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Das Konstruieren von Beurteilungskontexten in Energieverantwortungsfragen

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Energieverantwortung

Part of the book series: Ethics of Science and Technology Assessment ((ETHICSSCI,volume 50))

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Zusammenfassung

In der angewandten Ethik ist es die Aufgabe, konkrete und real auftretende Problemfälle mit ethischer Tragweite zu analysieren, zu bewerten und gegebenenfalls Anleitungen zur Lösung von Dissensen anzubieten. Real auftretende Fälle weisen in der Regel viele situative Eigenschaften auf, von denen einige für die ethische Bewertung relevant sind, während andere irrelevant oder zumindest nicht relevant genug sind, um klarerweise die ethische Bewertung zu beeinflussen oder beeinflussen zu dürfen. Aufgabe der Philosophie (und insbesondere einer Philosophie, die sich mit der Frage nach einem verantwortlichen Umgang mit Energie beschäftigt) ist es daher auch, Situationen und ihre Kontexte zu isolieren, damit sie dann einer weiteren ethischen Bewertung ausgesetzt werden können.

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Notes

  1. 1.

    Eine weitere Verschränkung liegt darin, dass man sich fragen kann, inwiefern „theoretische“ Beispiele überhaupt klarerweise theoretisch sind. Wenn sie nicht gerade lebenspraxisferne Gedankenexperimente o.Ä. sind, haben die meisten Beispiele einen Bezug zu real auftretenden Fällen.

  2. 2.

    Zur Frage nach dem Status von Prinzipien in der Ethik siehe zum Beispiel Düber und Quante (2016).

  3. 3.

    Selbstverständlich ist die Konstruktion von Kontexten auch ethisch aufgeladen, auch wenn es gerade ihre Aufgabe ist, ethisch faire Bewertungen zu ermöglichen. Im Weiteren werden wir sehen, inwiefern das Konstruieren von Kontexten einerseits ethisch aufgeladen, in anderer Hinsicht aber ethisch neutral ist.

  4. 4.

    Damit soll nicht gesagt werden, dass die Teilnehmerperspektive in der Ethik keine Rolle spielt. Im Gegenteil ist es für die Ethik vermutlich zentral, dass die sich in ihren Dimensionen Bewegenden sich auch als ebensolche Teilnehmer verstehen. Die Unterscheidung zwischen Teilnehmer- und Beobachterperspektive soll nur deutlich machen, welchem Habitus, welcher Haltung und Einstellung der Kontextkonstrukteur sich verschreiben sollte.

  5. 5.

    Dieses Beispiel findet sich bei Quante (2016, 2), der den Fall unter Hinzunahme verschiedener Kontextaspekte nacheinander durchdekliniert: „Wenn ich auf dem Parkplatz an meinem Auto eine neue Schramme entdecke, ärgere ich mich über den Schaden. Wenn ich dann feststelle, dass dieser durch einen anderen Fahrer beim Einparken verursacht worden ist, kommt eine weitere Bewertung hinzu: Wir schreiben dieser anderen Person die Verantwortung für den entstandenen Schaden zu und tadeln die unvorsichtige Fahrweise. Falls sich der Schadensverursacher, ohne die Polizei zu informieren, einfach vom Ort des Geschehens entfernt hat, empören wir uns vermutlich und machen dem Verursacher moralische Vorwürfe. Spätestens dann, wenn ich erfahre, dass eine andere Person mein Auto gezielt und vorsätzlich beschädigt hat, um mich zu ärgern, nehme ich diese Handlung übel.“

  6. 6.

    Insbesondere in den letzten Jahren zeigte sich, dass sich auch in Deutschland Extremwetterereignisse häufen. Trotzdem kennen wir Fälle, in denen Deutsche von Extremwettereignissen, die sich in anderen Gebieten ereignen, eben nur indirekt betroffen sind. In Bezug auf das Extremwettereignis sind sie also nur indirekt betroffen, von den Folgen bzw. Folgeketten (zum Beispiel ausbleibenden Lebensmittellieferungen) können sie hingegen direkt betroffen sein.

  7. 7.

    „Leiden“ ist hier wieder im Betroffenheitssinn gemeint. Die eigene Wahrnehmung von Störung oder Betroffenheit spielt, wie oben bereits erläutert, keine primäre Rolle, korreliert aber selbstverständlich oft mit derjenigen Betroffenheit, die aufgrund intersubjektiv zugänglicher Einschätzungen zugeschrieben wird. Die eigene Wahrnehmung kann daher ein Hinweismarker für Betroffenheit sein, sie ist aber nicht das Kriterium.

Literatur

  • Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. 2022. Fragen und Antworten zur ‚Novemberhilfe‘ und ‚Dezemberhilfe‘. Stand: 27. November 2022. https://www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de/DE/FAQ/NhDh/novemberhilfe-und-dezemberhilfe.html. Abruf v. 2. April 2023.

  • Düber, D., M. Quante. 2016. Prinzipien, Prinzipienkonflikte und moralischer Partikularismus. Über die Rolle, Reichweite und Grenzen von Prinzipien in der Ethik. Preprints and Working Papers of the Centre for Advanced Study in Bioethics 85 (2016).

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  • Gethmann, C.F. 2021. Brauchen wir für die Ethik Werte? In Information Philosophie 1 (2021): 87–94.

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  • Quante, M. 2016. Handlungstheorie und Ethik. Preprints and Working Papers of the Centre for Advanced Study in Bioethics 86 (2016).

    Google Scholar 

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Kahmen, A., von Groote-Gotzes, B. (2024). Das Konstruieren von Beurteilungskontexten in Energieverantwortungsfragen. In: Quante, M., Kahmen, A., Loos, C., von Groote-Gotzes, B. (eds) Energieverantwortung. Ethics of Science and Technology Assessment, vol 50. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64989-3_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-64989-3_6

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-64988-6

  • Online ISBN: 978-3-662-64989-3

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