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Wissensbestände und Wissensquellen im Entscheidungsprozess zur Risikoprädiktion der Alzheimer-Demenz. Medizinische Expert*innen und andere epistemische Autoritäten

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Facetten von Gesundheitskompetenz in einer Gesellschaft der Vielfalt

Zusammenfassung

Wissen ist ein zentraler Baustein von Gesundheitskompetenz. Wissen wird in medizinisch-beratenden Kontexten oft im Sinne von Informationen verstanden, die unidirektional vermittelt und auf Patient*innenseite behalten werden müssen. Angemessene und optimal aufbereitete Informationen sind aber nur eine von diversen Gelingensbedingungen von Gesprächen – interaktive Komponenten und Vorwissen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Für die Verbesserung von Beratungsgesprächen zur Risikoprädiktion der Alzheimer-Demenz lohnt sich ein Blick auf Wissensquellen, die Patient*innen und Angehörige explizit angeben oder mittels sprachlicher Positionierungen in Gesprächen als Träger*innen epistemischer Autorität auszeichnen. Im Beitrag werden Wissensbestände und -quellen untersucht, die aus Interviewdaten der PreDADQoL-Studie herausgearbeitet wurden. Folgende übergeordnete Kategorien sind im Text differenziert und erläutert: (1) der (ehemalige) medizinnahe berufliche Hintergrund, (2) Demenzerkrankungen im sozialen Umfeld, (3) weitere Krankheitserfahrungen, (4) unbestimmtes (Allgemein-)Wissen und (5) die (mediale) Öffentlichkeit. Es finden sich verschiedene relevante Typen von Wissensbeständen, z. B. (erstpersonales) Erfahrungswissen, Sprachwissen, prozedurales Wissen sowie (vages) Alltags- und Weltwissen, die jeweils zu unterschiedlichen Empfehlungen für die Praxis führen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass nicht-ärztliche Wissensquellen bei gesundheitsbezogenen Entscheidungen bedeutsam sind. Sie sollten eingehender beforscht werden und können Beratungsgespräche zur Prädiktion bereichern.

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Notes

  1. 1.

    Die Datenbasis dieses Textes wurde im Era-Net-Neuron Projekt PreDADQoL (Fkz: 01GP1624) erhoben, die Gespräche wurden im Rahmen des Projekts PreDADQoL sowie im Era-Net-Neuron Projekt PreTAD (Fkz: 01GP2123A) ausgewertet. Die Autor*innen danken den beteiligten Ärzt*innen der Uniklinik Köln sowie den Patient*innen und Angehörigen für ihren Beitrag und ihre Unterstützung.

  2. 2.

    Gespräche zwischen Ärzt*innen und Patient*innen sind ein typisches Beispiel helfender und beratender Interaktion. Der Unterschied zwischen letzterer ist nicht klar definiert und stark vom Themenbereich und der (Forschungs-)Perspektive abhängig. I. d. R. wird der Begriff Beratungsgespräch thematisch breiter gefasst (Pick 2017, S. 428), helfende Interaktionen – wie sie Graf und Spranz-Fogasy (2018, S. 419) beschreiben – betreffen v. a. professionell-helfende Interaktionstypen, wie Gespräche in Medizin, Psychotherapie oder Coaching. Natürlich enthalten auch helfende Interaktionen beratende Anteile.

  3. 3.

    Imo (2019, S. 269) definiert sprachliche Akkommodation in Anlehnung an Coupland und Coupland (1988) als in „einem weiten Sinne […] wechselseitige Passungsprüfung sprachlicher und interaktionaler Strukturen im Verlauf [jeder normalen] Interaktion.“

  4. 4.

    Wissensbezogene Prozesse sind nicht direkt zugänglich, dieser Mangel kann aber durch die Analyse und Interpretation von erzähltem Wissen und Verhalten zugänglich gemacht werden. Hilfreich sind dabei die Accounting Practices, d. h. die „Bemühungen der Akteure, im Vollzug von Handlungen immer auch für deren Verstehbarkeit, Plausibilität und Intelligibilität“ (Bergmann und Quasthoff 2010, S. 25) zu sorgen.

  5. 5.

    Hierbei handelt es sich um den Anspruch auf einen gewissen Wissensbestand. Epistemic Stance wird u. a. durch Äußerungen wie ich denke, ich weiß, ich vermute, wahrscheinlich usw. angezeigt.

  6. 6.

    In diesem Beitrag werden einzelne direktzitierte Ausdrücke aus den Gesprächen ebenso wie Kategorien und Konzepte kursiv hervorgehoben. Da es sich bei der Ergebnisdarstellung nicht um längere Transkriptausschnitte, sondern um musterhaft vorkommende Mehrwortverbindungen handelt, die sowohl von Patient*innen als auch von Angehörigen eingesetzt wurden, werden diese zusammengefasst als Sprecher*innen bezeichnet und nur dann unterschieden, wenn die andere Gruppe ausgeschlossen werden soll.

  7. 7.

    Unter Register wird nach Dittmar (1997, S. 10) eine Art Varietät (systemische Existenzform des Sprechens) verstanden, die in erheblichem Maße durch die Situation, das Interaktionsverhältnis, die Rolle und den Gesprächsgegenstand (Thema) gekennzeichnet ist.

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Schwegler, C., Romotzky, V., Woopen, C. (2023). Wissensbestände und Wissensquellen im Entscheidungsprozess zur Risikoprädiktion der Alzheimer-Demenz. Medizinische Expert*innen und andere epistemische Autoritäten. In: Baumeister, A., Schwegler, C., Woopen, C. (eds) Facetten von Gesundheitskompetenz in einer Gesellschaft der Vielfalt. Schriften zu Gesundheit und Gesellschaft - Studies on Health and Society, vol 6. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65586-3_8

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