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Phytoökologien in den Briefbüchern Bettina von Arnims

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Romantische Ökologien

Part of the book series: Neue Romantikforschung ((NR,volume 4))

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Zusammenfassung

Der Beitrag verknüpft die kulturwissenschaftlichen Plant Studies mit der romantischen Ökologieforschung. Gegenstand der Untersuchung sind die drei zwischen 1835 und 1844 erschienenen Briefbücher Bettina von Arnims, in denen Mensch-Pflanze-Beziehungen und das Nachdenken über die Besonderheiten des Pflanzlichen eine herausragende Rolle spielen. Gezeigt wird im Rahmen der Analysen, wie Arnim nicht nur über, sondern sympoetisch mit Pflanzen schreibt, und wie sie die kommunikativen, umweltspezifischen und atmosphärischen Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Menschen, Tieren und anorganischen Materien ökologisch reflektiert. Indem die Briefbücher die kulturellen, ästhetischen und existenziellen Bedeutungen der Pflanzen in den Blick nehmen und die Agency des Pflanzlichen vor Augen stellen, arbeiten sie Formen der menschlichen Ignoranz gegenüber Pflanzen ebenso wie einer Verdinglichung des Vegetabilen zu Beginn des industriellen Zeitalters entgegen.

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Notes

  1. 1.

    Ich danke den Reviewer:innen des Beitrags sowie insbesondere Roland Borgards, Christiane Holm, Barbara Thums, Martina Wernli und dem Frankfurter ‚Tiere, Ökologien, Literaturen‘-Kolloquium für ihren bis ins Detail gehenden kritischen Input, der mir an verschiedenen Stellen der Überarbeitung dieses Beitrags sehr geholfen hat.

  2. 2.

    Vgl. Jeremy Davies: Romantic Ecocriticism. History and Prospects. In: Literature Compass 15/9 (2018), S. 1–15.

  3. 3.

    Vgl. Davies: Romantic Ecocriticism, S. 8, 11.

  4. 4.

    Einführungen in den Ecocriticism verzichten zumeist komplett auf Autorinnen, um epochemachende Theoreme (u. a. Idealismus nach Fichte, Naturphilosophie nach Schelling, Synästhesie, Sensualität und Umweltbewusstsein nach Herder, Novalis, Schlegel und Goethe) aus der Perspektive der Ökologie neu zu lesen. Vgl. exemplarisch das Kapitel „Proto-Ecological Thought“ in Gabriele Dürbeck, Urte Stobbe, Hubert Zapf, Evi Zemanek (Hg.): Ecological Thought in German Literature and Culture. Lanham u. a. 2017, S. 3–76; auch einschlägige Monografien verzichten auf den Einbezug der Stimmen von Autorinnen (mit Ausnahme von Annette von Droste-Hülshoff), vgl. z. B. Berbeli Wanning: Die Fiktionalität der Natur. Studien zum Naturbegriff in Erzähltexten der Romantik und des Realismus. Berlin 2005; Heinrich Detering: Menschen im Weltgarten. Die Entdeckung der Ökologie in der Literatur von Haller bis Humboldt. Göttingen 2020.

  5. 5.

    Urte Stobbe: Kulturwissenschaftliche Pflanzenstudien (Plant Studies). In: Ursula Kluwick, Evi Zemanek (Hg.): Nachhaltigkeit – interdisziplinär. Konzepte, Diskurse, Praktiken. Ein Kompendium. Wien u. a. 2019, S. 347–360; Joela Jacobs, Isabel Kranz: Einleitung. Das literarische Leben der Pflanzen. Poetiken des Botanischen. In: Literatur für Leser 40 (2017), S. 85–89. In meinen kritischen Lektüren lehne ich mich zudem an die Critical Plant Studies an, vgl. die gleichnamige Buchreihe und ihre Agenda: https://brill.com/flyer/serial/CPST?print=pdf&pdfGenerator=headless_chrome (letzter Zugriff am 17.1.2022).

  6. 6.

    Davies: Romantic Ecocriticism, S. 10.

  7. 7.

    Siehe dazu auch Frederike Middelhoff: Animal Studies und Plant Studies. Eine Verhältnisbestimmung. In: Urte Stobbe, Anke Kramer, Berbeli Wanning (Hg.): Literaturen und Kulturen des Vegetabilen. Plant Studies – Kulturwissenschaftliche Pflanzenforschung. New York [u. a.] 2022, S. 71–95.

  8. 8.

    Erste Forschungsbeiträge, die das Studium der Botanik von Frauen aus der historischen Romantik und damit verschränkte Praktiken wie das Botanisieren und Gärtnern in den Blick nehmen und/oder gendertheoretisch und pflanzenwissenschaftlich versierte Lektüren der europäischen Romantik vornehmen, liegen mittlerweile (insbesondere für die Britische Romantik) vor. Vgl. u. a. Cornelia Zumbusch: The Metamorphoses of Ottilie. Goethe’s Wahlverwandtschaften and the Botany of the Eighteenth Century. In: European Romantic Review 28/1 (2017), S. 7–20; Mary Jacobus: Romantic Things. A Tree, a Rock, a Cloud. London [u. a.] 2012; Theresa M. Kelley: Clandestine Marriage. Botany and Romantic Culture. Baltimore 2012; Dahlia Porter: Specimen Poetics. Botany, Reanimation, and the Romantic Collection. In: Representations 139 (2017), S. 60–94; Magdalena Ożarska: Contexts and Implications of Plant Symbolism in the Early Polish Novel. Maria Wirtemberska’s Malvina, or the Heart’s Intuition (1816). In: European Romantic Review 27/6 (2016), S. 791–814.

  9. 9.

    Siehe u. a. Christa Bürger: Bettina/Bettine – Die Grenzgängerin. In: Dies.: Leben Schreiben. Die Klassik, die Romantik und der Ort der Frauen. Stuttgart 1990, S. 133–157; Jochen Strobel: „Ich werde noch oft mit leichtem Herzen Scherz und List durchwühlen.“ Bettine von Arnim (1785–1859). Eine Autorin zwischen Romantik und Vormärz. In: Thomas Le Blanc (Hg.): Romantische Frauen. Die Frau als Autorin und Motiv von der Romantik bis zur romantic fantasy. Wetzlar 2011, S. 29–48.

  10. 10.

    Vgl. u. a. Andrea Hübner: Transzendental-(Auto-)Biographie. Erschriebene Wirklichkeit und imaginäre Materialität in Bettine von Arnims ‚Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde‘. In: Renate Stauf, Christian Wiebe (Hg.): Erschriebenes Leben. Autobiographische Zeugnisse von Marc Aurel bis Knausgård. Heidelberg 2020, S. 295–319; Wolfgang Bunzel: Autorin ohne Werk, Publizistin Undercover, Dokumentaristin avant la lettre. Zum 150. Todestag der Schriftstellerin Bettine von Arnim. In: Forschung Frankfurt 27 (2009), S. 18–22; Angela Thamm: Romantische Inszenierung in Briefen. Der Lebenstext der Bettine von Arnim geb. Brentano. Marburg 2000.

  11. 11.

    Siehe u. a. Wolfgang Bunzel: Patriotismus und Geselligkeit. Bettine Brentanos Umgang und Briefwechsel mit Studenten der Universität Landshut. In: Walter Schmitz, Sibylle von Steinsdorff (Hg.): „Der Geist muß Freiheit genießen …!“ Studien zu Werk und Bildungsprogramm Bettine von Arnims. Bettine-Kolloquium vom 6. bis 9. Juli 1989 in München. Berlin 1992, S. 26–47; Ulrike Landfester: Selbstsorge als Staatskunst. Bettine von Arnims politisches Werk. Würzburg 2000; Ulrike Prokop: Inszenierungskünstlerinnen. Bettine Brentano-von Arnim und Catharina Elisabeth Goethe. In: Bettina-von-Arnim-Gesellschaft (Hg.): Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft 22/23 (2010/11), S. 59–83; Wolfgang Bunzel: Literarische Denkmalpflege. Bettine von Arnims Brief- und Gesprächsbücher als Arbeit am kulturellen Gedächtnis. In: Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft 22/23 (2010/11), S. 21–43; Barbara Becker-Cantarino: Die ‚politische Bettina‘. In: Dies. (Hg.): Bettina von Arnim Handbuch. Berlin, New York 2020, S. 259–263.

  12. 12.

    Vgl. in diesem Sinne Sabine Schormann: Bettine von Arnim. Die Bedeutung Schleiermachers für ihr Leben und Werk. Tübingen 1993, insb. S. 109–119, 140–194; Catherine Grimm: „Wie ist Natur so hold und gut, die mich am Busen hält.“ Nature Philosophy and Feminine Subjectivity in the Epistolary Memoirs of Bettine von Arnim. In: Karoline Bland, Elisa Müller-Adams (Hg.): Schwellenüberschreitungen. Politik in der Literatur von deutschsprachigen Frauen 1780–1918. Bielefeld 2007, S. 151–168. Dass Arnim nicht nur in Hinsicht auf ihren Liebesbegriff „dem Pantheismus Goethes und der Theologie Schleiermachers“ verpflichtet ist, scheint mir evident (Miriam Seidler: Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde. Seinem Denkmal (1835). In: Barbara Becker-Cantarino (Hg.): Bettina von Arnim Handbuch. Berlin, New York 2020, S. 367–383, hier S. 370). Mir geht es aber vielmehr um eine Auseinandersetzung mit den materiell-semiotischen Bedeutungen des Vegetabilen in Arnims Werk, weniger um eine einflussphilologisch informierte Motivforschung.

  13. 13.

    Siehe dazu auch Frederike Middelhoff: Thinking and Writing with Leaves. Poplar Sympoetics in Romanticism. In: Green Letters 25/4 (2022), S. 356–376 [Special Issue: Arboreal Imaginaries. Hg. v. Helga Braunbeck, Solvejg Nitzke].

  14. 14.

    Wolfgang Bunzel: Die Kunst der Retusche. Ein Originalbrief von Goethe an Bettine Brentano und seine Überarbeitung in Bettine von Arnims teilfingierter Quellenedition Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde. In: Jörg Schuster und Jochen Strobel (Hg.): Briefkultur. Texte und Interpretationen – von Martin Luther bis Thomas Bernhard. Berlin, Boston 2013, S. 169–182.

  15. 15.

    Vgl. Claudia Bamberg: Schweben – Flechten – Phantasieren. Das Strukturprinzip der Arabeske bei Sophie von La Roche, Bettine von Arnim und ihren Töchtern Maximiliane, Armgart und Gisela. In: Werner Busch, Petra Maisak (Hg.) unter Mitwirkung v. Sabine Weisheit: Verwandlung der Welt. Die romantische Arabeske. Katalog. Petersberg 2013, S. 372–379.

  16. 16.

    Siehe dazu meine Lektüre in dritten Teil dieses Aufsatzes, die theoretisch v.a. basiert auf: Emanuele Coccia: Die Wurzeln der Welt. Eine Philosophie der Pflanzen [frz. 2016]. Übers. v. Elsbeth Ranke. München 2018.

  17. 17.

    Das Zusammenziehen beider Begriffe rückt „Verflechtungen, Fusionen und zirkulierende Praktiken zwischen Natur und Kultur ins Zentrum“, um „Relationen und Vermischungen zu konkretisieren, neu sichtbar und erforschbar zu machen, so dass Brüche und Kontinuitäten auf beiden Seiten der eingeübten Trennung ins Auge fallen und Amalgamierungen und Verknüpfungen ganz unterschiedlicher Art zu weiteren Erklärungen und Fragen auffordern.“ Friederike Gesing, Katrin Amelang, Michael Flitner, Michi Knecht: NaturenKulturen-Forschung. Eine Einleitung. In: Dies. (Hg.): NaturenKulturen. Denkräume und Werkzeuge für neue politische Ökologien. Bielefeld 2019, S. 7–50, hier S. 7.

  18. 18.

    Vgl. insbesondere Barbara Becker-Cantarino: Naturmetaphern, Schwebe-Religion und Naturfrömmigkeit. In: Dies. (Hg.): Bettina von Arnim-Handbuch. Berlin, New York 2020, S. 363–365.

  19. 19.

    Vgl. Dewey W. Hall: Introduction. In: Ders. (Hg.): Romantic Ecocriticism. Lanham 2016, S. 1–15, hier S. 6 f.: „eco-Romantic (i.e. proto-ecological, ecological, and environmental readings) interpretive discussions of natural philosophers, authors, and their texts centering on the relevance of biotic concerns emanating from nineteenth-century Romantic studies to our day and age“.

  20. 20.

    Arnim hält hier nicht nur fest, inwiefern die Industrielle Revolution die Schlesischen Weber in die Armut treibt und Hunger leiden lässt (vgl. z. B. die Notiz über einen Weber, die zudem verdeutlicht, dass Pflanzen den Dreh- und Angelpunkt der Schlesischen Weber bilden (Arbeits-, Nahrungs- und Schlafgrundlage): „Gottfried Zeps, 49 J. alt, seine Frau eben so alt. Sie haben zwei sehr hübsche, muntere Kinder. Z. verdient in 14 Tagen 21 Sgr. an 136 Ellen. Kartoffeln und Salz sind ihre einzige Nahrung. Dabei sagte Z. mit einer wahrhaft übermenschlichen Resignation; ‚zum Erhungern ist es noch nicht, wenn es nur nicht noch schlimmer wird.‘ In der Stube ist eine Bettstelle mit Stroh, ohne Betten. Die Kinder schlafen auf dem Boden auf Laub, das bereits im Sommer eingesammelt war, weil Stroh viel zu theuer ist“. Bettina von Arnim: Armenbuch. Materialien. In: Dies.: Werke und Briefe in vier Bänden. Bd. 3: Politische Schriften. Hg. v. Wolfgang Bunzel u. a. Frankfurt a. M. 1995, S. 369–555, hier S. 372. Arnim registriert vielmehr auch, wie die Industrialisierung die außerstädtische Demographie und Geographie verändert und dabei eine soziale sowie umweltspezifische Stadt-Land-Differenz aufweicht; Urbanisierung und Industrialisierung, Ökologie und Ökonomie werden dabei als wechselseitig aufeinander bezogen gedacht: „Wer vermöchte die Volkszunahme, den industriellen Aufschwung, namentlich den erhöhten Bildungsstand der sogenannten Mittelklaße /:Bürgerstand:/, die veränderte Physiognomie des platten Landes /:Dörfer:/ in den industriell regsamen Provinzen zu verkennen. […] Das platte Land – Dörfer – sind nicht mehr von bloßen Feldbauern bewohnt. Längst schon haben die Städte aufgehört ausschließlicher Sitz für Handel und Gewerbetätigkeit zu sein. Die Entwickelung der Industrie erstreckte sich auf das platte Land und mußte zur Besiegung der Concurrenz mit Benützung der Naturkräfte, des wohlfeileren Bodens, der Arbeitskräfte dahin führen, neue Unternehmungen und bereits bestehende auf die Dörfer zu verpflanzen. Hand in Hand ging damit, daß die in den Städten zu Handwerkern herangebildeten Landleute auf das platte Land zurückkehren.“ Arnim: Armenbuch, S. 475 f.

  21. 21.

    Ich verwende den Vornamen ‚Bettine‘ im Folgenden für die fiktive Kunstfigur, die in den Briefbüchern inszeniert wird, sofern von ‚Bettina von Arnim‘ die Rede ist, beziehe ich mich auf die Autorin der Texte.

  22. 22.

    Vgl. hierzu auch Middelhoff: Thinking and Writing with Leaves.

  23. 23.

    Über die Entstehung der Herbsttage, einem Textband, der Essays, Reflexionen und Gedichte enthält, schreibt Sophie von La Roche, dass sie „auf der Stelle der kleinen Pappelallee […] die Idee der Betrachtungen über Blätter [faßte], und nur halb ausführte“, da sie „nicht die ganze Naturgeschichte der Blätter übersetzte.“ Sophie von La Roche: Herbsttage. Leipzig 1805, S. 96.

  24. 24.

    Bettina von Arnim: Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde. In: Dies.: Werke und Briefe in drei Bänden. Bd. 3. Hg. v. Walter Schmitz, Sibylle v. Steinsdorff. Frankfurt a. M. 1992, S. 9–571, hier S. 475.

  25. 25.

    Vgl. in diesem Zusammenhang (wenngleich pflanzenblind) auch Roland Borgards: In Verteidigung der Nachtigall. Zum Verhältnis von Poetologie, Ornithologie und Politik um 1800. In: Manuel Förderer, Christine Huck, Laura Marie Reiling (Hg.): Vögel aus Federn. Verschriftlichungen des Vogels seit 1800. Berlin 2022, S. 137–161. Zum ökologischen Potenzial tönender Nachtigallen siehe auch den Beitrag von Roland Borgards in diesem Band.

  26. 26.

    An Goethe adressiert reflektiert Bettine, dass die Nachtigall – im Gegensatz zu Goethe – Bettines Blick sucht und mit ihr in den Austausch treten will. Dies deutet Bettine rückwirkend im Sinne des ‚Buchs der Natur‘, aus der sich nicht nur das Wirken der Natur, sondern auch die Vergeistigung der Natur ablesen lasse (wie es u. a. Schelling in seinen naturphilosophischen Schriften stark gemacht hatte): „Die Nachtigall war anders gegen mich gesinnt wie Du […]. [D]ie Nachtigall wollte mit mir sprechen, sie hatte ein Gefühl, einen Gedanken mit mir auszutauschen. (Gefühl, ist der Keim des Gedankens,) und wenn es so ist, welchen tiefen, gewaltigen Blick läßt uns hier die Natur in ihre Werkstatt tun: wie bereitet sie ihre Steigerungen vor, wie tief legt sie ihre Keime, wie weit ist es noch von der Nachtigall bis zu dem Bewußtsein zwischen zwei Liebenden, die ihre Inbrunst so deutlich im Lied der Nachtigall gesteigert empfinden, daß sie glauben müssen, ihre Melodien seien der wahre Ausdruck ihrer Empfindungen.“ Arnim: Briefwechsel, S. 474 f. Zu Arnims Natur-Begriff, der mal im Sinne des hen kai pen mit ‚Gott‘ gleichgesetzt, mal stärker mit natura naturans-Vorstellungen verzahnt wird, vgl. Walter Schmitz: ‚Romantische‘ Naturwissenschaft und Naturphilosophie. In: Bettina von Arnim: Werke und Briefe in vier Bänden. Bd. 1. Hg. v. Walter Schmitz. Frankfurt a. M. 1986, S. 912–931 sowie Ders. im Die Günderrode-Stellenkommentar auf S. 1144.

  27. 27.

    Vgl. hierzu die entsprechenden Forschungskonzepte einer Agency, die das Handeln und Wirken von Tieren und Pflanzen in kulturellen Kontexten theoretisch greifbar machen: Aaron M. Moe: Zoopoetics. Animals and the Making of Poetry. Lanham 2014; Joela Jacobs: Phytopoetics. Upending the passive paradigm with vegetal violence and eroticism. In: Catalyst 5/2 (2019), S. 1–18.

  28. 28.

    Aaron M. Moe: Toward Zoopoetics. Rethinking Whitman’s Original Energy. In: Walt Whitman Quarterly Review 31 (2013), S. 1–17, hier S. 2. Zu der nützlichen Unterscheidung zwischen Handlungs- und Wirkungsmacht in Bezug auf menschliche und nicht-menschliche Akteur:innen siehe Mieke Roscher: Zwischen Wirkungsmacht und Handlungsmacht. Sozialgeschichtliche Perspektiven auf tierliche Agency. In: Sven Wirth, Anett Laue, Markus Kurth, Katharina Dornenzweig, Leonie Bossert, Karsten Balgar (Hg.): Das Handeln der Tiere. Tierliche Agency im Fokus der Human-Animal Studies. Bielefeld 2016, S. 43–66.

  29. 29.

    Kate Rigby: ‚piping in their honey dreams‘. Creaturely ecopoetics. In: Dies.: Reclaiming Romanticism. Towards an Ecopoetics of Decolonization. London, New York u. a. 2020, S. 83–112, hier S. 83.

  30. 30.

    Donna Haraway: Staying with the Trouble. Making Kin in the Chthulucene. Durham 2016, S. 58.

  31. 31.

    Arnim: Briefwechsel, S. 476.

  32. 32.

    Deutlich werden hier wie an vielen anderen Stellen die spinozistisch inspirierten und in einen Pantheismus mündenden Anklänge, die alle Briefbücher Arnims durchziehen und u.a. im Dialog mit Goethes und Günderrodes Vorstellungen von ‚Natur‘ stehen. Dem Menschen wird in diesem Kosmos der Natur/Geister dennoch ein besonderer Ort zugewiesen, er bildet ein der Selbstreflexion fähiges Zentrum, weshalb der sympoetische Ansatz Arnims in ihrem erstem Briefbuch auch noch anthropozentrisch fundiert ist: „Die ganze Natur ist nur Symbol des Geistes; sie ist heilig, weil sie ihn ausspricht; der Mensch lernt durch sie den eignen Geist kennen, daß der auch der Liebe bedarf; daß er sich ansaugen will an den Geist, wie seine Lippe an den Mund des Geliebten.“ Arnim: Briefwechsel, S. 430.

  33. 33.

    Vgl. für diese in der romantischen Naturphilosophie programmatische Zusammenführung von natura naturans und natura naturata z. B. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Ueber das Verhältniß des Realen und Idealen in der Natur, oder Entwicklung der ersten Grundsätze der Naturphilosophie an den Principien der Schwere und des Lichts. In: Ders.: Werke. Hg. v. Ives Radrizzani. Bd. 16,1. Stuttgart 2000, S. 179–199, hier S. 198: „Die Natur ist nicht bloß Produkt einer unbegreiflichen Schöpfung, sondern diese Schöpfung selbst; nicht nur die Erscheinung oder Offenbarung des Ewigen, vielmehr zugleich eben dieses Ewige selbst.“

  34. 34.

    „So ist Natur, wenn sie ruht vom Tagwerk: sie schläft, und im Schlaf gibt es Gott den Seinen“. Arnim: Briefwechsel, S. 476. Vgl. in diesem Sinne auch Arnim: Günderrode, S. 587: „Schauder über Schauder flößt mir, Herr! Herr! deine Natur ein.“ Natura naturans, sich via Pappelbaum aussprechend, ist bei Arnim göttlich beseelt und affiziert Bettine körperlich und geistig.

  35. 35.

    Mit den wortwörtlichen Dimensionen der ‚hohen‘ Ansichten und hehren Erkenntnisse, die auf Bäumen (insbesondere Pappeln) generiert bzw. buchstäblich kultiviert warden, spielt Arnim auch in Bezug auf ihre Pappel-Lektüre mit Karoline von Günderrode: „[I]hre [Günderrodes; F.M.] kleine Wohnung war ebner Erde nach dem Garten; vor dem Fenster stand eine Silberpappel, auf die kletterte ich während dem Vorlesen; bei jedem Kapitel erstieg ich einen höheren Ast und las von oben herunter; – sie stand am Fenster und hörte zu, und sprach zu mir hinauf“. Arnim: Briefwechsel, S. 64.

  36. 36.

    Arnim: Briefwechsel, S. 476.

  37. 37.

    Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Bd. 4. Mit D.W. Soltau’s Beyträgen revidirt und berichtigt von Franz Xaver Schönberger. Wien 1808, S. 1727: „Die Zitteräspe, […] eine Art Äspen, deren Blätter an langen schwachen Stielen hängen, daher sie bey der geringsten Bewegung der Luft zittern; Populus tremula Linn., die Zitterpappel.“

  38. 38.

    In gewisser Hinsicht ist hier klanglich/phonologisch auch die instrumentale Nähe zu Bettines Saitenspiel indiziert, ist die „Zither, (sprich Zitter)“ doch um 1800 als „musikalisches Saiten-Instrument“ bekannt. Adelung: Wörterbuch, S. 1727.

  39. 39.

    Arnim: Briefwechsel, S. 475.

  40. 40.

    Vgl. Bettina von Arnim: Clemens Brentano’s Frühlingskranz. In: Dies.: Werke und Briefe in drei Bänden. Bd. 1. Hg. v. Walter Schmitz. Frankfurt a. M. 1986, S. 9–294, hier S. 68, 124.

  41. 41.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 68.

  42. 42.

    Vgl. z. B. Arnim: Frühlingskranz, S. 74: „Diese Frau hat mich in einem fortwährenden Schauerriesel erhalten […], keine Goldfrucht winkt lockender aus dem dunklen Grün, als ihr lächelnder Blick nach mir“; sowie S. 74: „Dieser große Planet, die Gachet erschüttert mich zu sehr, wenn er mir so nah rückt.“

  43. 43.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 86.

  44. 44.

    Bettina von Arnim: Die Günderode. In: Dies.: Werke und Briefe in drei Bänden. Bd. 1. Hg. v. Walter Schmitz. Frankfurt a. M. 1986, S. 295–746, hier S. 582.

  45. 45.

    Arnim: Günderode, S. 585.

  46. 46.

    Arnim: Günderode, S. 587.

  47. 47.

    Arnim: Günderode, S. 584.

  48. 48.

    Arnim: Günderode, S. 585.

  49. 49.

    Arnim: Günderode, S. 586.

  50. 50.

    Arnim: Günderode, S. 586.

  51. 51.

    Arnim: Günderode, S. 586.

  52. 52.

    Zu den theoretischen Prämissen einer romantischen Natursprache vgl. Axel Goodbody: Natursprache. Ein dichtungstheoretisches Konzept der Romantik und seine Wiederaufnahme in der modernen Naturlyrik (Novalis – Eichendorff – Lehmann – Eich). Neumünster 1984.

  53. 53.

    Arnim: Günderode, S. 586.

  54. 54.

    Arnim: Günderode, S. 587.

  55. 55.

    Arnim: Günderode, S. 587.

  56. 56.

    Arnim: Günderode, S. 483. Nicht nur in der Rede von den „flüsternden Sprossen“, in der einerseits die Biosemiotik der Bäume, andererseits die ‚Treppenartigkeit‘ der Äste dieses Baumes betont wird, verschwimmen die vermeintlichen Grenzlinien zwischen Natur und Kultur. Der Text stellt in diesem Zusammenhang vor Augen, dass es strenggenommen keine bedeutungsfreie, kulturlose Perspektive auf Pappeln geben kann, spielt die Pappel im westlichen Kulturraum doch seit Jahrhunderten im alltäglichen Leben, in ökonomischen Kontexten sowie in den Künsten eine zentrale Rolle. Vgl. zur Kulturgeschichte der Pappel u.a. Fiona Stafford: The Long, Long Life of Trees. New Haven 2017, S. 129–141; zur Symbolgeschichte der Pappel Seiji Hattori: Pappel. In: Günter Butzer, Joachim Jacob (Hg.): Metzler Lexikon literarischer Symbole. 2. Aufl. Stuttgart 2012, S. 314–315. Die Pappeln sind in Bettines Pappel-Poesie Angesprochene, Selbst-Tönende, aber auch mythologisch und symbolisch aufgeladene Zeichenwesen: „Geliebter Baum! könnt ich umwandlen doch, in dein sanft rauschend Laub, jene flüsternde Sprossen, die mit glänzendem Finger die Muse bricht himmlischer Glorie voll, die Stirn zu umflechten dem Liebling, der mit Helm und Speer, oder Bogen-gerüstet wo viel goldne Pfeile dahin fliegen, oder Rosse jagend oder mit leichtem Fuß zwölfmal umrennend das Ziel, oder aufleuchtend mit der Flamme des Lieds, um sie wirbt.“ Arnim: Günderode, S. 483.

  57. 57.

    Robin Wall Kimmerer: Braiding Sweetgrass. Indigenous Wisdom, Scientific Knowledge and the Teachings of Plants. Minneapolis 2013, S. 58: „The word ecology is derived from the Greek oikos, the word for home.“

  58. 58.

    Arnim: Günderode, S. 483.

  59. 59.

    Arnim: Günderode, S. 525.

  60. 60.

    Ganz ähnlich wie Hoffmanns Kater Murr, der auf die Dächer klettert, um hehre Gedanken zu entwickeln (um damit u. a. die Genieästhetik vorzuführen), spielt Arnim wiederholt mit den Implikationen der (Selbst-)Erhöhung des Genies in himmelnahe Sphären und bricht den Topos des sich in luftige Höhen aufschwingenden Genius mithilfe von Mensch-Pflanze-Tier-Konstellationen ironisch, vgl. z. B.: Arnim: Günderode, S. 525 f.: „Das war auf der Pappel an der ich so bequem hinaufklettern kann, ich sah die Vögel geflogen kommen und dacht in mir du hast kein Genie du mußt mühselig zu allem hinanklettern und dann kannst du dich nicht oben erhalten mußt immer wieder hinunter.“

  61. 61.

    Arnim: Günderode, S. 527.

  62. 62.

    Vgl. zu den Theorien vom (dem Blut vergleichbaren) Pflanzensaftkreislauf, die im späten 18. Jahrhundert zunehmend von der experimentellen Erforschung pflanzlicher Irritabilität komplementiert, aber nur zum Teil abgelöst wurden, Stefan Kirschner: Die Theorie vom Saftkreislauf der Pflanzen. Ein wenig bekanntes Kapitel in der Geschichte der Pflanzenphysiologie. München 2002, S. 151–218, https://www.biologie.uni-hamburg.de/en/forschung/evolutionsbiologie/geschnatwiss/mitarbeiter/skirschner/ressourcen/habilitation-skirschner.pdf (letzter Zugriff am 17.1.2022).

  63. 63.

    Jacobs: Phytopoetics, S. 1. Jacobs lehnt sich hier an die Animal Studies und das Konzept der Zoopoetik an. Siehe dazu u. a. Frederike Middelhoff, Sebastian Schönbeck: Coming to Terms. The Poetics of More-than-Human Worlds. In: Dies., Roland Borgards, Catrin Gersdorf (Hg.): Texts, Animals, Environments. Zoopoetics and Ecopoetics. Freiburg i.Br. 2019, S. 11–38.

  64. 64.

    Vgl. Jacobs: Phytopoetics, S. 4.

  65. 65.

    John C. Ryan: Writing the Lives of Plants. Phytography and the Botanical Imagination. In: a/b Auto/Biography Studies 2020, S. 97–122, hier S. 103 „The term plant script signifies the nonverbal forms of expression specific to vegetal life and comprising, for instance, pheromonal transmissions, electrical signals, acoustic signatures, and corporeal articulations (the curling of tendrils in response to sunlight or the bifurcation of the tree branch following insect infestation).“ Literatur, so Ryan, kann „plant script“ werden – „composed in response to ‚the endemic semiosis of vegetal life.‘“ Ryan: Writing the Lives of Plants, S. 103.

  66. 66.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 209.

  67. 67.

    Michael Marder theoretisiert die Sprache der Pflanzen als Artikulation der Elemente und als Analogon einer Sprache des Lebens: „[P]lants articulate water, air, fire, and earth […]. Plants are the first living bridges between the elements that, thanks to them, become livable for animals and humans. The connections they forge are nothing short of the language of life itself.“ Michael Marder: To Hear Plants Speak. In: Monica Gagliano, John Charles Ryan, Patrícia Vieira (Hg.): The Language of Plants. Science, Philosophy, Literature. Minneapolis 2017, S. 103–125. Dass die Zitterpappel/Espe mit dem Wind eine Art orchestrale Choreografie aufführt, betont auch Haskell: „[T]he wind directs a chorus of trees. Aspen leaves shudder when the air moves slowly, then spasm into pattering chaos in more forceful gusts.“ David George Haskell: The Song of Trees. Stories from Nature’s Great Connectors. New York 2017, S. 53–54.

  68. 68.

    Jacobs: Phytopoetics, S. 1.

  69. 69.

    Haraway: Staying with the Trouble, S. 110.

  70. 70.

    Marder betont, dass pflanzliche Artikulation im Zeichen ihres Wachstums nicht zufällig als Inbegriff von ‚Natur‘ gelten kann: „[P]lants articulate the burgeoining emergence, or self-generated appearance, that distinguishes the Greek conception of nature, or phusis. Their growth provides a palpable image of nature as a growing whole, encompassing everything that exists.“ Marder: Hear Plants Speak, S. 115.

  71. 71.

    Arnim: Günderode, S. 583.

  72. 72.

    Die Episode wird in der Forschung zumeist symbolisch gelesen: Bettine erkenne in den abgeschlagenen Bäumen sowohl das Ende ihrer Kindheit als auch den anstehenden Tod der Großmutter. Vgl. Barbara Becker-Cantarino: Sprache, Stil, Poetologie. In: Dies. (Hg.): Bettina von Arnim Handbuch. Berlin, New York 2020, S. 355–366.

  73. 73.

    Arnim: Günderode, S. 580 f.

  74. 74.

    Arnim: Günderode, S. 582.

  75. 75.

    Bettine geht, ganz ähnlich wie man es z. B. in einem an Herder geschulten Spinozismus beobachten kann, von einer qualitativen Transformation und Potenzierung des Lebens im Wechselbezug zwischen Subjekt und Umwelt, Geist und Materie aus. Sobald eine (intellektuelle oder emotionale) Zuwendung, eine Hingabe, ein Mitgefühl für andere (Lebe-)Wesen investiert wird, verändert sich dieses Andere: „[W]ie könnte dem je begreiflich werden daß ein innerliches Dasein sich in sie überträgt, und daß während die ganze Welt vergeblich unter Mitgeschöpfen herumschwärmt, von Liebe von Freundschaft faselt, der beglückte Besitzer eines Baumes der vor seiner Tür steht, in ihm den Freund gefunden hat.“ Arnim: Günderode, S. 582.

  76. 76.

    Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Von der Weltseele. In: Ders.: Werke. Hg. v. Jörg Jantzen unter Mitwirkung v. Thomas Kisser. Bd. I,6. Stuttgart 2000, S. 64–271, hier S. 185.

  77. 77.

    Arnim: Briefwechsel, S. 446.

  78. 78.

    Arnim: Briefwechsel, S. 77.

  79. 79.

    Sophie Ruppel: Botanophilie. Mensch und Pflanze in der aufklärerisch-bürgerlichen Gesellschaft um 1800. Wien, Köln u. a. 2019, S. 393.

  80. 80.

    Vgl. zu den „Pflanzenmöbeln“ und der „bürgerlichen Zimmerpflanzenkultur“ Ruppel: Botanophilie, S. 472–493. Ruppel macht dabei die These stark, dass in physikotheologischen Theorien und daran anschließend in den bürgerlichen Praktiken, die Pflanzen u. a. interieurisierten, ein ökologisches Bewusstsein angebahnt wurde. Gleichzeitig zeigt Ruppels Forschung, dass sich der Status der Zimmerpflanze als (a) Studienobjekt (der Botanik und Biologie) und (b) lebende ‚Mitbewohnerin‘ mit eigenen, dem Menschen verwandten Bedürfnissen ab ca. 1850 änderte: Pflanzen wurden zur Deko. Davon ist in Arnims semi-fiktionaler Retrospektive (noch) nichts zu lesen.

  81. 81.

    Arnim: Briefwechsel, S. 77.

  82. 82.

    Arnim: Briefwechsel, S. 113.

  83. 83.

    Arnim: Günderode, S. 364.

  84. 84.

    Arnim: Briefwechsel, S. 38.

  85. 85.

    Arnim: Briefwechsel, S. 355 f.

  86. 86.

    Hierin sehe ich auch den entscheidenden Unterschied sowohl zu La Roches physikotheologisch grundierten und vegetabil aufgeladenen Schreibverfahren als auch zu Goethes pantheistisch konturierten Perspektiven, die in den Leiden des jungen Werther insbesondere im Brief vom 10. Mai deutlich werden. Arnim greift die pantheistische Kontur u. a. in ihrer Linden-Episode zwar auf (z. T. auch die Verkleinerungsrhetorik Werthers hinsichtlich der „Würmchen“ und „Mückchen“, allerdings nicht in der Linden-Episode). Anstatt die Pflanzen aber allein als Zeichen für die Allmacht Gottes zu begreifen (wie es Werther tut), als Katalysator eines (vornehmlich anthropozentrisch ausgerichteten) Nachdenkens über die Struktur der menschlichen und Gott spiegelnden Seele sowie als Darstellungsproblem zu betrachten (wie es Werther ebenfalls tut), nehmen die Briefbücher diese Auseinandersetzungen mit dem Vegetabil-Göttlichen intertextuell auf (Bettine referenziert Werther), ergänzen sie aber zugunsten einer Perspektive, die der Vielfalt nicht-menschlicher Existenzweisen (die den menschlichen aber in vielerlei Hinsicht verwandt sind) und vor allem den damit verbundenen wechselseitigen Austauschprozessen sowie den jeweils eigentümlichen Ausdrucksformen Rechnung zu tragen versucht.

  87. 87.

    Arnim: Briefwechsel, S. 106. Im Gegensatz zu Goethe, der Linden u. a. in Hermann und Dorothea und im Werther als Kulisse für menschliche Beziehungen und soziale Interaktion einsetzt, nimmt Arnim hier ein mehr-als-menschliches Miteinander durch das Perspektiv ökonomischer und sozialer Austauschbeziehungen in den Blick. Zur literarischen Linde um 1800 (u. a. auch in Bezug auf Goethe) vgl. Uwe Hentschel: Der Lindenbaum in der deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Orbis Litterarum 60/5 (2005), S. 357–376.

  88. 88.

    Vgl. zu einer solchen „Anthropologie der Pflanzen“ Ruppel: Botanophilie, u. a. S. 509 sowie Hans Werner Ingensiep: Der Mensch im Spiegel der Tier- und Pflanzenseele. Zur Anthropomorphologie der Naturwahrnehmung im 18. Jahrhundert. In: Hans-Jürgen Schings (Hg.): Der ganze Mensch. Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert. Stuttgart 1992, S. 55–79.

  89. 89.

    Arnim: Günderode, S. 654.

  90. 90.

    Arnim: Günderode, S. 655.

  91. 91.

    Vgl. u. a. Peter H. Raven: Biologie der Pflanzen [engl. 1970]. Übers. v. Rosemarie Langenfeld-Heyer. Berlin, New York 1985, S. 101 f.; Thomas S. Kuhn: The Historical Structure of Scientific Discovery. In: Ders.: The Essential Tension: Selected Studies in Scientific Tradition and Change. Chicago, London 1977, S. 165–177; Ruppel: Botanophilie, S. 396–408.

  92. 92.

    Schelling: Von der Weltseele, S. 184.

  93. 93.

    Georg Toepfer: Pflanze. In: Ders.: Historisches Wörterbuch der Biologie, Geschichte und Theorie der biologischen Grundbegriffe. Bd. 3. Stuttgart 2011, S. 11–33, hier S. 13.

  94. 94.

    Coccia: Wurzeln der Welt, S. 72 f.

  95. 95.

    Coccia: Wurzeln der Welt, S. 96 f. Die Atmosphäre, so Coccia, „ist unsere erste Welt, das Milieu, in dem wir vollständig eintauchen: die Sphäre des Atems.“ Coccia: Wurzeln der Welt, S. 69. Siehe in diesem Zusammenhang auch den Beitrag von Barbara Thums in diesem Band, der sich ebenfalls mit Fragen zum Atmen/Atmosphärischen beschäftigt.

  96. 96.

    Arnim: Günderode, S. 528.

  97. 97.

    Wie Bettine festhält, bedarf es allerdings einer spezifischen Haltung (ethos), um die „Selbstsprache der Natur“ begreifen zu können: „Alle Menschen erleiden dieselbe Berührung von der Natur, sie wissens nur nicht, ich bin grade wie sie, nur der Unterschied ist, daß ich bewußt bin, denn ich hab das Herz gehabt dringend, und mit leidenschaftlicher Liebe zu fragen andre Menschen lesens wohl als poetische Fabel daß die Natur um Erlösung bitte, andre Menschen empfinden wohl eine Unheimlichkeit wenn sie so in der lautlosen stillen Natur dastehen, es bedrängt ihr Herz, sie wissen weder den Geist zu wecken in sich, noch zu bezwingen, da gehen sie ihr fühllos aus dem Weg, ihr Inneres sagt ihnen wohl, hier geht was vor, du solltest dich dem hingeben, dann überkommt sie eine Angst, und sie ziehen sich wieder ins Gewohnheitsleben“. Arnim: Günderode, S. 529.

  98. 98.

    Arnim: Günderode, S. 529.

  99. 99.

    Zur Relevanz eines Konzepts von ‚Berührung‘ im quasi-ökologischen Denken der Romantik siehe den Beitrag von Roland Borgards im vorliegenden Band.

  100. 100.

    Siehe auch in diesem Zusammenhang den Artikel von Barbara Thums in diesem Band.

  101. 101.

    Vgl. noch einmal zum Verhältnis von Gott und Natur, das Bettine panentheistisch erläutert: „[D]enn Gott läßt nie von der Natur, überall ist sie es die der neugebornen Seele wieder begegnet, wieder ihre Formen ihr zu küssen gibt, das heißt ihre Sprache die ihr in die Seele spricht, wovon die Seele sich nährt, so ist es gewiß mit allen lebenden Kreaturen die so weit sind daß der Geist schon gelöst ist und selbst denken kann.“ Arnim: Günderode, S. 531.

  102. 102.

    Arnim: Günderode, S. 674. Arnim verhandelt hier das naturwissenschaftliche Wissen ihrer Zeit, indem sie die Frage nach dem Duft und der Lebensluft umkreist, die Pflanzen hervorbringen: „[D]arum duften eben die Blumen nicht, grade wenn die Sonne auf ihnen liegt, weil sie dann mit ihren Strahlenlippen alles selbst trinkt. Ach nach einem Gewitter da duftet alles. – Dann kommt sie [die Sonne; F.M.] eilig und wirft sich über sie her, und bald trinkt sie alle Kelche aus, wo denn der Duft nur in ihren Strahl übergeht.“ Arnim: Günderode, S. 674. Siehe in diesem Kontext auch Frederike Middelhoff: „Athem der Pflanzenwelt“. Novalis und der vegetabile (Sauer-)Stoff, aus dem das Leben ist. In: Internationale Novalis-Gesellschaft (Hg.): Blütenstaub. Jahrbuch für Frühromantik. Bd. 8. Würzburg (i.E.).

  103. 103.

    Vgl. Coccia: Wurzeln der Welt, S. 35 f.: „Die wahren Vermittler sind die Pflanzen: Sie sind die ersten Augen, die sich auf die Welt gelegt und sich geöffnet haben, sie sind der Blick, der sie in all ihren Formen wahrzunehmen vermag. Die Welt ist vor allem das, was die Pflanzen daraus zu machen wissen.“

  104. 104.

    Arnim: Günderode, S. 674.

  105. 105.

    Arnim: Günderode, S. 675. Die Parallelen zu Friedrich v. Hardenberg (Novalis), der in den 1790er Jahren am zeitgenössischen Wissen über Pflanzen partizipierte, sind hier deutlich vernehmbar. Vgl. Barbara Thums’ Beitrag in diesem Band sowie Middelhoff: „Athem der Pflanzenwelt“.

  106. 106.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 251.

  107. 107.

    Haraway adressiert mit ‚response-ability‘, dass Menschen nicht nur sorgsame und umsichtige (d.h. nicht anthropozentrische) Antworten u. a. auf Problemlagen des Aussterbens, der Ökologie, des Klimas usw. entwickeln müssen, sondern auch den Dingen und Lebewesen Rede und Antwort stehen müssen, die sich zu ihnen (sprachlich oder nicht) in Beziehung setzen. Genau hier liegt die (ungleich verteilte) Ver/Antwort/ung. Vgl. Haraway: Staying with the Trouble, u. a. S. 34: „In passion and action, detachment and attachment, this is what I call cultivating response-ability; that is also collective knowing and doing, an ecology of practices. Whether we asked for it or not, the pattern is in our hands. The answer to the trust of the held-out hand: think we must.“

  108. 108.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 232.

  109. 109.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 17.

  110. 110.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 41.

  111. 111.

    Michael Marder weist darauf hin, dass nicht jede Versprachlichung und interpretative Projektion einer ‚Pflanzensprache‘ automatisch anthropozentrisch genannt werden kann: „[T]he fact that human (projected) interpretations of vegetal soundscapes is not anthropocentric by default: To distil meaningful signs from the sounds that leaves, branches, and currents of air emit in concert is not to force a human semantic form onto the language of plants, but to attend to them in the places of their growth. It is also to acknowledge the untranslatable and the indiscernible, what cannot be picked up by the human ear and what exceeds our very interpretative venture, oriented toward the communication (if not communion) of plants and the elements.“ Marder: Hear Plants Speak, S. 115.

  112. 112.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 41.

  113. 113.

    Arnim: Frühlingskranz, S. 42. Auch die Rede der Linde ist von der Idee gezeichnet, dass der (göttliche) Geist alle Lebewesen belebt und jeder Gedanke das Lebendige verändert: „Und wäre Denken nicht so würde kein Wesen mehr beseelt sein, und die Schöpfung würde stumm in sich versinken. Denken beseelt und alles Wesen erklingt in eigner spielender Farbe in seinem Licht wodurch alles lebt, und sich unsterblich glaubt und doch hängen sie nur vom Geiste ab, der das Denken ist.“ Arnim: Frühlingskranz, S. 41.

  114. 114.

    Vgl. Coccia: Wurzeln der Welt, S. 120: „Seit jeher betrachtet die Ökologie immer und ausschließlich die Umwelt als Lebensraum, als Boden, der beherbergt und aufnimmt: Sie macht die Welt zu einem universalisierten Gedanken der Bewohnbarkeit. […] Anzuerkennen oder sich bewusst zu machen, dass die Erde ein astraler Raum ist, bedeutet anzuerkennen, dass es auch Unbewohnbares gibt, dass der Raum nie endgültig bewohnbar sein wird.“

  115. 115.

    Coccia: Wurzeln der Welt, S. 74.

  116. 116.

    Marder: Hear Plants Speak, S. 121.

  117. 117.

    Marder unterscheidet z. B. vier Modi pflanzlichen Sprechens: 1. symbolische Blumensprache, 2. Figur des ‚sprechenden Baumes‘, 3. biochemische Kommunikation zwischen Pflanzen und Tieren, die in den Biowissenschaften erforscht wird, 4. die Teilnahme der Pflanzen im Rahmen einer ‚Sprache der Dinge‘, die räumliche Verflechtungen und Artikulationen involviert. Vgl. Marder: Hear Plants Speak.

  118. 118.

    Ernst Haeckel: Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der organischen Formen-Wissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformierte Descendenz-Theorie. Band 2: Allgemeine Entwicklungsgeschichte der Organismen. Kritische Grundzüge der mechanischen Wissenschaft von den entstehenden Formen der Organismen. Begründet durch die Descendenz-Theorie. Berlin 1866, S. 286.

  119. 119.

    Rainer Matyssek, Werner B. Herppich: Experimentelle Pflanzenökologie. Grundlagen und Anwendungen. Heidelberg 2019, S. 4.

  120. 120.

    Vgl. James H. Wandersee, Elisabeth E. Schussler: Toward a Theory of Plant Blindness. In: Plant Science Bulletin 47/1 (2001), S. 2–9. Die Pädagog:innen James Wandersee und Elisabeth Schussler entwickelten das Konzept einer (z. T. evolutionär bedingten, aber in westlichen Kulturen stark ausgebildeten) ‚Blindheit‘ für Pflanzen und ihre existentielle Relevanz für Klima, Ökosysteme und ‚den Menschen‘; auch das fehlende Bewusstsein für die „aesthetic qualitites of plants and their structures“ rechnen Wandersee/Schussler hier ein. Ebd., S. 3.

  121. 121.

    Zur Theorie des „plant bias“ und zu den Erfordernissen einer verstärkten „plant awareness“ s. Beronda L. Montgomery: Lessons from Plants. Cambridge, MA. 2021, S. 2–4.

  122. 122.

    Ruppel beschreibt diese Entwicklung wie folgt: „1. Der Pflanze entschwinden ‚Körper‘ und ‚Seele‘. 2. Die Pflanze wird in der modernen Botanik zum Studienobjekt. 3. Die Pflanze wird in der bürgerlichen Zimmerpflanzenkultur zum Dekorationsobjekt.“ Ruppel: Botanophilie, S. 509.

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Middelhoff, F. (2023). Phytoökologien in den Briefbüchern Bettina von Arnims. In: Borgards, R., Middelhoff, F., Thums, B. (eds) Romantische Ökologien. Neue Romantikforschung, vol 4. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67186-3_7

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

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