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Den Tieferschatten auf der Spur

Eine Lektüre von Andreas Steinhöfels Kinder- und Jugendroman als Modell für eine integrative Vermittlung erzähltheoretischer Grundlagen im fünften und sechsten Jahrgang

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Erzähltheorie(n) und Literaturunterricht

Part of the book series: Deutschdidaktik ((DK))

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Zusammenfassung

Das Verhältnis von Erzähltheorie und Literaturunterricht ist durch Rahmenrichtlinien und Lehrpläne seit langem im Groben geregelt und man könnte folglich davon ausgehen, es hier mit einer eingespielten Paarbeziehung zu tun zu haben. Tatsächlich gestaltet sich diese Verbindung in der Praxis des (schulischen) Alltags jedoch nicht durchgehend konfliktfrei. Der vorliegende Beitrag zu Andreas Steinhöfels Kinder- und Jugendroman Rico, Oskar und die Tieferschatten benennt einerseits anhand einer exemplarischen Analyse der von Lehrkräften in der schulischen Praxis gern genutzten Unterrichtsmaterialen zu diesem Roman die aktuellen Probleme in diesem Verhältnis, andererseits zeigt er basierend auf einer intensiven Lektüre des Textes Möglichkeiten einer alternativen Gestaltung dieser Verbindung auf, indem ein Literaturunterricht skizziert wird, der weitgehend integrativ arbeitet. Dies soll im Rahmen der Überlegungen ein Ineinandergreifen von Lektüre und Theorieentwicklung bedeuten, das darauf zielt, die Schüler*innen verstärkt in die Theoriebildung zu involvieren.

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Notes

  1. 1.

    Gemäß den Bildungsstandards sollen Abiturient*innen „Inhalt, Aufbau und sprachliche Gestaltung literarischer Texte analysieren, Sinnzusammenhänge zwischen einzelnen Einheiten dieser Texte herstellen und sie als Geflechte innerer Bezüge und Abhängigkeiten erfassen“ (BISTA Hochschulreife 2012 S. 18) können. Für die geforderte strukturelle Durchdringung der Gestaltung eines literarischen Textes ist die Kenntnis narratologischer Strukturen unabdingbar. Die Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife lassen allerdings offen, welche Konzepte und Termini erlernt werden sollen. Im Niedersächsischen Kerncurriculum werden dagegen konkrete Konzepte bzw. Strukturen genannt, die in den einzelnen Jahrgangsstufen erworben werden sollen, so z. B. die Unterscheidung von Ich-Erzähler und Er-/Sie-Erzähler in Jahrgang 5 (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2015, S. 8, S. 19, S. 22).

  2. 2.

    Die Auswahl von Texten für den Literaturunterricht fällt Lehrkräften vor allem bei Texten aus dem Bereich der Gegenwartsliteratur schwer, weil die Fülle des Angebotes mit der Unsicherheit hinsichtlich der ästhetisch-kulturellen Bedeutsamkeit der Texte zusammenkommt. Aufgrund dieser Unsicherheiten, die mit dem Wunsch nach Optimierung der Vorbereitungszeit einhergehen, werden häufig Texte bevorzugt, für die bereits didaktische Kommentierungen und Unterrichtsvorschläge erhältlich sind (vgl. zu solchen Entscheidungen und ihren Hintergründen z. B. Bernhardt und Standke 2019, S. 323).

  3. 3.

    Verwendet wurden hier folgende Materialien: Euringer 2016; Fenske et al. 2011; Hampel 2015 sowie Wagener 2019.

  4. 4.

    Zu den Kategorien Modus und Stimme vgl. Genette 1998 sowie Martínez und Scheffel 2009.

  5. 5.

    Die Satzkonstruktion dieses Zitates ist leider im Original fehlerhaft. Auf das „entweder“ ließen die Autor*innen nicht das zu erwartende „oder“ folgen. Die Zitation übernimmt den Fehler.

  6. 6.

    Die Aufgaben zum Erzähler stehen unter der Kapitelüberschrift „Die Erzählweise – eine filmische Umsetzung vorbereiten“ (vgl. Fenske et al. 2011, S. 21–22), die folgenden Aufgaben beziehen sich auf die Kameraperspektive.

  7. 7.

    Intensives Lesen meint eine den alltäglichen Rezeptionsgewohnheiten teilweise entgegenlaufende Form der genauen, textnahen und verlangsamten Lektüre, die verschiedene Bedeutungsebenen des ästhetischen Textes wahrzunehmen imstande ist. Literaturdidaktisch gibt es verschiedene Konzepte, die sich unter dem Oberbegriff des intensiven Lesens fassen lassen, z. B. das verzögerte Lesen bei Frommer, das wiederholte Lesen bei Kremer und Wegemann oder Paefgen oder das textnahe Lesen wiederum bei Paefgen (vgl. Frommer 1981; Kremer und Wegemann 1995 sowie Paefgen 1997, S. 85–87 sowie 1998, S. 14).

  8. 8.

    Nach Kaspar H. Spinner kann literarisches Lernen als implizites sowie als explizites Lernen betrachtet werden. Literarische Texte, die im Unterricht oder zu Hause gelesen oder vorgelesen werden, erweitern das implizite Wissen der Schüler*innen, sie bilden Modelle, nach denen sich das implizite Wissen organisiert. Schüler*innen an der theoretischen Modellbildung zu beteiligen, kann zu einer Explikation dieses impliziten Wissens beitragen. Schüler*innen werden dazu angehalten, über die im literarischen Schreiben erfolgte Realisation ihres impliziten Wissens nachzudenken und dieses Wissen zu explizieren (vgl. zum literarischen Lernen Spinner 2022, konkret S. 17–19 sowie S. 35).

  9. 9.

    Zur Unzuverlässigkeit des Erzählers in Steinhöfels Rico, Oskar und die Tieferschatten vgl. auch Henke 2020.

Literatur

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Schulbücher

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  • Hampel, Felicitas. 2015. Deutsch. kompetent. Stundenblätter. Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und die Tieferschatten. Stuttgart: Klett.

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  • Wagener, Andrea, Hrsg. 2019. Deutschbuch 5. Gymnasium Niedersachsen. Berlin: Cornelsen.

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Theilen, I. (2023). Den Tieferschatten auf der Spur. In: Bernhardt, S., Henke, I. (eds) Erzähltheorie(n) und Literaturunterricht. Deutschdidaktik. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66918-1_13

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-66917-4

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