Zusammenfassung
Das 19. Jahrhundert hat nur einen Historiker aufzuweisen, dessen Betrachtung des menschlichen Geschehens souverän, hellsichtig und weitblickend ist: Jacob Burckhardt. Das ursprüngliche Motiv seiner Historie hat er mit vielen andern gemein, denn allgemein hat sich nach 1830 das Bewußtsein gebildet, daß es mit »Alteuropa« zu Ende geht, mit seiner Kultur, seinen geistlichen und politischen Autoritäten. Niebuhr kündigte 1830 — und Goethe stimmte ihm bei — eine Zerstörung des Wohlstandes, der Freiheit und Bildung an. Donoso Cortés antwortete zwanzig Jahre später auf die Untergrabung der alten Autoritäten mit einer radikal katholischen Reaktion, Kierkegaard gleichzeitig auf die beginnende Nivellierung mit einer radikalen protestantischen Hervorhebung des Einzelnen. Marx stellte 1867 im Kapital der Herrschaft der Ware einen atheistischen Kommunismus entgegen, und Burckhardt trug 1868 seine Weltgeschichtlichen Betrachtungen vor, worin er auf alle »Wünschbarkeiten« verzichtet. Ihr Resultat mußte deshalb, im Verhältnis zu den radikalen Programmen der andern, ein »mäßiges« sein. Das Grundgerüst dieser Vorträge ist die Lehre von den drei Potenzen: Staat, Religion und Kultur. In der Darstellung der Zeit des Konstantin, der Kultur der Renaissance und der griechischen Kulturgeschichte hat er seine Ansicht von der Geschichte konkret entwickelt.
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Löwith, K. (2022). Burckhardts »Kultur«-Geschichte. In: Sämtliche Schriften. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65941-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-65941-0_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
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