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Wundersame Buch-Reisen. Zur Medialität des Erzählens in Selma Lagerlöfs Nils Holgersson (1906/1907)

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Von Mund- und Handwerk

Part of the book series: Studien zu Kinder- und Jugendliteratur und -medien ((SKJM,volume 11))

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Zusammenfassung

Schon zu Lebzeiten wurde Selma Lagerlöf zu einer Sagenerzählerin stilisiert, welche die orale Tradition ihrer Heimat wiederbelebe. Gerade der Kinderbuchklassiker Nils Holgersson eignet sich gut, um zu zeigen, auf welch ausgefeilte orthografische, stilistische und narrative Verfahren die Autorin zurückgreift, um Mündlichkeit zu fingieren. Sie nutzt das Buch aber auch, um in Metaszenen über Phänomene der Mündlichkeit zu reflektieren. Dabei zeigt sich, dass sie das Phänomen einer schriftlich erzeugten Mündlichkeit auf erstaunlich moderne Weise medientheoretisch zu begreifen und in ausgeklügelten intermedialen Konstellationen produktiv zu machen versucht.

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Notes

  1. 1.

    Zur entsprechenden Rezeptionsgeschichte von Lagerlöf als mündlich improvisierender ,Märchentante‘ vgl. das Kapitel „Selma Lagerlöf. Stilisierung als Bewahrerin einer oralen Tradition“ in Katharina Müllers Studie zu Lagerlöfs Vorlesepraktiken (Müller 2018, 125–146).

  2. 2.

    Dies lässt sich nicht zuletzt an den langen Diskussionen über sprachliche Fragen belegen, die Lagerlöf mit den beiden Herausgebern der Lesebuchreihe Alfred Dalin und Fridjuv Berg führte (vgl. stellvertretend Desmidt 1997, 105–109).

  3. 3.

    Die konkrete Entstehungsgeschichte des Buches, die natürlich sehr stark durch seinen Status als Auftragsarbeit geprägt wurde, ist mit einer monografischen Studie (Ahlström 1942) und zwei auf Briefen basierenden Präsentationen (Desmidt 1997; Grönkvist 2013) verhältnismäßig gut dokumentiert. Zwei Studien von Angelika Nix bieten gute deutsche Einführungen (Nix 2002, 149–207, 2012).

  4. 4.

    Übersetzungen aus dem Schwedischen stammen – soweit nicht anders angegeben – von mir, KMW.

  5. 5.

    Aus einer biografischen Perspektive könnte man ergänzen, dass Lagerlöf und Olander zur Zeit der Entstehung des Buches liiert waren und dass Olander von Anfang an in die Konzeption des Textes eingebunden war (Nordlund 2021, 124–148).

  6. 6.

    Katharina Müller hat nachgewiesen, dass dieser Eindruck tatsächlich auf eine Verschränkung von Lautlesen und Schreiben bei Lagerlöf zurückzuführen ist (vgl. Müller 2018, 130–137).

  7. 7.

    Angesichts der Bedeutung, die in diesem Artikel orthografischen und stilistischen Details des Textes beigemessen wird, folgen die schwedischen Zitate bewusst der 1906 und 1907 erschienenen zweibändigen Erstausgabe des Nils Holgersson. Aufgrund der Layout-Vorgaben dieses Sammelbandes konnten hier allerdings nicht alle typografischen Besonderheiten der Erstausgabe wiedergegeben werden, auf die ich im Verlaufe der Argumentation zu sprechen kommen werde. Dies betrifft insbesondere die in der Erstausgabe verwendeten Interpunktionszeichen (vor allem die ungewöhnliche Verwendung der Guillemets).

  8. 8.

    Es wird bewusst auf die schöne Übersetzung von Thomas Steinfeld zurückgegriffen, die versucht, sowohl dem mündlichen Stil wie der eigentümlichen Orthografie des schwedischen Originals gerecht zu werden.

  9. 9.

    Ich verwende den Begriff der Leseszene in Analogie zu dem von Rüdiger Campe geprägten Konzept der Schreibszene, mit dem Campe auf die prekären Versuche aufmerksam macht, mit denen in literarischen Texten versucht wird, den Akt des Schreibens als heterogenes Ensemble von Instrumentalität, Körperlichkeit und Sprachlichkeit auszustellen, zu rahmen und gegebenenfalls zu problematisieren (vgl. Campe 1991). Ausführlich zum Begriff der Leseszene in Analogie und Abgrenzung zur Schreibszene vgl. Müller-Wille 2017, 39–152; Hron/Kita-Huber/Sanna 2020 und insbesondere Pethes 2020.

  10. 10.

    Schon Angelika Nix und Joachim Grage machen in ihren Lektüren auf diese Szene und die Illustration Lybecks aufmerksam. Während Nix den Übergang von Nils vom (passiven) Leser zum (aktiven) Helden des Werkes betont, verweist Grage auf das Modell eines aktiven (staunenden) Lesens, das Lagerlöf indirekt thematisiere. Vgl. Nix 2002, 169; Grage 2021, 102 f.

  11. 11.

    Carl Snoilskys Gedicht „Sveriges Karta“ – das 1904 in die Ausgabe seiner Samlade Dikter aufgenommen wurde – wird hier zitiert nach der Originalausgabe des Nils Holgersson. In der deutschen Ausgabe ist es nicht enthalten.

  12. 12.

    Eine Dokumentation und Abbildungen des Spiels, der die Zitate aus dem Paratext folgen, finden sich auf https://digitaltmuseum.se/021028851639/spel [Zugriff: 23.08.2021].

  13. 13.

    Zu späteren Romanausgaben, die mit Stills aus zeitgenössischen Stummfilmproduktionen illustriert werden, vgl. Bachmann 2012.

Literatur

Primärliteratur

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Müller-Wille, K. (2022). Wundersame Buch-Reisen. Zur Medialität des Erzählens in Selma Lagerlöfs Nils Holgersson (1906/1907). In: Boyken, T., Stemmann, A. (eds) Von Mund- und Handwerk. Studien zu Kinder- und Jugendliteratur und -medien, vol 11. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-65017-2_9

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