In dieser Arbeit verfolge ich das Ziel, eine weit verbreitete Position in der Philosophie des Geistes gegen einen einflussreichen Einwand zu verteidigen. Die Position, die ich verteidigen möchte, ist der nicht-reduktive Physikalismus. Der Einwand, gegen den ich diese Position verteidigen möchte, ist der Vorwurf des Epiphänomenalismus.

Der nicht-reduktive Physikalismus besagt im Kern, dass mentale – und, wie wir sehen werden, auch andere ‚höherstufige‘ – Eigenschaften zwar nicht mit physischen Eigenschaften identisch sind, sie aber dennoch so eng an physische Eigenschaften gebunden sind, dass man sinnvollerweise von einer auf grundlegender Ebene rein physischen Welt sprechen kann. Die genauere Interpretation dieser Grundidee wird Teil 2 dieser Arbeit ausmachen.

Der Vorwurf des Epiphänomenalismus wendet gegen den nicht-reduktiven Physikalismus ein, dass aus seiner Grundidee folgt, dass es keine mentale Verursachung gibt: Wenn mentale Eigenschaften tatsächlich nicht mit physischen Eigenschaften identisch sind, sondern lediglich eng an sie gebunden sind, dann können mentale Eigenschaften niemals kausal wirksam werden. Es ist dann nicht mehr möglich, zu behaupten, dass Überzeugungen und Wünsche Verhalten verursachen. Diese Konsequenz könne nicht in Kauf genommen werden und der nicht-reduktive Physikalismus müsse daher aufgegeben werden. Die Formulierung und Diskussion dieses Einwands wird Teil 3 dieser Arbeit ausmachen.

Meine Erwiderung auf den Vorwurf des Epiphänomenalismus schließlich beruht auf einer eingängigen Beschäftigung mit der Metaphysik der Kausalität. Meines Erachtens liegt der Schlüssel zur Zurückweisung des Vorwurfs des Epiphänomenalismus in einer Unterscheidung zwischen verschiedenen Begriffen der Kausalität. Tatsächlich ist der nicht-reduktive Physikalismus darauf festgelegt, dass es in einem bestimmten Sinne keine mentale Verursachung gibt: Mentale Ereignisse bringen ihre Verhaltenswirkungen nicht im selben Sinne hervor, wie vielleicht die Bewegung einer Billardkugel die Bewegung einer anderen Billardkugel hervorbringt. Hieraus, so meine ich, folgt jedoch nichts, was zu einer Aufgabe des nicht-reduktiven Physikalismus zwingt. Was hingegen zu einer Aufgabe des nicht-reduktiven zwingen würde, wäre die These, dass mentale Ereignisse keinen Unterschied für den Verlauf der Welt machen. Wenn aus dem nicht-reduktiven Physikalismus folgen würde, dass alle Menschen sich genauso verhalten würden, wie sie sich tatsächlich verhalten, selbst wenn sie gar keine Gedanken, Überzeugungen und Wünsche hätten, müsste die Position natürlich aufgegeben werden. Diese inakzeptable Konsequenz hat der nicht-reduktive Physikalismus, wie ich zeigen werde, jedoch keinesfalls. Diese Erwiderung arbeite ich in Teil 4 dieser Arbeit detailliert aus.

Obgleich die drei Teile dieser Arbeit aufeinander aufbauen und die ersten beiden Teile zu einem guten Stück eine begriffsklärende und vorbereitende Funktion haben, stellt jeder Teil auch einen Beitrag zu einer laufenden Debatte dar und kann als solcher eigenständig gelesen werden. Teil 2 zeigt auf, dass der nicht-reduktive Physikalismus eine konsistente und attraktive Position ist, die klar von anderen Positionen abgegrenzt werden kann. Schon dies wird jedoch von einigen Autor*innen angezweifelt. Teil 3 enthält einige interessante Punkte zur Formulierung des Vorwurfs des Epiphänomenalismus und unterscheidet eine Reihe von Exklusionsargumenten, die in der Literatur nicht sauber voneinander unterschieden werden. Teil 4 schließlich entwickelt detailliert eine Erwiderung auf den Vorwurf des Epiphänomenalismus, die auf einer Unterscheidung zwischen zwei Begriffen der Kausalität beruht.