Abstract
The notion of circulation that enjoyed currency around 1800 was thoroughly influenced by the tenets of national economy. Hegel, drawing in turn on the writings of Adam Smith, lent the relationships of dependency in which economic subjects were inevitably embroiled a philosophical turn: To Hegel, the value that circulated among individuals was recognition; a variable standard of evaluation that allowed him to mediate dependency and freedom with each other. While recognition played a particularly prominent role when it came to the love between men and women, it could also be observed in the relationship between masters and servants/slaves. Prominently negotiated in Kleist’s Die Verlobung in St. Domingo, the then dominant ideas regarding value and circulation were subsequently expressed even more unequivocally in Theodor Körner’s stage adaptation of Kleist’s novella (1812). The fact that Körner’s play catered to the deeply entrenched moral expectations of contemporary audiences contributed greatly to its initial success – yet it also meant that the drama ultimately did not enter sustained circulation.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Die Gelehrten, die Smith im Sommer 1764 in Toulouse zu treffen erwartete, waren nicht anwesend. Außerdem spricht Smith nur schlecht Französisch. Vgl. Roy H. Campbell, Andrew S. Skinner (Hrsg.): Adam Smith, New York 1982, 126. Smith schreibt aus Toulouse an seinen Freund David Hume: »I have begun to write a book in order to pass away the time. You may believe I have very little to do.« Adam Smith: Brief an David Hume, 05.07.1764, in: The Glasgow Edition of Works and Correspondence of Adam Smith, hrsg. von Ernest Campbell Mossner, Ian Simpson Ross, Oxford 1977, Bd. 6, 99 f.
- 2.
Vgl. Campbell/Skinner (Anm. 1), 168.
- 3.
Wikipedia: Adam Smith; zitiert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Smith [konsultiert am 14.01.2021]. Siehe auch Campbell und Skinner: »When the book appeared, many of its major themes would have been familiar to Smith’s old students, his friends, and other contemporaries.« Campbell/Skinner (Anm. 1), 168.
- 4.
Adam Smith: Der Reichtum der Nationen, hrsg. von Edwin Cannan, London 1904, Reprint hrsg. von Heinrich Schmidt, übers. von Max Stirner, Leipzig 1919, 110.
- 5.
Ebd., 1.
- 6.
Auch wenn Smith noch die Vorstellung von einem natürlichen Preis hat, also einem Arbeitswert, um den der Marktpreis »gravitiert«, zeigt die Tatsache, dass sich der Wert der Arbeit aus drei Variablen – nämlich Lohn, Profit und Grundrente – errechnet, schon die Relativität dieses Wertes an. Ebd., 34.
- 7.
Die Paradoxa der sich hier andeutenden Arbeitswerttheorie (sie zeigen sich im Falle der Luxusgüter oder der Kunst: geringer Gebrauchswert, aber hoher Tauschwert) führen schließlich zu ihrer Abschaffung.
- 8.
Smith, Reichtum der Nationen (Anm. 4), 8.
- 9.
Ebd., 9.
- 10.
Ebd., 10 [Hervorhebung A. S.].
- 11.
Vgl. ebd.
- 12.
Ebd., 8 [Hervorhebung A. S.].
- 13.
»Es geschieht […] eine Stabilisierung des Systems gerade durch ein konstitutives Ungleichgewicht, das […] eine Zukunft kontingenter Ereignisse, einen irreversiblen Zeitablauf eindringen lässt«. Joseph Vogl: Ökonomie und Zirkulation um 1800, in: Weimarer Beiträge 43/1 (1997), 69–78, hier: 72.
- 14.
Ebd., 71.
- 15.
John Bellamy Foster, Brett Clark: The Expropriation of Nature, in: Monthly Review 69/10 (2018); zitiert nach: https://monthlyreview.org/2018/03/01/the-expropriation-of-nature/ [konsultiert am 14.01.2021].
- 16.
Susan Buck-Morss: Hegel und Haiti. Für eine neue Universalgeschichte, übers. von Laurent Faasch-Ibrahim, Berlin 2011, 17.
- 17.
Georg W. F. Hegel: System der Sittlichkeit [Critik des Fichteschen Naturrechts], hrsg. von Horst D. Brandt, Hamburg 2002.
- 18.
So unter anderem in ders.: Fragment 10. Die Liebe, in: ders.: Hegels theologische Jugendschriften. Nach den Handschriften der Kgl. Bibliothek in Berlin, hrsg. von Herman Nohl, Tübingen 1907, Nachdruck Frankfurt a. M. 1966, 378–382. Ich gebe hier die Konturierung von Hegels Anerkennungsbegriff nach Honneth wieder. Honneth scheint sich sowohl auf Nohls Manuskript als auch auf Hegels Phänomenologie des Geistes zu beziehen. Vgl. Axel Honneth: Anerkennung. Eine europäische Ideengeschichte, Frankfurt a. M. 2018, 170–172. Im Sittlichkeitsmanuskript findet sich nur eine kurze Notiz zur Liebe. Vgl. Hegel, System der Sittlichkeit (Anm. 17), 12.
- 19.
In der Phänomenologie des Geistes wird die »Bewegung des Anerkennens« ähnlich komplex gestaltet: Ein doppelsinniges Anderssein (Außer-sich-Sein und Im-Andern-Sein) wird doppelsinnig aufgehoben (Aufheben des Anderen und Aufheben von sich selbst), um dadurch eine doppelsinnige Rückkehr (zu sich selbst und ohne das andere, das es aus sich wieder frei entlässt) zu gewinnen. Vgl. Georg W. F. Hegel: Phänomenologie des Geistes, nach dem Texte der Originalausgabe, hrsg. von Johannes Hoffmeister, 6. Auflage, Hamburg 1952, 141 f.
- 20.
Ders., System der Sittlichkeit (Anm. 17), 24 ff.
- 21.
Ebd., 24.
- 22.
Hegel führt den Wert in Absetzung zum Preis als »ideales Maß« und als »Gleichheit als Abstraktion« ein. Ebd.
- 23.
Ebd., 24 ff.
- 24.
Ebd., 30.
- 25.
Ebd., 29.
- 26.
Ebd., 77. Die wirtschaftliche Ungleichheit ist mit der politischen verbunden: »[D]er einzelne ungeheuer Reiche wird eine Macht«. Ebd., 78.
- 27.
Ebd., 77.
- 28.
Ebd.
- 29.
Ebd., 78.
- 30.
Ders., Phänomenologie (Anm. 19), 147. Wichtig ist die Doppelsinnigkeit des reziproken Handelns, die bei ungleicher Anerkennung fehlt: »Aber zum eigentlichen Anerkennen fehlt das Moment, daß, was der Herr gegen den Andern tut, er auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen sich, er auch gegen den Andern tue.« Ebd.
- 31.
Ders., System der Sittlichkeit (Anm. 17), 25.
- 32.
Ebd.
- 33.
Ebd.
- 34.
Ebd.
- 35.
Ebd., 26.
- 36.
Ebd.
- 37.
Aufgehoben – ganz in Hegels Sinne – ist die Gegenläufigkeit in der Formlogik, die sein gesamtes System ausmacht: Die Entwicklung zur absoluten Sittlichkeit wird in einer universalen Differenzierungs- und Entdifferenzierungslogik beschrieben, die von einem Begehren zur Konkretisierung und zur Bedürfnisbefriedigung einerseits, von einem Vereinigungs- und Aufhebungsbegehren andererseits dynamisiert wird. Entdifferenzierung bedeutet ideelle Vereinigung, Differenzierung konkretes Leben, Bestimmtheit, Verhältnis. Einmal wird Sein im Modus seiner Idealität betrachtet, das andere Mal im Modus seiner Realität. Parallel dazu benutzt Hegel Formulierungen von Innen und Außen sowie Anschauung und Abstraktion/Begriff. Vgl. ebd., 30, 27 f.
- 38.
Vgl. Buck-Morss (Anm. 16), 74. Ich folge in diesem Text der Darstellung von Susan Buck-Morss.
- 39.
Vgl. ebd., 70 f.
- 40.
Das Herrschaft-Knechtschaft-Verhältnis lässt sich laut Ottmann zumindest in den Jenenser Systemen, wozu das System der Sittlichkeit zählt, als Herr-Sklave-Verhältnis verstehen: Hegel hat »›Herrschaft und Knechtschaft‹ auf die Sklaverei bezogen.« Henning Ottmann: Herr und Knecht bei Hegel. Bemerkungen zu einer mißverstandenen Dialektik, in: Zeitschrift für philosophische Forschung 35/4 (1981), 365–384, hier: 374. Vgl. auch die Aussage, dass Naturzustand und Sklaverei hier zwar nicht begrifflich präzisiert seien, aber »sie schälen sich bis 1805/06 als die […] einzig plausiblen Bezugspunkte von ›Herrschaft und Knechtschaft‹ heraus.« Ebd.
- 41.
Historiker:innen wie Susan Buck-Morss, Pierre-Franklin Tavarès und Nick Nesbitt sind davon überzeugt, dass Hegel mit seinen Überlegungen zum Verhältnis von Herrschaft und Knechtschaft darauf Bezug nimmt. An Hegels Texten lässt sich das allerdings nicht belegen. Susan Buck-Morss erklärt Hegels indirekte Bezugnahme unter anderem damit, dass Hegel den Freimaurern nahestand, die »politische Geheimhaltung mit dem Wunsch nach öffentlicher Transparenz« zu realisieren versuchten – ein paradoxes Unternehmen. Hegels Schweigen führt Buck-Morss auf dessen prekäre private Lage und die Anfänge seiner beruflichen Karriere zurück: Es sei davon auszugehen gewesen, »daß dieses Thema weder bei den politischen Autoritäten in Deutschland noch bei Napoleon auf große Gegenliebe stoßen würde.« Buck-Morss (Anm. 16), 35, 37. Beide Einschätzungen scheinen mir fraglich, deuten sie Hegels Schreiben doch als eines, das politisch sehr in Abhängigkeiten eingeklammert ist, für die es keinen weiteren Anhalt gibt.
- 42.
Auch hier folge ich Susan Buck-Morss’ Darstellung. Vgl. ebd., 67 ff.
- 43.
Grégory Pierrot: Our Hero. Toussaint Louverture in British Representations, in: Criticism 50/4 (2008), 581–607. Toussaint Louverture habe dem Angebot zu dem heimlichen Handelsabkommen nicht zugestimmt; dennoch verbreitet sich die Nachricht in England.
- 44.
Vgl. ebd., 583.
- 45.
»In caricatures, newspaper articles, and books of the time, Toussaint was systematically presented as a British figure, in spirit if not in fact. Simultaneously, in making Toussaint into a lone hero, separated from his political action and background, journalists and writers were working on the erasure of Haitian Revolution from British history. In the last years of his life, but even more so immediately after his death, Toussaint Louverture was turned into a British literary character to neutralize his political legacy and dissolve it into British culture and hegemony«. Ebd., 582.
- 46.
So Archenholz in seiner Einführung der Artikel zu Saint-Domingue. Johann Wilhelm von Archenholz: Zur neuesten Geschichte von St. Domingo, in: Minerva 52/4 (1804), 340 f., hier: 340.
- 47.
Das bekannteste Gedicht ist sicher das von William Wordsworth, das 1802 und 1803 in der Morning Post erscheint. Vgl. dazu Cora Kaplan: Black Heroes/White Writers. Toussaint Louverture and the Literary Imagination, in: History Workshop Journal 46/1 (1998), 33–62.
- 48.
Archenholz druckt einen von ihm übersetzten Brief des haitianisch-amerikanischen Unterhändlers Joseph Bunel an Dessalines vom 9.10.1803 ab, in dem Bunel Dessalines über Toussaints Tod in Kenntnis setzt: »General Toussaint ist im März zu Besancon in der Citadelle gestorben«. Johann Wilhelm von Archenholz (Hrsg.): Actenstücke zur Geschichte der Revolution in St. Domingo, in: Minerva 52/4 (1804), 345–351, hier: 349.
- 49.
Vgl. Heinrich von Kleist: Brief an Ulrike von Kleist, 23.04.1807, in: ders.: Werke und Briefe in vier Bänden, hrsg. von Siegfried Streller, Berlin/Weimar 1978, Bd. 4, 365.
- 50.
»[W]enn wir unsre Gefängnisse nur mit Zimmern verwechseln dürfen, wie wir auszuwirken hoffen so sind wir völlig zufrieden. Die ganze Veränderung mindestens, die ich dadurch erleide, besteht darin, daß ich nunmehr in Joux, statt in Dresden oder Weimar dichte; und wenn es nur gute Verse sind, was gilt das Uebrige?« Ders.: Brief an Christoph Martin Wieland, 10.03.1807; zitiert nach: http://www.kleist-digital.de/brief?id=letters/b_103.xml [konsultiert am 14.01.2021].
- 51.
Kleist bedankt sich im Auftrag seines Freundes Ehrenberg für »le voyage en Italie, d’Archenholz«. Ders.: Brief an Bureau, 31.03.1807, in: Kleist, Briefe (Anm. 49), 364 f. Es wird sich um Band 4 oder 5 der fünfbändigen Ausgabe gehandelt haben, in denen Italien beschrieben wird. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Kleist mangels weiterer Lektüre das Werk auch gelesen hat.
- 52.
Als mögliche weitere Quellen werden von der Forschung genannt: Heinrich Zschokkes Journale, Cottas Morgenblatt (Aug. 1810, Nr. 191, 192, 195, 196) und ein 1810 im Mercure de France erschienener Artikel, den Kleist für seine Berliner Abendblätter übersetzt hat. Vgl. Louis de Sevelinges: Über den Zustand der Schwarzen in Amerika, in: Berliner Abendblätter 1811, Nr. 10–12. Möglicherweise hat Kleists Aufenthalt im Fort de Joux einen prominenten Anstoß geliefert hat: Auch Mirabeau war im Fort de Joux inhaftiert. Kleist begegnet also auch ihm indirekt an diesem Ort. Mirabeau geht bekanntlich in Kleists Schrift /Über die/ allmählichen Verfertigung der Gedanken beim Reden ein, die von der Forschung auf Kleists Königsberger Zeit datiert wird. Die Begründung für die Datierung auf 1805/06 stützt sich auf die in dem Text genannte Arbeitssituation mit seiner Schwester. Die Abschrift des Textes lässt sich allerdings auf die Dresdner Zeit (1807/08) datieren, also unmittelbar nach Kleists Gefängnisaufenthalt. Entsteht der Text vielleicht auch erst in der Gefangenschaft oder gar erst in Dresden?
- 53.
So Patrick Eser in Paraphrase von Hans-Jürgen Lüsebrink. Vgl. Patrick Eser: Cultures of Resistance. Dialectical Images of the Haitian Revolution in Haitian Culture and Literature, in: Wiebke Beushausen u. a. (Hrsg.): Practices of Resistance in the Caribbean. Narratives, Aesthetics, and Politics, London 2018, 104–121, hier: 108 f.
- 54.
Kleists Freund Rühle hatte das Manuskript während Kleists Inhaftierung an Cotta geschickt. Von Cotta fordert Kleist das Manuskript zurück, da er noch nicht weiß, dass der Verleger die Erzählung eine Woche zuvor in seinem Morgenblatt abgedruckt hat. Vgl. Klaus Müller-Salgets Kommentar in: Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden, hrsg. von Klaus Müller-Salget, Frankfurt a. M. 1990, Bd. 3, 802. Um Cottas Zentralstellung für die Zirkulation von Publikationen weiß Kleist. Cottas Mitarbeiter Ludwig Ferdinand Huber hatte anlässlich der anonymen Publikation von Kleists Familie Schroffenstein bei Gessner in Bern geschrieben: »Da dieses Stück in keiner deutschen Buchhandlung herausgekommen ist, so könnte es vielleicht erst spät, und überhaupt weniger, als zu wünschen wäre, in Cirkulation kommen«. Zitiert nach Julius I-Tsun-Wan: Heinrich von Kleist und Johann Friedrich Cotta. Ein Beitrag zur Verlagsgeschichte, in: DVjs 92 (2018), 493–529. I-Tsun-Wan zitiert hier aus: Helmut Sembdner (Hrsg.): Heinrich von Kleists Lebensspuren. Dokumente und Berichte der Zeitgenossen, 7. Aufl., München 1996, Nr. 98a.
- 55.
Dieser Schluss geht weit über Hegels Vorstellungen von institutionell verbürgter, vernunftgemäßer Ordnung hinaus und vereinnahmt den Text für eine Lesart, die nicht zu Hegels Ansinnen passt. Aber sie legt sich beim Lesen des Manuskripts nahe, wenn man die angelegte Analogie von ökonomischer und moralischer Verhandlung zu Ende führt.
- 56.
Für Hegels Verständnis von Liebe, die in der Anerkennung symmetrisch verteilt ist, die Freiheit und Bindung komplementär verteilt und die normativ bekräftigt wird, gilt das natürlich gerade nicht. An Kleist kritisiert Hegel dessen Vorstellung einer romantischen Liebe. Vgl. Dirk Grathoff: Kleist. Geschichte, Politik, Sprache. Aufsätze zu Leben und Werk Heinrich von Kleists, Opladen 1999, Kap. »Hegel und Kleist«.
- 57.
Heinrich von Kleist: Die Verlobung in St. Domingo, in: ders.: Sämtliche Werke und Briefe, hrsg. von Roland Reuß, Peter Staengle, München/Frankfurt a. M. 2010, Bd. II, 164–200, hier: 165.
- 58.
Ebd., 165, 166.
- 59.
Ottmar Ette spricht beispielsweise von einer »verdichtete[n] Darstellung gelebter und lebbarer Wirklichkeit, in der das historisch Vorgefundene mit dem literarisch Erfundenen so zu einem Erprobungsraum konfiguriert wird, dass das Lebbare und Erlebbare wie in einer Laborsituation […] nicht allein imaginiert, sondern zugleich erkundet, mehr noch durchgespielt, ja vom Lesepublikum durchgespielt werden kann. Die Verlobung in St. Domingo bildet […] in geradezu idealtypischer Weise einen derartigen experimentellen Erprobungsraum – und zwar keinesfalls zufällig am Beispiel jenes Haiti, das im globalen Maßstab als Herausforderung und Paradigma zugleich die Frage nach Konvivenz im weltweiten Maßstab radikal stellte«. Vgl. Ottmar Ette: Mobile Preußen. Ansichten jenseits des Nationalen, Stuttgart 2019, 120. Auch wenn Ette von einem »experimentellen Erprobungsraum« spricht, bleibt die Ausrichtung auf die »Konvivenz« das sistierende politisch-moralische Ideal: »Im Kollaps einer nicht mehr tragfähigen rassistischen Konvivenz entfaltet die Erzählung die Diegese einer Neuen Welt, in der sich neben den Zeichen der Zerstörung erste Anzeichen eines künftigen friedvollen Zusammenlebens ankündigen«. Ebd., 139. Wie sich eine solche Deutung – so vorbehaltlich auch immer – mit Kleists Übersetzung des Aufsatzes Über den Zustand der Schwarzen in Amerika von 1810, der eine die Sklaverei stabilisierende Wirkung hat, harmonisieren lässt, bleibt unklar.
- 60.
Hegel, System der Sittlichkeit (Anm. 17), 25.
- 61.
Kleist, Verlobung (Anm. 57), hier: 170.
- 62.
Ebd.
- 63.
Hierfür stehen zum einen die Gelbfieber-Episode, zum anderen die Frage nach ihrer Bindung an einen Bräutigam. Vgl. ebd., 174–176.
- 64.
Vogl (Anm. 13), 74.
- 65.
Ebd., 70.
- 66.
Kleist, Verlobung (Anm. 57), 198.
- 67.
Ebd.
- 68.
Hegel nennt im Sittlichkeitsmanuskript das Streben des Einzelnen nach einer Einheit eine »unvollkommene Vereinigung«. Das Gefühl des Aufgehobenseins in dieser Einheit ist der Genuss. Allerdings ist dieser Genuss eine »rein sittliche« »Sättigung«. Hegel, System der Sittlichkeit (Anm. 17), 4–7.
- 69.
Hegel liest Kleist, aber wohl nicht die Verlobung. Seine Kritik an Kleists Prinzen von Homburg dürfte aber genauso auf die Verlobung beziehbar sein: Hegel kritisiert, es fehle an »Einheit und Festigkeit des Charakters«. An der romantischen Gesinnung zeige sich »nur Kraft zum zerstörenden genialen Spiele mit dem bisher Gültigen«, so die Mitschrift des Schülers Heinrich Gustav Hotho. Es mangele »an dem substantiellen Gehalt, der in letzter Instanz entscheidet«. Grathoff (Anm. 56), 220 f.
- 70.
Vgl. Theodor Körner: Toni. Ein Drama in drei Aufzügen, hrsg. von André Georgi, Düsseldorf 2019. André Georgis Edition von Theodor Körners Drama Toni hat mich zu diesem Thema angeregt. André Georgis Nachwort verdanke ich auch die Hinweise auf die Quellen zur Körner- und Kleist-Rezeption. Ich gebe hier Georgis kenntnisreiche Darstellung detailliert wieder.
- 71.
Dora Stock in einem Brief an Friedrich Benedikt Weber vom 11.04.1808 und Emma Körner in einem Brief an Friedrich Benedikt Weber vom 15.04.1808, in: Albrecht Weber (Hrsg.): Briefe der Familie Körner 1804–1815, in: Deutsche Rundschau 4/9 (1878), abgedruckt in: Brandenburger Kleist-Blätter 14 (2001), 593, 596 Vgl. Georgi (Anm. 71), 84.
- 72.
Theodor Körner in einem Brief an seine Familie, 04.10.1811, in: Theophil Zolling (Hrsg.): Heinrich von Kleists sämtliche Werke, 1. Teil, Berlin/Stuttgart 1885, abgedruckt in: Brandenburger Kleist-Blätter (Anm. 72), 844 Vgl. Georgi (Anm. 71), 88.
- 73.
Theodor Körner in einem Brief an seine Familie, 01.02.1812, in: ders.: Theodor Körner’s sämmtliche Werke. Im Auftrage der Mutter des Dichters und mit einem Vorworte begleitet von Karl Streckfuß, Berlin 1835, 355 Vgl. Georgi (Anm. 71), 89.
- 74.
Theodor Körner an seine Familie, 18.04.1812, in: ebd., 357 Vgl. Georgi (Anm. 71), 91.
- 75.
Johann Wolfgang von Goethe an Gottfried Körner, 23.04.1812, in: ebd., XV Vgl. Georgi (Anm. 71), 91.
- 76.
Gottfried Körner an seinen Sohn, 17.01.1812, in: Theodor Körners Briefwechsel mit den Seinen (Anm. 69), 170 Vgl. Georgi (Anm. 71), 94.
- 77.
Körner, Toni (Anm. 71), 62 Vgl. Georgi (Anm. 71), 91.
- 78.
Goethe (Anm. 76), XV.
- 79.
Gustav betont seine Sittlichkeit Toni gegenüber: »Sprich, hältst du mich für gut? […] Ich bin auch gut, ich kann es freudig sagen«. Körner, Toni (Anm. 71), 27.
- 80.
Toni sagt zu Gustav: »Wenn du mich liebst, so glaubst du auch an mich« und »die Liebe soll dich retten«. Ebd., 43, 48. Gustav begegnet seinen anfänglichen Zweifeln an Tonis Treue mit der bewussten Entscheidung, ihr doch zu vertrauen: »Errathen hab’ ich dich nicht, doch glauben will ich dir.« Ebd., 56.
- 81.
Toni sagt: »Ja, ich folge dir«, Gustav erwidert: »Hier hast du meine Männerhand, ich weiche nicht von dir, nicht in Lust und Schmerz. Du bist mein Weib!« Ebd., 33.
- 82.
Zum Inklusionsangebot des Populären siehe Hedwig Pompes Beiträge zur Unterhaltung: dies.: Art. »Unterhaltung«, in: Vormärz-Handbuch, hrsg. von Norbert Otto Eke, Bielefeld 2020, 590–601. Anna Ananieva, Dorothea Böck, Hedwig Pompe: Auf der Schwelle zur Moderne. Szenarien von Unterhaltung zwischen 1780 und 1840, Bielefeld 2014.
- 83.
Ludwig Tieck in einer Rezension der Toni in der Dresdner Abendzeitung, 11.02.1823, 144; zitiert nach: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/141663/4/0/# [konsultiert am 14.01.2021] Vgl. Georgi (Anm. 71), 72 f.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2023 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Schütte, A. (2023). Anerkennung als »currente Waare«. Der Wert der Zirkulation bei Smith, Hegel, Kleist und Körner. In: Gamper, M., Müller-Tamm, J., Wachter, D., Wrobel, J. (eds) Der Wert der literarischen Zirkulation / The Value of Literary Circulation. Globalisierte Literaturen. Theorie und Geschichte transnationaler Buchkultur / Globalized Literatures. Theory and History of Transnational Book Culture, vol 3. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65544-3_30
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-65544-3_30
Published:
Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-65543-6
Online ISBN: 978-3-662-65544-3
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)