Ich fasse die Ergebnisse dieser Arbeit zusammen:

In Teil 2 habe ich mich mit dem Problem der Formulierung des nicht-reduktiven Physikalismus auseinandergesetzt. Dabei habe ich den nicht-reduktiven Physikalismus durch vier Kernthesen charakterisiert: Erstens sind unsere (Alltags-)Psychologie und die nicht-physikalischen Spezialwissenschaften ontologisch ernst zu nehmen. Dies drückt sich unter anderem in einer Festlegung auf die Existenz spärlicher mentaler und spezialwissenschaftlicher Eigenschaften und Ereignisse aus. Zweitens sind diese spärlichen mentalen und spezialwissenschaftlichen Eigenschaften und Ereignisse nicht mit physischeneng Eigenschaften und Ereignissen identisch. Dies liegt daran, dass sie drittens auf der Ebene von physischeneng Eigenschaften und Ereignissen multipel realisiert sind. Viertens schließlich sind mentale Eigenschaften und Ereignisse von physischeneng Eigenschaften und Ereignissen ontologisch abhängig. Diese Charakterisierung hat gezeigt, dass der nicht-reduktive Physikalismus eine klar abgegrenzte und zumindest prima facie attraktive Position ist.

Teil 3 hat sich darauf aufbauend mit dem Vorwurf des Epiphänomenalismus gegen den nicht-reduktiven Physikalismus beschäftigt. Hier habe ich zunächst eine einfache Rekonstruktion dieses Vorwurfs eingeführt: Die erste Prämisse des Vorwurfs des Epiphänomenalismus besagt dabei, dass der nicht-reduktive Physikalismus unweigerlich in einen Epiphänomenalismus führe, demzufolge es keine mentale Verursachung gibt. Die zweite Prämisse wendet sich gegen den Epiphänomenalismus. Dieser sei aufgrund seiner inakzeptablen Konsequenzen für unser Welt- und Menschenbild um jeden Preis zu vermeiden. Er würde – in Jerry Fodors Worten – einem Ende der Welt gleichkommen.

Zur Begründung der ersten Prämisse des Vorwurfs des Epiphänomenalismus sind Exklusionsargumente ausschlaggebend. Hierbei hat sich herausgestellt, dass das einfache Exklusionsargument eine stark eingeschränkte Reichweite hat: Es kann bestenfalls nachweisen, dass mentale und spezialwissenschaftliche Ereignisse im nicht-reduktiven Physikalismus keine im engen Sinne physischen Wirkungen haben, nicht aber, dass sie keinerlei Wirkungen haben. Daher habe ich drei mögliche Erweiterungen des einfachen Exklusionsarguments ausgeführt, die auf drei Prinzipien der Verursachung im Stufenmodell der Realität beruhen. Für die Plausibilität der ersten Prämisse des Vorwurfs des Epiphänomenalismus sind die drei Prinzipien der Verursachung im Stufenmodell der Realität dabei nicht weniger wichtig als die Exklusionsprinzipien.

Mit Blick auf die zweite Prämisse des Vorwurfs des Epiphänomenalismus habe ich ein Argument aus der Existenz von Handlungen in den Mittelpunkt gestellt: Wenn es keine mentale Verursachung gibt, gibt es diesem Argument zufolge auch keine Handlungen. Diese Konsequenz des Epiphänomenalismus ist aber sicherlich inakzeptabel. Sie würde Fodors Einschätzung zur Bedeutsamkeit mentaler Verursachung gut begründen.

In Teil 4 der Arbeit habe ich mich schließlich ausführlich der Zurückweisung des Vorwurfs des Epiphänomenalismus gewidmet. Dabei stand die Idee von Kausalität als kausaler Abhängigkeit im Mittelpunkt: Ursachen werden hierbei als Faktoren aufgefasst, die einen Unterschied für das Eintreten ihrer Wirkungen machen. Diese Idee ist dabei von der Idee kausaler Produktion zu trennen. Denn Ursachen im Sinne kausaler Abhängigkeit müssen ihre Wirkungen nicht hervorbringen und keine kausale Arbeit leisten.

In den zentralen Unterkapiteln 4.3. und 4.4. habe ich dafür argumentiert, dass die beiden verbreitetsten Theorien kausaler Abhängigkeit dazu führen, dass es mentale kausale Abhängigkeit im nicht-reduktiven Physikalismus gibt. Dabei führen sowohl die kontrafaktische als auch die interventionistische Theorie zu einer recht liberalen Auffassung mentaler Verursachung, da beide Theorien auch die drei Prinzipien der Verursachung im Stufenmodell der Realität zumindest teilweise oder mit Einschränkungen bestätigen. Mentale Ereignisse verursachen somit nicht nur behaviorale und andere mentale Ereignisse, sondern auch physischeeng Ereignisse. Zudem haben ihre Wirkungen neben den mentalen Ursachen auch physischeeng Ursachen. Beide Theorien kausaler Abhängigkeit können aber durch eine schwache Proportionalitätsforderung ergänzt werden: Auf dieser Grundlage können innerhalb der zahlreichen in ontologischen Abhängigkeitsbeziehungen stehenden Ursachen wichtige Unterscheidungen getroffen werden. Mentale Ereignisse stellen sich dabei in paradigmatischen Fällen mentaler Verursachung gewissermaßen als die ‚besseren‘ Ursachen im Vergleich mit ihren physischeneng Basen heraus. In diesem Sinne kommt ihnen durchaus eine gewisse kausale Autonomie gegenüber ihren physischeneng Basen zu.

In Unterkapitel 4.5. schließlich habe ich die Unterscheidung zwischen kausaler Produktion und kausaler Abhängigkeit auf den Vorwurf des Epiphänomenalismus angewendet. Dabei hat sich gezeigt, dass sich auf der Grundlage des Ergebnisses, dass es mentale kausale Abhängigkeit gibt, die absurden Konsequenzen eines Epiphänomenalismus vermeiden lassen: Insbesondere kann eine kausale Handlungstheorie allem Anschein nach auf einer Relation der kausalen Abhängigkeit aufgebaut werden. Es ist daher nicht zu sehen, wieso ein Produktions-Epiphänomenalismus um jeden Preis vermieden werden sollte. Wenn der nicht-reduktive Physikalismus also die Konsequenz hat, dass es keine mentale Produktion gibt, sollte dies keinesfalls zur Ablehnung des nicht-reduktiven Physikalismus führen.

Vor dem Hintergrund dieses Ergebnisses lässt sich noch einmal veranschaulichen, warum die von Fodor diagnostizierte Epiphobie – die Angst vor dem Epiphänomenalismus – unbegründet ist: Wenn wir Kausalität als kausale Abhängigkeit verstehen, gleicht die Epiphobie der Angst davor, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt: Denn der Abhängigkeits-Epiphänomenalismus wäre sicherlich schwierig zu akzeptieren und würde unser Welt- und Menschenbild ins Wanken bringen. Jedoch ist der Abhängigkeits-Epiphänomenalismus keine real drohende Gefahr. Er wird nicht durch den nicht-reduktiven Physikalismus impliziert. Wenn wir Kausalität hingegen als kausale Produktion verstehen, gleicht die Epiphobie eher der Angst vor dem Sonnenaufgang: Denn der Produktions-Epiphänomenalismus mag – ebenso wie der Sonnenaufgang – für nicht-reduktive Physikalist*innen kaum zu vermeiden sein. Jedoch gibt es auch hier keinen Grund, sich zu fürchten. Denn der Produktions-Epiphänomenalismus hat nicht das Potential, unser Welt- und Menschenbild ins Wanken zu bringen

Der nicht-reduktive Physikalismus kann den Vorwurf des Epiphänomenalismus also zurückweisen. Er hat nicht die Konsequenz, dass es keine mentale kausale Abhängigkeit gibt. Ob er hingegen dazu führt, dass es keine mentale Produktion gibt, hat keine große Relevanz für seine Plausibilität. Denn selbst wenn es keine mentale Produktion gibt, ist das nicht das Ende der Welt.