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Einführung

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„Narren in Christo“

Part of the book series: Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion ((STLIRE,volume 5))

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Zusammenfassung

In der deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts markiert die nationalsozialistische Herrschaft ein epochal bedeutendes Ereignis und eine Zäsur. Menschen, die während dieser Zeit leben, haben ein bestimmtes Verhältnis zu ihr: Sie sind Täter, Opfer und Nichttäter.

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Notes

  1. 1.

    Vergleiche dazu die Klassifikation in Heidrun Kämper: Der Schulddiskurs in der frühen Nachkriegszeit. Ein Beitrag zur Geschichte des sprachlichen Umbruchs nach 1945. Berlin/New York 2005, S. 16 ff., 39 ff., 52 ff. Monika Melchert unterscheidet bei der Prosa des ersten Nachkriegsjahrzehnts ebenfalls diese drei Personengruppen (Monika Melchert: Die Zeitgeschichtsprosa nach 1945 im Kontext der Schuldfrage. In: Ursula Heukenkamp (Hg.): Deutsche Erinnerung. Berliner Beiträge zur Prosa der Nachkriegsjahre (1945–1960). Berlin 2000, S. 101–166, hier S. 106–126).

  2. 2.

    Anfänglich bezeichnen sich Jehovas Zeugen einfach als ,Christen‘. Außenstehende nennen sie ,Russelliten‘ oder ,Milleniumtagesanbruchsleute‘. Die Gründung der International Bible Students Association in London (im Jahr 1914) führt dazu, dass sie schließlich als ,Internationale Bibelforscher-Vereinigung‘ (IBV) oder als ,Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher‘ bekannt werden. Am 26. Juli 1931 geben sie sich selbst den Namen ,Jehovas Zeugen‘. In Deutschland dauert es allerdings einige Jahre, bis er sich gegenüber den Bezeichnungen ,(Ernste) Bibelforscher‘ oder ,Internationale Bibelforscher‘ durchsetzt (Jürgen Harder/Hans Hesse: Zeittafel zur Entwicklung und Verfolgung der Zeugen Jehovas. In: Hans Hesse (Hg.):,Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas‘. Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Bremen 1998, S. 425–430, hier S. 426). Ich gebrauche in dieser Arbeit die Bezeichnungen ,Bibelforscher‘ und ,Jehovas Zeugen‘ gleichwertig nebeneinander, ohne etwaige Unterschiede damit verbinden zu wollen.

  3. 3.

    Kämper: Der Schulddiskurs (Anm. 1), S. 11 f. Die Unterscheidung Kämpers ist theoretisch plausibel, praktisch jedoch auch problematisch, schaut man auf die große Gruppe zwischen den beiden Polen der Täter und Opfer. Mit „Nichttäter“ bezeichnet sie „diejenigen, die sich vom Nationalsozialismus fern halten“ können (ebd., S. 52). Nun ist der nationalsozialistische Staat aber bestrebt, alle Lebensbereiche zu durchdringen, passive und neutrale Haltungen der Menschen aufzulösen und sie zu einer Parteinahme für das NS-Regime zu zwingen. Ich verwende ebenfalls den Begriff des ‚Nichttäters‘, fasse ihn allerdings weiter. Mit ihm bezeichne ich die große Masse derjenigen, die sich trotz drohender Sanktionen gelegentlich mitmenschlich verhalten, dann auch diejenigen, die als Mitwisser und Zuschauer passiv bleiben; hier ergeben sich Parallelen zu Raul Hilbergs Begriff des ‚Bystanders‘ (Raul Hilberg: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933–1945. Aus dem Amerikanischen von Hans Günter Holl. Frankfurt am Main 52011 (amerik. 1992), S. 215 ff.). Außerdem soll der Begriff auch die Mitläufer beinhalten, die sich entweder gedanken-, gesinnungs- oder auch gewissenlos anpassen und mitmachen, ohne Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.

  4. 4.

    Carsten Gansel: Zwischen Stabilisierung und Aufstörung – das ,Prinzip Erinnerung‘ in der deutschen Literatur nach 1945 und 1989. In: Manuel Maldonado-Alemán/Carsten Gansel (Hg.): Literarische Inszenierungen von Geschichte. Formen der Erinnerung in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 und 1989. Wiesbaden 2018, S. 11–33, hier S. 14.

  5. 5.

    Aleida Assmann: Formen des Vergessens [2016]. Göttingen 42018, S. 57–66; Elena Esposito: Soziales Vergessen. Formen und Medien des Gedächtnisses der Gesellschaft. Frankfurt am Main 2002; Aleida Assmann: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München 2006; Harald Weinrich: Lethe. Kunst und Kritik des Vergessens. München 1997.

  6. 6.

    Assmann: Der lange Schatten (Anm. 5), S. 81–83, 169–181; Assmann: Formen des Vergessens (Anm. 5), S. 21–26; Kämper: Der Schulddiskurs (Anm. 1), S. 224–276.

  7. 7.

    Assmann: Der lange Schatten (Anm. 5), S. 76–82, 93–98.

  8. 8.

    Gansel: Zwischen Stabilisierung und Aufstörung (Anm. 4), S. 12.; Assmann: Formen des Vergessens (Anm. 5), S. 16; Assmann: Der lange Schatten (Anm. 5), S. 82.

  9. 9.

    Kämper: Der Schulddiskurs (Anm. 1), S. 181; Gansel: Zwischen Stabilisierung und Aufstörung (Anm. 4), S. 15; Assmann: Formen des Vergessens (Anm. 5), S. 18.

  10. 10.

    Gansel: Zwischen Stabilisierung und Aufstörung (Anm. 4), S. 12 f.

  11. 11.

    Rudolf Höß: Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen. Hg. von Martin Broszat [1947]. München 111987, S. 76 f.

  12. 12.

    Ebd., S. 75–77, 116 f.

  13. 13.

    Ebd., S. 76.

  14. 14.

    Ebd., S. 78. Heinrich Himmler will die Bibelforscher im Rahmen seiner geopolitischen Nachkriegspläne funktionalisieren: Vornehmlich mit ihnen soll Russland schließlich befriedet werden. Siehe dazu seinen Brief an den SS-Obergruppenführer Kaltenbrunner (zitiert in Detlef Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium. Die Zeugen Jehovas im ,Dritten Reich‘ [1993]. München 31997, S. 468 f.

  15. 15.

    Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager [1946]. München 341997, S. 71, 384. Auch Paul Martin Neuraths Dissertation schwankt zwischen dem Erlebnisbericht des Häftlings und der distanziert-nüchternen Analyse des Wissenschaftlers (Paul Martin Neurath: Die Gesellschaft des Terrors. Innenansichten der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Hg. von Christian Fleck und Nico Stehr. Mit einem Nachwort von Christian Fleck, Albert Müller und Nico Stehr. Aus dem Englischen übersetzt von Hella Beis. Frankfurt am Main 2004).

  16. 16.

    Kogon: Der SS-Staat (Anm. 15), S. 182.

  17. 17.

    Ebd., S. 287, 384 f.

  18. 18.

    Erwin Geschonneck: Meine unruhigen Jahre. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Günter Agde. Mit 130 Abbildungen und einem kompletten Rollenverzeichnis von 1946 bis 1982 [1984]. Berlin 1986, S. 91 f.

  19. 19.

    Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Eine Welt im Dunkel [1949]. München 2002; Margarete Buber-Neumann: Milena. Kafkas Freundin. Ein Lebensbild. Mit einem Nachwort von Gudrun Bouchard [1963]. Berlin 51998.

  20. 20.

    Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler (Anm. 19), S. 247–254.

  21. 21.

    Ebd., S. 252; Buber-Neumann: Milena (Anm. 19), S. 264. Die Ich-Erzählerin in Anja Lundholms Höllentor kritisiert an den Bibelforscherinnen vor allem die gehorsame Pflichterfüllung der durch die SS übertragenen Aufgaben und die fehlende Unterstützung der Aktionen politischer Häftlinge (Anja Lundholm: Höllentor [1988]. München 2007, S. 8, 10, 12, 32).

  22. 22.

    Der ,Revers‘ ist eine Verpflichtungserklärung, die die SS ausschließlich Jehovas Zeugen vorlegt. Sie beinhaltet die förmliche Zusicherung, dem eigenen Glauben abzuschwören und sich jeder religiösen Betätigung zu enthalten. In Aussicht gestellt wird im Gegenzug die Entlassung aus der Haft (Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium (Anm. 14), S. 13, 302–310, 426–428); zum Wortlaut dieser Erklärung ebd., S. 306.

  23. 23.

    Buber-Neumann: Milena (Anm. 19), S. 262–264.

  24. 24.

    Ebd., S. 289–292. Bei Buber-Neumann erscheint eine der Zeuginnen Jehovas „mit ausdrucklosem, blutleerem Gesicht und leidend heruntergezogenen Mundwinkeln, so als habe sie sich eine Mitleidsmaske vorgebunden“ (ebd., S. 289). Ganz anders ist die Darstellung der Bibelforscherinnen in Isa Vermehrens Reise durch den letzten Akt. Dort wird eine ähnliche Situation beschrieben. Die im Zellenbau eingesperrten Frauen erhalten das Zinngeschirr durch die Essensklappe von einer „sehr gutmütig aussehenden Frau“, die zudem „etwas Freundliches“ flüstert und „mit ermunterndem Lächeln“ antwortet; später wird eine andere Bibelforscherin als „rührende ‚Baucis‘“ bezeichnet (Isa Vermehren: Reise durch den letzten Akt. Ravensbrück, Buchenwald, Dachau: eine Frau berichtet [1946]. 31.-38. Tausend. Reinbek bei Hamburg 1998, S. 23, 34).

  25. 25.

    Buber-Neumann: Milena. (Anm. 19), S. 291.

  26. 26.

    Ebd., S. 291 f.

  27. 27.

    Erich Maria Remarque: Der Funke Leben. Roman. Mit einem Nachwort von Tilman Westphalen [1952]. Köln 81997, S. 143.

  28. 28.

    Anna Seghers: Die Toten bleiben jung. Roman [1949]. Berlin 1952, S. 404–409, hier S. 404.

  29. 29.

    Ebd., S. 408.

  30. 30.

    Ebd.

  31. 31.

    Dieter Forte: Der Junge mit den blutigen Schuhen. Roman [1995]. Frankfurt am Main 1998, S. 173 f.

  32. 32.

    Ebd., S. 174.

  33. 33.

    Diese Form des narrativen Textes könnte man als ‚parahistorischen Roman‘ bezeichnen. Er schildert Ereignisse, die die historische Realität umkehren (Monika Fludernik: Erzähltheorie. Eine Einführung [2006]. Darmstadt 42013, S. 41).

  34. 34.

    Stephen Fry: Making History [1996]. London 1997, S. 92 („»Der rosa Winkel ist ein Ehrenzeichen. Nebenbei bemerkt, Michael, wußten Sie, daß es in den Lagern auch rote Winkel gab?« »Tatsächlich? Für wen?« »Raten Sie mal.«“ (Stephen Fry: Geschichte machen. Roman. Deutsch von Ulrich Blumenbach. Reinbek bei Hamburg 82004 (engl. 1996), S. 84)). Die deutsche Übersetzung des Romans spricht vom „rote[n] Winkel“. Mit dieser Farbe wurden allerdings politisch Verfolgte im KZ gekennzeichnet. Historisch korrekt ist die Zuordnung des lila Winkels für Jehovas Zeugen (Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium (Anm. 14), S. 12, 402 ff.).

  35. 35.

    Fry: Making History (Anm. 34), S. 122. („»Nebenbei bemerkt, die Antwort lautet Zeugen Jehovas.« »Ah…ich kann Ihnen nicht folgen. Die Antwort worauf lautet Zeugen Jehovas?« »Der rote Winkel, wissen Sie noch? Sie sind nicht darauf gekommen, wer den tragen mußte. Es waren die Zeugen Jehovas.« »Aha.« Mehr fiel mir dazu nicht ein“ (Fry: Geschichte machen (Anm. 34), S. 109)).

  36. 36.

    Zu dieser Form des Paratextes siehe Gérard Genette: Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches. Mit einem Vorwort von Harald Weinrich. Aus dem Französischen von Dieter Hornig. Frankfurt am Main 32008 (frz. 1987), S. 228 ff.

  37. 37.

    Fry: Making History (Anm. 34), S. 555 f. Die deutsche Ausgabe des Romans enthält im Anschluss an die Danksagung eine Nachbemerkung des Übersetzers. Darin verweist er „ganz besonders“ auf die Hilfe, die ihm Wolfgang Wippermann gewährt hat (Fry: Geschichte machen (Anm. 34), S. 462). In den Arbeiten dieses Historikers wird auf die Rolle der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus eingegangen; auch die Winkelfarbe, mit der sie gekennzeichnet worden sind, wird, im Gegensatz zum Übersetzer, korrekt benannt (Wolfgang Wippermann: Konzentrationslager. Geschichte, Nachgeschichte, Gedenken. Berlin 1999, S. 44–46; Wolfgang Wippermann: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus. Berlin 1998, S. 257–261).

  38. 38.

    Astrid Erll: Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Einführung [2005]. Stuttgart/Weimar 32017, S. 6.

  39. 39.

    Siehe dazu Christian Schneider: Ansteckende Geschichte. Überlegungen zur Fiktionalisierung der Erinnerung. In: Iris Roebling-Grau/Dirk Rupnow (Hg.):,Holocaust‘-Fiktion. Kunst jenseits der Authentizität. Paderborn 2015, S. 19–35; Dirk Rupnow: Jenseits der Grenzen. Die Geschichtswissenschaft, der Holocaust und die Literatur. In: Iris Roebling-Grau/Dirk Rupnow (Hg.): ,Holocaust‘-Fiktion. Kunst jenseits der Authentizität. Paderborn 2015, S. 85–99; davor auch schon Ruth Klüger: Fakten und Fiktionen. In: Ruth Klüger: Gelesene Wirklichkeit. Fakten und Fiktionen in der Literatur. Göttingen 2006, S. 68–93, hier S. 85, 92 f.; Elrud Ibsch: Die Shoah erzählt. Zeugnis und Experiment in der Literatur. Tübingen 2004, S. 1, 13; James E. Young: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation. Aus dem Amerikanischen von Christa Schuenke. Frankfurt am Main 1997 (amerik. 1988). Susanne Düwell spielt auf Claude Lanzmann an, wenn sie von der „Fiktion aus dem Wirklichen“ spricht (Susanne Düwell: ,Fiktion aus dem Wirklichen‘. Strategien autobiographischen Erzählens im Kontext der Shoah. Bielefeld 2004, S. 43 f.; siehe auch Claude Lanzmann: Der Ort und das Wort. In: Ulrich Baer (Hg.): ,Niemand zeugt für den Zeugen‘. Erinnerungskultur und historische Verantwortung nach der Shoah. Frankfurt am Main 2000, S. 101–118 (frz. 1990), hier S. 112 f.).

  40. 40.

    Justyna Haas: Erinnerungsliteratur von Jehovas Zeugen als NS-Opfern. Frankfurt am Main 2013.

  41. 41.

    Ebd., S. 17, 19.

  42. 42.

    Ebd., S. 41. An anderer Stelle spricht sie davon, die Texte „im Kontext der Erinnerung und der Erinnerungsprozesse selbst“ zu untersuchen (ebd., S. 52). Welche Erinnerung(sprozesse) gemeint ist/sind, bleibt unklar.

  43. 43.

    Ebd., S. 50, 380.

  44. 44.

    Ebd., S. 30, 128 f.

  45. 45.

    Sie meint zum Beispiel, eine Gemeinsamkeit zwischen der Holocaust-Literatur und der „Literatur von verfolgten Zeugen Jehovas“ bestehe im „Drang zum Zeugnisablegen zugunsten der Wahrheit“ (ebd., S. 102). Etwas später spricht sie von der „historische[n] Wahrheit“ der Zeitzeugentexte (ebd., S. 114).

  46. 46.

    Nikolaus Wachsmann: KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. München 2018 (engl. 2015), S. 147.

  47. 47.

    Dazu siehe meine Ausführungen weiter unten unter Punkt 3.1.3.

  48. 48.

    Rupnow: Jenseits der Grenzen (Anm. 39), S. 85–99; Schneider: Ansteckende Geschichte (Anm. 39), S. 19–35; Fludernik: Erzähltheorie (Anm. 33), S. 11 f.; Sascha Feuchert: Einleitung. In: Sascha Feuchert (Hg.): Holocaust-Literatur Auschwitz. Für die Sekundarstufe I. Stuttgart 2000, S. 5–41, hier S. 20 ff.; Klüger: Fakten und Fiktionen (Anm. 39), S. 68 ff.; Stefan Hesper: Sterben lassen. Zur Indifferenz von Macht und Gewalt in ,Das Menschengeschlecht‘ von Robert Antelme. In: Mihran Dabag/Antje Kapust/Bernhard Waldenfels (Hg.): Gewalt. Strukturen, Formen, Repräsentationen. München 2000, S. 328–342, hier S. 341; Lucie Bertrand: Vers une poétique de ,L´espèce humaine’ de Robert Antelme. Paris 2005, S. 16 f. Grundsätzlich zum fiktionalen Status literarischer Werke siehe Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie. Frankfurt am Main 1993.

  49. 49.

    Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium (Anm. 14), S. 29 f.

  50. 50.

    Ebd., S. 29. Ähnlich auch die Lesart Garbes bei Friedrich Schlotterbecks Je dunkler die Nacht (Garbe: Zwischen Widerstand und Martyrium (Anm. 14), S. 343). Jens-Christian Wagner benennt in seinem Aufsatz zu L´espèce humaine die Schwierigkeit, die er als Historiker hat, Robert Antelmes Text nicht als „eine hervorragende historische Quelle“ zu nutzen: „Ständig liest die Quellenkritik mit, und ständig gleicht man die berichteten Ereignisse oder Ortsbeschreibungen mit bekannten objektivierbaren Fakten ab“ (Jens-Christian Wagner: Robert Antelme: ,Das Menschengeschlecht‘. In: Markus Roth/Sascha Feuchert (Hg.): HolocaustZeugnisLiteratur. 20 Werke wieder gelesen. Göttingen 2018, S. 90–98, hier S. 96 f.).

  51. 51.

    Matίas Martίnez/Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie [1999]. München 102016, S. 134 ff. Vergleiche dazu auch Lanzmann: Der Ort und das Wort (Anm. 39), S. 112 f.).

  52. 52.

    Claude D. Conter: Bruno Apitz. Eine Werkgeschichte. Magisterarbeit Universität Bamberg. Bamberg 1997, S. 194; Ingrid Hähnel/Elisabeth Lemke: Millionen lesen einen Roman. Bruno Apitz’ ,Nackt unter Wölfen‘. In: Inge Münz-Koenen (Hg.): Werke und Wirkungen. DDR-Literatur in der Diskussion. Leipzig 1987, S. 21–60, hier S. 39 f.; Christel Berger: Gewissensfrage Antifaschismus. Analysen – Interpretationen – Interviews. Berlin 1990, S. 177.

  53. 53.

    Rolf Dieter Krause: KZ-Wirklichkeit und KZ-Darstellung zwischen 1935 und 1940. Zu den autobiographischen KZ-Berichten des Exils. In: Edita Koch/Frithjof Trapp (Hg.): Realismuskonzeptionen der Exilliteratur zwischen 1935 und 1940/41. Tagung der Hamburger Arbeitsstelle für Deutsche Exilliteratur 1986. Maintal 1987, S. 176–183, hier S. 178; Werner Heiduczek: Vorwort. In: Wolfgang Langhoff: ,Die Moorsoldaten‘. Mit einem Vorwort von Werner Heiduczek. Leipzig 1986, S. 5–11, hier S. 9.

  54. 54.

    R. Hinton Thomas/Keith Bullivant: Westdeutsche Literatur der sechziger Jahre. Köln 1974, S. 168; Jochen Holz: Die literarische Entwicklung Max von der Grüns, untersucht unter besonderer Berücksichtigung des Professionalisierungsprozesses. Hamburg 1976, S. 145, 160–163; Hannelore Worch: Das Bild des Arbeiters in den Romanen Max von der Grüns. Greven 1972, S. 68, 70; Thomas Sassen: Die literarische Professionalisierung im Spätwerk Max von der Grüns: Intellektuelle Gewinne auf Kosten welcher Verluste? Berlin 1986, S. 47; Christa Schütze: Die Gestalt des Arbeiters in den Romanen Max von der Grüns. Schloss Neuhaus 1969, S. 53 f.

  55. 55.

    Sarah Kofman: Paroles suffoquées. Paris 1987, S. 62; Martin Crowley: Robert Antelme. Humanity, Community, Testimony. Oxford 2003, S. 92.

  56. 56.

    Martin Crowley: Robert Antelme. L´humanité irréductible. Préface de Edgar Morin. Paris 2004, S. 133–138.

  57. 57.

    Ebd., S. 134 f.

  58. 58.

    Ebd., S. 136 f.

  59. 59.

    Siehe dazu weiter unten meine Ausführungen unter den Punkten 3.2.1 und 3.2.2.

  60. 60.

    Wilfried F. Schoeller: Jorge Semprún. Der Roman der Erinnerung. München 2006, S. 102.

  61. 61.

    Ulrike Vordermark: Das Gedächtnis des Todes. Die Erfahrungen des Konzentrationslagers Buchenwald im Werk Jorge Semprúns. Köln/Weimar/Wien 2008, S. 8, 190.

  62. 62.

    Richard Faber: Erinnern und Darstellen des Unauslöschlichen. Über Jorge Semprúns KZ-Literatur. Berlin 1995, S. 50–52.

  63. 63.

    Siehe dazu weiter unten meine Ausführungen unter Punkt 3.6.2.

  64. 64.

    Monika Neuhofer: ,Écrire un seul livre, sans cesse renouvelé’. Jorge Semprúns literarische Auseinandersetzung mit Buchenwald. Frankfurt am Main 2006, S. 163–171.

  65. 65.

    Siehe dazu weiter unten meine Ausführungen unter Punkt 3.6.4.

  66. 66.

    Neuhofer: ,Écrire un seul livre’ (Anm. 64), S. 172–174, 317–320.

  67. 67.

    Ohne hier die Debatte über die Gemeinsamkeiten und Gegensätze zwischen der Geschichtsschreibung und der Literatur nachzeichnen oder diskutieren zu wollen, verweise ich auf einen Aufsatz, der ihr Verhältnis zueinander anhand der Epoche des Nationalsozialismus und unter den Bedingungen nach der Jahrtausendwende beleuchtet: Rupnow: Jenseits der Grenzen (Anm. 39), S. 85–99.

  68. 68.

    Hier einige Belege für den Zusammenhang zwischen Literatur und Erinnerung: In der griechischen Mythologie sind Lethe und Mnemosyne ein Gegensatzpaar. Lethe steht für das Vergessen; sie ist ein Fluss, der alle Erinnerung unwiederbringlich davonschwemmt. Mnemosyne, die Mutter der Musen, ist die Göttin des Gedächtnisses und der Erinnerung; aus ihrer Quelle dagegen sprudelt das Wasser des Lebens und Erinnerns (Herbert Hunger: Lexikon der griechischen und römischen Mythologie mit Hinweisen auf das Fortwirken antiker Stoffe und Motive in der bildenden Kunst, Literatur und Musik des Abendlandes bis zur Gegenwart. 62.-67. Tausend. Reinbek bei Hamburg 1983, S. 262–264, 418 f.; Aleida Assmann: Zur Metaphorik der Erinnerung. In: Aleida Assmann/Dietrich Harth (Hg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt am Main 1991, S. 13–35, hier S. 26). Friedrich Hölderlin hebt die überdauernde und schöpferische Rolle der Literatur hervor, wenn er in Andenken über sie sagt: „Was bleibet aber, stiften die Dichter“ (Friedrich Hölderlin: Andenken. In: Friedrich Hölderlin: Werke und Briefe. Hg. von Friedrich Beißner und Jochen Schmidt. Band 1. Gedichte·Hyperion [1808]. Frankfurt am Main 1969, S. 194–196, hier S. 196). Aleida Assmann rekurriert auf Lethe und Mnemosyne und die sich mit ihnen verbindende ambivalente Wasser-Metaphorik. Über die Dichter sagt sie: „Was die Dichter zu verkünden haben, empfangen sie von den Musen, den Töchtern der Erinnerung. Es gibt kein kreatives Sagen ohne Erinnern, kein Dichten außerhalb der Tradition bzw. ohne Schluck aus dem Musenquell“ (Assmann: Zur Metaphorik der Erinnerung (Anm. 68), S. 26). Gotthart Wunberg formuliert pointiert: „Literatur ist Erinnerung“ (Gotthart Wunberg: Mnemosyne. Literatur unter den Bedingungen der Moderne: ihre technik- und sozialgeschichtliche Begründung. In: Aleida Assmann/Dietrich Harth (Hg.): Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung. Frankfurt am Main 1991, S. 83–100, hier S. 83).

  69. 69.

    Carsten Gansel/Manuel Maldonado-Alemán: Geschichte erinnern. Zur Inszenierung von Vergangenheit in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 und 1989 – Vorbemerkungen. In: Manuel Maldonado-Alemán/Carsten Gansel (Hg.): Literarische Inszenierungen von Geschichte. Formen der Erinnerung in der deutschsprachigen Literatur nach 1945 und 1989. Wiesbaden 2018, S. 1–8, hier S. 1.

  70. 70.

    Ebd.

  71. 71.

    Ebd.

  72. 72.

    Ein Systematisierungsvorschlag zu den Gedächtnis-Metaphern findet sich bei Assmann: Zur Metaphorik der Erinnerung (Anm. 68), S. 13–35.

  73. 73.

    Assmann: Formen des Vergessens (Anm. 5), S. 18. Jeder bildhafte Vergleich enthält auch Elemente, die nicht zu dem Verglichenen passen: Gedächtnistätigkeit ist mehr als nur ein Aufbewahrungsvorgang, er enthält auch kreative Elemente; vergleiche dazu Markus Fauser: Einführung in die Kulturwissenschaft [2003]. Darmstadt 52011, S. 124.

  74. 74.

    Sven Kramer: Zur transnationalen Dimension fremdsprachiger Holocaust-Literatur im bundesrepublikanischen Diskurs. In: Norbert Otto Eke/Hartmut Steinecke (Hg.): Shoah in der deutschsprachigen Literatur. Berlin 2006, S. 154–168, hier S. 154 ff.; Rupnow: Jenseits der Grenzen (Anm. 39), S. 86.

  75. 75.

    Zum neuesten Forschungsstand siehe Detlef Garbe: ,Barbarei in einem Land der ,Christenheit‘‘ – Der Bekennermut der Zeugen Jehovas. In: Winfried Nerdinger (Hg.): Die Verfolgung der Zeugen Jehovas in München 1933–1945. Publikation zur Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum München 27. September 2018 bis 7. Januar 2019. Berlin 2018, S. 8–19, hier S. 17; ältere, nur unwesentlich differierende Zahlen finden sich in Detlef Garbe: Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus. Zum aktuellen Forschungsstand. In: Gerhard Besier/Clemens Vollnhals (Hg.): Repression und Selbstbehauptung. Die Zeugen Jehovas unter der NS- und der SED-Diktatur. Berlin 2003, S. 15–36, hier S. 18 f.

  76. 76.

    Kramer: Zur transnationalen Dimension fremdsprachiger Holocaust-Literatur (Anm. 74), S. 154 f., 167.

  77. 77.

    Rupnow: Jenseits der Grenzen (Anm. 39), S. 86–89. Nationale Erinnerungskulturen ließen sich nicht ohne „ihre transnationalen Verflechtungen verstehen. Nationale und transnationale Trends stehen in einem komplexen Wechselverhältnis zueinander, wie auch unterschiedliche transnationale Prozesse, […], aufeinander einwirken und miteinander konkurrieren“ (ebd., S. 88). Siehe dazu auch Erll: Kollektives Gedächtnis (Anm. 38), S. 123–134. Aleida Assmann spricht von „Europa als Erinnerungsgemeinschaft“ (Assmann: Der lange Schatten (Anm. 5), S. 250 ff.). Für Daniel Levy und Natan Sznaider ist die Erinnerung an den Holocaust sogar eine kosmopolitische Aufgabe (Daniel Levy/Natan Sznaider: Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust. Frankfurt am Main 2007, S. 9 ff.); ähnlich die Äußerungen in Rupnow: Jenseits der Grenzen (Anm. 39), S. 86.

  78. 78.

    Roy Sommer: Erzählliteratur der Gegenwart (ab 1930). In: Matίas Martίnez (Hg.): Handbuch Erzählliteratur. Theorie, Analyse, Geschichte. Stuttgart/Weimar 2011, S. 272–284, hier S. 272–274; Feuchert: Einleitung (Anm. 48), S. 22 f.; Young: Beschreiben des Holocaust (Anm. 39), S. 33–72; Jan Philipp Reemtsma: Die Memoiren Überlebender. Eine Literaturgattung des 20. Jahrhunderts. In: Jan Philipp Reemtsma: Mord am Strand. Allianzen von Zivilisation und Barbarei. München 2000, S. 227–253. Zur autobiographisch orientierten Literatur in der Nachkriegszeit siehe Helmut Peitsch: ,Deutschlands Gedächtnis an seine dunkelste Zeit‘. Zur Funktion der Autobiographik in den Westzonen Deutschlands und den Westsektoren von Berlin 1945 bis 1949. Berlin 1990. (über Westdeutschland und West-Berlin); Carsten Wurm: Die Autobiographik. In: Ursula Heukenkamp (Hg.): Deutsche Erinnerung. Berliner Beiträge zur Prosa der Nachkriegsjahre (1945–1960). Berlin 2000, S. 239–294 (über Ostdeutschland).

  79. 79.

    Gansel/Maldonado-Alemán: Geschichte erinnern (Anm. 69), S. 1.

  80. 80.

    Klaus-Michael Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Berlin 2011, S. 132.

  81. 81.

    Ausnahmen im Bereich des Dramas: Bertolt Brecht: Furcht und Elend des Dritten Reiches (hier die 4. Szene „Moorsoldaten“); Ernst Toller: Pastor Hall; Hedda Zinner: Ravensbrücker Ballade. Im Rahmen einer Aufzählung der in Plötzensee Gehängten erwähnt in Hochhuths Dokumentarstück Der Stellvertreter der SS-Obersturmführer Gerstein unter anderem auch die Zeugen Jehovas (Rolf Hochhuth: Der Stellvertreter. Ein christliches Trauerspiel. Mit Essays von Sabina Lietzmann, Karl Jaspers, Walter Muschg, Erwin Piscator, Golo Mann [1963]. Reinbek bei Hamburg 161981, S. 121). Die Ausnahme im Bereich der Lyrik ist ein Gedicht von Maria Günzl (Die Bibelforscher); es findet sich abgedruckt in: Helga Schwarz/Gerda Szepansky, (Hg.): … und dennoch blühten Blumen. Dokumente, Berichte, Gedichte und Zeichnungen vom Lageralltag 1939–1945. Potsdam 2000, S. 34.

  82. 82.

    Einen Forschungsüberblick zur Autobiographie und zum Erinnerungsroman bietet Dorothea Kliche-Behnke: Nationalsozialismus und Shoah im autobiographischen Roman. Poetologie des Erinnerns bei Ruth Klüger, Martin Walser, Georg Heller und Günter Grass. Berlin/Boston 2018, S. 26–44; dort unter anderem auch Hinweise auf weitere Studien zu diesem Thema (ebd., S. 8 f./Anmerkung 14). Allgemein zur Autobiographie siehe Martina Wagner-Egelhaaf: Autobiographie. Stuttgart/Weimar 22005. Zum autobiographischen Schreiben „nach der Shoah“ siehe Birgit Schlachter: Schreibweisen der Abwesenheit. Jüdisch-französische Literatur nach der Shoah. Köln/Weimar/Wien 2006, S. 49–69; Mona Körte: Der Krieg der Wörter. Der autobiographische Text als künstliches Gedächtnis. In: Nicolas Berg/Jess Jochimsen/Bernd Stiegler (Hg.): Shoah – Formen der Erinnerung: Geschichte, Philosophie, Literatur, Kunst. München 1996, S. 201–214; Carsten Heinze: Identität und Geschichte in autobiographischen Lebenskonstruktionen. Jüdische und nicht-jüdische Vergangenheitsbearbeitungen in Ost- und Westdeutschland. Wiesbaden 2009.

  83. 83.

    Kliche-Behnke: Nationalsozialismus und Shoah im autobiographischen Roman (Anm. 82), S. 45–58; siehe dazu auch Helga Schwalm: Autobiographie. In: Dieter Burdorf/Christoph Fasbender/Burkhard Moennighoff (Hg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Stuttgart/Weimar 32007, S. 57–59, hier S. 58; Helga Schwalm: Autobiographischer Roman. In: Dieter Burdorf/Christoph Fasbender/Burkhard Moennighoff (Hg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Stuttgart/Weimar 32007, S. 59.

  84. 84.

    Michael Hofmann: Literaturgeschichte der Shoah. Münster 2003, S. 56.

  85. 85.

    Constanze Jaiser: Die Zeugnisliteratur der Überlebenden der deutschen Konzentrationslager seit 1945. In: Norbert Otto Eke/Hartmut Steinecke (Hg.): Shoah in der deutschsprachigen Literatur. Berlin 2006, S. 107–134, hier S. 107 f.

  86. 86.

    Sven Kramer: Holocaust-Literatur. In: Dieter Burdorf/Christoph Fasbender/Burkhard Moennighoff (Hg.): Metzler Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Stuttgart/Weimar 32007, S. 324 f.; Feuchert: Einleitung (Anm. 48), S. 14 f., 22–24.

  87. 87.

    Gabriele Yonan: Jehovas Zeugen. Opfer unter zwei deutschen Diktaturen. 1933–1945, 1949–1989. Berlin 1999, S. 38–41, hier S. 40; Hofmann: Literaturgeschichte der Shoah (Anm. 84), S. 16. Ähnlich ablehnend Jaiser: Die Zeugnisliteratur der Überlebenden (Anm. 85), S. 107. Birgit Dahlke sieht in der Rede vom „Holocaust“ „Tabuisierungs- und Verdrängungsstrategien“ am Werke, da „das konkrete historische Faktum, der industrielle Massenmord […] nicht mehr präsent“ sei, sondern „einerseits ins sprachliche Exil des Hebräischen […] und andererseits in die Allegorie ausgewichen“ werde (Birgit Dahlke: Lachverbote. Veränderte Erzählstrategien in Literatur und Film über den Massenmord an Juden. In: Michael Braun (Hg.): Tabu und Tabubruch in Literatur und Film. Würzburg 2007, S. 69–84, hier S. 73). Bedenken äußern auch Schlachter: Schreibweisen der Abwesenheit (Anm. 82), S. 13; Young: Beschreiben des Holocaust (Anm. 39), S. 142–149 und Sam Dresden: Holocaust und Literatur. Essay. Aus dem Niederländischen übersetzt von Gregor Seferenz und Andreas Ecke. Frankfurt am Main 1997 (niederl. 1991), S. 181 f. Angedeutet finden sie sich ebenfalls im Lexikon-Artikel von Sven Kramer (Kramer: Holocaust-Literatur (Anm. 86), S. 324).

  88. 88.

    Ulrich Baer: Einleitung. In: Ulrich Baer (Hg.): ‚Niemand zeugt für den Zeugen‘. Erinnerungskultur nach der Shoah. Frankfurt am Main 2000, S. 7–31, hier S. 7; Giorgio Agamben: Was von Auschwitz bleibt. Das Archiv und der Zeuge (Homo sacer III). Aus dem Italienischen von Stefan Monhardt. Frankfurt am Main 32005 (ital. 1998), S. 29–35, hier S. 30.; Assmann: Der lange Schatten (Anm. 5), S. 85–92, hier S. 85.

  89. 89.

    Sybille Krämer/Sibylle Schmidt: Zeugen in der Kunst. Einleitung. In: Sybille Krämer/Sibylle Schmidt (Hg.): Zeugen in der Kunst. Paderborn 2016, S. 7–17, hier S. 8 f.; Silke Segler-Messner: ,Une connaissance inutile‘: Zum Paradox literarischer Zeugenschaft. In: Silke Segler-Messner/Monika Neuhofer/Peter Kuon (Hg.): Vom Zeugnis zur Fiktion. Repräsentation von Lagerwirklichkeit und Shoah in der französischen Literatur nach 1945. Frankfurt am Main 2006, S. 21–36.

  90. 90.

    Sibylle Schmidt/Ramon Voges: Einleitung. In: Sibylle Schmidt/Sybille Krämer/Ramon Voges (Hg.): Politik der Zeugenschaft. Zur Kritik einer Wissenspraxis. Bielefeld 2011, S. 7–20, hier S. 10 f.

  91. 91.

    Monika Neuhofer stellt fest, dass keiner der vielen möglichen Begriffe zufriedenstellend ist (Neuhofer:,Écrire un seul livre‘ (Anm. 64), S. 50).

  92. 92.

    Mit Blick auf die Fiktionalität beziehungsweise Faktualität enthält mein Textkorpus durchaus graduelle Unterschiede: Wolfgang Langhoffs Die Moorsoldaten könnte man eher als semifiktionalen Erinnerungstext ansehen, Hans Werner Richters Sie fielen aus Gottes Hand als fiktionale Großerzählung. Grundsätzlich darf aber fiktionales und faktuales Erzählen auch nicht als unüberbrückbarer Gegensatz gedacht werden (Monika Fludernik/Nicole Falkenhayner/Julia Steiner: Einleitung. In: Monika Fludernik/Nicole Falkenhayner/Julia Steiner (Hg.): Faktuales und fiktionales Erzählen. Interdisziplinäre Perspektiven. Würzburg 2015, S. 7–22, hier S. 10 f.).

  93. 93.

    Düwell: ,Fiktion aus dem Wirklichen‘ (Anm. 39), S. 44; Jochen Vogt: Er fehlt, er fehlte, er hat gefehlt… Ein Rückblick auf die sogenannten Vaterbücher. In: Stephan Braese/Holger Gehle/Doron Kiesel/Hanno Loewy (Hg.): Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust. Frankfurt am Main/New York 1998, S. 385–399, hier S. 397.; Haas: Erinnerungsliteratur (Anm. 40), S. 164 ff. Der Begriff der ,Lagerliteratur‘ scheint im Rahmen dieser Arbeit nicht passend zu sein, da ein Drittel der von mir untersuchten Texte nicht „in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern entstanden sind oder von diesen erzählen“ und zudem die von mir vorgenommene gattungsspezifische Einschränkung auf die Erzählprosa unterschlagen würde; zur Definition des Begriffs siehe Saskia Fischer/Mareike Gronich: Was ist Lagerliteratur? – Schreibweisen, Zeugnisse, Didaktik. In: Saskia Fischer/Mareike Gronich (Hg.): Lagerliteratur. Schreibweisen – Zeugnisse – Didaktik. Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Warszawa/Wien 2021, S. 9–38, hier S. 9.

  94. 94.

    Joachim Knape: Was ist Rhetorik? Stuttgart 2000, S. 107 ff. Vorher schon grundlegend dazu Fotis Jannidis/Gerhard Lauer/Matίas Martίnez/Simone Winko (Hg.): Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs. Tübingen 1999; Heinrich Detering (Hg.): Autorschaft. Positionen und Revisionen. Stuttgart/Weimar 2002.

  95. 95.

    Wolf Schmid: Erzählstimme. In: Matίas Martίnez (Hg.): Handbuch Erzählliteratur. Theorie, Analyse, Geschichte. Stuttgart 2011, S. 131–138, hier S. 132.

  96. 96.

    Wurm: Die Autobiographik (Anm. 78), S. 243 ff. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an den Begriff des ‚sozialen Rahmens‘, der auf Maurice Halbwachs zurückgeht; siehe die Definitionen bei Assmann: Formen des Vergessens (Anm. 5), S. 47 und Erll: Kollektives Gedächtnis (Anm. 38), S. 13.

  97. 97.

    Schneider: Ansteckende Geschichte (Anm. 39), S. 21; siehe auch Fludernik: Erzähltheorie (Anm. 33), S. 12; Albrecht Koschorke: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie [2012]. Frankfurt am Main 22012, S. 27 ff.; Ibsch: Die Shoah erzählt (Anm. 39), S. 13.

  98. 98.

    Schneider: Ansteckende Geschichte (Anm. 39), S. 21; Fludernik: Erzähltheorie (Anm. 33), S. 12.

  99. 99.

    Heinrich Christian Meier: Im Frühwind der Freiheit. Roman. Düsseldorf/München/Hamburg 1949, S. 179 f.

  100. 100.

    Es handelt sich um folgende Erzähltexte: Friedrich Schlotterbeck: Je dunkler die Nacht (1945); Luise Rinser: Gefängnistagebuch (1946); Ernst Wiechert: Der Totenwald (1946); David Rousset: L´univers concentrationnaire (1946); Lina Haag: Eine Handvoll Staub (1947); Arnold Weiss-Rüthel: Die Erschießung des Bibelforschers (1949); Heinrich Christian Meier: Im Frühwind der Freiheit (1949); Elisabeth Langgässer: Märkische Argonautenfahrt (1950); Hans Werner Richter: Du sollst nicht töten (1955); Erwin Strittmatter: Ole Bienkopp (1963); Paul Schallück: Wir sind ja auch bald drüben (1966); Herbert Nachbar: Ein dunkler Stern (1973); Fred Wander: Der siebente Brunnen (1971); Jorge Semprún: Le mort qu´il faut (2001); Günter Grass: Beim Häuten der Zwiebel (2006).

  101. 101.

    Der Aufbau-Verlag in Ostberlin editiert schon im Jahr 1949 eine erste deutsche Übersetzung mit dem Titel Die Gattung Mensch.

  102. 102.

    Ich verzichte an dieser Stelle auf umfassende Literaturhinweise zu Juden in der Literatur, verweise jedoch auf einige Arbeiten, die die grundsätzliche Problematik dieses Ansatzes herausarbeiten: Klaus-Michael Bogdal: Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz. Perspektiven der Forschung. In: Klaus-Michael Bogdal/Klaus Holz/Matthias N. Lorenz (Hg.): Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz. Stuttgart/Weimar 2007, S. 1–12; Mona Körte: Judaeus ex machina und ,jüdisches perpetuum mobile‘. Technik oder Demontage eines Literarischen Antisemitismus? In: Klaus-Michael Bogdal/Klaus Holz/Matthias N. Lorenz (Hg.): Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz. Stuttgart/Weimar 2007, S. 59–73; Mona Körte: ,Juden und deutsche Literatur‘. Die Erzeugungsregeln von Grenzziehungen in der Germanistik. In: Werner Bergmann/Mona Körte (Hg.): Antisemitismusforschung in den Wissenschaften. Berlin 2004, S. 353–374; Matthias N. Lorenz: ,Auschwitz drängt uns auf einen Fleck‘. Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser. Mit einem Vorwort von Wolfgang Benz. Stuttgart/Weimar 2005; Matthias N. Lorenz: Juden.Bilder in Literatur und Film seit 1945. In: Text und Kritik. Zeitschrift für Literatur. Heft 180. München 2008, September 2008, S. 3–5.

  103. 103.

    Auch mit Blick auf die Sinti/Roma verweise ich hier nur auf einige grundlegende Veröffentlichungen: Udo Engbring-Romang/Daniel Strauß (Hg.): Aufklärung und Antiziganismus. Hg. im Auftrag der Gesellschaft für Antiziganismusforschung e. V. Seeheim 2003; Susan Tebbutt (Hg.): Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur. Frankfurt am Main/Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien 2001, hier unter anderem Daniel Strauß: Antiziganismus in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, S. 101–110. Kritisch zum Begriff des „Antiziganismus“ und zur Vergleichbarkeit von Sinti/Roma und Juden äußern sich Michael Zimmermann: Antiziganismus – ein Pendant zum Antisemitismus? Überlegungen zu einem bundesdeutschen Neologismus. In: Klaus-Michael Bogdal/Klaus Holz/Matthias N. Lorenz (Hg.): Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz. Stuttgart/Weimar 2007, S. 337–346 und Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner (Anm. 80), S. 12.

  104. 104.

    Lorenz: Juden.Bilder (Anm. 102), S. 3.

  105. 105.

    Körte: ,Juden und deutsche Literatur‘ (Anm. 102), S. 368; ähnlich auch bei Mona Körte: Die Uneinholbarkeit des Verfolgten. Der ewige Jude in der literarischen Phantastik. Frankfurt am Main/New York 2000, S. 12–16.

  106. 106.

    Mona Körte verweist darauf, dass es an „einem theoretischen Konzept der literarischen Stereotypenforschung“ fehle (Körte: ,Juden und deutsche Literatur‘ (Anm. 102), S. 368).

  107. 107.

    Lorenz: Juden.Bilder (Anm. 102), S. 3.

  108. 108.

    Bogdal: Literarischer Antisemitismus (Anm. 102), S. 5.; Lorenz: Juden.Bilder (Anm. 102), S. 3; Körte: Judaeus ex machina (Anm. 102), S. 66.

  109. 109.

    Lorenz: Juden.Bilder (Anm. 102), S. 3; Körte: Judaeus ex machina (Anm. 102), S. 68.

  110. 110.

    Bogdal: Literarischer Antisemitismus (Anm. 102), S. 8.

  111. 111.

    Referiert und kritisch kommentiert werden die verschiedenen Kriterienkataloge, die helfen sollen, den Antisemitismus in den literarischen Texten aufzuspüren, in: Lorenz: ,Auschwitz drängt uns auf einen Fleck‘ (Anm. 102), S. 59–78.

  112. 112.

    Ebd., S. 75.

  113. 113.

    Körte: Judaeus ex machina (Anm. 102), S. 66, 72; Lorenz: ,Auschwitz drängt uns auf einen Fleck‘ (Anm. 102), S. 75 f.

  114. 114.

    Mit etwas anderer Akzentuierung diskutiere ich unter Punkt 4.3 die Frage der poetischen Anerkennung/Missachtung der Bibelforscher-Figuren in den von mir analysierten Texten.

  115. 115.

    Die Textrhetorik rehabilitiert den Autor als eine zentrale Größe literarischer Kommunikation. Prämisse ist, dass „sich Texte nicht selbst schreiben, dass folglich jedes Artefakt immer auch Repräsentation eines vorgängigen Bewusstseinsprozesses ist. […]. Wenn Rhetorik die strategische Handlungsebene menschlicher Kommunikation ist, dann hat es die produktionsseitig denkende Textrhetorik mit der Frage ihrer Umsetzung in Textur zu tun. Der Orator muss sich im Sinne der rhetorischen Gedankenführung als lenkende oder intervenierende Größe mit seinem Telos gewissermaßen im Text platzieren. […], er [muss] bei der Produktion seines Textes solche Strukturen aufbauen […], von denen er hoffen kann, dass sie die gewünschten Bedeutungen im Rezeptionsvorgang erzeugen“ (Knape: Was ist Rhetorik? (Anm. 94), S. 109 f.).

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Schmidtchen, N. (2022). Einführung. In: „Narren in Christo“. Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion, vol 5. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65922-9_1

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