz Figuren in Erzählungen haben können und wie sich ethische Dimensionen durch Figurenanalysen herausarbeiten lassen.

  6. 6.

    Eine sehr ausführliche Darstellung der Funktion und Vorgehensweise bei der Figurenanalyse für die narrative Ethik findet sich bei Wagener 2015, S. 114–162.

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Haußmann, C. (2023). Werkzeuge für das „Laboratorium des moralischen Urteils“ – Narrative Ethik als methodische Herausforderung bei der Auslegung biblischer Texte. In: Barbagallo, E., Gerhartz, I.W., Thiemer, N. (eds) Erzählhorizonte. Ethik – Mensch –Technik. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67347-8_10

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