Zusammenfassung
Bücher werden auf Märkten publiziert und entsprechend als Ware zwischen Anbietern und Nachfragern gehandelt, wodurch die Materie ‚Literatur‘ zum Gegenstand komplexer wirtschaftlicher Interaktionen und Prozesse sowie (potenziell) Marktregularien wird. Die Existenz von Buchmärkten bewirkt regelmäßig Prozesse der Vergegenständlichung von Literatur durch die Ökonomie als Wissenschaft, wobei sich die Materialität bei der forschungszweckgebundenen Übersetzung eines (zu erklärenden) sozialen Phänomens in ein mathematisches oder ökonometrisches Modell manifestiert. Während sich die Literatur als Ware sowohl als physisches Buch als auch als E-Book in der theoretischen Ökonomik vorwiegend mit seinen fixen und/oder variablen Kosten auf der Anbieterseite eines Buchmarktes vergegenständlicht, materialisiert sich das Buch in der empirischen Ökonomik auf unterschiedliche Weise mit seinen spezifischen Produkteigenschaften als abhängige oder unabhängige Modellvariable.
Für wertvolle Hinweise während der Entstehung des Aufsatzes danke ich Gernot Sieg.
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Schlüsselwörter
1 Einleitung
Bücher werden auf Märkten publiziert und entsprechend als Ware zwischen Anbietern und Nachfragern gehandelt, wodurch die Materie ‚Literatur‘Footnote 1 zum Gegenstand komplexer wirtschaftlicher Interaktionen und Prozesse sowie (potenziell) Marktregularien wird. Zu erklärende soziale Phänomene auf Buchmärkten – insbesondere das Entscheidungsverhalten von Firmen und Konsument/innen – bewirken regelmäßig Prozesse der Vergegenständlichung von Literatur durch die Ökonomie als Wissenschaft. Anlass für jüngere ökonomische Forschung geben vornehmlich die oligopolen Strukturen und besonderen rechtlichen Bedingungen von Buchmärkten sowie ihre Auswirkungen auf das Marktverhalten und -ergebnis.
Prozesse intradisziplinärer Vergegenständlichung von Literatur vollziehen sich mit der Anwendung wirtschaftswissenschaftlicher Methoden. Wesentliche epistemologische Funktionen erfüllen in den heutigen Wirtschaftswissenschaften die mathematische Modellierung sowie ökonometrisch-statistische Verfahren, mit deren methodischer Anwendung sich verschiedene Formen der Vergegenständlichung einer Materie in der ÖkonomikFootnote 2 ergeben (können). Hierbei konkretisiert sich die Materialität von Literatur – als zentrales ‚Element‘ eines Gütermarktes – in der Ökonomik bei der forschungszweckgebundenen Übersetzung eines zu erklärenden sozialen Phänomens auf einem Buchmarkt in ein mathematisches oder ökonometrisches Modell.
Im Rahmen des Teilprojekts A02 „Literatur und Markt“ soll im Folgenden – unter dem Gesichtspunkt der Materialität, als Begriff und Kategorie der KorrelationFootnote 3 – die Vergegenständlichung von Literatur durch die Ökonomik analysiert werden. Nach einer allgemeinen Betrachtung der Gegenstandsauswahl in der Ökonomik, werden in Kap. 2 die Bedingungen ökonomischer Vergegenständlichungsprozesse für die Literatur konkretisiert. Anschließend wird in Kap. 3 die Materialität von Literatur als Buch in den Wirtschaftswissenschaften ausgeführt, wobei hinsichtlich der erscheinenden Vergegenständlichungsformen eine Differenzierung nach der theoretischen und empirischen Ökonomik erfolgt. Schließlich werden in Kap. 4 die Prozesse der ökonomischen Vergegenständlichung von Literatur resümiert.
2 Die Bedingungen ökonomischer Vergegenständlichung von Literatur
Bevor die ökonomischen Vergegenständlichungsformen von Literatur dargelegt werden, soll zunächst eine allgemeine Eingrenzung des potenziellen Gegenstandsbereichs der Ökonomik erfolgen. Anschließend werden die Bedingungen der Prozesse spezifiziert, die aus der Literatur einen (Untersuchungs-)Gegenstand der Ökonomik machen (können).
2.1 Gegenstandsbereich der Ökonomik
Indem die Ökonomik zu den Sozialwissenschaften gezählt wird,Footnote 4 weist sie hinsichtlich ihres ‚gewählten‘ Gegenstandsbereichs, dem menschlichen Verhalten, zunächst potenzielle Schnittmengen sowohl mit dem ‚Recht‘ als auch der ‚Literatur‘ auf.Footnote 5
Aus einer historischen Perspektive heraus lässt sich weiter – über das Wirtschaftswissenschaftsverständnis in Fachkreisen – eine dynamische Entwicklung der intradisziplinären Materie feststellen.Footnote 6 Während frühe Definitionen der sogenannten klassischen Nationalökonomen noch primär auf das gesellschaftliche Streben nach Wohlstand (als Gegenstand) abstellten,Footnote 7 d. h. die Untersuchung der Allokation von Gütern, speziell ‚materieller‘ Bedürfnisse,Footnote 8 wurde zunehmend – geprägt durch Marshall (1890 [1920]), der die Ökonomik vornehmlich als eine „study of man“ sah – (auch) eine individualistische Ebene einbegriffen.Footnote 9 Insbesondere im 20. Jahrhundert kamen vermehrt Definitionen auf, die ‚Märkte‘ beziehungsweise auf Tausch ausgerichtete soziale Interaktionen als Untersuchungsgegenstand der Ökonomik hervorhoben.Footnote 10
Eine vielfach zitierte Beschreibung wirtschaftswissenschaftlicher Tätigkeit geht auf den neoklassischen Ökonomen Robbins (1935 [2008], 75) zurück, der die Ökonomik als eine Wissenschaft, “`which studies human behavior as a relationship between ends and scarce means which have alternative uses” definierte. Nach dieser (formalen) Definition befasst sich die Ökonomik nicht mit bestimmten ‚Arten‘ sozialer Phänomene; vielmehr mache sie sich einen bestimmten ‚Aspekt‘ menschlichen Verhaltens zu ihrem Gegenstand.Footnote 11 Im Zuge der Etablierung der neoklassischen Mikroökonomik hatte sich die ontologisch konstitutive Relevanz der (allgegenwärtigen) ‚Knappheit‘ für wirtschaftliche Probleme sowie das Verständnis vom Wirtschaften als individuelles (rationales) nutzenoptimierendes Entscheidungsverhalten – bekannt als das Modell des Homo Oeconomicus – in der „Mainstreamökonomik“ durchgesetzt.Footnote 12 Hierbei führten insbesondere die Arbeiten von Becker (1971, 1993), der sich unter Bezugnahme auf Robbins (1935) für eine Definition von Ökonomik über ihren wissenschaftlichen Ansatz (anstelle ihres Gegenstandes) besonders in Abgrenzung zu anderen Sozialwissenschaften aussprach,Footnote 13 Ende der 1950er Jahre – durch die Anwendung der mikroökonomischen Theorie z. B. auf die Ehe, politische Wahlen, Kriminalität oder Rassendiskriminierung – zu einer Erweiterung des Gegenstands der Ökonomik auf individuelle Entscheidungsprozesse und soziale Interaktionen in ‚Nicht-Marktbereichen‘.Footnote 14 Vergleichsweise junge Forschungsfelder wie die sogenannte experimentelle Ökonomik,Footnote 15 VerhaltensökonomikFootnote 16 oder auch ‚Neuroeconomics‘Footnote 17 zeigen, dass die Wirtschaftswissenschaft ihre methodischen Ansätze unter anderem durch den Einbezug von Erkenntnissen aus der Psychologie und Neurowissenschaft für bestimmte (auch nicht-rationale) Entscheidungskontexte in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt und ausgebaut hat.
Während volkswirtschaftliche Lehrbücher bei der Definition von Ökonomik vielfach Bezug auf das Problem der Ressourcenknappheit sowie den notwendigen allokativen Produktions- und Distributionsprozessen von Waren und Dienstleistungen nehmen,Footnote 18 sieht Bachmann (2013, 285) – allgemeiner – im Zentrum „wissenschaftlichen Interesses der Mainstreamökonomen […] die Frage, welche anreizrelevanten Einwirkungen zu welchen reaktionsbedingten Auswirkungen“ führen. Im Hinblick auf die beratenden Funktionen, die die Wirtschaftswissenschaften bei der Wahl geeigneter staatlicher Maßnahmen einnehmen, ginge es „Mainstreamökonomen nicht zuletzt auch darum zu klären, mit welchen anreizrelevanten Einwirkungen sich erwünschte Auswirkungen herbeiführen lassen“.Footnote 19
Heute finden die wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsmethoden auf eine Vielzahl unterschiedlichster (realweltlicher) Phänomene privaten und gesellschaftlichen Verhaltens Anwendung.Footnote 20 Jene menschlichen Entscheidungssituationen und Koordinationsvorgänge, welche sich sowohl die Mikro- als auch Makroökonomik (als die zwei zentralen Teilbereiche der Volkswirtschaftslehre) regelmäßig zu ihrem Gegenstand ‚auswählt‘, finden typischerweise auf Gütermärkten statt.Footnote 21 Während die theoretische und empirische Mikroökonomik vornehmlich das individuelle Entscheidungsverhalten von Konsument/innen und Firmen auf Märkten untersucht,Footnote 22 liegt der Schwerpunkt industrieökonomischer Analysen speziell auf dem strategischen Firmenverhalten in oligopolistischen Märkten, d. h. Märkten mit nur wenigen Anbietern.Footnote 23
Analog zum ‚Recht‘Footnote 24 macht sich die Ökonomik somit von dem gesamten Umfang menschlichen Verhaltens in der Regel einen bestimmten, nämlich ökonomischen Aspekt zu ihrem Gegenstand, worunter insbesondere jenes Entscheidungsverhalten – von Konsument/innen, Unternehmen und staatlichen Einrichtungen – fällt, welches gewissermaßen Knappheitsbedingungen unterliegt.
2.2 Buchmärkte
Die potenzielle Vergegenständlichung der Materie ‚Literatur‘ durch die Ökonomie als Wissenschaft wird in hohem Maße durch die Existenz von Buchmärkten bedingt. Die grundsätzliche Markt- beziehungsweise Tauschfähigkeit von Büchern resultiert dabei aus deren Eigenschaft als knappe Güter, welche (in den meisten Fällen) eine wirtschaftliche Handlungsweise von Anbietern als auch Nachfragern nach Literatur erfordert.
Indem die Bereitstellung eines Buches – d. h. in der Regel dessen Veröffentlichung – mit dem Verbrauch knapper Ressourcen (mit alternativen Verwendungsoptionen) verbunden ist, agieren Buchproduzenten in der Regel unter Knappheitsbedingungen. So bedarf die Produktion eines Titels (insbesondere einer Neuerscheinung) aus Sicht eines VerlagsFootnote 25 den Einsatz begrenzt zur Verfügung stehender Produktionsfaktoren – angefangen mit den Manuskripten der Autor/innenFootnote 26 über personelle Ressourcen für die Auswahl, das Lektorat und das Marketing bis hin zu Kapitalressourcen, z. B. für die Bürogebäude oder die technologische Infrastruktur.Footnote 27 Demgegenüber steht ein menschliches Bedürfnis nach ‚Lektüre‘, wobei die Konsumentscheidung – neben allgemeinen Bedürfnissen nach Unterhaltung und Information – aus vielschichtigen (Lese-)Motiven heraus erfolgen kann.Footnote 28 Auch der reine Besitz oder die Zurschaustellung von Büchern können einen Nutzen stiften.Footnote 29 Indes deutet die Zunahme sogenannter Flatrate-Modelle im E-Book-Segment darauf hin, dass für manche Leser/innen der Zugang zu Inhalten, ähnlich wie im audiovisuellen Medienbereich, mit dem Besitz (wenigstens) gleichbedeutend geworden ist.Footnote 30 Gewissermaßen wird auch die Nachfrage nach Büchern restringiert, indem neben einkommensbedingten Beschränkungen in der Kaufkraft die Zeit, angesichts einer Vielzahl konkurrierender Medien- sowie Freizeitangebote, eine knappe Ressource für (Buch-)Konsument/innen darstellt.Footnote 31 Vorausgesetzt, die Restriktionen verhindern dies nicht, konkretisieren sich die individuellen Lesebedürfnisse der Menschen in einem Bedarf an Büchern und äußern sich als Nachfrage, d. h. in Form einer positiven Zahlungsbereitschaft, am Markt. Bücher können somit durch Kauf und Verkauf zu einem monetären Preis zwischen Anbietern und Nachfragern übertragen werden.Footnote 32
Buchmärkte sind durch eine Vielzahl von Akteuren charakterisiert, die an der Produktion und Distribution der Ware beteiligt sind. Den Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette bilden die Autor/innen, die zur Veröffentlichung und Verbreitung ihrer Werke in der Regel einen Vertrag mit einem klassischen Verlag abschließen. Eine zunehmend bedeutsame Alternative stellt die (digitale) Publikation im Selbstverlag dar, indem insbesondere Self-Publishing-Plattformen den Markteintritt für Autor/innen erleichtert haben.Footnote 33 Auf seinem Weg zum/r Endkonsument/in durchläuft ein Buch eine klassische Wertschöpfungskette, vom Hersteller – hier dem Verlag – über den Großhandel bis zum Einzelhandel.Footnote 34 Indem oftmals wenige große Unternehmen den Markt beherrschen, sind Buchmärkte sowohl auf Verlags- als auch auf Handelsebene durch oligopole Strukturen gekennzeichnet. Eine vergleichsweise hohe Einzelhandelskonzentration zeigt sich im E-Book-Segment, wo neben dem Onlineversandhändler Amazon mittlerweile weitere große Technologiekonzerne wie Apple an dem Handel mit (digitalen) Büchern partizipieren und mit ihren Plattform- sowie Lesegerät-Angeboten, unter anderem, den US-amerikanischen E-Book-Markt dominieren.Footnote 35
Grundlegend für die sozialen Interaktionen in Buchmärkten sind die Produkteigenschaften des Buches, in physischer (gedruckter) Form und als E-Book. Ein wesentlicher Unterschied des E-Books gegenüber dem physischen Buch liegt in der Notwendigkeit, für den Konsum zusätzlich ein geeignetes Lesegerät (z. B. E-Reader) zu besitzen.Footnote 36
Das Buch wird in der Ökonomik als privates Gut klassifiziert, indem Nichtzahler vom Konsum ausgeschlossen werden (können) und der Konsum eines Buches, jedenfalls zu einem bestimmten Zeitpunkt, auf eine Person begrenzt ist.Footnote 37 Zudem sind mit der Produktion eines Titels hohe Fixkosten und geringe variable Kosten verbunden. So ist der Anteil der Kosten für die erstmalige Herstellung eines Buches durch einen Verlag – wie etwa für das Personal, das Autorenhonorar, das Lektorat und das Marketing – an den Gesamtkosten der Produktion und Distribution hoch, während die variablen Kosten vergleichsweise gering ausfallen.Footnote 38 Dies trifft besonders auf E-Books zu, deren Grenzkosten als digitale Güter deutlich unter jenen von physischen Büchern liegen.Footnote 39 Für Autor/innen, die ihre Werke verlagsunabhängig veröffentlichen, ergeben sich insofern andere Kostenstrukturen, als dass – z. B. bei der Nutzung eines Self-Publishing-Dienstleisters – (ebenfalls geringe Grenzkosten aber) aufgrund von relativ niedrigeren Anfangsinvestitionen in der Regel geringere Fixkosten vorliegen.Footnote 40
Verlage tragen zudem ein vergleichsweise hohes finanzielles Risiko, indem die Nachfrage nach Büchern (besonders im Publikumssegment) oftmals durch ein hohes Maß an Unsicherheit geprägt ist. Der Erfolg eines Titels – zumeist ein einzigartiges Produkt – ist vor der Markteinführung nur schwer prognostizierbar; mithin kennzeichnet das Verlagswesen eine hohe wirtschaftliche Unsicherheit.Footnote 41 Diesem Risiko kann mit Diversifizierung begegnet werden, indem das Erlösrisiko des gesamten Verlagsprogramms dann (aufgrund negativ korrelierender Titelerlöse) geringer als die Erlösrisiken der einzelnen Titel ausfällt.Footnote 42
Ferner sind Buchmärkte durch eine starke Produktdifferenzierung gekennzeichnet.Footnote 43 Potenzielle Käufer/innen respektive Leser/innen sind im Bucheinzelhandel mit einem hohen Titelangebot konfrontiert, wobei das Kaufverhalten in vielen Fällen durch unvollständige Informationen hinsichtlich der inhaltlichen ‚Qualität‘ geprägt ist.Footnote 44 Für das Buch ist weiter die Eigenschaft als Erfahrungsgut wesentlich, dessen Nutzwert sich erst nach vollzogenem Konsum – hier der Lektüre – feststellen lässt.Footnote 45 Zur Verringerung des Risikos von Fehlkäufen können Konsument/innen, neben beobachtbaren Merkmalen wie dem/r Autor/in oder der Buchreihe, oftmals auf eine Vielzahl weiterer produktbezogener ‚Qualitätsinformationen‘ eines Titels – wie z. B. Kundenbewertungen oder Bestsellerlistenrankings – im Markt zurückgreifen.
Schließlich resultiert ein kulturpolitisches Interesse an Büchern insbesondere aus deren Eigenschaft als meritorische Güter.Footnote 46 Hierunter fallen solche (privaten) Güter, die der Befriedigung meritorischer, d. h. gesellschaftlich erwünschter, Bedürfnisse dienen.Footnote 47 In der Betrachtung von Büchern aus dem Blickwinkel meritorischer Güter liegt eine Reihe von Privilegien begründet, welche die Buchbranche in Deutschland aber auch in vielen anderen Ländern besitzt. Vor diesem Hintergrund wird – zum Schutz des ‚Kulturguts‘ Buch – in den deutschen Buchmarkt, unter anderem, in Form einer gesetzlichen Buchpreisbindung sowie eines ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf BücherFootnote 48 durch den Staat eingegriffen.Footnote 49
3 Die Materialität von Literatur als Buch in den Wirtschaftswissenschaften
Eine ökonomische Vergegenständlichung vollzieht sich, wenn ein zu erklärendes soziales Phänomen – wie das Firmen- oder Konsumentenverhalten auf einem Gütermarkt – zum Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Forschung wird. Zu den wesentlichen methodischen Zweigen der heutigen Wirtschaftswissenschaften gehören die mathematische Modellierung sowie die Ökonometrie, mit deren Anwendung sich – je nach Verwendungszweck – verschiedene Formen der Vergegenständlichung einer Materie ergeben (können). Aufgrund ihrer gegebenen Eigenschaften und Strukturen sowie besonderen regulatorischen Rahmenbedingungen werden Buchmärkte jüngst vorwiegend im Rahmen der theoretischen und empirischen Mikro- und Industrieökonomik untersucht.
Als zentrale Instrumente zur wissenschaftlichen Untersuchung von ökonomischen Wirkungsmechanismen erfüllen in den heutigen Wirtschaftswissenschaften mathematische und ökonometrische Modelle wesentliche epistemologische Funktionen.Footnote 50 Die Kerntheorien der Mikro- und Makroökonomik sind axiomatisiert und verwenden mathematische Methoden zur Modellierung sozialer Phänomene; hierbei bietet die Spieltheorie adäquate Instrumente, um speziell Entscheidungsverhalten in Situationen mit strategischer Interaktion zu modellieren.Footnote 51 Daneben werden auf Basis von empirischen Daten verschiedene ökonometrische Modelle zur Quantifizierung und Prognose von funktionalen Zusammenhängen in der realen Ökonomie eingesetzt. Ein ökonomisches Modell enthält eine oder mehrere (als gegeben betrachtete) ‚exogene‘ Variablen sowie eine oder mehrere ‚endogene‘ Variablen, die innerhalb des Modells erklärt werden.Footnote 52
Die Materialität von Literatur – als zentrales ‚Element‘ eines Gütermarktes – manifestiert sich bei der forschungszweckgebundenen Übersetzung eines zu erklärenden sozialen Phänomens auf Buchmärkten (oder bei der Analyse darauf einflussnehmender Randbedingungen, wie z. B. staatlichen Regulierungsmaßnahmen) in ein mathematisches oder ökonometrisches Modell.Footnote 53 Demnach zeigen sich im Rahmen des jeweiligen methodischen Zweigs spezifische Formen der Vergegenständlichung, welche die Literatur als Buch in der Ökonomik annehmen kann.
3.1 Theoretische Ökonomik
Mathematischen Modellen kommt im wissenschaftlichen Erkenntnisprozess der Ökonomik insofern eine bedeutsame Funktion zu, als dass sie über eine zweckadäquate Abstraktion eines sozialen Phänomens analytischen Zugang zu einem spezifischen Aspekt der realen Welt gewähren können und (in diesem Rahmen) die Entwicklung von Theorien oder Hypothesen erlauben. Märkte stellen ein komplexes soziales und ökonomisches Beziehungsgeflecht dar, in dem eine Vielzahl unterschiedlicher Akteure auf verschiedene Weise zu einem oder mehreren Gütern agieren. Die Absicht eines theoretischen Modells in der Ökonomik liegt in der abstrahierten Betrachtung der kausal relevanten Eigenschaften und Faktoren eines zu erklärenden sozialen Phänomens (wie z. B. ein beobachtbares Wettbewerbsverhalten in einem Markt), mit dem Ziel zu untersuchen, welchen Einfluss diese (wenigen isolierten) Variablen besitzen.Footnote 54
Grundlage mikroökonomischer Betrachtungen bildet eine Vielzahl unterschiedlicher (mathematischer) Modelle, die der Heterogenität von in der Realität beobachtbaren Märkten gerecht wird. Je nach Umfang anzunehmender Interdependenzen eines Marktes mit anderen Märkten wird in der Mikroökonomik zwischen total- und partialanalytischen Modellierungsansätzen unterschieden.Footnote 55 Die Industrieökonomik bietet hierbei unterschiedliche (mikroökonomisch fundierte) Partialmarktmodelle speziell zur Untersuchung von strategischem Firmenverhalten in Situationen sogenannten unvollkommenen Wettbewerbs, d. h. auf monopolistischen beziehungsweise oligopolistischen Märkten.Footnote 56 Aufgrund konzentrierter Marktstrukturen sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Einzelhandelsstufe werden Buchmärkte jüngst zum Gegenstand speziell industrieökonomisch-theoretischer Forschung, wobei insbesondere das strategische Verhalten der Firmen entlang der Wertschöpfungskette – d. h. in einem vertikal gebundenen Markt – modelltheoretisch unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht wird. Zentrale ‚Momente‘ industrieökonomischer Vergegenständlichung von Literatur bilden dabei die besonderen wettbewerbs- und vertragsrechtlichen Bedingungen eines Buchmarktes.Footnote 57
Abhängig von der betrachteten Industrie und Marktsituation sowie dem Verwendungszweck eines Modells können in der Industrieökonomik spezifische Annahmen formuliert werden. Ein Markt wird zunächst durch die Konsument/innen und ihr Nachfragefrageverhalten sowie durch die Firmen und ihre Kostenstruktur – mathematisch-formal durch eine Nachfrage- und Angebotsfunktion – beschrieben. Weitere grundlegende Annahmen bezüglich der Marktstruktur betreffen die Anbieterkonzentration, den Grad der Produktdifferenzierung, die Marktzutrittsschranken, die Preiselastizität der Nachfrage,Footnote 58 die Substituierbarkeit der Güter aus Konsumentensicht oder auch den Informiertheitsgrad der Marktteilnehmer. Indem es sich überwiegend um interdependente Entscheidungssituationen handelt, finden zur Modellierung des Firmenverhaltens – grundlegend wird die von einer Firma strategisch gewählte Variable (wie Menge, Preis oder Qualität) sowie der zeitliche Ablauf der Entscheidungen (simultan oder sequentiell) bei der Modellspezifikation festgelegt – im Bereich der theoretischen Industrieökonomik insbesondere spieltheoretische Methoden Anwendung.Footnote 59 Das zentrale Lösungskonzept der (nicht-kooperativen) Spieltheorie zur Modellierung des optimalen Firmenverhaltens, gegeben dem Verhalten der anderen Firmen, bildet hierbei das sogenannte Nash-Gleichgewicht.Footnote 60
Eine Materie kann sich in einem industrieökonomischen Modell sowohl angebots- als auch nachfrageseitig vergegenständlichen; es ergeben sich unterschiedliche Formen der Vergegenständlichung von Literatur als Buch in der theoretischen Ökonomik.Footnote 61
3.1.1 Die wettbewerblichen Effekte des Agenturmodells im E-Book-Markt
Durch den Markteintritt von Apple in den US-amerikanischen E-Book-Markt im Jahr 2010, den bis dahin der Onlineversandhändler Amazon klar dominiert hatte, wurde das sogenannte Agenturmodell (engl. ‚agency model‘) erstmalig auch im Rahmen des E-Book-Vertriebs vertraglich vereinbart.Footnote 62 Bei diesem vertikalen Vertriebsvertrag, den der Technologiekonzern mit fünf Großverlagen für den iBook StoreFootnote 63 abgeschlossen hatte, legt der Hersteller – hier der Verlag – den Endkundenpreis für seine Produkte fest, während der Einzelhandel mit einem festen Umsatzanteil an den Verkäufen beteiligt wird. Im (klassischen) Großhandelsmodell hingegen bestimmt der Einzelhandel den Endkundenpreis, wobei der Hersteller abhängig von der Verkaufsmenge mit einem Großhandelspreis vergütet wird.
Mit Einführung des Agenturmodells kam es in den USA zu einem signifikanten Preisanstieg vieler E-Book-Titel, woraufhin eine Kartellklage gegen Apple und die fünf Großverlage – mit dem Vorwurf wettbewerbswidrigen Verhaltens aufgrund von Preisabsprachen – eingereicht wurde.Footnote 64 Eine wesentliche Rolle bei der wettbewerbsrechtlichen Beurteilung spielte eine Meistbegünstigungsklausel, die ebenfalls Bestandteil des vertikalen Vertriebsvertrages war.Footnote 65 Vor diesem Hintergrund sind speziell das Agenturmodell sowie dessen Effekt auf das strategische Preissetzungsverhalten von Firmen im E-Book-Markt, gegenüber einem Großhandelsmodell, zum Gegenstand ökonomisch-theoretischer Forschung geworden, wobei die Wettbewerbsmodelle jeweils einen spezifischen Wirkungsmechanismus des Marktes betrachten.Footnote 66
Zur Untersuchung der Auswirkungen eines Agenturmodells modellieren Foros et al. (2017) einen Preiswettbewerb in einem vertikal verbundenen Markt mit einer duopolistischen Struktur (d. h. jeweils zwei Firmen) auf der Hersteller- und Einzelhandelsstufe.Footnote 67 Im Fokus der modelltheoretischen Betrachtung stehen die Anreizbedingungen einer Firma, auf Einzelhandelsebene (auch: Downstream-Firma) ein solches Agenturmodell für den (digitalen) E-Book-Vertrieb einzuführen, d. h. die Kontrolle über die Einzelhandelspreise an die entlang der Wertschöpfungskette vorgelagerten Hersteller (auch: Upstream-Firma) – hier die Verlage – abzugeben.
Die Nachfrage \(x_{d}^{u}\) nach einem E-Book-Titel (eines Verlags) \(u\) (mit \(u = 1, 2\)) auf einer E-Book-Plattform \(d\) (mit \(d = 1, 2\)) wird, als Funktion der Verkaufspreise \(\left( {p_{d}^{u} } \right),\) formal beschrieben als \(x_{d}^{u} = q_{d}^{u} \left( {p_{1}^{1} ,p_{1}^{2} , p_{2}^{1} , p_{2}^{2} } \right)\).Footnote 68 Die Nachfragefunktion zeigt einen fallenden Verlauf und die zwei angebotenen Produkte (beziehungsweise E-Book-Titel) werden von den Konsument/innen als substituierbar angesehen. Demnach sinkt die Nachfrage \(x_{d}^{u}\) nach einem E-Book-Titel im eigenen Verkaufspreis \(p_{d}^{u} ,\) steigt im Verkaufspreis \(p_{d}^{ - u}\) eines konkurrierenden Titels auf derselben Plattform und steigt im Verkaufspreis \(p_{ - d}^{u}\) des gleichen Titels auf der anderen Plattform.Footnote 69
An jedem verkauften Produkt wird eine E-Book-Vertriebsplattform \(d\) mit einem Umsatzanteil \(s_{d} \in \left( {0,1} \right)\) beteiligt; zudem wird unterstellt, dass einem Einzelhändler keine Grenzkosten bei der Produktion oder Distribution eines (angebotenen) Titels entstehen.Footnote 70 Der Gewinn \(\pi_{d}\) einer E-Book-Plattform \(d\) setzt sich demnach aus den Umsatzerlösen (d. h. der Verkaufspreis \(p_{d}^{u}\) malgenommen mit der abgesetzten Menge \(x_{d}^{u}\)) der zwei E-Book-Titel zusammen, multipliziert mit dem vertraglich vereinbarten Umsatzanteil \(\left( {s_{d} } \right).\) Der Verlag \(u\) erhält den übrigen Anteil, \(\left( {1 - s_{1} } \right)\) beziehungsweise \(\left( {1 - s_{2} } \right),\) der Umsatzerlöse seines Produktes auf der jeweiligen Vertriebsplattform; allerdings entstehen ihm bei der Produktion eines E-Book-Titels die Fixkosten \(F\).Footnote 71 Der Gewinn \(\pi^{u}\) eines Verlags (beziehungsweise Herstellers) \(u\) wird entsprechend in der Form \(\left( {1 - s_{1} } \right)p_{1}^{u} x_{1}^{u} + \left( {1 - s_{2} } \right)p_{2}^{u} x_{2}^{u} - F\) modelliert.
Indem Apple auf verschiedenen Märkten – neben E-Books agiert das Unternehmen auch als digitale Vertriebsplattform für Musik und Apps –, d. h. unabhängig von dem Vertriebsmodell, die gleiche Umsatzaufteilung verwendet,Footnote 72 wird das Firmenverhalten spieltheoretisch in zwei Szenarien modelliert: Auf der ersten Stufe des ersten Szenarios entscheidet eine E-Book-Plattform, ob sie das Agenturmodell einführt (oder nicht), wobei die eigene Umsatzbeteiligung \((s_{d} )\) exogen betrachtet wird. Auf der ersten Stufe des zweiten Szenarios hingegen wird neben dem Vertriebsmodell auch die Umsatzbeteiligung strategisch durch die einzelnen Plattformen gewählt (d. h. endogen modelliert). Auf der zweiten Stufe beider Szenarien wählen die Firmen, gegeben dem (Firmen-)Verhalten auf der ersten Stufe, simultan ihre Einzelhandelspreise. Die Literatur vergegenständlicht sich in diesem Modell somit als zwei von Kund/innen als substituierbar angesehene Güter mit ihren fixen Produktionskosten auf der Herstellerebene – hier formal als exogene Modellvariable \(F\) in der Gewinnfunktion eines Verlags; als E-Book materialisiert sich die Literatur dabei identisch mit anderen digitalen Gütern wie Musik oder Apps.
Zur Untersuchung der Anreizbedingungen, unter denen das Agenturmodell (d. h. die Abgabe der Preiskontrolle an die Verlage) zu höheren E-Book-Preisen führt, wird das Modell spieltheoretisch nach dem üblichen Verfahren der sogenannten RückwärtsinduktionFootnote 73 – beginnend mit dem Preiswettbewerb auf der zweiten Stufe des ersten Szenarios – gelöst. Aus dem analytischen Vergleich der Optimalitätsbedingungen, welche hier die gewinnmaximale Preissetzung auf der Hersteller- und Einzelhandelsebene charakterisieren, folgt, dass die (gleichgewichtigen) Einzelhandelspreise im Agenturmodell genau dann höher ausfallen, wenn die Konsument/innen die E-Book-Plattformen (z. B. Apple und Amazon) als stärker substituierbar ansehen als die auf den E-Book-Plattformen verkauften Produkte, d. h. der Wettbewerb zwischen digitalen Vertriebsplattformen intensiver ist, als der Wettbewerb zwischen Verlagen.Footnote 74 Auf der ersten Stufe des ersten Szenarios wird modelltheoretisch gezeigt, dass keine E-Book-Plattform, wenn die Firmen unabhängig und simultan entscheiden, das Agenturmodell im Gleichgewicht einführt, wenn die Substituierbarkeit zwischen den auf einer Plattform verkauften Produkten größer ist als die Substituierbarkeit zwischen den E-Book-Plattformen.Footnote 75
Die im Modell angenommenen Fixkosten \(F,\) d. h. die spezifische Form der Vergegenständlichung von Literatur, werden für das Marktverhalten im zweiten spieltheoretischen Szenario relevant, in dem die E-Book-Plattformen neben der Vertragsform auch die Umsatzbeteiligung strategisch wählen. Die Verlage beobachten das Verhalten der E-Book-Plattformen (in Stufe 1) und entscheiden daraufhin (in Stufe 2) unabhängig voneinander, ob sie bei den gegebenen (fixen) Produktionskosten profitabel in den Markt eintreten können (oder nicht).
Ferner wird die Bedeutung einer sogenannten Meistbegünstigungsklausel (engl. ‘most favored nation clause’) durch Foros et al. (2017) analysiert. Diese Vertragsklausel sah vor, dass der von einem Verlag (d. h. dem Hersteller) festgelegte Einzelhandelspreis für einen E-Book-Titel bei keiner konkurrierenden Plattform zu einem niedrigeren Preis angeboten werden darf als bei Apple (beziehungsweise im iBook Store).Footnote 76 Formal geht die Meistbegünstigungsklausel als Nebenbedingung in das Gewinnmaximierungsproblem des Verlags (d. h. der Upstream-Firma) ein.Footnote 77 Legt beispielsweise die E-Book-Plattform 1 eine solche Klausel vertraglich fest, gilt für den Verlag \(u,\) dass dieser bei der (optimalen) Preissetzung seines E-Book-Titels \(p_{1}^{u} \le p_{2}^{u}\) einhalten, d. h. der Verkaufspreis auf Plattform 1 \(\left( {p_{1}^{u} } \right)\) ‚kleiner oder gleich‘ dem Verkaufspreis auf Plattform 2 \(\left( {p_{2}^{u} } \right)\) sein muss.Footnote 78 Aus der Modellierung geht hervor, dass bei Verwendung eines Agenturmodells die (zusätzliche) Vereinbarung einer Meistbegünstigungsklausel tendenziell eine Erhöhung der E-Book-Preise, d. h. antikompetitive Effekte, bewirkt.
Neben Foros et al. (2017) analysiert auch Johnson (2017) das Agenturmodell im Zusammenhang mit einer Meistbegünstigungsklausel. Es wird ebenfalls ein vertikal verbundener Markt mit unvollkommenem Wettbewerb auf den zwei Handelsstufen unterstellt, jedoch ergeben sich neben dem Einzelhandelspreis auch die vertraglichen Bedingungen, gegeben durch den Großhandelspreis beziehungsweise die Umsatzbeteiligung, in endogener Weise am Markt.Footnote 79
Gaudin und White (2014) verwenden einen zu Johnson (2017) analogen Modellansatz, legen jedoch den Fokus ihrer Analyse der wettbewerblichen Effekte eines Agenturvertrags (gegenüber einem Großhandelsvertrag) auf die Eigenschaft des E-Books als komplementäres Gut, indem der Konsum eines E-Books in aller Regel auch den Erwerb eines geeigneten Lesegeräts bedarf. Entsprechend wird in der jeweiligen Vertragssituation durch den Einzelhändler, der in dem im Modell betrachteten ersten Szenario (sog. ‘Essential Case’) eine Monopolstellung im E-Reader-Markt innehat (d. h. als alleiniger Anbieter agiert), neben dem E-Book-Preis auch den Einzelhandelspreis für sein Hardware-Produkt strategisch gewählt. Das Modell zeigt dahingehend, dass das Preissetzungsverhalten eines Einzelhändlers auf dem E-Book-Markt (wie z. B. Amazon) im Rahmen eines vertikalen Vertriebsvertrags (auch) von dessen Marktmacht auf dem (komplementären) Markt für Lesegeräte abhängt.Footnote 80
Die Eigenschaft des E-Books als komplementäres Gut greift ebenfalls Johnson (2020) auf und modelliert einen dynamischen (d. h. zweiperiodischen) Preiswettbewerb auf der Einzelhandelsebene, wobei eine duopolistische Marktstruktur mit sogenannten WechselkostenFootnote 81 (engl. ‘switching costs’) unterstellt wird.Footnote 82 Konsumentenseitige Wechselkosten werden für das intertemporale Preissetzungsverhalten einer Firma in Abhängigkeit vom jeweiligen Vertriebsvertrag insofern relevant, als dass eine E-Book-Plattform (die im Großhandelsmodell die Einzelhandelspreise bestimmt) den potenziellen ‘Lock-in’ von Konsument/innen in seine preisstrategischen Entscheidungen einbezieht,Footnote 83 hingegen ein Hersteller beziehungsweise Verlag keine solchen strategisch-dynamischen Anreize zur Bindung von Konsument/innen an eine bestimmte Vertriebsplattform haben dürfte (indem er seine Produkte stets an beide Einzelhändler verkauft). Ausgangspunkt des Modells bildet demnach die Annahme, dass – neben generellen Unterschieden zwischen den zwei Vertragsformen – die E-Book-Preise als Folge von Lock-in-Effekten auch im Zeitverlauf variieren können.
Zwei konkurrierende E-Book-Vertriebsplattformen \(i\) und \(j\) wählen in zwei aufeinanderfolgenden Perioden \((t = 1, 2)\) simultan ihre Einzelhandelspreise \(P_{i}^{t}\) beziehungsweise \(P_{j}^{t}\) für einen E-Book-Titel. Die Konsument/innen entscheiden sich in einer Periode \(t\) in Abhängigkeit vom jeweiligen Verkaufspreis für den Kauf bei einer bestimmten E-Book-Plattform und zeigen daraufhin eine gleichverteilte Nachfrage für die (horizontal differenzierten) Produkte der Verlage.Footnote 84 Die Nachfrage bei einer E-Book-Plattform \(i,\) d. h. die Anzahl an neuen Konsument/innen, die sich einer Plattform \(i\) in einer Periode \(t\) anschließen, ist – als Funktion des eigenen Preises \(\left( {P_{i}^{t} } \right)\) sowie dem Preis der Konkurrenzplattform \(\left( {P_{j}^{t} } \right)\) – durch \(Q\left( {P_{i}^{t} ,P_{j}^{t} } \right)\) gegeben.Footnote 85 Ferner wird für diese Nachfrage in Periode 2 angenommen, dass zu den Konsument/innen aus Periode 1 (d. h. aus der Vergangenheit), für die nun Wechselkosten zur konkurrierenden Plattform bestehen, eine zweite Kohorte an (neuen) Konsument/innen hinzukommt.
Gegeben diesem Nachfrageverhalten wird ein dynamischer Preiswettbewerb zwischen den E-Book-Plattformen in den zwei Vertragssituationen spieltheoretisch modelliert.Footnote 86 Potenzielle Lock-in-Effekte werden im ‚Großhandelsmodell‘ für das preisstrategische (intertemporale) Firmenverhalten relevant, d. h. wenn der Einzelhandel die Endkundenpreise bestimmt. Einer digitalen Vertriebsplattform \(i\) entstehen für den Ankauf eines E-Book-Titels beim Verlag in einer Periode \(t\) konstante Grenzkosten \(m,\) die bei der Kalkulation des Stückgewinns vom gesetzten Einzelhandelspreis \(P_{i}^{t}\) zu subtrahieren sind.Footnote 87 Jene \(\tilde{Q}_{i}\) Konsument/innen, die in Periode 1 bei einer E-Book-Plattform \(i\) kauften, sind aufgrund von Lock-in-Effekten in Periode 2 an diese Plattform gebunden und fragen wiederholt E-Books nach.Footnote 88 Mithin hängt der Gewinn \(\pi_{i}^{2}\) einer E-Book-Plattform \(i\) in Periode 2 (auch) von ihrem Marktanteil \(\tilde{Q}_{i}\) (und demnach von ihren Verkaufspreisen) in Periode 1 ab und wird entsprechend in der Form \((P_{i}^{2} - m)\left[ {\tilde{Q}_{i} + Q\left( {P_{i}^{2} ,P_{j}^{2} } \right)} \right]\)Footnote 89 modelliert. Die Materialität von Literatur manifestiert sich in diesem Modell somit als ein horizontal differenziertes Gut mit den konstanten Grenzkosten \(m\) auf der Einzelhandelsebene, die das optimale Preissetzungsverhalten einer E-Book-Plattform mitbedingen.Footnote 90
Die Modellierung erlaubt nachfolgend eine vergleichende Analyse der zwei Vertriebsverträge hinsichtlich der Preissetzung im Zeitverlauf sowie der Konsumentenwohlfahrt sowohl bei exogener als auch endogener Markstruktur auf der Herstellerebene. Die theoretische Arbeit von Johnson (2020) weist insbesondere darauf hin, dass auf Märkten mit potenziellen Lock-in-Effekten von einer beobachteten Preiserhöhung bei der Umstellung vom Großhandels- auf das Agenturmodell nicht zwangsläufig auf eine Schädigung des Verbrauchers geschlossen werden kann. Vielmehr seien die unterschiedlichen Anreize der Firmen bei der dynamischen Preisgestaltung eines komplementären Guts, d. h. auch zukünftige wettbewerbliche Effekte, bei einer Beurteilung von E-Book-Preisen durch Regulierungsbehörden zu berücksichtigen.Footnote 91
3.1.2 Die ökonomischen Wirkungen einer Buchpreisbindung
Einen spezifischen Anlass für die Vergegenständlichung von Literatur durch die theoretische Ökonomik geben die Auswirkungen einer gesetzlichen Buchpreisbindung (im Ff. ‚BuchPrBi‘). Bei einer vertikalen Preisbindung legt – ähnlich zu einem Agenturvertrag – der Hersteller den Endkundenpreis für seine Produkte auf der Einzelhandelsebene verbindlich fest.Footnote 92 Indem hierdurch der (ansonsten freie) Preiswettbewerb auf der Einzelhandelsebene potenziell unterbunden wird, stellt eine BuchPrBi aus wettbewerbsökonomischer Sicht einen schwerwiegenden Markteingriff dar. Die Auswirkungen der Preisregulierung werden in der industrieökonomisch-theoretischen Forschung daher insbesondere aus Wohlfahrtsgesichtspunkten untersucht.Footnote 93
Zur wohlfahrtstheoretischen Untersuchung gebundener Buchpreise vergleichen Canoy et al. (2006) und van der Ploeg (2004) die Marktergebnisse in einer Situation vollkommenen Wettbewerbs mit einer Monopolsituation, in der eine gesetzlich vorgeschriebene BuchPrBi aufgrund der Preissetzungsmacht des Verlags dem Verlag/Bucheinzelhandel die Generierung gewisser Monopolgewinne (d. h. Preise über den Grenzkosten) erlaubt.Footnote 94
Indem das Lesen eines Buches oftmals eine zeitintensive Freizeitbeschäftigung darstellt, werden aufseiten der Konsument/innen neben dem Kaufpreis \(P\) zuzüglich einer Mehrwertsteuer \(T\) ebenfalls Lesekosten in Form von Opportunitätskosten der zum Lesen benötigten Zeit \(\emptyset\) im Modell angenommen.Footnote 95 Das Nachfrageverhalten der Konsument/innen respektive Leser/innen (d. h. die nachgefragte Menge \(B\) eines Titels im Optimum) wird mit dem üblichen Nutzenmaximierungsansatz ermittelt, wobei unter der Nebenbedingung des Einkommens optimiert wird.Footnote 96 Die formale Analyse zeigt, dass der Einbezug von Opportunitätskosten in das Entscheidungskalkül potenzieller Buchkäufer/innen zu einer geringeren ‚effektiven‘ Preiselastizität der Nachfrage führt, indem eine Änderung des Kaufpreises in Anbetracht der totalen Lesekosten weniger schwer ins Gewicht fällt. Hierbei ist die Preissensitivität potenzieller Buchkäufer/innen umso geringer, je höher der Anteil der Opportunitätskosten an den totalen Lesekosten ist.
Der Gewinn \(\pi\) eines Verlags/Einzelhändlers ist durch \(PB - K\left( B \right) - F\) gegeben und setzt sich demnach aus den Verkaufserlösen (d. h. dem Verkaufspreis \(P\) multipliziert mit der Absatzmenge \(B\)) abzüglich der Produktionskosten eines Buches zusammen – hier hohe Fixkosten \(F\) sowie geringe variable Kosten \(K\left( B \right).\) Neben den bei der Produktion anfallenden Kosten auf Anbieterseite materialisiert sich die Literatur in diesem Modell auch auf Konsumentenseite, mit der für das Lesen eines Buches benötigten, d. h. konsumtiven, Zeit. Das Modell erlaubt die theoretische Vorhersage der gewinnmaximalen Marktpreise sowie der gleichgewichtigen Absatzmengen, die sich in einer Situation mit BuchPrBi gegenüber einem unregulierten Markt einstellen,Footnote 97 sowie eine vergleichende Beurteilung nach wohlfahrtsökonomischen Kriterien.Footnote 98 Die gewinnmaximale (Monopol-)Preisgleichung im Falle einer BuchPrBi zeigt, dass die Marktmacht (d. h. der Spielraum zur Preissetzung über den Grenzkosten) der Verlage/Einzelhändler mit dem Grad der Substituierbarkeit aus Konsumentensicht sinkt und in den Opportunitätskosten (der Lesezeit) eines Titels steigt. Die modelltheoretische Analyse hat zum Ergebnis, dass eine BuchPrBi eine größere Titelvielfalt bei gleichzeitig erhöhtem Preisniveau und geringeren Verkaufsmengen pro Titel bewirkt. Die modellierten Fixkosten \(F\) werden für das strategische Entscheidungsverhalten der Firmen relevant, da gilt: Je höher die Fixkosten eines Buches, desto unwahrscheinlicher wird eine kostendeckende Produktion aus Anbietersicht, sodass tendenziell weniger Titel veröffentlicht beziehungsweise angeboten werden.
Die modelltheoretische Betrachtung von Schulz (2007) untersucht die Bedeutung einer BuchPrBi speziell vor dem Hintergrund des sogenannten Service-Arguments, das einer vertikalen Preisbindung effizienzfördernde Wirkungen zuspricht. Den Ausgangspunkt bildet die Annahme, dass es aufgrund des wegfallenden Preiswettbewerbs potenziell zu einer Intensivierung des Service- beziehungsweise Qualitätswettbewerb kommt; der Einzelhandel investiert nun stärker in Servicemaßnahmen, z. B. eine bessere Beratungsqualität, die wiederum den Absatz der Produkte eines Herstellers – hier eines Verlags – positiv beeinflussen.Footnote 99
Schulz (2007) modelliert dahingehend einen vertikal verbundenen Markt bei Preis- und Servicewettbewerb, mit einem Monopol auf der Herstellerebene und einem Duopol auf der Einzelhandelsebene, wobei die Händler die Produkte der Hersteller an die Endkonsument/innen vertreiben.Footnote 100 Der Bucheinzelhandel ist horizontal differenziert an den Enden einer Hotelling-LinieFootnote 101 und konkurriert neben dem Preis \(p_{i}\) auch über den Service \(s_{i} .\) Die Nachfrage nach dem Produkt eines Verlags bei einem Einzelhändler \(i\) sinkt im eigenen Preis \(p_{i}\) und steigt im Preis \(p_{j}\) des Wettbewerbers. Basierend auf empirischen Befunden wird für die firmenspezifische Nachfrage \(D_{i} \left( {p_{i} ,p_{j} ,s_{i} ,s_{j} } \right)\) zudem eine negative (horizontale) Externalität angenommen, bei welcher sich das angebotene Serviceniveau \(s_{i}\) eines Einzelhändlers \(i\) negativ auf die Nachfrage bei einem konkurrierenden Einzelhändler \(j\) auswirkt. Ferner wird das Nachfrageverhalten an spezifische Präferenzen geknüpft, indem die zwei Konsumententypen ‚Spontankäufer/in‘ und ‚Vergleichskäufer/in‘ unterstellt werden, wobei nur Letzterem ex ante Kosten bei der Suche eines Händlers (zum Buchkauf) entstehen.Footnote 102
Bei der Bereitstellung des Serviceniveaus \(s_{i}\) entstehen einem Bucheinzelhändler \(i\) Kosten in Höhe von \(\frac{{cs_{i}^{2} }}{2}.\) Zudem berechnet der Verlag dem Einzelhandel pro verkauftem Buch einen Großhandelspreis \(q_{i}\) sowie eine von der Absatzmenge unabhängige Gebühr \(F_{i}\). Der Gewinn \(\pi_{i}\) eines Einzelhändlers \(i\) wird entsprechend in der Form \(\left( {p_{i} - q_{i} } \right)D_{i} \left( {p_{i} ,p_{j} ,s_{i} ,s_{j} } \right) - \frac{{cs_{i}^{2} }}{2} - F_{i}\) modelliert.Footnote 103 Gegeben dieser Marktstruktur werden im Hinblick auf den ökonomischen Vergegenständlichungsanlass von Literatur das Marktverhalten und -ergebnis – hier das Preis- und Serviceniveau sowie die Gesamtwohlfahrt – bei Preiswettbewerb (d. h. in einer Situation ohne BuchPrBi) und bei Servicewettbewerb (d. h. in einer Situation mit BuchPrBi) analysiert. Das optimale Firmenverhalten auf der Hersteller- und Einzelhandelsebene in dieser interdependenten Entscheidungssituation wird mittels eines zweistufigen Spiels abgeleitet, wobei in Stufe 1 der Verlag einen Großhandelspreis und in Stufe 2 der Einzelhändler, gegeben dem Großhandelspreis und der Gebühr sowie dem Einzelhandelspreis und Serviceniveau des konkurrierenden Einzelhändlers, ein Preis- sowie Serviceniveau wählt. In einer Situation mit BuchPrBi gibt der Hersteller dem Einzelhandel neben dem Großhandelspreis auch den Endkundenpreis vor, sodass dem Einzelhändler nur noch das Serviceniveau als strategische (Entscheidungs-)Variable zur Maximierung seiner Gewinne bleibt.
Die Literatur materialisiert sich in der Modellierung von Schulz (2007) somit als Produkt mit den Servicebemühungen eines Anbieters auf der Einzelhandelsebene – mathematisch-formal als endogene Variable in der Gewinnfunktion eines Buchhändlers. Das angebotene Serviceniveau \(s_{i}\) eines Einzelhändlers \(i\) steigert die Nachfrage nach dem Produkt eines Verlags (d. h. nach Literatur) und erhöht die Buchverkäufe bei der servicebetreibenden Firma. Eine gleichartige Form der Vergegenständlichung von Literatur zeigt sich bei von Gottberg (2009), der zur Analyse der ökonomischen Wirkungen einer BuchPrBi ebenfalls einen serviceorientierten oligopolistischen Markt bei Preis- und Nicht-Preiswettbewerb modelliert.Footnote 104
Neben den erwarteten Wohlfahrtswirkungen einer vertikalen Preisbindung für Bücher gibt jüngst insbesondere die spieltheoretische Analyse des strategischen Preissetzungsverhaltens einer digitalen Vertriebsplattform für E-Books bei unvollkommenem Wettbewerb Anlass für eine Vergegenständlichung von Literatur durch die theoretische (Industrie-)Ökonomik. Die Literatur materialisiert sich in einem industrieökonomischen Modell als Ware sowohl als physisches Buch als auch als E-Book mit seinen (zumeist als exogen angenommenen) fixen und/oder variablen Produktionskosten, die aufseiten einer Firma – hier eines Verlags oder Bucheinzelhändlers – für deren Angebot am Markt anfallen. Neben hohen Fixkosten zeigt sich eine spezifische Vergegenständlichung des Buches gegenüber anderen wirtschaftlichen Gütern auch durch die (hohe) zum Lesen benötigte Zeit auf der Nachfrageseite oder den von einem Einzelhändler angebotenen Service, der zur Beurteilung besonderer regulatorischer Rahmenbedingungen des Marktes modelltheoretisch vergegenständlicht und analysiert wird. Das ‚Recht‘ – hier vertrags- oder wettbewerbsrechtliche Bedingungen in den vertikalen Beziehungen eines Buchmarktes – geht dabei als Nebenbedingung in das Gewinnmaximierungsproblem einer Firma bei der Modellierung des Marktverhaltens ein.
3.2 Empirische Ökonomik
Neben der Modelltheorie gehört die ÖkonometrieFootnote 105 zu einem wichtigen methodischen Zweig und bedeutsamen Teilgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Ökonometrisch-statistische Verfahren werden auf empirisch gewonnene Beobachtungsdaten angewandt, um ökonomisch-theoretische Vorhersagen zu überprüfen oder vermutete Relationen zwischen ökonomischen Größen zu untersuchen.Footnote 106 Die ökonometrische Schätzung und numerische Konkretisierung von Wirkungszusammenhängen in der realen Wirtschaft erlauben überdies die Prognose z. B. volkswirtschaftlicher Kennzahlen.Footnote 107 Der Anteil an empirischen und ökonometrischen Beiträgen hat, unter anderem aufgrund einer wachsenden Verfügbarkeit von zugänglichen Daten, höherer Rechnerleistungen sowie der Etablierung von Laborexperimenten, in den letzten Jahrzehnten in den Wirtschaftswissenschaften stark zugenommen.Footnote 108
In Abhängigkeit von der Forschungsabsicht sowie dem verwendeten DatensatzFootnote 109 kommen in der Ökonometrie unterschiedliche Modelle zum Einsatz. Zu den bedeutsamsten ökonometrisch-statistischen Verfahren zählt die Regressionsanalyse, die allgemein die Beziehungen zwischen einer abhängigen und einer (oder mehreren) unabhängigen Variablen modelliert.Footnote 110 Die Literatur wird vornehmlich zum Gegenstand multipler linearer Regressionsmodelle, indem zur Erklärung buchmarktbezogener Phänomene – wie z. B. dem Nachfrageverhalten von Konsument/innen – in der Regel mehrere Einflussvariablen berücksichtigt werden (müssen). Daneben kommen verschiedene dynamische Modelle zum Einsatz, wenn es sich beispielsweise, wie beim Einfluss eines Bestsellerlistenplatzes auf die Nachfrage, um zeitlich verzögerte Effekte einer exogenen Variation handelt.Footnote 111 Speziell zur Erforschung von Konsumentenpräferenzen zeigt sich eine (ökonometrische) Vergegenständlichung von Literatur mitunter auch in diskreten Entscheidungsmodellen.
Den Ausgangspunkt eines Prozesses der ökonometrischen Vergegenständlichung bildet üblicherweise eine theoretisch begründete Hypothese oder Aussage über ein (zu erklärendes) soziales Phänomen. Im Hinblick auf den a priori vermuteten Wirkungszusammenhang werden die relevanten ökonomischen Größen identifiziert und bei der Formulierung des ökonometrischen Modells als abhängige und unabhängige Variable spezifiziert, wobei ebenfalls die Funktionalform der Gleichung konkretisiert wird.Footnote 112 Der Umstand, dass die beobachtete Variation einer zu erklärenden Variable potenziell nicht vollständig erfasst werden kann, wird in der Ökonometrie für gewöhnlich durch die Aufnahme nichtbeobachtbarer Zufallsvariablen in die Modellspezifikation berücksichtigt.Footnote 113 Mithilfe geeigneter statistischer SchätzmethodenFootnote 114 werden die Beziehungen zwischen den abhängigen und unabhängigen Variablen auf Basis von (zu den Variablen passenden) empirischen Daten quantifiziert, wobei insbesondere die Größenordnung und (statistische) Signifikanz der Schätzer – sowie eine Vielzahl weiterer Verfahren, die die Güte der Schätzer überprüfen – als Grundlage zur Bewertung und Interpretation der Regressionsergebnisse dienen.Footnote 115
Präformiert durch die Forschungsfrage beziehungsweise -hypothese ergeben sich unterschiedliche Formen der Vergegenständlichung, die das Buch mit seinen Eigenschaften in einem ökonometrischen Modell als Variable annehmen kann; im Hinblick auf die ökonometrischen Vergegenständlichungsformen sollen diese Produkteigenschaften zunächst weiter differenziert werden. Zu den internen Eigenschaften eines Buches sollen unter anderem der Verlag sowie der/die Autor/in,Footnote 116 die Editionsform (z. B. Hardcover, PaperbackFootnote 117), oder die inhaltsbezogene Kategorie wie etwa das Genre (z. B. Thriller, Biografie) oder die Warengruppe (z. B. Belletristik, Sachbuch) gezählt werden. Unter die externen Eigenschaften eines Titels fallen Bestsellerlistenrankings, professionelle Literaturkritiken in den Medien (z. B. Literatursendungen), Literaturpreise, Werbemaßnahmen und nicht zuletzt Mundpropaganda. Schließlich gehören zu den Eigenschaften eines Buches im weiteren Sinne auch seine vertrieblichen Eigenschaften (beziehungsweise Bedingungen), wie etwa der Vertriebskanal (z. B. Onlinebuchhandel) oder auch vertragsrechtliche Rahmenbedingungen, die den Vertrieb betreffen.Footnote 118
3.2.1 Einflussgrößen auf das Nachfrageverhalten
Eine Vielzahl ökonomisch-empirischer Studien untersucht die Determinanten der Buchnachfrage,Footnote 119 wobei potenziell nachfrage- beziehungsweise erfolgsinduzierende Faktoren als die im Fokus stehenden unabhängigen Modellvariablen fungieren.
Angesichts des Erfahrungsgutcharakters von Büchern besteht ein besonderes wirtschaftswissenschaftliches Interesse am funktionalen Zusammenhang zwischen produktbezogenen ‚Qualitätssignalen‘ und dem Verkaufserfolg eines Titels, da diese die Informationslage von Konsument/innen und mithin deren Kaufverhalten beeinflussen (können). Entsprechend vergegenständlicht sich das Buch in diesen ökonometrischen Modellen vornehmlich mit seinen externen Eigenschaften. Neben der Einflussnahme eines Bestsellerlistenplatzes auf die Nachfrage eines Titels, wobei neben informationellen auch vertriebliche Effekte eine Rolle spielen,Footnote 120 werden externe Signale wie Literaturkritiken in PrintmedienFootnote 121 oder Fernsehen,Footnote 122 LiteraturpreiseFootnote 123 sowie WerbemaßnahmenFootnote 124 als vermutete Erfolgsfaktoren zum Gegenstand ökonomisch-empirischer Forschung.Footnote 125
Daneben werden Nachfragedeterminanten verschiedener Editionsformen eines Titels, insbesondere Hardcover und Paperback, im Rahmen der empirischen Ökonomik untersucht.Footnote 126 Ein besonderes Forschungsinteresse liegt in der unterschiedlichen Relevanz der einzelnen internen und externen Eigenschaften des Buches – die sich dadurch hier gleichwertig als Regressoren in den ökonometrischen Modellen vergegenständlichen – für dessen Nachfrage im jeweiligen Format. Dazu gehören unter anderem das Coverdesign, das Genre, die Autorenbekanntheit, die Verlagsgröße, gewonnene Literaturpreise oder auch Mundpropaganda.Footnote 127
Ferner wird eine gesetzliche BuchPrBiFootnote 128 auch zum Gegenstand der empirischen Industrieökonomik. Mit der Absicht, die ökonomischen Wirkungen des Buchpreisbindungsgesetzes im Hinblick auf dessen Zielsetzungen speziell im deutschen Buchmarkt zu bewerten, wird der Einfluss exogener Variationen auch in der Einzelhandelsstruktur auf die Titelnachfrage empirisch analysiert.Footnote 129 Das Buch vergegenständlicht sich hier im weiteren Sinne mit seinen vertrieblichen Bedingungen, indem die Anzahl stationärer Buchhandlungen als im Fokus stehende unabhängige Variable in das ökonometrische Modell eingeht.Footnote 130
3.2.2 Einflussgrößen auf das Preissetzungsverhalten
Daneben widmet sich eine Reihe wirtschaftswissenschaftlicher Studien der empirischen Analyse von Einzelhandelspreisen in Buchmärkten hinsichtlich unterschiedlicher Determinanten, wobei sich das Buch überwiegend mit seinen vertrieblich relevanten Eigenschaften als potenzielle Einflussgröße auf das strategische Preissetzungsverhalten einer Firma materialisiert.
Die Effekte eines Agenturmodells auf den PreiswettbewerbFootnote 131 wurden ebenfalls im Rahmen der empirischen Industrieökonomik für den US-amerikanischen sowie britischen E-Book-Markt quantifiziert und im Lichte der theoretischen Vorhersagen interpretiert.Footnote 132 Die Literatur vergegenständlicht sich als E-Book im weiteren Sinne mit seinen vertriebsrechtlichen Bedingungen, wobei die Variation im vertikalen Vertriebsvertrag als Dummy-VariableFootnote 133 modelliert wird.
Als zentrales Element zur Erforschung von Marktmacht wird die Preiselastizität der NachfrageFootnote 134 durch die empirische Ökonomik für verschiedene Buchmärkte untersucht.Footnote 135 Das Buch erfährt bei dieser Vergegenständlichung teilweise weitere Differenzierungen auf Produktebene in seine physische und digitale Form, indem für das strategische Preissetzungsverhalten im E-Book-Markt eine Einflussnahme des Wettbewerbs im (komplementären) E-Reader-Markt, sofern eine Firma auf beiden Märkten agiert, angenommen wird.Footnote 136 Ferner findet sich die Unterteilung in Hardcover und Paperback, die sequentiell oder simultan in den Markt eingeführt werden, in der ökonomisch-empirischen Forschung zwecks Untersuchung von Preisdifferenzierungsstrategien durch Verlage.Footnote 137
Schließlich wird – ausgehend von Vorhersagen der modelltheoretischen ForschungFootnote 138 – der Einfluss von Suchkosten und asymmetrischen Informationen auf Konsumentenseite auf die Einzelhandelspreise sowie deren Streuung insbesondere im Onlinebuchmarkt im Rahmen der empirischen Industrieökonomik analysiert. Verschiedene Untersuchungen widmen sich dahingehend dem Effekt von kostengünstigeren Preisinformationen (z. B. durch Preisvergleichsportale im Internet) auf das strategische Preissetzungsverhalten von Onlinebuchhändlern und beziehen hierbei auch Produktdifferenzierungsstrategien als mögliche Ursache von Preisstreuung ein;Footnote 139 teilweise wird die erfasste Suchintensität von Konsument/innen – gemessen am Anteil an (informierten) Nutzern von sogenannten Shop Bots, die zum Vergleich von Buchpreisen im Internet genutzt werden – als die im Fokus stehende Einflussvariable sowohl auf die Preise als auch die Preisstreuung auf Einzelhandelsebene untersucht.Footnote 140
3.2.3 Experimentell-ökonomische Vergegenständlichung
In den bisher genannten empirischen Studien wurden mehrheitlich nicht-experimentelle Beobachtungsdaten des Buchmarktes verwendet, wie z. B. Verkaufsdaten aus dem Einzelhandel (von Marktforschungsinstituten), (öffentlich zugängliche) Daten zum Bestsellerstatus, der Editionsform oder dem Einzelhandelspreis eines Titels.Footnote 141 Daneben können empirische Daten in der Ökonometrie auch aus Experimenten stammen, d. h. in einem vergleichsweise kontrollierten Umfeld wie Laborexperimenten erhoben werden.Footnote 142 Die Literatur wurde bisher erst vereinzelt zum Gegenstand der sogenannten ‚experimentellen Ökonomik‘, die einen vergleichsweise jungen Zweig der empirischen Wirtschaftsforschung darstellt.Footnote 143
Anlass für die dortige Vergegenständlichung von Literatur gibt die Erforschung von einzelwirtschaftlichem Entscheidungsverhalten, das im Zusammenhang mit forschungszweckrelevanten Produkteigenschaften des Buches gezeigt wird. Als zentraler methodischer Ansatz zur Untersuchung von konsumentenseitigen Präferenzen werden experimentelle Daten – hier buchmarktbezogene Befragungsdaten – aus Choice-Experimenten mit disktreten Entscheidungsmodellen analysiert.Footnote 144 Neben den geäußerten Präferenzen hinsichtlich verschiedener Attribute eines Titels (z. B. die Editionsform) sowie deren Ausprägungen (z. B. Hardcover, Paperback) für unterschiedliche KäufergruppenFootnote 145 wird der Zusammenhang zwischen einer aus Verbrauchersicht fairen Bepreisung von E-Books und dem Anreiz zu illegalem Download-Verhalten (d. h. digitaler Piraterie) im Rahmen der experimentellen Ökonomik untersucht.Footnote 146 In beiden ökonometrischen Studien werden die relevanten Attributsausprägungen des Buches entsprechend als abhängige Variable modelliert.
Die Literatur zeigt in der ökonomisch-empirischen Forschung unterschiedliche Formen der Vergegenständlichung, indem das Buch mit seinen Eigenschaften (als Ware) auf vielfältige Weise in die ökonometrischen Modelle eingeht. Vornehmlich die quantitative Analyse von (vermuteten) Wirkungszusammenhängen zwischen spezifischen Produkteigenschaften, die sich als unabhängige Modellvariable(n) materialisieren, und dem Nachfrageverhalten von Konsument/innen beziehungsweise dem Preissetzungsverhalten von Firmen motivieren ökonometrische Vergegenständlichungsprozesse von Literatur.Footnote 147 Besondere rechtliche Bedingungen eines Buchmarktes gehen hierbei als Ausprägung einer kategorialen (Einfluss-)Variable in die statistischen Analysen ein. Im Rahmen der empirisch-experimentellen Ökonomik fungieren verschiedene Attributsausprägungen des Buches auch als abhängige Variable, indem in diskreten Entscheidungsmodellen produktbezogene Auswahlentscheidungen in Abhängigkeit von anderen, z. B. sozioökonomischen, Faktoren modelliert werden. Auf Basis der vorhandenen Beobachtungsdaten werden die Parameter eines ökonometrischen Modells mithilfe geeigneter Schätzverfahren quantifiziert beziehungsweise quantifizierbar;Footnote 148 im Vergleich zur Materialität in der theoretischen Ökonomik vollzieht sich in der empirischen Ökonomik somit letztlich stets eine quantitativ-faktische Form der Vergegenständlichung.
4 Fazit
Die Prozesse einer (potenziellen) Vergegenständlichung von Literatur durch die Ökonomik werden in hohem Maße durch die Existenz von Buchmärkten bedingt, indem menschliches Entscheidungsverhalten unter Knappheitsverhältnissen im Zentrum wirtschaftswissenschaftlicher Analysen steht. Analog zum ‚Recht‘Footnote 149 ‚wählt sich‘ die Ökonomik somit aus dem gesamten Umfang menschlichen Verhaltens einen spezifischen, nämlich ökonomischen Aspekt aus – hier insbesondere das Entscheidungsverhalten von Firmen und Konsument/innen auf Buchmärkten. Im Hinblick auf den gesamten Umfang der Materie ‚Literatur‘ ergeben sich insofern Eingrenzungserfordernisse, als dass sich die Ökonomik explizit das Buch beziehungsweise dessen Eigenschaften (als Ware) im weiteren Sinne zu ihrem Gegenstand macht.Footnote 150
Eine ökonomische Vergegenständlichung von Literatur vollzieht sich, wenn ein Buchmarkt zum Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Methoden wird, wobei sich die Materialität bei der Übersetzung eines (zu erklärenden) sozialen Phänomens in ein mathematisches oder ökonometrisches Modell manifestiert. Die Literatur vergegenständlicht sich in der theoretischen (Industrie-)Ökonomik als Ware sowohl als physisches Buch als auch als E-Book vornehmlich mit seinen fixen und/oder variablen Produktionskosten aufseiten der Anbieter – mathematisch-formal als (zumeist exogene) Modellvariable in der Gewinnfunktion eines Verlags oder Bucheinzelhändlers. Neben hohen fixen Produktionskosten zeigt sich eine spezifische Materialisierung des Buches gegenüber anderen Produkten in der ökonomischen Modelltheorie beispielsweise auch in Form der konsumtiven (Lese-)Zeit oder des angebotenen Service im Bucheinzelhandel. Das ‚Recht‘ – hier besondere vertrags- oder wettbewerbsrechtliche Bedingungen, die die vertikalen Beziehungen in einem Buchmarkt betreffen – geht dabei als Nebenbedingung in das Gewinnmaximierungsproblem eines Verlags oder Bucheinzelhändlers bei der Modellierung des Marktverhaltens ein. In der empirischen Ökonomik materialisiert sich die Literatur als Buch, vorwiegend als unabhängige Variable in einem ökonometrischen Modell, je nach Forschungsabsicht auf unterschiedliche Weise mit seinen internen, externen und vertrieblichen Produkteigenschaften, wobei diese auf ihren Einfluss auf das Nachfrage- beziehungsweise Preissetzungsverhalten hin untersucht werden; besondere rechtliche Bedingungen eines Buchmarktes vergegenständlichen sich hierbei als Ausprägung einer kategorialen (Einfluss-)Variablen. Im Rahmen der experimentellen Ökonomik können Attributsausprägungen des Buches auch als abhängige Variable fungieren. Spezifische Vergegenständlichungsprozesse des Buches gegenüber anderen Produkten resultieren in der empirisch-ökonomischen Forschung beispielsweise aus dessen (besonderen) Eigenschaft als Erfahrungsgut. Indem die ökonometrische Schätzung der Regressionskoeffizienten mit realweltlichen Daten durchgeführt wird, zeigt sich in der empirischen im Vergleich zur theoretischen Ökonomik stets eine quantitativ-faktische Vergegenständlichungsform einer Materie. Schließlich lässt sich auf einer formalen Ebene des Transformationsprozesses feststellen, dass die qualitative Beurteilung und Bewertung von Literatur als Buch – wobei weniger die Literatur selbst, als das Entscheidungsverhalten der Akteure in einem Buchmarkt im Mittelpunkt der Untersuchungen steht – in der Ökonomik sowohl bei der positiven als auch normativen Analyse primär auf Basis von quantitativen Kriterien im Rahmen des jeweiligen methodischen Zweigs erfolgen.Footnote 151
Notes
- 1.
Mit ‚Literatur‘ ist im Folgenden stets das Buch (als Wirtschaftsgut bzw. Ware) gemeint.
- 2.
Mit ‚Ökonomik‘ (als die Wissenschaft der ‚Ökonomie‘, vgl. Priddat 2014, 30) oder ‚Wirtschaftswissenschaft‘ sind im Folgenden stets die Volkswirtschaftslehre gemeint. Traditionell wird die Wirtschaftswissenschaft in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre unterteilt.
- 3.
Vgl. Stiening in diesem Band.
- 4.
Vgl. z. B. Frey 1990.
- 5.
Zur Gegenstandsauswahl und -begrenzung im ‚Recht‘ sowie in der ‚Literatur‘, vgl. Stiening in diesem Band.
- 6.
Für eine Retrospektive der Definitionen von Ökonomie als Wissenschaft, vgl. insbesondere Backhouse und Medema 2009. Es wird dabei von bekannten, aber hinsichtlich der Umgrenzung des Gegenstandsbereichs nicht weiterführenden Definitionen wie „Economics is what economist do“ (vgl. Backhouse und Medema 2009, 222) abgesehen.
- 7.
- 8.
So beschreibt Mill (1836 [2008], 43; eigene Hervorhebung) die Ökonomik als eine Wissenschaft “which traces the laws of such of the phenomena of society as arise from the combined operations of mankind for the production of wealth, in so far as those phenomena are not modified by the pursuit of any other object”.
- 9.
“[…] Economics is a study of mankind in the ordinary business of life; it examines that part of individual and social action which is most closely connected with the attainment and with the use of the material requisites and wellbeing…Thus it is on the one side a study of wealth; and on the other, and more important side, a part of the study of man” (Marshall 1890 [1920], 1.1.1–2; zitiert nach Backhouse und Medema 2009, 224; eigene Hervorhebungen).
- 10.
- 11.
Wenn Zeit und Mittel zur Erreichung bestimmter Ziele limitiert und alternativ einsetzbar sind sowie jene Ziele (oder Bedürfnisse) sich hinsichtlich ihrer Relevanz in eine Rangfolge bringen lassen, “then behaviour necessarily assumes the form of choice. […] It has an economic aspect” (Robbins 1935 [2008], 74; eigene Hervorhebungen).
- 12.
Bachmann 2013, 267 ff. So sah unter anderem Friedman (1962, 6; zitiert nach Backhouse und Medema 2009, 228) die Ökonomik als eine Wissenschaft an, die Lösungen für wirtschaftliche Probleme einer Gesellschaft findet, wobei “[a]n economic problem exists whenever scarce means are used to satisfy alternative ends”.
- 13.
Vgl. Becker 1993, 2 f.
- 14.
Hierbei sah Becker (1993, 4) den Kern des ökonomischen Ansatzes in den „Annahmen des nutzenmaximierenden Verhaltens, des Marktgleichgewichts und der Präferenzenstabilität – strikt und ohne Einschränkung angewandt“. Zu dieser Ausdehnung über traditionelle Grenzen der Wirtschaftswissenschaften hinweg, in Gegenstandsbereiche anderer Sozialwissenschaften – auch als ‘economic imperalism’ bekannt – trugen wesentlich auch die Arbeiten von Downs (1957), Buchanan und Tullock (1962) und Olson (1965) bei (vgl. Mäki 2009, 352).
- 15.
Vgl. Kagel und Roth 2017.
- 16.
- 17.
Vgl. z. B. Camerer et al. 2005.
- 18.
Vgl. Acemoglu et al. 2019, 59; Hubbard und O’Brian 2019, 4; Samuelson und Nordhaus 2010, 4. So beschreiben z. B. Samuelson und Nordhaus (2010, 4) die Ökonomik als eine Wissenschaft “[…] of how societies use scarce resources to produce valuable goods and services and distribute them among different individuals”. Ferner wird in volkswirtschaftlichen Lehrbüchern der Gegenstand der Ökonomik mittels drei grundlegender (Forschungs-)Fragen umschrieben, und zwar, welche Waren und Dienstleistungen produziert werden, wie die Ressourcen bei der Produktion dieser Güter eingesetzt werden, und für wen die Güter produziert werden (vgl. Hubbard und O’Brian 2019, 9; Samuelson und Nordhaus 2010, 15; eigene Hervorhebungen).
- 19.
Bachmann 2013, 285.
- 20.
Daneben gehört die wirtschaftswissenschaftliche Methodologie zu einem wesentlichen Gegenstand der Ökonomik. Vgl. hierfür z. B. die Beiträge der ökonomischen Fachjournals Econometrica oder Journal of Econometrics, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf neuen Erkenntnissen zu statistischen und ökonometrischen Verfahren liegt, oder die Fachzeitschrift Experimental Economics, mit Forschungsbeiträgen speziell zur experimentellen Methodologie.
- 21.
Das Konzept eines Marktes wird in den Wirtschaftswissenschaften tendenziell weit gefasst, und bereits als vorliegend angesehen, wenn zwei oder mehr Agenten mit einer Tauschabsicht zusammentreffen (vgl. Casella 1992, 116). Märkte sind hierbei weder auf bestimmte Güterarten noch auf bestimmte Gruppen von Anbietern oder Nachfragern beschränkt und können in physischer (z. B. ein Wochenmarkt) als auch virtueller (z. B. eine Onlinehandelsplattform) Form sowie verschiedenen Strukturen (Polypol, Oligopol, Monopol) auftreten. Zu bedeutsamen Märkten wirtschaftswissenschaftlicher Forschung gehören, neben den Konsumgütermärkten, Kapitalmärkte sowie Arbeitsmärkte. Eine vollständige Kartierung des ökonomischen Forschungsfeldes mit hoher Aktualität stellt die sogenannte JEL-Klassifizierung der American Economic Association dar, mit welcher Fachaufsätze aus den Wirtschaftswissenschaften standardmäßig eingeordnet werden (siehe: https://www.aeaweb.org/econlit/jelCodes.php?view=jel).
- 22.
Im Gegensatz zur Mikroökonomik, die sich mit einzelnen Wirtschaftssubjekten befasst, untersucht die Makroökonomik vorwiegend das Verhalten von Wirtschaftsaggregaten, wie z. B. Produktion oder Konsum auf gesamtwirtschaftlicher Ebene (vgl. Varian 2018).
- 23.
- 24.
Vgl. Stiening in diesem Band.
- 25.
Mit Verlagen (oder Verlagswesen) sind im Folgenden stets Buchverlage gemeint.
- 26.
Dies impliziert, dass neben Konsumgütermarkten (für Bücher) auch Faktormärkte (für Manuskripte bzw. literarische Inhalte) existieren; da sich die ökonomische Vergegenständlichung des Buches hauptsächlich auf den Konsumgütermarkt bezieht, liegt hier der Fokus der folgenden Betrachtung.
- 27.
Dies kann gleichermaßen als zutreffend für Self-Publishing-Autor/innen angesehen werden, indem besonders ihre personellen Ressourcen limitiert und alternativ (z. B. für Kriminalromane statt Kochbücher) einsetzbar sind.
- 28.
Vgl. Bonfadelli 2015, 70 ff.; Schutte und Malouf 2007. Für die vielfältigen Lesemotive, die Konsument/innen den verschiedenen Buchgenres zuordnen, vgl. die in Deutschland durchgeführte Lesemotive-Studie (Kompaktversion) des Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels aus dem Jahr 2020 (Börsenblatt 2020).
- 29.
Vgl. z. B. Norrick-Rühl 2016.
- 30.
Vgl. Berglund 2021.
- 31.
Clark und Phillips 2020, 20. Die ‚Produktion‘ des unmittelbar nutzenstiftenden Endprodukts erfordert somit aus Konsumentensicht in der Regel die Einbringung weiterer Güter, wie (mindestens) die Fähigkeit zu lesen, einen gewissen Zeitaufwand (vgl. Stumpp 1999, 54 f.; Tietzel 1995, 11 f.) oder, im Falle von E-Books, auch den Besitz eines geeigneten E-Readers (oder wenigstens die Installation einer entsprechenden Software auf dem Smartphone, Tablet oder PC). Bücher können daher – in der Bezeichnung von Becker (1993, 145 ff.) – auch den sogenannten Marktgütern zugeordnet werden.
- 32.
Der grundlegende Steuerungsmechanismus eines (freien) Marktes geht auf die ökonomische Theorie von Adam Smith (1789 [2006]) zurück. In funktioneller Hinsicht kommt den Preisen eine zentrale Bedeutung zu, indem das unterschiedlich motivierte Verhalten auf Angebots- und Nachfrageseite durch den sich ändernden (Markt-)Preis koordiniert wird (Smith 1789 [2006], 49 ff.). Der Marktpreis erfüllt insbesondere die Funktion, dynamisch über die relative Knappheit eines Guts zu informieren. Der auf dem Preisbildungsprozess basierende Marktmechanismus wird durch Smith (1789 [2006], 371) insofern mit dem Gedankenbild vom Wirken einer „unsichtbaren Hand“ umschrieben, als dass dieser Angebot und Nachfrage ins Gleichgewicht bringt.
- 33.
- 34.
Canoy et al. 2006, 741.
- 35.
- 36.
Poort und van Eijk 2017, 471.
- 37.
- 38.
Vgl. Gorgels und Evert 2021, 2, 13 f. Die variablen Kosten eines physischen Buches werden wesentlich durch Druck- und Auslieferungskosten bestimmt. Aufgrund der hohen Fixkosten und vergleichsweise geringen variablen Kosten ergibt sich bei der (klassischen) Buchproduktion in der Regel eine starke Stückkostendegression.
- 39.
- 40.
Vgl. Peukert und Reimers 2018, 11.
- 41.
- 42.
Vgl. Keuschnigg 2012, 51 ff.
- 43.
Canoy et al. 2006, 735 f.
- 44.
Vgl. Keuschnigg 2012, 21 f.
- 45.
- 46.
- 47.
Vgl. Musgrave 1956, 341.
- 48.
Vgl. Nr. 49a der Anlage 2 zu § 12 Abs. 2 Nr. 14 UStG.
- 49.
Neben Deutschland gilt beispielsweise auch in Frankreich, Griechenland, Italien, Österreich, und Spanien eine gesetzlich vorgeschriebene Buchpreisbindung (vgl. Canoy et al. 2006, 749 f.).
- 50.
Vgl. Morgan und Knuuttila 2012, 50, 73 f.; Morgan 2012, 400 ff. Die Modellierung wurde hierbei erst in den 1950er Jahren zu einer verbreiteten wissenschaftlichen Methode der Ökonomik, sowohl bei der evidenzbasierten Arbeit in der Ökonometrie als auch für die Theoriebildung mittels mathematischer Methoden und die Politikgestaltung (Morgan und Knuuttila 2012, 49).
- 51.
Spieltheoretische Modelle finden im Bereich der Wirtschaftswissenschaften insbesondere in der Industrieökonomik Anwendung, indem in Situationen unvollkommenen Wettbewerbs, wie z. B. einem Oligopolmarkt, Firmen ihr (strategisches) Verhalten nicht mehr isoliert von anderen Firmen betrachten können (vgl. Gibbons 1992, xi). Daneben gibt es zahlreiche weitere Anwendungen der Spieltheorie, unter anderem in der Mikroökonomik (z. B. zur Modellierung des Bieterverhaltens bei Auktionen), in der Finanzökonomik oder auch der Makroökonomik.
- 52.
Analog zu anderen Wissenschaften werden Kausalschlüsse sowohl in theoretischen als auch ökonometrischen Modellen unter sogenannten Ceteris-Paribus-Bedingungen gezogen, d. h. bei der Untersuchung einer Einflussgröße auf eine Zielgröße werden alle übrigen (Einfluss-)Faktoren konstant gehalten (vgl. Boumans und Morgan 2001, 14, 18 f.; Morgan und Knuuttila 2012, 52 f.).
- 53.
Es wird somit unterstellt, dass sich ökonomische Vergegenständlichungsformen erst mit der Beschreibung mittels mathematischer oder quantitativer Methoden konkretisieren, gleichwohl in der rein verbalökonomischen Analyse einer Materie bereits eine Vergegenständlichung gesehen werden könnte. Spiegler (2015, 46, 82 f.) sieht allgemein einen vierstufigen Modellierungsprozess in den Wirtschaftswissenschaften: Von (1) der Beobachtung eines zu untersuchenden sozialen Phänomens über (2) die Umsetzung in ein mathematisches oder ökonometrisches Modell, das die einzelnen Komponenten des zu erklärenden (sozialen) Phänomens repräsentieren soll, bis hin zu dessen (3) Lösung bzw. Schätzung sowie der (4) Interpretation der Ergebnisse.
- 54.
Vgl. Morgan und Knuuttila 2012, 51 f., 53; Morgan 2012, 380 ff. In seinem bedeutsamen Werk The Methodology of Positive Economics sieht Milton Friedman (1953 [2008], 148) “[t]he ultimate goal of a positive science is the development of a ‘theory’ or ‘hypothesis’ that yields valid and meaningful […] predictions about phenomena not yet observed”. Ferner bildet für ihn eine Hypothese “a conceptual world or abstract model simpler than the ‘real world’ and containing only the forces that the hypothesis asserts to be important” (Friedman 1953 [2008], 160; eigene Hervorhebung).
- 55.
- 56.
Vgl. Belleflamme und Peitz 2015, 33, 44 ff.
- 57.
- 58.
Die Elastizität der Nachfrage gibt die prozentuale Änderung der Nachfrage nach einem Gut infolge einer (marginalen) prozentualen Änderung des Preises für ein Gut an (Mas-Colell et al. 1995, 27).
- 59.
Zur (theoretischen) Analyse von Märkten, auf denen Firmen strategisch interagieren, werden in der Industrieökonomik spieltheoretische Konzepte angewandt; eine Firma wird als Spieler und ihre Entscheidung, z. B. über Preise oder Produktionsmengen, als die Wahl einer Strategie aufgefasst (vgl. Gibbons 1992, 14 ff.). Zu den Standard-Modellen der Oligopoltheorie gehören der Bertrand-Wettbewerb und der Cournot-Wettbewerb, wobei der Preis (Preiswettbewerb) bzw. die Menge (Mengenwettbewerb) als strategische Variable einer Firma modelliert wird.
- 60.
Das spieltheoretische Gleichgewichtskonzept geht auf John F. Nash (1951) zurück. In einem Nash-Gleichgewicht ist das Verhalten einer Firma bzw. eines Spielers die ‚beste Antwort‘ auf das Verhalten der anderen Spieler bzw. konkurrierenden Firmen; jede Firma (jeder Spieler) maximiert hierbei ihre Auszahlungen, wie z. B. ihre Gewinne, gegeben den Strategien der konkurrierenden Firmen (bzw. Gegenspieler) (vgl. z. B. Gibbons 1992, 8 f.).
- 61.
Es wird insbesondere auf jene Aspekte eines Modells eingegangen, die die Materialität von Literatur unmittelbar betreffen (andere Modellannahmen werden vernachlässigt); gleichwohl werden alle Modellierungsschritte erläutert, die die Relevanz der jeweiligen Vergegenständlichungsform von Literatur nachvollziehbar machen.
- 62.
Vgl. Thompson 2021, 149 f.
- 63.
Der iBook Store wurde durch das Unternehmen mittlerweile in Apple Book Store umbenannt.
- 64.
Vgl. United States v. Apple Inc. 12 Civ. 2826 (DLC), 952 F.Supp.2d (10. Juli 2013). Vor dem Markteintritt durch Apple hatte Amazon – Anbieter des Kindle-Readers – fast 90 % Marktanteil am US-amerikanischen E-Book-Markt und konnte aufgrund seiner Nachfragemacht bei Konditionsverhandlungen mit Verlagen einen entsprechend hohen Druck ausüben. Viele E-Book-Titel, insbesondere Neuerscheinungen und Bestseller, wurden durch Amazon mit erheblichen Preisnachlässen gegenüber den physischen Exemplaren verkauft, mit oftmals 9,99 $ teilweise unterhalb des Großhandelspreises. Die Verlage, die ihre Bücher dadurch entwertet sahen, nutzten daher den Eintritt von Apple auch, um mehr Kontrolle über die Endkundenpreise zu erlangen (vgl. ebd., 952 F.Supp.2d 649–653).
- 65.
Vgl. United States v. Apple Inc. 12 Civ. 2826 (DLC), 952 F.Supp.2d 648 (10. Juli 2013).
- 66.
- 67.
Die Einzelhändler sind somit mit einer duopolistischen – hier repräsentativ für das Verhalten bei einer oligopolistischen – Struktur auf Herstellerebene und die Endkund/innen mit einem Duopol auf Einzelhandelsebene (Amazon und Apple) konfrontiert. Es wird angenommen, dass die zwei Hersteller ihre Produkte über beide Plattformen vertreiben, indem ein Verlag seine Bücher i. d. R. bei mehreren verschiedenen Einzelhändlern (gleichzeitig) anbietet.
- 68.
\(p_{d}^{u}\) beschreibt den Verkaufspreis eines E-Book-Titels \(u\) auf der Plattform \(d,\) d. h. das Produkt z. B. des Verlags 1 wird auf der Plattform 1 zum Preis \(p_{1}^{1}\) und auf der Plattform 2 zum Preis \(p_{2}^{1}\) angeboten.
- 69.
Die Preise für einen bestimmten E-Book-Titel werden durch potenzielle Nachfrager stets auf beiden Plattformen verglichen.
- 70.
Als analytischer ‚Benchmark-Fall‘ wird in diesem Modell nicht das Großhandelsmodell betrachtet; stattdessen wird davon ausgegangen, dass – unabhängig von der Vertriebsstufe, der die Kontrolle über die Einzelhandelspreise obliegt – die Gewinne durch eine Umsatzbeteiligung bestimmt werden. Somit wird nur unterschieden, ob eine E-Book-Plattform i) selbst die Einzelhandelspreise festlegt (kein Agenturmodell) oder ii) die Preissetzungskontrolle an die Verlage abgibt (Agenturmodell).
- 71.
Für die Kostenzusammensetzung bei der Buchproduktion, vgl. auch Abschn. 2.2.
- 72.
Apple verwendet im Rahmen des Agenturmodells üblicherweise eine 70/30-Umsatzaufteilung, bei der 70 % des Umsatzes an die vorgelagerte Firma und 30 % des Umsatzes an das Unternehmen selbst gehen (vgl. Foros et al. 2017, 673).
- 73.
Den Ausgangspunkt des spieltheoretischen Lösungskonzepts der Rückwärtsinduktion bildet das letzte sogenannte Teilspiel in einem Spielbaum; dieses ist im betrachteten Modell der Preiswettbewerb auf der 2. Stufe des ersten Szenarios. Das rückwärtsläufige Lösungsverfahren induziert ein Nash-Gleichgewicht in jedem Teilspiel – hier die Gleichgewichtspreise in Stufe 2 beziehungsweise Stufe 1 des jeweiligen Szenarios. Im Duopolmodell nach Foros et al. (2017) betrachtet eine Firma – ein Verlag im Agenturmodell, eine E-Book-Plattform ohne Agenturmodell – (in Stufe 2) den E-Book-Preis des konkurrierenden Anbieters als gegeben und wählt den eigenen Preis so, dass sein Gewinn maximiert wird. Dieses ‚Optimierungsverhalten‘ der Anbieter impliziert die sogenannten Bedingungen erster Ordnung (auch: Optimalitätsbedingungen), die man mathematisch durch die Ableitung der firmenspezifischen Gewinnfunktion nach dem eigenen Preis sowie der anschließenden Gleichsetzung mit Null erhält. Das Auflösen dieser Bedingungen nach dem Preis generiert die sogenannten Reaktionsfunktionen, die den gewinnmaximalen Preis einer Firma in Abhängigkeit vom Preis der konkurrierenden Firma charakterisieren.
- 74.
Die Einzelhandelspreise fallen im Gleichgewicht (in dem Fall, wenn beide Plattformen das Agenturmodell einführen) genau dann höher aus, wenn die Konsument/innen auf Preisänderungen bei konkurrierenden E-Book-Titeln sensibler reagieren als auf Preisänderungen bei konkurrierenden Plattformen.
- 75.
Hierbei werden ‚gemischte‘ Strategien einbezogen, d. h. es werden auch Entscheidungssituationen, in denen nur eine E-Book-Plattform das Agenturmodell einführt, spieltheoretisch analysiert.
- 76.
Vgl. United States v. Apple Inc. 12 Civ. 2826 (DLC), 952 F.Supp.2d 648 (10. Juli 2013).
- 77.
Auf der ersten Stufe der spieltheoretischen Modellierung entscheiden die Plattformunternehmen nun ebenfalls, ob sie auch eine Meistbegünstigungsklausel einführen bzw. vertraglich festlegen (oder nicht).
- 78.
Folglich stellt dies ein Beispiel für die Materialität des ‚Rechts‘ in der theoretischen Industrieökonomik dar, indem eine vertragliche Klausel – hier die sogenannte Meistbegünstigungsklausel – im Rahmen einer modelltheoretischen Betrachtung als Nebenbedingung in das Gewinnmaximierungsproblem einer Firma eingeht. Verwenden beide E-Book-Plattformen eine Meistbegünstigungsklausel, maximiert ein Verlag seinen Gewinn im Hinblick auf die Einzelhandelspreise unter der Nebenbedingung \(p_{1}^{u} = p_{2}^{u} .\)
- 79.
Als Benchmark-Fall wird in diesem Modell sowie den im Folgenden hier dargelegten Modellen der (klassische) Großhandelsvertrag betrachtet. Analog zu Foros et al. (2017) hat auch die modelltheoretische Analyse von Johnson (2017) zum Ergebnis, dass eine Meistbegünstigungsklausel für die Einzelhandelsebene die Verkaufspreise von E-Books tendenziell erhöht.
- 80.
Es werden zwei Szenarien spieltheoretisch modelliert, die die Wettbewerbssituationen (i) vor und (ii) nach dem Eintritt von Apple in den (US-amerikanischen) E-Book-Markt im Jahr 2010 simulieren sollen. Im ‘Essential Case’ (i) verkauft ein Einzelhändler (mit Monopolstellung) exklusiv ein Lesegerät, das Nachfrager kaufen müssen, um einen Nutzen aus dem Konsum eines E-Books zu erhalten; der Monopolist bestimmt in diesem Szenario ebenfalls den Marktpreis für das Lesegerät. Im ‘Non-Essential Case’ (ii) wiederum herrscht Wettbewerb im E-Reader-Markt, sodass dem Einzelhändler nur noch ein Preisinstrument bzw. eine strategische Variable (der E-Book-Preis) zur Maximierung seiner Gewinne bleibt. Sowohl bei Johnson (2017) als auch Gaudin und White (2014) materialisiert sich die Literatur als Buch im Modell forschungszweckgebunden mit seinen (variablen) Produktionskosten.
- 81.
Unter Wechselkosten fallen in der Ökonomie allgemein jene Transaktions-, Lern- oder Geldkosten, die einem/r Nutzer/in bzw. Konsument/in beim Wechsel eines Anbieters entstehen (Klemperer 2018). Konsumentenseitige Wechselkosten können Firmen insofern eine gewisse (Ex-Post-)Marktmacht verleihen, als Kund/innen, die in der Vergangenheit bei ihnen gekauft haben, aufgrund potenzieller Lock-in-Effekte erneut bei ihnen ein Produkt erwerben werden (vgl. Belleflamme und Peitz 2015, 162, 174 ff.). Indem die Marktmacht einer Firma aus den vergangenen Kaufentscheidungen von Konsument/innen resultiert, wird der Preiswettbewerb notwendigerweise dynamisch, d. h. über zwei Perioden, modelliert. Für zwei grundlegende Arbeiten, die die wettbewerblichen Effekte von konsumentenseitigen Wechselkosten allgemein in einem Zwei-Perioden-Duopol-Modell analysieren, vgl. Klemperer 1978a, 1978b.
- 82.
Gemäß Johnson (2020, 2) kann ein ‚Lock-in‘ von Konsument/innen im E-Book-Markt potenziell vorliegen, wenn diese den Einkauf bei einer bestimmten E-Book-Plattform (z. B. in Amazons Kindle-Shop oder Apples iBook Store) habitualisieren, d. h. plattformspezifisches Humankapitel aufbauen; zudem können E-Book-Konsument/innen mitunter Kosten beim Anbieterwechsel entstehen, wenn ein Hardware-Produkt (z. B. Amazons Kindle-Reader) seine Nutzer/innen an eine bestimmte Software (z. B. den Kindle-Shop) bindet (oder zu dieser hinführt).
- 83.
Konsument/innen werden von Anbietern oftmals mittels Niedrigpreisstrategien ‚angelockt‘ und zur Nutzung einer Plattform gebracht, um zu einem späteren Zeitpunkt Preiserhöhungen zu vollziehen.
- 84.
Zur Beschreibung der horizontalen Produktdifferenzierung wird von dem Modell räumlicher Differenzierung gemäß Hotelling (1929) ausgegangen. Das industrieökonomische Standard-Modell verfolgt die Idee, dass Produktvielfalt durch unterschiedliche geografische Standorte der Anbieter (auf einem Intervall zwischen 0 und 1) ausgedrückt werden kann. Die von den Firmen hergestellten, ansonsten gleichen Güter stellen für die Konsument/innen differenzierte Produkte dar, da diese – je nach eigenem Standort bzw. Präferenz – unterschiedliche Entfernungen zu den Standorten der Firmen zurücklegen müssen. Die Kaufentscheidungen der Konsument/innen, deren Präferenzen gleichverteilt über das unterstellte Intervall sind, werden daher neben dem Preis auch von den (linearen) Transportkosten bestimmt.
- 85.
Die Nachfrage einer Plattform \(i\) in Periode 1 bzw. Periode 2 ist entsprechend durch \(Q\left( {P_{i}^{1} ,P_{j}^{1} } \right)\) bzw. \(Q\left( {P_{i}^{2} ,P_{j}^{2} } \right)\) gegeben (für die vollständige Nachfragefunktion, vgl. Johnson 2020, 3).
- 86.
Das strategische Preissetzungsverhalten der Firmen wird zunächst für den Großhandelsvertrag analytisch hergeleitet. Zum Erhalt der gleichgewichtigen Einzelhandelspreise im Zeitverlauf bzw. in den zwei Perioden wird das Lösungskonzept der Rückwärtsinduktion (vgl. hierzu auch Fn. 74), beginnend mit dem Preiswettbewerb zwischen den E-Book-Plattformen in Periode 2, angewandt.
- 87.
Der Betrag \(m\) soll hier dem Großhandelspreis pro Einheit entsprechen und wird als zunächst exogene, später als endogene Variable modelliert, um verschiedene Vertragsszenarien zu untersuchen.
- 88.
Es wird hierbei u. a. vorausgesetzt, dass die Kund/innen aus Periode 1 nur dann in Periode 2 erneut bei einer Plattform \(i\) kaufen, wenn der Verkaufspreis in Periode 2 \(\left( {P_{i}^{2} } \right)\) nicht ihre maximale Zahlungsbereitschaft \((v)\) in Periode 2 übersteigt, d. h. \(P_{i}^{2} \le v\) gilt.
- 89.
Denn die Gesamtnachfrage in Periode 2 \(\left[ {\tilde{Q}_{i} + Q\left( {P_{i}^{2} ,P_{j}^{2} } \right)} \right]\) setzt sich aus den ‘locked-in’ Kund/innen aus Periode 1 (\(\tilde{Q}_{i}\)) sowie den neuen Kund/innen aus Periode 2 \(\left( {Q\left( {P_{i}^{2} ,P_{j}^{2} } \right)} \right)\) zusammen.
- 90.
Im ‚Agenturmodell‘, bei welchem die Hersteller bzw. Verlage die Endkundenpreise bestimmen, materialisiert sich das Buch in dieser Modellierung hingegen nicht unmittelbar (vgl. Johnson 2020, 6 f.).
- 91.
Schließlich beziehen Dantas et al. (2014) neben dem E-Book auch die physische Vertriebsform eines Titels in ihre modelltheoretische Analyse des Preissetzungsverhaltens der Firmen in Abhängigkeit von der Vertragsform ein. Bei der vertraglichen Gewinnaufteilung (beim E-Book-Vertrieb) maximiert ein Verlag seinen Gewinn nun sowohl im Hinblick auf den Einzelhandelspreis des E-Books als auch den Großhandelspreis der Printausgabe, während der Einzelhändler den Einzelhandelspreis nur für den Printtitel (für den noch das Großhandelsmodell gilt) bestimmt. Indem Produktions- sowie Distributionskosten für den Verwendungszweck dieses Modells als vernachlässigbar angesehen werden, materialisiert sich die Literatur als Buch nicht unmittelbar.
- 92.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Agenturmodell und einer BuchPrBi liegt darin, dass das Agenturmodell üblicherweise nicht – wie im Falle einer gesetzlich vorgeschriebenen Preisbindung – auf Marktebene vorgeschrieben, sondern individuell zwischen Upstream- und Downstream-Unternehmen vereinbart wird (vgl. Foros et al. 2017, 674); daneben können Unterschiede in der praktischen Umsetzung, wie z. B. der Geltungsdauer, bestehen.
- 93.
Vgl. Canoy et al. 2006; von Gottberg 2009; van der Ploeg 2004; Schulz 2007. Vertikale Preisbindungen im Allgemeinen sind schon länger Untersuchungsgegenstand der ökonomisch-theoretischen Forschung, wobei deren Wohlfahrtswirkungen unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert werden (vgl. z. B. Jullien und Rey 2007; Mathewson und Winter 1998).
- 94.
Indem der Verlag auch den Großhandelspreis für einen Titel bestimmt, legt die Herstellerebene im Rahmen einer BuchPrBi effektiv die Gewinnmarge für den Handel fest.
- 95.
Demnach können die totalen Lesekosten \(Q\) für ein Buch durch \(\left( {1 + T} \right)P + \emptyset W\) beschrieben werden. Mit der Entscheidung ein Buch zu kaufen und (oftmals) mehrere Stunden oder Tage zu lesen, verzichtet ein Individuum durch den Konsum von Freizeit stets auf mögliches Einkommen, das es in der gleichen Zeit hätte verdienen können. Die Opportunitätskosten – d. h. der entgangene Nutzen der nächstbesten Alternative, auf den zugunsten der durchgeführten Alternative verzichtet wird – werden daher als die entgangenen Lohnerträge \((\emptyset W)\) ausgedrückt. Somit steigen die Opportunitätskosten eines Titels in der Lesezeit \(\emptyset\) sowie der Lohnrate \(W\) eines/r Konsument/in.
- 96.
Durch die Maximierung der Nutzenfunktion unter der Nebenbedingung des Einkommens (nach den Regeln der mathematischen Optimierung) erhält man die Optimalitätsbedingung des Nachfrageverhaltens nach einem bestimmten Titel.
- 97.
Eine Firma wählt sowohl im Wettbewerbs- als auch im Monopolmarkt ihre gewinnmaximierende (produzierte und zum Verkauf angebotene) Menge derart, dass Grenzerlöse und Grenzkosten übereinstimmen. Bei vollständiger Konkurrenz agieren die Anbieter als Preisnehmer und Mengenanpasser, indem sie keinen (bzw. einen vernachlässigbaren) Einfluss auf den Marktpreis besitzen, weshalb der optimale Preis gleich den Grenzkosten ist. Ein (alleiniger) Monopolanbieter hingegen braucht in der betrachteten Marktsituation bei seiner optimalen Produktions- und Preisentscheidung das Verhalten konkurrierender Anbieter nicht zu berücksichtigen und kann Einfluss auf den (Monopol-)Preis eines Buches nehmen; das Modell vollständiger Konkurrenz wird daher als theoretischer Referenzfall betrachtet, um die generellen Auswirkungen der Marktmacht einer Firma zu untersuchen.
- 98.
Die Bestimmung der ökonomischen Wohlfahrt eines (preis-)regulierten gegenüber einem unregulierten Buchmarkt erfolgt mittels der sogenannten Konsumenten- und Produzentenrente. Die Konsumentenrente ist in diesem Fall die Zahlungsbereitschaft eines Käufers für ein Buch abzüglich des tatsächlich bezahlten Marktpreises; die Produzentenrente ist der an den Anbieter gezahlte Marktpreis abzüglich seiner Kosten für die Produktion eines Titels (vgl. Canoy et al. 2006, 744 f.).
- 99.
Wenn der zusätzliche Service mehr Umsatz bringt als der Umsatz aufgrund höherer Monopolpreise zurückgeht, kann eine vertikale Preisbindung eine Verbesserung der Marktergebnisse erzielen, d. h. aus Wohlfahrtsgesichtspunkten wünschenswert sein (vgl. Canoy et al. 2006, 747).
- 100.
Der Hersteller ist somit Monopolist für die Einzelhändler und die Endkund/innen sind mit einem Duopol auf der Einzelhandelsebene konfrontiert. Die Grundannahmen des Modells von Schulz (2007) basieren auf der formalen Analyse einer vertikalen Preisbindung bei Preis- und Nicht-Preiswettbewerb von Winter (1993).
- 101.
Vgl. hierzu auch Fn. 85. Im vorliegenden Modell befindet sich der Einzelhändler 1 an Standort 0, und der Einzelhändler 2 entsprechend an Standort 1 (vgl. Schulz 2007, 241). Wie für das Hotelling-Modell typisch, kann dieser Standort geografisch oder in Bezug auf die Produktdifferenzierung (z. B. stationärer oder Internetbuchhändler, Marke, Ambiente) interpretiert werden.
- 102.
Im Modell werden entsprechend zwei Nutzenfunktionen spezifiziert; für die vollständige Nachfragefunktion, vgl. Schulz 2007, 242.
- 103.
Indem für den Verwendungszweck des vorliegenden Wettbewerbsmodells (sowohl fixe als auch variable) Produktionskosten auf der Herstellerebene als vernachlässigbar angesehen werden, setzt sich der Gewinn eines Verlags aus seinen Umsatzerlösen bei den zwei (konkurrierenden) Bucheinzelhändlern sowie einer von der Verkaufsmenge unabhängigen Gebühr zusammen.
- 104.
Das ‚Recht‘ – hier in Form einer gesetzlichen BuchPrBi – vergegenständlicht sich als Nebenbedingung im Gewinnmaximierungsproblem einer Firma, indem der gebundene Einzelhandelspreis für eine bestimmte Verkaufsmenge gilt.
- 105.
Der Begriff ‚Ökonometrie‘ setzt sich dabei aus den zwei griechischen Wörtern ‚oikonomia‘ (Ökonomie) und ‚metron‘ (Messung) zusammen (Tintner 1953, 33).
- 106.
- 107.
Vgl. Stock und Watson 2019, 48 f.
- 108.
Vgl. Hamermesh 2013, 168 f. Diese Aussage basiert auf Untersuchungen über die Entwicklung der Forschungsbeiträge zwischen 1963 und 2011 in den Top-5-Fachzeitschriften der Volkswirtschaftslehre (American Economic Review, Econometrica, Journal of Political Economy, Quarterly Journal of Economics, Review of Economic Studies).
- 109.
Ein Datensatz tritt in der empirischen Wirtschaftsforschung unabhängig von seiner Erhebungsmethode in drei Grundtypen auf (Stock und Watson 2019, 50, 53). Hierbei werden Querschnittsdaten durch die Beobachtung mehrerer Entitäten zu einem einzigen Zeitpunkt erhoben, Zeitreihendaten durch die Beobachtung mehrerer Entitäten zu mehreren Zeitpunkten, sowie Paneldaten durch die Beobachtung mehrerer Entitäten, wovon jede wiederum zu mehreren Zeitunkten beobachtet wird, erfasst.
- 110.
- 111.
- 112.
Vgl. Greene 2020, 46 f., 52. Es ergeben sich somit zwei wichtige Voraussetzungen für eine Vergegenständlichung durch die Ökonometrie: Erstens, der a priori vermutete Wirkungszusammenhang enthält quantifizierbare Elemente (d. h. dieser lässt sich operationalisieren), und zweitens, es sind geeignete empirische Daten über die Materie vorhanden.
- 113.
Um die unbekannten (und vernachlässigten) Einflussfaktoren abzubilden, wird das Modell um eine zufällige Komponente erweitert (Winker 2017, 131 f.). Hierbei ist es notwendig, für die sogenannte Störgröße gewisse Annahmen zu treffen; unter anderem sollte jene (indem alle ‚relevanten‘ erklärenden Variablen explizit in das Modell einbezogen wurden) keinen systematischen Einfluss aufweisen, d. h. der Erwartungswert dieser Störgröße gleich null sein.
- 114.
Ein Standardverfahren zur Schätzung der Parameter eines ökonometrischen Modells bildet die sogenannte Methode der Kleinsten Quadrate (vgl. Greene 2020, 68 ff.).
- 115.
Vgl. Winker 2017, 133 ff. Indem das ökonometrische Modell eine zufällige Komponente einbezieht, erhalten auch alle geschätzten Modellparameter einen stochastischen Charakter. Wenngleich eine quantitative Beziehung zwischen den abhängigen und unabhängigen Variablen festgestellt wird, so kann von einem Regressionsergebnis erst durch zusätzliches Wissen (außerhalb der Statistik) auf einen Kausalzusammenhang geschlossen werden.
- 116.
Hierbei sind z. B. die Größe (der Umsatz) eines Verlags, die Reputation (aufgrund vergangener Verkaufserfolge) oder Bekanntheit (als Person des öffentlichen Lebens) eines/r Autors/in als Einflussgröße von Interesse (vgl. Schmidt-Stölting et al. 2011, 33). Daneben wird die Variable ‚Autor/in‘ zur weiteren Differenzierung der Wirkungszusammenhänge z. B. nach etablierten und Newcomer-Autor/innen genutzt (vgl. Keuschnigg 2012, 319, 328).
- 117.
Paperback bezeichnet im Englischen eine Broschur im Unterschied zu dem Hardcover-Format, wobei zwischen ‚Mass Market Paperbacks‘ (vergleichbar mit dem deutschen Taschenbuch) und qualitativ-hochwertigeren, großformatigeren ‚Trade Paperbacks‘ unterschieden wird (vgl. Rautenberg 2015, 301).
- 118.
Alle in diesem Absatz beispielhaft genannten Produkteigenschaften des Buches kommen als Modellvariablen in den im Folgenden zitierten ökonometrischen Studien vor.
- 119.
Die Nachfrage wird in den genannten Studien überwiegend als die Anzahl der verkauften Exemplare eines Titels, teilweise auch als Amazon-Verkaufsrang (vgl. Reimers und Waldfogel 2017, 2021) oder Bestsellerlistenranking (vgl. Asai 2016; Chevalier und Goolsbee 2003; Clement et al. 2007; Ponzo und Scoppa 2015) operationalisiert.
- 120.
- 121.
- 122.
- 123.
Vgl. Ponzo und Scoppa 2015.
- 124.
Vgl. Shehu et al. 2014.
- 125.
- 126.
- 127.
Die Variable ‚Mundpropaganda‘ wird z. B. als die Kundenbewertung (die Anzahl von Sternen, auf einer Skala von 1 bis 5) eines Titels bei der Onlinehandelsplattform Amazon operationalisiert (vgl. Schmidt-Stölting et al. 2011, 34).
- 128.
Vgl. Abschn. 3.1.2.
- 129.
Vgl. Goetz et al. 2020a.
- 130.
Daneben wird eine gesetzliche BuchPrBi auch explizit als Einflussgröße auf das Titelangebot eines Landes untersucht, wobei der Variation in den rechtlichen Rahmenbedingungen eines Buchmarktes als Dummy-Variable in der ökonometrischen Analyse Rechnung getragen wird (vgl. Canoy et al. 2006, 753 ff.). Eine Dummy-Variable erhält den Wert 1, d. h. wenn eine bestimmte Ausprägung vorhanden ist – hier in einem Land eine gesetzliche BuchPrBi gilt – und ansonsten den Wert 0 (vgl. Baltagi 2008, 32 f.).
- 131.
Vgl. Abschn. 3.1.1.
- 132.
- 133.
Die Dummy-Variable erhält in den genannten Studien den Wert 1, wenn ein E-Book-Titel im Agentur- bzw. Großhandelsmodell vertrieben wurde.
- 134.
Vgl. hierzu Fn. 59.
- 135.
Vgl. z. B. Chevalier und Goolsbee 2003; Clerides 2002; Reimers und Waldfogel 2017. Je höher der Wert der Preiselastizität, desto stärker reagiert die Menge auf eine Preisänderung durch das Unternehmen. Neben den Eigenpreis- werden auch Kreuzpreiselastizitäten, beispielsweise zwischen Amazon und anderen Onlinehändlern, betrachtet und zur Beurteilung des Wettbewerbsdrucks im Onlinebuchmarkt herangezogen (vgl. Chevalier und Goolsbee 2003).
- 136.
Vgl. Reimers und Waldfogel 2017, 881.
- 137.
Vgl. Clerides 2002, 1398 ff. Während sich manche Untersuchungen bereits auf eine inhaltliche Buchkategorie beziehen (wie z. B. die empirischen Studien externer Qualitätssignale auf das Belletristik-Segment), erfährt das Buch bei seiner Vergegenständlichung, besonders bei der empirischen Untersuchung von Preisdeterminanten, häufig eine weitere Differenzierung nach der Warengruppe, dem Genre oder in fiktionale und nichtfiktionale Literatur (vgl. z. B. Chevalier und Goolsbee 2003, 219; De los Santos und Wildenbeest 2017, 113; Gail und Klotz 2021, 31).
- 138.
Industrieökonomische Modelle zeigen, dass Firmen Marktmacht ausüben können, wenn aufseiten der Konsument/innen unvollständige Informationen beispielsweise im Hinblick auf den Preis eines Produktes bestehen, selbst in homogenen Gütermärkten mit symmetrischen Kostenstrukturen; nicht nur durch die Festsetzung von Preisen über den Grenzkosten, sondern ebenfalls durch sogenannte Preisstreuung, d. h. dass die Preise für identische Produkte zwischen Unternehmen und/oder im Zeitverlauf variieren (vgl. Belleflamme und Peitz 2015, 162 ff.).
- 139.
- 140.
- 141.
Die einzige Ausnahme bildet die empirische Studie von Berger et al. (2010, 820 f.), welche – neben nicht-experimentellen – auch laborexperimentelle Daten bei der Untersuchung des Einflusses von Rezensionsvalenz und Produktbekanntheit auf die Kaufwahrscheinlichkeit eines Titels einbezieht und mittels einer Varianzanalyse auswertet.
- 142.
Vgl. Stock und Watson 2019, 49 f.
- 143.
Ziel der experimentellen Ökonomik ist im Allgemeinen die Erforschung von wirtschaftlichen Verhaltensweisen (individuelles Handeln, strategische Interaktion auf Märkten) auf Basis von laborexperimentellen (aber auch feldexperimentellen) Daten und inwiefern dieses (tatsächliche) Verhalten in ökonomischen Entscheidungssituationen bzw. auf Märkten den theoretischen Erwartungen entspricht (vgl. Kagel und Roth 2017). Zentrale Bereiche der experimentalökonomischen Forschung bilden u. a. die Bewertung einzelwirtschaftlicher Verhaltensweisen im Lichte der Entscheidungstheorie oder auch politischer Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkungen.
- 144.
Vgl. Louviere et al. 2000.
- 145.
Vgl. Crosby 2019.
- 146.
Vgl. Kukla-Gryz et al. 2020. Die im Rahmen eines Feldexperimentes erhobenen Daten wurden mit einem ökonometrischen Verfahren (für das sog. Probit-Modell, vgl. Baltagi 2008, 323 f.) ausgewertet, bei dem die abhängige Variable als Dummy-Variable modelliert wird, die den Wert 1 annimmt, wenn eine Person angibt, E-Books illegal heruntergeladen zu haben; das Maß der Preisunfairness fungiert als die im Fokus stehende Einflussgröße auf das Konsumentenverhalten.
- 147.
Mittelbar kann sich die Vergegenständlichung von Literatur (bzw. deren Eigenschaften als Ware) auch als Kontrollvariable in der Ökonometrie vollziehen, um deren potenziellen Einfluss auf die abhängige Variable zu kontrollieren (vgl. Winker 2017, 129); in dieser Funktion finden in den genannten empirischen Studien eine Vielzahl weiterer Eigenschaften eines Buches, wie z. B. der Großhandelspreis, die Seitenzahl oder das Gewicht, Berücksichtigung.
- 148.
Winker 2017, 129.
- 149.
Vgl. Stiening in diesem Band.
- 150.
Andere Aspekte von Literatur, wie etwa die literarische Ästhetik oder Schutzwürdigkeit, vergegenständlichen sich höchstens implizit, wenn deren Vorliegen z. B. besondere rechtliche Rahmenbedingungen für eine Ware wie eine gesetzliche BuchPrBi zur Folge haben (die sich wiederum explizit als Nebenbedingung in einem mathematischen Modell oder als unabhängige Variable in einem ökonometrischen Modell materialisieren können).
- 151.
Im Rahmen der (Industrie-)Ökonomik sind dies insbesondere Effizienzkriterien, wie z. B. die Preis-Kosten-Relation auf der Anbieterseite (vgl. auch Abschn. 3.1). In der Ökonomik werden vermutete Wirkungszusammenhänge auf Buchmärkten vornehmlich mittels statistischer Schätzer quantifiziert, wobei insbesondere deren Größenordnung und statistische Signifikanz als Grundlage zur Bewertung der Regressionsergebnisse dienen (vgl. auch Abschn. 3.2).
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Schüler, L. (2023). Markt, Materialität, Buch: Die Vergegenständlichung von Literatur in der Ökonomik. In: Achermann, E., Blödorn, A., Norrick-Rühl, C., Pohlmann, P. (eds) Literatur und Recht: Materialität. Literatur und Recht, vol 1. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66162-8_4
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