Zusammenfassung
Burckhardt betrachtet die Weltgeschichte weder mit den Vorurteilen eines Philosophen, noch mit denen eines Historikers, sondern mit dem unbefangenen Blick eines philosophisch besonnenen Beobachters, als Mensch, aber nicht als Denker, wenngleich als ein denkender Mensch, dessen Vorurteile den Vorzug haben, allgemein menschlicher Natur zu sein. Primär interessieren ihn nicht die antiquarischen »Tatsachen« der Historie und noch weniger die »Ideen« der Philosophie, sondern das ernste Schauspiel menschlicher Geschicke, wie es nach Burckhardts Worten »immer war, ist und sein wird«. Von der Philosophie überhaupt und von der Geschichtsphilosophie insbesondere dachte Burckhardt gering. Er schreibt an den Studenten Brenner: »Wenn Sie philosophieren, so höre ich zu, bis es vorüber ist, wie in einer Predigt, und sage nichts dazu. Ich habe überhaupt nichts mehr gegen diese Art von Zeitvertreib einzuwenden, wenn Sie nur Eins versprechen wollen, nämlich in den Momenten philosophischen Hochgefühls […] jedesmal dreimal im Stillen zu sagen: ›Und ich bin doch nur ein armer Tropf gegenüber den Mächten der äußeren Welt.‹ — ›Und dieses Alles wiegt doch keinen Gran realer Anschauung und Empfindung auf.‹ — ›Und die Persönlichkeit ist doch das Höchste, was es gibt.
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Notizen
Siehe F. Overbeck, Christentum und Kultur, Basel 1919, S. 184ff. über J. Burckhardts Stellung zum Christentum.
Siehe Burckhardts Gedichte Ferien, Basel 1918, S. 36 und 37.
Siehe A. Kaehler, W. v. Humboldt und der Staat, München 1927, S. 55.
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Löwith, K. (2022). Burckhardts Stellung zu Hegels Geschichtsphilosophie. In: Sämtliche Schriften. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65941-0_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-65941-0_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
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