Zusammenfassung
Gegenstand des Beitrags ist die konzeptionell-handlungstheoretische sowie forschungspraktische Auslotung einer kritischen Geschlechterperspektive auf das Konzept der Health Literacy. Im Fokus steht die Entwicklung eines mehrdimensionalen Verständnisses von Geschlecht, das sowohl seine sozialen als auch die körperlichen Dimensionen fasst. Ein mehrdimensionales Verständnis von Geschlecht ist für Handlungen in Bezug auf Gesundheit ein zentraler Aspekt. Um zu verdeutlichen, was dies für die Verknüpfung von Geschlecht und Gesundheit bedeutet, werden Ergebnisse ausgewählter qualitativer Studien zur Gesundheit(skompetenz) vorgestellt. Anschließend wird aufgezeigt, wie eine kritische Geschlechterperspektive in ein laufendes Forschungsprojekt zu Health Literacy im Kindes- und Jugendalter integriert und Genderkompetenz entwickelt werden kann.
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Notes
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Binär bedeutet, dass es entweder nur ‚rein‘ biologische Frauen oder Männer gibt oder geben kann. Komplementär bedeutet, dass sich Frauen und Männer aufgrund ihrer zugeschriebenen Merkmale und Eigenschaften ergänzen sollten: z. B. eine mit Weiblichkeit assoziierte angeborene Emotionalität steht einer mit Männlichkeit assoziierten Rationalität gegenüber. Diese heteronormativen Stereotypen nähren die Vorstellung von einander ergänzenden und füreinander bestimmten Geschlechtercharakteren (Hausen 1976) und tragen darüber hinaus dazu bei, dass Menschen und Lebensentwürfe jenseits solcher Vorstellungen (z. B. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transpersonen und intergeschlechtliche Menschen) eher von Diskriminierungen betroffen sind.
- 2.
Zentrale Forderungen waren die Hinwendung zu einer präventiven Ausrichtung des Gesundheitssystems, die Selbstbestimmung von Frauen über ihren Körper, die Abkehr von einer androzentrischen sowie „biomedizinisch orientierten Medizin“, die „die spezifische[n] Gesundheitsbelange von Frauen jenseits der reproduktiven Gesundheit“ negierte (Abels et al. 2009, S. 10 f.)
- 3.
https://www1.wdr.de/mediathek/video-das-baby-x-experiment-102.html. Zugegriffen am 18.01.2021
- 4.
In der antirassistischen Arbeit und Alltagspraxis wird das Adjektiv „schwarz“ bewusst großgeschriebenen „um eine sozio-politische Positionierung in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaftsordnung zu markieren“ und gilt darüber hinaus als Symbol einer emanzipatorischen Widerständigkeitspraxis (Quelle: https://diversity-arts-culture.berlin/woerterbuch/schwarz).
- 5.
Das heißt, dass Schwarze Frauen nicht z. B. ‚zwei Mal so viel‘ diskriminiert werden wie etwa Schwarze Männer oder weiße Frauen, sondern dass Rassismus und Sexismus je eigene, vielschichtige Erfahrungsräume darstellen, die sich nicht in mathematischen Metaphern wie Gleichungen (‚doppelt‘, ‚zwei Mal so viel‘) ausdrücken lassen.
- 6.
Dieses Muster haben die Autor*innen bei mehreren Frauen identifizieren können, stellen aber einen Fall ausführlich vor.
- 7.
Das Teilprojekt hatte den Titel „ELMi (eHealth Literacy und Gesundheit von Minoritäten)“.
- 8.
http://www.hlca-consortium.de. Zugegriffen am 18.01.2021.
- 9.
http://www.hlca-consortium.de/?page_id=2882. Zugegriffen am 18.01.2021.
- 10.
Beispiele für Diskussionsfragen aus einem Manualentwurf für weiterführende Schulen: „Was für Konsequenzen hat es für das Kind, wenn die Mutter die meiste Zeit mit ihm verbringt? Was sind für euch typische Männer- bzw. typische Frauenaufgaben im Alltag? Was sind eurer Meinung nach die Stärken und Schwächen von solchen Aufgabenaufteilungen?“
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Wegrzyn, E., Jochimsen, M.A. (2023). Gesundheitskompetenz aus einer kritischen Geschlechterperspektive. In: Rathmann, K., Dadaczynski, K., Okan, O., Messer, M. (eds) Gesundheitskompetenz. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67055-2_127
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