Skip to main content

Life/Lost in Translation. Romantische Schriftstellerinnen übersetzen

  • Chapter
  • First Online:
„jetzt kommen andre Zeiten angerückt“

Part of the book series: Neue Romantikforschung ((NR,volume 1))

  • 757 Accesses

Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht die Praktiken des literarischen Übersetzens und die damit verknüpften Möglichkeiten weiblicher Partizipation in einer weitestgehend männlichen dominierten deutschsprachigen Romantik. Am Beispiel der heute größtenteils vergessenen Übersetzungen Henriette Schubarts und Dorothea Tiecks aus dem Englischen werden die kreativen ästhetischen Strategien der beiden Übersetzerinnen vor dem Hintergrund romantischer Übersetzungstheorien diskutiert. Indem sie mit Formen der Rekonfiguration, Artikulation und Elision experimentierten, gelang es H. Schubart und D. Tieck sich in ihren Übersetzungen nicht nur interpretativ und reflexiv zu ihren Vorlagen in Bezug zu setzen, sondern ihren Texten eine individuelle ästhetische Kontur zu verleihen und ihre jeweils eigenen Stimmen in die Texte einzuschreiben. Der Beitrag argumentiert, dass H. Schubarts und D. Tiecks poetische Strategien des Übersetzens als Formen der literarischen Produktion – und nicht als bloße Reproduktion eines ‚Originals‘ – zu betrachten sind.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 74.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Vgl. zum Stellenwert der Übersetzung insbesondere in der deutschen Frühromantik u. a. Friedmar Apel: Sprachbewegung. Eine historisch-poetologische Untersuchung zum Problem des Übersetzens. Heidelberg 1982, S. 89–150; Gerhard Kurz: Die Originalität der Übersetzung. Zur Übersetzungstheorie um 1800. In: Ulrich Stadler, John E. Jackson, Gerhard Kurz, Peter Horst Neumann (Hg.): Zwiesprache. Beiträge zur Theorie und Geschichte des Übersetzens. Stuttgart 1996, S. 52–63; Armin Paul Frank: Main concepts of translating. Transformations during the Enlightenment and Romantic periods in France, Great Britain, and the German countries. In: Harald Kittel, Armin Paul Frank, Norbert Greiner, Theo Hermans, Werner Koller, José Lambert, Fritz Paul (Hg.): Übersetzung – Translation – Traduction. Ein internationales Handbuch zur Übersetzungsforschung. Bd. 2. Berlin 2007, S. 1573–1790.

  2. 2.

    Vgl. i. d. S. u. a. Novalis [Friedrich v. Hardenberg]: An August Wilhelm Schlegel in Jena. [30.11.1797]. In: Ders.: Schriften. Bd. 4: Tagebücher, Briefwechsel, Zeitgenössische Zeugnisse. Hg. v. Richard Samuel. Stuttgart 1975, S. 237–238, hier S. 237: „Deutschheit ist Kosmopolitismus mit der kräftigsten Individualitaet gemischt. Nur für uns sind Uebersetzungen Erweiterungen gewesen“; Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersetzens. – Zitiert nach: Friedrich Schleiermacher’s sämmtliche Werke. 3. Abtheilung: Zur Philosophie. Bd. 2. Berlin 1838, S. 244: „Dagegen dürfen wir nicht verkennen, daß viel schönes und kräftiges in der Sprache sich erst durch das Uebersezen theils entwikkelt hat, theils aus der Vergessenheit ist hervorgezogen worden.“

  3. 3.

    Vgl. u. a. Norbert Bachleitner: Striving for a Position in the Literary Field. German Women Translators from the 18th to the 19th Century. In: Ders., Murray G. Hall (Hg.): „Die Bienen fremder Literaturen“. Der literarische Transfer zwischen Großbritannien, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770–1850). Wiesbaden 2012, S. 213–228; Ulrike Walter: Übersetzerinnen in der Geschichte. Die Anfänge weiblicher übersetzerischer Erwerbsarbeit um 1800. In: Nadja Grbić, Michaela Wolf (Hg.): Grenzgängerinnen. Zur Geschlechterdifferenz in der Übersetzung. Graz 2002, S. 17–30; Andrew Piper: The Making of Transnational Textual Communities. German Women Translators, 1800–1850. In: Women in German Yearbook. Feminist Studies in German Literature & Culture 22 (2006), S. 119–144; Lorely French: The Magic of Translation. Dorothea Schlegel’s ‚Geschichte des Zauberers Merlin‘. In: Pacific Coast Philology 40 (2005), S. 36–56.

  4. 4.

    Vgl. Norbert Bachleitner: „Übersetzungsfabriken“. Das deutsche Übersetzungswesen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 14/1 (1989), S. 1–49, hier S. 17. Siehe dazu kondensiert auch Sophia Scherl: ÜbersetzerInnen und Bücherpreise. In: Dies.: Die deutsche Übersetzungskultur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Meta Forkel-Liebeskind und ihre Übersetzung der Rights of Man. Berlin 2014, S. 35–37.

  5. 5.

    Siehe Jennifer Willenberg: Leser deutscher Übersetzungen aus dem Englischen im 18. Jahrhundert. In: Nobert Bachleitner, Murray G. Hall (Hg.): „Die Bienen fremder Literaturen“. Der literarische Transfer zwischen Großbritannien, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770–1850). Wiesbaden 2012, S. 45–57.

  6. 6.

    W.R.: Rez. [Walladmor; Königsmark, der lange Finne; Der Vexirte]. In: Allgemeine Literatur-Zeitung May 1826, S. 65–71, hier S. 61 et passim. Zu den Übersetzungen von Scott s. auch der III. Teil meines Beitrags.

  7. 7.

    Vgl. zu Forkel-Liebeskinds Übersetzungsstrategien u. a. Marie-Luise Spiekermann: Dorothea Margareta Liebeskind (1765–1853). Übersetzerin zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsromanen englischer Autorinnen. In: Brunhilde Wehinger, Hilary Brown (Hg.): Übersetzungskultur im 18. Jahrhundert. Übersetzerinnen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Hannover 2008, S. 141–164; Angela Sanmann: Die andere Kreativität. Tendenzen weiblicher Übersetzungspraxis um 1800 am Beispiel von Meta Forkel-Liebeskind und Caroline Wuiet. In: Alexander Nebrig, Daniele Vecchiato (Hg.): Kreative Praktiken des literarischen Übersetzens um 1800. Übersetzungshistorische und literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, Boston 2019, S. 237–257.

  8. 8.

    B. v. Arnim übertrug ihren Briefroman Goethes Briefwechsel mit einem Kinde eigenhändig ins Englische und visierte dabei laut Daniela Kober nichts weniger an, als „eine neue englische Sprache zu schaffen“. Daniela Kober: „Sie müssen meine neue englische Sprache studieren“. Bettina von Arnims Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde. In: Grbić, Wolf: Grenzgängerinnen, S. 47–65, hier S. 61.

  9. 9.

    Zu Schubarts Biographie (bei der mal 1831, mal 1832 als Todesjahr angegeben wird – was für die Undurchsichtigkeit ihres Lebens und Ablebens kennzeichnend ist) vgl. Lorely French: Henriette (Jette) Sophie Schubart (1769–1831). In: Stefanie Freyer u. a. (Hg.): FrauenGestalten Weimar-Jena um 1800. Ein bio-bibliographisches Lexikon. 2. Aufl. Heidelberg 2009, S. 330–334. French kategorisiert Schubart auch nur als „Übersetzerin“ und erwähnt keinen einzigen ihrer nicht-übersetzten Texte. Anhaltspunkte zu diesen Texten gibt Carl Wilhelm August von Schindel: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 2. Leipzig 1825, S. 286 f. Die Forschung tritt damit sogar hinter den historischen Erkenntnisstand zurück, im Rahmen dessen Schubart schon zu Lebzeiten als ‚deutsche Schriftstellerin‘ verstanden wurde, vgl. Johann Wilhelm Sigismund Lindner, Johann Samuel Ersch: Das Gelehrte Teutschland oder Lexicon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Bd. 20. 5. Aufl. Lemgo1825, S. 294. Auch diese Lexika sind indes unvollständig, Schubarts „Irische Melodien. (Nach More.)“ sind dort beispielsweise nicht vermerkt. Henriette Schubart: Irische Melodien. (Nach More.). In: Der Sammler 83 (1828), S. 331.

  10. 10.

    Im Gegensatz dazu haben sich von Dorothea Tieck Porträts erhalten, seit 2009 erinnert zudem eine Gedenktafel auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden an ihr verschollenes Grab; die Tafel bezeichnet D. Tieck korrekterweise als „Schriftstellerin und Übersetzerin“.

  11. 11.

    Clemens Brentano an Achim von Arnim [1806]. In: Dies.: Freundschaftsbriefe. Bd. 1. Hg. v. Hartwig Schultz. Frankfurt am Main 1998, S. 391.

  12. 12.

    Vgl. z. B. Piper: Transnational Textual Communities, S. 122; siehe auch die ausgewählten Transkriptionen der Schubart’schen Briefe v. Gisela Schwarz: Literarisches Leben und Sozialstrukturen um 1800. Frankfurt a. M. [u. a.] 1991, S. 221–231, und Lorely French: Briefe von Wilhelmine Geißler, Charlotte von Ahlefeld und Henriette Schubart an Sophie Mereau. In: Katharina von Hammerstein, Katrin Horn (Hg.): Sophie Mereau. Verbindungslinien in Zeit und Raum. Heidelberg 2008, S. 412–414; French ist zudem die erste umfassende analytische Annäherung an Schubarts Briefe gelungen, vgl. Dies.: Briefform und Lebensstoff, Lebensform und Briefstoff. Die Ästhetik des Briefes bei Sophie Mereau und zeitgenössischen Schriftstellerinnen. In: Hammerstein, Horn: Sophie Mereau, S. 245–274.

  13. 13.

    French kommentiert ausgehend von Schubarts Briefen eher beiläufig eine „Ästhetik des Übersetzens und Schreibens“ (Briefform und Lebensstoff, S. 270), macht aber gewinnbringend auf Schubarts kritisches Bewusstsein für zeitgenössische Ökonomie und Rezeption von Übersetzungen aufmerksam.

  14. 14.

    Vgl. Henriette Schubart: Das Riesen-Grab. Eine Volkssage. In: Stephan Schütze (Hg.): Taschenbuch für das Jahr 1815. Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Frankfurt a. M. 1815, S. 279–282; s. darin z. B. auch Schubarts „Der ungetreue König“; Dies.: Die Blume. Ein Mährchen in vier Bildern. In: Urania. Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1818. Leipzig, Altenburg 1818, 279–304). In einem ca. 1805 verfassten Brief (mutmaßlich an ihre Schwester), erwähnt sie zudem Proben eines Briefromans, der nicht erhalten ist: „Auch kannst Du die vier ersten Briefe weglassen, wenn sie Dir zum Andern nicht zu passen scheinen. Ich schrieb sie als Anfang meines eignen Romans. Es sollte eine Darstellung des Gang [sic] meiner Gefühle werden; meine Ansichten, meine Resultate; alles dessen was ich war, bin, und sein möchte – aber dieser Plan ward mir unausführbar, und ich suchte sie mit jener kleinen Erzählung zu vereinen, die Dir schon bekannt sein wird.“ (Henriette Schubart an unbekannt, o. d. In: Autografy H. Schubart i inne materiały z nią związane, Varnhagen Sammlung, Bibliotheka Jagiellońska Krakow, S. 121–124, hier S. 121, https://jbc.bj.uj.edu.pl/dlibra/publication/171171/edition/162803 (letzter Zugriff am 10.01.2021). Ich danke Nicole Kabisius (Erfurt) für die sorgfältige Transkription der PDF-Scans des in Krakau befindlichen Briefkonvoluts von Henriette Schubart, das ich im Folgenden unter Sigle ‚A‘ und entsprechender PDF-Seitenzahl zitiere. Bereits von Schwarz und French gedruckte Briefe zitiere ich nach dortigen Transkriptionen.

  15. 15.

    Schubart in einem Brief an Sophie Mereau, vermutlich 1805 (A 17–18, hier 17).

  16. 16.

    A 18: „[E]s hängt in der That mein Leben davon ab, weil ich davon leben will.“

  17. 17.

    Zit. nach Schwarz: Literarisches Leben, S. 221.

  18. 18.

    Wie andere Übersetzende musste Schubart z. T. unter hohem Zeitdruck ‚fabrikmäßig‘ übersetzen, vgl. zu den Hintergründen der Analogie zum quasi-industriellen Arbeiten vieler Übersetzer:innen um 1800 – Bachleitner: „Übersetzungsfabriken“.

  19. 19.

    Zit. nach Schwarz: Literarisches Leben, S. 226.

  20. 20.

    Zu Eichstädts ‚Silencing‘ von Schubart vgl. allerdings Britta Hannemann: Weltliteratur für Bürgertöchter. Die Übersetzerin Sophie Mereau-Brentano. Göttingen 2005, S. 182.

  21. 21.

    Vgl. die Auflistung bei French: Schubart, S. 332–333.

  22. 22.

    Vgl. das Inhaltsverzeichnis bei Sophie Mereau (Hg.): Kalathiskos. Bd. 1. Berlin 1801.

  23. 23.

    Vgl. dazu auch Frederike Middelhoff: Wandern, winden, sprossen, steigen. Pflanzliche Bewegungskräfte und romantische Phytopoesie (Sophie Mereau, Henriette Schubart). In: Frank Fehrenbach, Lutz Hengst, Frederike Middelhoff, Cornelia Zumbusch (Hg.): Form- und Bewegungskräfte. Berlin, Boston 2021, S. 167–192.

  24. 24.

    Hannemann: Weltliteratur für Bürgertöchter, S. 187. Hannemann betrachtet allerdings ausschließlich Schubarts Übersetzungen aus den Jahren vor Mereaus Tod und kommt daher nur eingeschränkt zu haltbaren Ergebnissen im Vergleich zwischen Schubarts und Mereaus Übersetzungsstrategien (vgl. ebd. S. 227 f.).

  25. 25.

    Henriette Schubart: Endymion. In: Bernhard Vermehren (Hg.): Musen-Almanach für das Jahr 1802. Leipzig [1802], S. 169–172. Vgl. auch Christiane Hansen: Transformationen des Phaeton-Mythos in der deutschen Literatur. Berlin, New York 2012, S. 329–331.

  26. 26.

    Henriette Schubart: Maria’s Himmelfahrt. In: Bernhard Vermehren (Hg.): Musen-Almanach für das Jahr 1803. Jena [1803], S. 254.

  27. 27.

    Zit. n. Schwarz: Literarisches Leben, S. 223.

  28. 28.

    In einem Brief an Achim v. Arnim, der auf das Jahr 1808 datiert ist, konstatiert Schubart, dass Sie ein „Lustspiel von Shakspear“ übersetzt habe, allerdings liegen uns heute keine Textzeugen dieser Übersetzung vor (Brief v. 16.08.1808, A 5; s. auch Ludwig Achim von Arnim: Briefwechsel 1807–1808. Hg. v. Heinz Härtl. Berlin, Boston 2018, S. 480).

  29. 29.

    Die Übersetzungen von Carlo de Salvos Merkwürdige Geschichte der Befreyung der Mrs. Spencer Smith aus französischer Gefangenschaft zu Venedig (1816), Emma Parkers Der Guerilla Anführer (1817) und Amelia A. Opies Darstellung aus dem wirklichen Leben (1817); Sidney Morgans [pseud. Sidney Owenson] Reisen der Lady Morgan (1821) sind nur einige Beispiele. Vgl. in diesem Sinne auch French: Briefform und Lebensstoff, S. 271.

  30. 30.

    Bereits 1808 hatte Schubart an Eichstädts Übersetzung von William Mitfords History of Greece mitgearbeitet, die auf dem Titelkupfer als „freye Uebersetzung“ deklariert wurde (vgl. Hannemann: Weltliteratur für Bürgertöchter, S. 296); Siehe auch Schubarts Übersetzung „nach d. Engl. bearbeitet“ von Amalia A. Opie: Darstellungen aus dem wirklichen Leben (1817) sowie Agnes Musgraves Caccilie oder Die Rose von Raby (1819/20) ist „nach der dritten Ausg. bearbeitet von Henr. Schubart“.

  31. 31.

    Michael Schreiber: Übersetzung und Bearbeitung. Zur Differenzierung und Abgrenzung des Übersetzungsbegriffs. Tübingen 1993, S. 104.

  32. 32.

    Henriette Schubart: Die grausame Schwester. Alt von der Schottischen Gränze. In: Zeitung für Einsiedler 19 (1808), S. 146–148.

  33. 33.

    Vgl. Walter Scott: Minstrely of the Scottish Border. 3 Bde. Kelso 1802.

  34. 34.

    Vgl. in diesem Sinne auch Hannemann: Weltliteratur für Bürgertöchter, S. 187, die allerdings Schubarts Entwicklung als Übersetzerin auch komplett ausblendet.

  35. 35.

    So enden einige von Schubarts Versen auf männlicher Kadenz, die bei Scott weiblich endeten (vgl. u. a. V. 1, 3). Dass die Ballade im Einsiedler im Gegensatz zu Scott keine klare Trennung der Strophen vornimmt, spricht m. E. nicht für ein Invarianzbedürfnis Schubarts, sondern scheint mir durch den Satz oder die Redaktion des Einsiedlers bedingt.

  36. 36.

    Walter Scott: The Cruel Sister. In: Walter Scott. Minstrely of the Scottish Border. Bd. 2. Kelso 1802, S. 145–150, hier S. 145. „Bour […] A chamber; sometimes a retired apartment, such as ladies were wont to possess in ancient times“ (John Jamieson: Scottish Dictionary and Supplement in Four Volumes. Bd. 1. 2. Aufl. Edinburgh1840, S. 421).

  37. 37.

    Schubart: Grausame Schwester, S. 146.

  38. 38.

    Mit dem Refrain „By the bonny milldams of Binnorie“ schließen bei Scotts „The Cruel Sister“ die vierzeiligen Strophen, bei Schubart lautet der Vers äquivalent: „Bei dem muntern Mühldamm von Binnorie“.

  39. 39.

    Vgl. Schubart: Grausame Schwester. Wilhelm Grimm gilt Schubarts Übersetzung von „muntern“ für „bonny“ als Inbegriff eines „verfehlt[en]“ Übersetzens, allerdings ist er auch prinzipiell der Meinung, dass „jede Übersetzung von Volkliedern misslingen muss“ ([Wilhelm Grimm]: Schottische Lieder und Balladen von Walter Scott. In: Wilhelm Grimm: Kleinere Schriften. Bd. 1. Hg. v. Gustav Hinrichs. Berlin 1818, S. 208–209, hier S. 209).

  40. 40.

    Schubart an Mereau (19.09.1806, A 27–30, hier 29).

  41. 41.

    Wilhelm Grimm: Drei altschottische Lieder in Original und Uebersetzung aus zwei neuen Sammlungen. Heidelberg 1813, S. 12.

  42. 42.

    Auch die drei Balladen, die Schubart 1816 in Büschings Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters veröffentlichte, wurden in der Literaturkritik wohlwollend besprochen, wenngleich man bereits monierte, dass Schubart aus nicht nachvollziehbaren Gründen Auslassungen vornahm, vgl. Pia. Rez. v. D. Johann Gustav Büsching Wöchentliche Nachrichten […]. In: Ergänzungsblätter zur Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung 90 (1816), S. 329–334, hier S. 340.

  43. 43.

    Vgl. Henriette Schubart: Schottische Lieder und Balladen von Walter Scott. Leipzig, Altenburg 1817.

  44. 44.

    Vgl. Henriette Schubart: Den Manen meiner Schwester, Sophie Brentano, gebornen Schubart. In: Dies.: Schottische Lieder, n. p.

  45. 45.

    Schubart: „Vorbericht.“ In: Dies.: Schottische Lieder und Balladen, S. vii–viii, hier S. vii.

  46. 46.

    Besonders eindrücklich wird dieses Bemühen um Kontextualisierung und Explikation der ‚fremden‘ Liedtexte und unbekannten Sagentraditionen, wenn Schubart ihre Übersetzungen extensiv kommentiert (vgl. u. a. Henriette Schubart: Prinz Robert. (Alt-Schottische Ballade). In: Johann Gustav Büsching (Hg.): Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters. Bd. 1. Breslau 1816, S. 278–280, hier S. 280; Schubart: Schottische Lieder und Balladen, 5, 77, 82, 90, 92, 126 et passim).

  47. 47.

    Vgl. dazu auch Henriette Schubart: Die schottischen Elfen (Minstrelsy of the scottish Border.). In: Büsching: Wöchentliche Nachrichten, S. 212–217).

  48. 48.

    Schleiermacher: Methoden des Uebersetzens, S. 218.

  49. 49.

    Vgl. Narzissus in Kalathiskos; s. auch Die Margarethenhöle oder die Nonnenerzählung von 1803 (dazu auch Hannemann: Weltliteratur für Bürgertöchter, S. 202–206) sowie Merkwürdige Geschichte der Befreiung der Mrs. Spencer Smith aus französischer Gefangenschaft (1816).

  50. 50.

    Vgl. dazu auch im Brief vom 16.10.[1805], vermutlich an Mereau: „Sollte der Leser in diesem Extrakt keine Universal Mittel für die Unterhaltung finden, so würden ihm doch dessen bunte Mischungen ein sichres Mittel gegen Langweile gewähren. Wenn Dir dieß nicht gefällt so kann er auch das Bekenntniß, frei nach dem Englischen heißen. Und es ist wirklich sehr frei, darum ich würde Mühe haben, ihn in drei Theile zu verkürzen“ (A 17–18, hier 17). S. auch in einem Brief vom 21.11.1805: „[D]as ganze kann ich nicht senden weil es zu lange aufhalten würde, da es noch nicht ganz bearbeitet und verkürzt ist, und ich es selbst noch einmal schreiben muß.“ (A 19–22, hier 19).

  51. 51.

    Vgl. dagegen aber die Rezension von der Allgemeinen Literaturzeitung, in der Schubarts Übertragung gelobt, übersetzungstheoretisch reflektiert und Schubart selbst als „geistreiche Dichterin unserer Literatur“ bezeichnet wird: Rez. Schottische Lieder und Balladen, von Walter Schott […]. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, April 1818, S. 725–728, hier S. 725.

  52. 52.

    Rez.: A.-c.: Schottische Lieder und Balladen […]. In: Ergänzungsblatt zur Jenaischen Allgemeine Literatur-Zeitung 18 (1817), S. 255–256, hier S. 255.

  53. 53.

    Ebd.

  54. 54.

    Schubart: Schottische Lieder und Balladen, S. 217.

  55. 55.

    Vgl. Scott: Minstrelsy, S. 244–295.

  56. 56.

    Wohl kontextualisiert Scott seinen Helden in Form von extensiven Quellenkommentaren, die Schubart in Teilen ebenfalls übersetzt und der Ballade vorangehen lässt (Schubart: Schottische Lieder, S. 211–215), eine psychologisierende Annäherung nimmt Scott allerdings nicht vor.

  57. 57.

    Schubart: Schottische Lieder, S. 217.

  58. 58.

    Deutlich lassen sich in dieser Bewegungs- und Reisemetaphorik hin zum Schriftsteller, seinem Land, seiner Sprache und Kultur Analogien zu Schleiermachers Maxime erkennen, die Leser:innen der Übersetzung an eine „ihnen eigentlich fremde Stelle hinzubewegen“.

  59. 59.

    Walter Scott: The Lady of the Lake. Edinburgh 1810.

  60. 60.

    Henriette Schubart: Die Jungfrau vom See. Frei nach Walter Scott. Leipzig 1818. Titelblatt, n.p.

  61. 61.

    Scott: The Lady of the Lake, S. 158–165.

  62. 62.

    Vgl. Henriette Schubart: Else Brand. Ballade. (Nach Walter Scott). In: Friedrich de la Motte Fouqué (Hg.): Frauentaschenbuch für das Jahr 1819. Nürnberg 1819, S. 160–165.

  63. 63.

    Adam Storck: Das Fräulein vom See. Ein Gedicht in sechs Gesängen. Aus dem Englischen und mit einer historischen Einleitung und Anmerkungen. Essen 1819.

  64. 64.

    Vgl. „Die Jungfrau vom See. Frei nach Walter Scott von Henriette Schubart.“ // „Das Fräulein vom See. Ein Gedicht in sechs Gesängen von Walter Scott. Aus dem Englischen […] von Adam Stork [sic], Prof. in Bremen.“ In: Lorenz Oken (Hg.): Isis. Bd. 2, Nr. VII. Jena, Leipzig 1820, S. 467–482.

  65. 65.

    Vgl. in diesem Sinne auch die vergleichende Rezension in der ALZ, in der man hinsichtlich Schubarts Wahl der „Stanzenform“ moniert, dass das Gedicht auf diese Weise „etwas Fremdartiges zu erhalten scheint, auch an Kräftigkeit durch diese Fesseln oft verliert, so sehr der Fleiß, den die Vfn. hier angewendet, zu loben ist.“ (Essen, b. Bädeker: Das Fräulein vom See […] von J. Adam Stork […] [Rez.]. In: Allgemeine Literatur-Zeitung 90 (1820), S. 721–728.)

  66. 66.

    Dass Schubart bei der Übertragung häufig unter starkem Zeitdruck gestanden zu haben scheint, kann mit diesen auffälligen Übersetzungsentscheidungen zusammenhängen, genauso gut ist aber auch denkbar, dass sie das Sperrige und Irritierende als relevantes Mittel eines verfremdenden Übersetzens erachtete.

  67. 67.

    Schubart: Jungfrau vom See, S. 20.

  68. 68.

    Schubarts Geschlecht wurde bereits bei der Übersetzung der Schottischen Lieder als ‚Problem‘ bzw. zusätzliche ‚Schwierigkeit‘ für das Übersetzen von Volksliedern diskutiert, vgl. Allgemeine Literatur-Zeitung (1818), S. 726 f.

  69. 69.

    F.S.: Die Jungfrau vom See […]. In: Jenaer Allgemeine Literatur Zeitung Februar 1820, S. 312.

  70. 70.

    Ebd.

  71. 71.

    Ludwig Tieck [Dorothea Tieck]: Ueber Shakspears Sonette einige Worte, nebst Proben einer Uebersetzung derselben. In: Penelope. Taschenbuch für das Jahr 1826, 15. Jahrgang. Hg. v. Theodor Hell. Leipzig [1826], S. 314–339, hier S. 317.

  72. 72.

    Johanna Hörnig: Dorothea Tieck und Shakespeares Macbeth. Weibliche Aspekte des Kulturtransfers. In: John A. McCarthy (Hg.): Shakespeare as German Author. Reception, Translation Theory, and Cultural Transfer. Leiden 2018, S. 154–174.; Anne Baillot: „Ein Freund hier würde diese Arbeit unter meiner Beihülfe übernehmen.“ Die Arbeit Dorothea Tiecks (1799–1841) an den Übersetzungen ihres Vaters. In: Brunhilde Wehinger, Hilary Brown (Hg.): Übersetzungskultur im 18. Jahrhundert. Übersetzerinnen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Hannover 2008, S. 187–206.

  73. 73.

    Roger Paulin: Louise Gottsched und Dorothea Tieck. Vom Schicksal zweier Übersetzerinnen. In: Shakespeare-Jahrbuch 134 (1998), S. 108–122, hier S. 110. Piper betont zu Recht, dass der durch den Verleger Reimer geprägte Name „Schlegel-Tieck-Ausgabe“ strenggenommen revidiert werden müsste, weil er die (immer noch weitestgehend unbekannte) Arbeit Dorothea Tiecks zugunsten des Namens ihres Vaters verschleiert (Piper: Transnational Textual Communities, S. 125). Siehe zur Namensprägung auch Christine Roger: „Von bequemen und wohlfeilen Nebenbuhlern“. Die ‚Schlegel-Tiecksche‘ Shakespeare-Übersetzung und die Konkurrenz. In: Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin (Hg.): „Lasst uns, da es uns vergönnt ist, vernünftig seyn!“ Ludwig Tieck (1773–1853). Bern u. a. 2004 (= Publikationen zur Zeitschrift für Germanistik), S. 277–296.

  74. 74.

    Vgl. z. B. „Die wunderbare Sage vom Pater Baco“, „Arden von Feversham“ und „Die Hexen in Lancashire“, die ihr Vater als Shakspeare’s Vorschule (Leipzig 1823) veröffentlichte.

  75. 75.

    Vgl. Christa Jansohn (Hg.): Shakespeares Sonette in der Übersetzung Dorothea Tiecks. Tübingen 1992.

  76. 76.

    Zu diesen Urteilen der älteren Forschung, in der zumeist davon abgesehen wurde, die Thesen am Textbeispiel zu belegen vgl. Jansohn: Shakespeares Sonette, S. 9–12. Wesentlich hartnäckiger als der translatorische Dilettantismus-Vorwurf (s. allerdings Hörnig: Dorothea Tieck, S. 174) hält sich die Einschätzung D. Tiecks als bieder-jungfräuliche Hochgebildete und stark frömmelnde Kokette (vgl. i. d. S. insbesondere Ludwig Köpke: Ludwig Tieck. Erinnerungen aus dem Leben des Dichters nach dessen mündlichen und schriftlichen Mitteilungen. Bd. 2. Leipzig 1855, s. dazu auch Sophia Zeil (Hg.): „Was wir nicht in Worte fassen können“. Die Briefe Dorothea Tiecks an Luise von Bülow-Dennewitz. Dresden 2018, S. 21 f.), die weder für ihre Übersetzungen öffentlich bekannt sein, noch das eigene Übersetzen als schriftstellerische Praxis verstanden wissen wollte (vgl. i. d. S. selbst noch Jansohn: Shakespeares Sonette, S. 12; Zeil: „Was wir nicht in Worte fassen können“, S. 16 f.).

  77. 77.

    Zur Einordnung von Tiecks epistolarer Selbstdarstellung vor diesem Hintergrund vgl. Zeil: „Was wir nicht in Worte fassen können“, S. 22 f.

  78. 78.

    Zit. n. Friedrich von Raumer: Lebenserinnerungen und Briefwechsel. Leipzig 1861, Bd. 2, S. 307.

  79. 79.

    Vgl. den Aufsatz von Christiane Holm in diesem Band.

  80. 80.

    Sophie Zeil (Hg.): Brief von Dorothea Tieck an Friedrich von Uechtritz (Dresden, 15. Juli 1831. In: Anne Baillot (Hg.): Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800. Berlin, Stand: 5. August 2015, https://www.berliner-intellektuelle.eu/manuscript?Brief01DorotheaTieckanUechtritz+de#2. (letzter Zugriff am 13.01.2021).

  81. 81.

    Vgl. Carola Hilmes: Skandalgeschichten. Aspekte einer Frauenliteraturgeschichte. Königstein/Ts. 2004, S. 43–59; Barbara Becker-Cantarino: Rahmenbedingungen für Schriftstellerinnen im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Problematik der ‚Mündigkeit‘, ‚Bestimmung des Weibes‘ und die ‚Producte der weiblichen Muse“. In: dies: Schriftstellerinnen der Romantik. Epoche – Werke – Wirkung. München 2000, S. 19–69; Barbara Hahn: Unter falschem Namen. Von der schwierigen Autorschaft der Frauen. Frankfurt a. M. 1991.

  82. 82.

    Sophie Zeil (Hg.): Brief von Dorothea Tieck an Friedrich von Uechtritz (Dresden, 8. März 1833). In: Anne Baillot (Hg.): Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800. Berlin, Stand: 26. Januar 2015, https://www.berliner-intellektuelle.eu/manuscript?Brief01DorotheaTieckanUechtritz+de#2 (letzter Zugriff am 13.01.2021).

  83. 83.

    Olivia Landry: Verbal Performance in Dorothea Tieck’s Translation of Shakespeare’s Sonnets. In: Women in German Yearbook 28 (2012), S. 1–22.

  84. 84.

    Ebd., 8. Landry betont, dass diese Unterbrechungen eben nicht – wie in der älteren Forschung häufig behauptet – als mangelhafte Übersetzungsleistung erfasst werden sollten.

  85. 85.

    Ebd., S. 17.

  86. 86.

    Ebd., S. 1, S. 7.

  87. 87.

    Vgl. ebd., S. 13–17.

  88. 88.

    Landry diskutiert die Sonette 105, 115, 3, 6, 20.

  89. 89.

    Ludwig Tieck [Dorothea Tieck]: Ueber Shakspears Sonette, S. 317.

  90. 90.

    Ludwig Tieck [Dorothea Tieck]: Ueber Shakspears Sonette, S. 315, s. auch S. 317.

  91. 91.

    Das wurde ihr von der älteren Forschung zum Vorwurf gemacht, insbesondere von Käthe Stricker, vgl. dazu Jansohn: Shakespeares Sonette, S. 9 f.

  92. 92.

    Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersetzens. – Zitiert nach: Friedrich Schleiermacher’s Sämmtliche Werke. 3. Abtheilung: Zur Philosophie. Bd. 2. Berlin 1838, S. 207–245, hier S. 220.

  93. 93.

    August Wilhelm Schlegel: Über die Bhagavad-Gita [1826]. In: Hans-Joachim Störig (Hg.): Das Problem des Übersetzens. 2. Aufl. Darmstadt 1969, S. 98–100, hier S. 98.

  94. 94.

    [Sonnett] 18. In: Jansohn: Shakespeares Sonette, S. 54. Im Folgenden zitiere ich Shakespeares und D. Tiecks Sonette ausschließlich aus dieser Ausgabe unter der Sigle ‚S‘ mit Seitenangabe. Christa Jansohn verwendet für die englischen Shakespeare-Sonette die Ausgabe von John Kerrigan (1986), zu dieser Textgrundlage vgl. Jansohn: Shakespeares Sonette, S. 18. Auch hier zitiere ich der Einfachheit halber unter der Sigle ‚S‘ mit Seitenangabe.

  95. 95.

    Im 21. Sonett rekurriert Shakespeare auf „April’s first-born flowers“ (S 60), das Tieck – wie in den folgenden blütenreichen Jahreszeitthematisierungen in den Mai – „Des Mayen Blüthen“ (S 61) umformt. Im 98. Sonett nutzt Shakespeare den Begriff „spring“ (S 214), bezieht sich dann auf „proud-pied April“ und in der nächsten Strophe wiederum auf „summer’s story“ (S 214). Tieck übersetzt – in der Reihenfolge der obigen Zitate: „Lenz“, „May“, „Frühlingsmelodieen“ (S 215). Im 102. Sonett wird Shakespeares „summer’s front“ (S 222) bei Tieck zu „Im Lenz“ (S 223).

  96. 96.

    Johann Christoph Adelung: May. In: Ders.: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart (Ausgabe letzter Hand, Leipzig 1793–1801), digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz der Trier Center for Digital Humanities, Version 01/21, http://www.woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/Navigator/navigator_py?sigle=Adelung&lemid=DM00822&mode=Vernetzung&hitlist=&patternlist=&sigle1=Adelung&lemid1=DM00824&sigle2=Adelung&lemid2=DM00821 (letzter Zugriff am 1.6.2021).

  97. 97.

    Bei Shakespeare heißt es: „Sometime too hot the eye of heaven shines“ und „his gold complexion“ (S 54).

  98. 98.

    Ein guter Interpret muss laut Schleiermacher „die Rede zuerst ebenso gut und dann besser verstehen als ihr Urheber“ (Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher: Hermeneutik und Kritik. Mit einem Anhang sprachphilosophischer Texte Schleiermachers. Hg. v. Manfred Frank, Frankfurt a. M. 1977, S. 94). Friedrich Schlegel wiederum hält fest: „Kritisiren heißt, einen Autor besser verstehen, als er s.[ich] selbst verstanden hat“. Friedrich Schlegel: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 16: Fragmente zur Poesie und Literatur I. Hg. v. Hans Eichner. Paderborn [u.a.] 1981, S. 168.

  99. 99.

    Vgl. Novalis: Vermischte Bemerkungen und Blüthenstaub [1797/98]. In: Ders.: Schriften. Bd. 2: Das philosophische Werk. Hg. v. Richard Samuel. Stuttgart 1960, S. 413–470, hier S. 439: „Zu den verändernden Übersetzungen gehört, wenn sie ächt seyn sollen, der höchste poetische Geist. […]. Der wahre Übersetzer dieser Art muß in der That der Künstler selbst seyn, und die Idee des Ganzen beliebig so oder so geben können.“

  100. 100.

    Novalis: Vermischte Bemerkungen, S. 424.

  101. 101.

    Ebd.

  102. 102.

    Tieck: Ueber Shakspears Sonette, S. 316.

  103. 103.

    Ebd., S. 317. L. Tieck de-sexualisiert das Verhältnis darüber hinaus, indem er die „Lobeshymnen“ (S. 320), die Shakespeare auf den Grafen von Southampton singt, als „so kindlich, fast unerfahren kling[end]“ (S. 319) konturiert. Dieser Infantilisierung und ent-erotisierenden Ästhetisierung arbeitet D. Tiecks Übersetzung entgegen.

  104. 104.

    Ebd., S. 319.

  105. 105.

    Vgl. hierzu auch Landry: Verbal Performance, S. 13–17. Diese homoerotische Lesart setzt indes das Ich des Gedichts als männlich voraus. Alternativ kann – wie Landry ebenfalls zeigt – dieses Ich ebenfalls als weibliches (nämlich: als D. Tieck’sche selbstartikulierende Anverwandlung) gelesen werden. S. dazu auch meine Ausführungen im Folgenden.

  106. 106.

    D. Tieck setzt „den Liebsten“ (S 151) für „my love“ (S 150).

  107. 107.

    Shakespeares „In my love’s veins“ (S 216) wird bei Tieck „aus des Freundes Blut“ (S 217).

  108. 108.

    Vgl. dazu den aufschlussreichen Brief- bzw. Billetwechsel zwischen Dorothea Tieck und Luise von Bülow aus Tiecks letztem Lebensjahr, der nicht nur Tiecks hochgradig selbstreferentielles Schreiben veranschaulicht, sondern auch die homosozialen Kommunikationsformen „im Spannungsfeld zwischen platonischer Liebe und romantischer Freundschaft“ erhellt. Zeil: „Was wir nicht in Worte fassen können“, S. 13.

  109. 109.

    Siehe in diesem Sinne auch das 54. Sonett, in dem D. Tieck Shakespeare adressiert und die Funktion ihres Textes bestimmt: „So ist es, Freund [Shakespeare; F.M], mit Deiner Schönheit Blüthe: / Stirbt sie, bewahrt mein Vers Dein treu Gemüthe“ (S 127). Bei Shakespeare gibt es für die Apostrophe „Freund“ keine Entsprechung.

  110. 110.

    Landry hat diese Kommunikation gewinnbringend als ‚kommunikative Kompetenz‘ beschrieben: „Instead, communicative competence points to one’s responsibility to that language (here Shakespeare’s) as well as to one’s own language of creation. It predicates not only a linguistic (re)presentation but also a representation of thinking about and performing Shakespeare’s texts.“ Landry: Verbal Performance, S. 6.

  111. 111.

    Dass D. Tieck in zahlreichen Sonetten die oralen Qualitäten ihrer Dichtung betont, dadurch ihre eigene Stimme und die Stimmhaftigkeit der Texte vor Augen führt und die Mündlichkeit ihrer Übersetzung der Schriftlich- oder Schriftlastigkeit Shakespeares entgegenstellt, deutet auch Landry an (Landry: Verbal Performance, S. 10–13).

  112. 112.

    Brief von Dorothea Tieck an Friedrich von Uechtritz (Dresden, 8. März 1833), in: Briefe und Texte aus dem intellektuellen Berlin um 1800, https://www.berliner-intellektuelle.eu/manuscript?Brief01DorotheaTieckanUechtritz+de#2 (letzter Zugriff am 13.01.2021).

  113. 113.

    Vgl. i. d. S. auch Novalis, Brief an A.W. Schlegel vom 30.11.1797: „Übersetzen ist so gut dichten, als eigne Wercke zu stande bringen – und schwerer, seltner […]. Ich bin überzeugt, daß der deutsche Shakspeare jetzt besser, als der Englische ist“. (Novalis: Schriften. Bd. 4, S. 237).

  114. 114.

    Vgl. Ludwig Tieck: Nachwort. In: William Shakespeare: Shakspeare’s dramatische Werke. Hg. und übers. v. August Wilhelm Schlegel und Ludwig Tieck. Bd. 9. Berlin 1833, S. 415–418, hier, S. 416: „Manche Arbeiten großer Autoritäten haben es mit tiefsinnigem Fleiß dahin gebracht, daß vor genauer Wörtlichkeit Original und Copie sich nicht mehr ähnlich sehen. […] Es kann also nur Sache des feinsten Taktes und des gebildeten Geschmackes seyn, was der ächte Üebersetzer mit Bewußtseyn aufgiebt, um das, was er als das Wahrste, Nothwendigste anerkennt, zu retten. Ein solcher Uebersetzer wird Künstler und selbst schaffender Autor“.

  115. 115.

    L. Tieck: Ueber Shakspears Sonette, S. 315.

  116. 116.

    „Und längst man Ruhe fand vor seinem [des Riesen; F.M.] Grimme, / Da wuchs, zu aller bösen Kinder Graus, / Der kleine Finger ihm zum Grab heraus, / Den man von weitem schon erkennt, / Und den man jetzt den Fuchsthurm nennt“ (Schubart: Das Riesen-Grab, S. 281).

  117. 117.

    August Wilhelm: Etwas über William Shakespeare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters. In: Die Horen. Eine Monatsschrift herausgegeben von [Friedrich] Schiller. Bd. 6, Jg. 1796, 4. Stück. Tübingen 1796, S. 57–112, hier S. 83.

  118. 118.

    Vgl. Alexander Nebrig: „Neue Schriften“ oder die Übersetzungsfreiheit der Romantik. In: Ders., Daniele Vecchiato (Hg.): Kreative Praktiken des literarischen Übersetzens um 1800. Übersetzungshistorische und literaturwissenschaftliche Studien. Berlin, Boston 2019, S. 17–50.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Frederike Middelhoff .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2022 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert an Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Middelhoff, F. (2022). Life/Lost in Translation. Romantische Schriftstellerinnen übersetzen. In: Wernli, M. (eds) „jetzt kommen andre Zeiten angerückt“. Neue Romantikforschung, vol 1. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64941-1_13

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-64941-1_13

  • Published:

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-64940-4

  • Online ISBN: 978-3-662-64941-1

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics