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Die Notwendigkeit der Philosophischen Erzählung als integrative Kraft einer Synthese von Sapientia/Weisheit und Scientia/Wissenschaft

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Erzählhorizonte

Part of the book series: Ethik – Mensch –Technik ((EMT))

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Zusammenfassung

Der Beitrag intendiert, das narrative Konzept einer Philosophischen Erzählung vorzustellen, das in unserer Zeit der digitalen Transformation mehr denn je erforderlich ist. Die Philosophische Erzählung wird dabei als Repräsentation einer Synthese der heterogenen Anteile von Erfahrungswissen und wissenschaftlichem Wissen entfaltet. Auf diese Weise vermag sie eine Integration erfahrungsbasierter und technisch-technologischer Zugänge zur Lebenswelt zu leisten und an den Menschen zu appellieren, verantwortungvoll die Gestaltung seines Lebens zu übernehmen.

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Notes

  1. 1.

    Nähere Ausführungen finden sich in meinem Beitrag: Möglichkeiten und Grenzen einer narrativen Ethik. Grundlagen, Grundpositionen, Anwendungen (Joisten 2007, S. 9–21).

  2. 2.

    Auch für den Phänomenologen und Husserl-Schüler Wilhelm Schapp ist ein Zugang zu den „positiven Welten“ (den Welten der Wissenschaft) nur in Geschichten möglich. Diesen Ansatz erörtert er detailliert in seinem Buch Philosophie der Geschichten (Schapp 2015).

  3. 3.

    Hilary Putnam hat hinsichtlich der „Dichotomie“ von Tatsachen und Werte diese Gegenstellung deutlich herausgearbeitet und erörtert: „Die Frage der Tatsachen und Werte hingegen ist eine Entscheidungsfrage, die uns bedrängt. Jeder Nachdenkende muß in bezug auf sie eine wirkliche Meinung haben (die mit seiner notionalen Meinung übereinstimmen mag oder auch nicht). Wenn die Frage der Tatsachen und Werte für denkende Menschen eine Entscheidungsfrage ist, an der sie nicht vorbeikommen, so gibt es eine spezielle Antwort auf diese Frage – nämlich die Antwort, daß Tatsachen und Werte völlig getrennte Bereiche bilden, daß die Dichotomie ‚Tatsachenaussage oder Werturteil‘ eine absolute ist –, die den Status einer kulturellen Institution angenommen hat.“ (Putnam 1982, S. 173).

  4. 4.

    An dieser Stelle kann es nicht um eine detaillierte Erörterung der philosophischen Positionen gehen, die in differenzierter und subtiler Weise diesen Prozess gedeutet haben. Man denke etwa an die phänomenologische Perspektive, die mit den Schlagworten „Lebensweltvergessenheit“ (Edmund Husserl), „Geschichtenvergessenheit“ (Wilhelm Schapp), „Seinsvergessenheit“ (Martin Heidegger) überschrieben werden kann. Und man denke an die Perspektive der Kritischen Theorie, in der die Überlegungen von Max Horkheimer, Theodor Adorno und in deren Umfeld die von Walter Benjamin unverzichtbar sind.

  5. 5.

    Ein Einwand sei an dieser Stelle gegen das Gesagte vorgebracht: Es greift sicherlich zu kurz von ‚Welten‘ zu sprechen, insofern dadurch bereits sprachlich die ausgrenzende Gegenstellung thematisch wird. Wir werden im Laufe der Ausführungen daher angemessener von Hauptzugangsweisen innerhalb des Sinngewebes sprechen, in das der Mensch mit seiner Geburt eingewoben ist, wollten allerdings unter Rückgriff auf das Wort ‚Welt‘ bzw. den Plural ‚Welten‘ explizit die Loslösung und Trennung der beiden Zugänge betonen.

  6. 6.

    Siehe auch: Schapp 2012, S. 12.

  7. 7.

    Die Deutung des Menschen im philosophischen Zusammenhang habe ich in meinem Buch Philosophie der Heimat – Heimat der Philosophie vorgestellt und ihn strukturell als Heim-weg bezeichnet (vgl. Joisten 2003).

  8. 8.

    Michel Foucault kommt das Verdienst zu, den im Laufe der abendländischen Kultur sich vollziehenden Prozess des Vergessens der Selbstsorge (und der Fürsorge) subtil zu rekonstruieren und dabei das sogenannte „,cartesianische Moment‘“ aufzudecken. Denn – so die These Foucaults – mit René Descartes wird der innere Zusammenhang von Selbsterkenntnis und Selbstsorge aufgelöst und die Selbstsorge aus dem philosophischen Fokus genommen: „Er [Descartes, K.J.] hat das gnothi seauton (das ‚Erkenne dich selbst‘) philosophisch rehabilitiert und demgegenüber die epimeleia heautou (die Sorge um sich selbst) disqualifiziert.“ (Foucault 1981/1982, S. 31).

  9. 9.

    Siehe u. a.: Ricœur 1988; ders. 2005a und b.

  10. 10.

    Siehe dazu auch Ricœurs „Phänomenologie des fähigen Menschen“ und seine Ausführungen zu „Erinnerung und Versprechen“ in seinem Buch: Wege der Anerkennung. Erkennen, Wiedererkennen, Anerkanntsein (Ricœur 2006).

  11. 11.

    Das Gesagte muss leider, um den Rahmen dieser Ausführungen nicht zu sprengen, thetisch bleiben. Übersetzt man das Wort: Technoethik ins Englische lautet es: Technoethics. Um die damit einhergehende Irreführung des originären Konzepts einer Technoethik zu umgehen, lautet die präzise Wendung: TEDS (Technoethics for Emerging Digital Systems). Erläuterungen, Vertiefungen und Fortsetzungen finden sich u. a. in Joisten 2020 und Joisten et al. 2022. Das Buch Technoethik für neue digitale Systeme (TEDS). Eine Einführung wird im Jahr 2024 im Springer-Verlag in Druck gehen. Auch kann hier nicht weiter ausgeführt werden, dass die Technoethik ihre integrale Mitte in einem Ringen um ein Menschenbild hat, das mit einem Ethos verbunden ist.

  12. 12.

    Die Umkehr der Bewertungsrichtung, die durch folgende Frage deutlich werden kann, zeigt die Wirkung der Abwehrhaltung gegenüber Flüchtlingen, die allein mit dem Wort Flüchtlingswelle einhergeht: Könnten wir unter einer Flüchtlingswelle eine Welle verstehen, die auf uns, die wir ebenfalls im schönen Meerwasser schwimmen, im Wasser zukommt, die uns aufnimmt und mit den Flüchtlingen gemeinsam ans Ufer trägt? Ging und geht das Wort Flüchtlingswelle mit diesem Horizont einher? Mein Eindruck ist, dass es mit der im Fließtext genannten Assoziation verbunden ist und dementsprechend auf uns eine Wirkung ausübt, die uns häufig genug gar nicht bewusst ist. Wir hätten auch von Menschen sprechen können, die Militärdiktaturen entkommen sind. Oder von Gefolterten, Missbrauchten und Gejagten, die knapp mit dem Leben davonkamen, um endlich bei uns um Schutz zu bitten. Oder von Hilfesuchenden aus fremden Ländern, in denen es nicht genug zum Überleben gibt und Kinder kaum überleben können. Hier könnte man Ludwig Wittgenstein anknüpfen, der deutlich formuliert hat, dass die Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt sind.

  13. 13.

    In meinem Beitrag: Narrative Ethik. Lesarten, Dimensionen und Anwendungen (Joisten 2011) führe ich diesen Zusammenhang näher aus. Zur Relevanz des Pathos siehe auch meinen Aufsatz: An-Spruch, Vernehmen und Verändern. Oder: Die „bedeutungsvolle Erzählung“ und das Handeln (Joisten 2016).

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Joisten, K. (2023). Die Notwendigkeit der Philosophischen Erzählung als integrative Kraft einer Synthese von Sapientia/Weisheit und Scientia/Wissenschaft. In: Barbagallo, E., Gerhartz, I.W., Thiemer, N. (eds) Erzählhorizonte. Ethik – Mensch –Technik. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67347-8_1

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