Das folgende Kapitel erläutert die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, die für eine Durchführung eines Hochschul-Bienenprojektes erforderlich sind. Dabei wird, anhand des Praxisbeispiels BEEsy Mission, die Planung und das Projektmanagement (Abschn. 3.1), die Beschaffung (Abschn. 3.2) sowie die Umsetzung (Abschn. 3.3) des Bienenprojektes vorgestellt. Zudem werden je Abschnitt Checklisten mit allen zu berücksichtigenden Aspekten zur Verfügung gestellt.

3.1 Planung und Projektmanagement

Der Projektantrag bei der Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg (GHD) war der erste Schritt zur Verwirklichung des Projektes BEEsy Mission. Dort konnten seit 2019 im Rahmen des HUMUS-Plus-Programms Fördermittel für innovative Lehrprojekte beantragen werden (GHD 2021). Mit dieser Förderung konnte die Erstausstattung des Projektes finanziert werden. Um das Projekt BEEsy Mission im Rahmen einer interdisziplinären Lehrveranstaltung umsetzten zu können, fand eine Abstimmung mit dem so genannten „House of Transdisciplinary Studies (HOTSPOT)“ der Hochschule statt. Durch den Aspekt der Interdisziplinarität können hierüber Studierende aller Fakultäten und aller Bachelor- sowie Masterstudiengänge das Wahlpflichtfach belegen.

Für die Planung des Kursangebots ist in diesem Zuge wichtig, das Konzept des Projektes mit den jeweiligen Studiengangsleiter:innen abzustimmen, da je nach Anforderungen des Studiengangs verschiedene prüfungsrelevante Themen zu klären sind. Ein Beispiel hierfür ist, dass Studierende englischsprachiger Studiengänge eine Prüfungsleistung in Englisch ablegen müssen. Es ist außerdem sinnvoll sich mit der Kanzlerin bzw. dem Kanzler der Hochschule abzustimmen und die Hochschulverwaltung über das Projekt zu informieren.

Eine Anmeldung der Bienenvölker beim zuständigen Veterinäramt ist vorzunehmen. Dies ist aufgrund des § 1 der Bienenseuchen-Verordnung (BienSeuchV) vorgeschrieben: „Wer Bienen halten will, hat dies spätestens bei Beginn der Tätigkeit der zuständigen Behörde unter Angabe der Anzahl der Bienenvölker und ihres Standortes anzuzeigen“ (BFJ 2014). Folglich erhält die Hochschule eine Registrierung mit Tierhalternummer, wodurch die Völker ihrem Besitzer zugeordnet werden können.

Da bei der Anmeldung ebenfalls der Standort der Völker angegeben werden muss, bietet es sich an, diesen möglichst früh festzulegen. Empfehlenswert sind vor allem wind- und wettergeschützte Stellen, da gerade bei Sturm die Gefahr besteht, dass der Bienenstock umfällt. Bei der Festlegung des Standortes wurde der technische Betrieb der Hochschule einbezogen, welcher sein Einverständnis zu der getroffenen Standortwahl gab. Darüber hinaus wurden die Hausmeister und die Infothek der Hochschule informiert.

Es ist nicht verpflichtend, Mitglied eines örtlichen Imkervereins zu sein. Dennoch bietet sich eine Mitgliedschaft an, da über diese eine Versicherung gegen mögliche Schäden abgeschlossen werden kann. Hierzu gehören unter anderem Diebstahl, Vandalismus oder Schäden Dritter, wie beispielsweise Bienenstiche (Bienenjournal 2020). Durch die Mitgliedschaft erhält das Projektteam aktuelle Informationen und Kontakte zu erfahrenen Imker:innen, welche bei Problemen weiterhelfen. Darüber hinaus wurde der „Infobrief Bienen“ des Fachzentrums „Bienen und Imkerei Rheinland-Pfalz“ (https://www.bienenkunde.rlp.de/) als Informationsquelle genutzt. Dieser erscheint wöchentlich per Mail. Weitere Literatur kann hinzugezogen werden. Es gibt vielfältige Bücher und Informationsmaterialen über Bienen sowie Websites, die weiterhelfen, wie „Die Bienenkiste“ (https://bienenkiste.de/) oder „Deutsches Bienenjournal“ (https://www.bienenjournal.de/).

Ein bedeutender Unterschied zu anderen Lehrveranstaltungen ist, dass das Projekt nicht mit Abschluss des Semesters endet, da die Bienen weiterhin versorgt werden müssen. Demnach ist die Verantwortlichkeit bei einem Bienenprojekt von besonders hoher Bedeutung. An der Hochschule Pforzheim wurde die Versorgung durch Studierende sichergestellt, die im ersten Semester teilgenommen haben. Sie setzten nach Abschluss des Projektes ihre Arbeit am Bienenstock als studentische oder wissenschaftliche Hilfskräfte fort. Zudem unterstützten diese das Folgeprojekt „BEEsy Mission II“ als Tutor:innen und standen bei Fragen zur Verfügung.

Wie bei anderen Lehrveranstaltungen auch, trägt die Lehrperson die Verantwortung für das Projekt. Neben den Bienen selbst gehört hierzu ebenfalls der zu vermittelnde Inhalt und die Finanzierung. Zwar deckt die Förderung einen Teil der Finanzierung, jedoch fallen während des Projektes weitere Kosten an.

Checkliste für die Projektplanung

  • Beantragung einer Förderung, wenn möglich

  • Abstimmung mit Studiengangsleiter:innen und Verwaltung

  • Einholung Einverständnis Kanzler:in/Rektor:in/Direktor:in

  • Festlegung des Standorts des Bienenstocks

  • Anmeldung des Bienenvolkes/der Bienenvölker beim zuständigen Veterinäramt

  • Information an Hausmeister und technischen Betrieb sowie Verwaltung

  • Beantragung Mitgliedschaft beim örtlichen Imkerverein (optional)

  • Beschaffung von Informationsmaterial

Ist die Projektplanung abgeschlossen, rückt vor allem das Projektmanagement in den Vordergrund. Gerade zu Beginn der Veranstaltung, wenn rund 20 Studierende mit verschiedenen Hintergründen aufeinandertreffen, ist eine Struktur zu etablieren. Sowohl beim ersten als auch beim zweiten Projekt, gab es hierfür am Anfang des Semesters eine Einführungsveranstaltung. Themen waren das gegenseitige Kennenlernen und die Projektorganisation. Dazu gehörte unter anderem die Festlegung des Projektmanagements, welches im Rahmen von „BEEsy Mission II“ von zwei Masterstudierenden übernommen wurde. Diese erstellten eine Tabelle mit projektrelevanten Themenfeldern und deren Aufgaben, in welche sich die Teilnehmenden bezüglich ihrer Interessen eintrugen. Daraus entstanden die jeweiligen Projektgruppen. Dabei empfiehlt es sich „Microsoft Teams“ oder ähnliche digitale Werkzeuge einzusetzen, sodass Dokumente schnell und einfach für alle Beteiligten zugänglich sind.

Im Stundenplan gab es keinen festgelegten Vorlesungszeitblock. Stattdessen wurde auf regelmäßige Jour-Fix-Termine zurückgegriffen, bei welchen sich die verschiedenen Projektteams untereinander auf den neuesten Stand brachten. Für die Termineinstellung und die Versendung der Termineinladungen war das Projektmanagement zuständig. Es wird empfohlen Besprechungen zu protokollieren, falls jemand nicht zum Termin erscheinen kann. Die Protokollführung und die Moderation der Besprechungen wurden ebenfalls vom Projektmanagement-Team übernommen. Darüber hinaus war das Projektmanagement oftmals die Kommunikationsbrücke zwischen der Lehrperson und den restlichen Teilnehmenden der Veranstaltung.

Die durchgeführten Veranstaltungen fanden während der COVID-19-Pandemie statt. Daher wurden alle Projektbesprechungen digital umgesetzt. Gerade unter diesen Bedingungen ist ein funktionierendes Projektmanagement ausschlaggebend. Da aber vor allem die Arbeit am Bienenstock nicht über digitale Meetings erledigt werden konnte war es wichtig, sich vom Rektorat eine entsprechende Genehmigung für Zusammenkünfte auf dem Hochschulgelände geben zu lassen.

Bei der Arbeit mit Bienen ist eine Schutzausrüstung unabdingbar, welche den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wurde (s. Abschn. 3.2). Da die Schutzausrüstung Eigentum der Hochschule Pforzheim ist, mussten Teilnehmende, welche diese nutzen, einen Leihvertrag gemäß § 598 BGB unterschreiben. In diesem sind die Hochschule als Leihgeberin und der oder die Leihnehmer:in, der Leihgegenstand, die Leihdauer und Details zu Über- und Rückgabe genannt. Dies ist wichtig, damit keine Schutzausrüstung abhandenkommt. Zudem wurden im Laufe der Veranstaltung einige Bilder und Videos erstellt, weshalb zuvor eine Abbildungsfreigabe der abzubildenden Personen eingeholt wurde.

Checkliste für das Projektmanagement

  • Festlegung des Projektmanagements

  • Festlegung der Projektgruppen und Aufgaben

  • Erstellung eines digitalen Kommunikationskanals inkl. Datenablage (z. B. Microsoft Teams).

  • Festlegung Besprechungstermine/Jour-Fixe-Regeltermine

  • Antragsstellung für die Erlaubnis einer Präsenzveranstaltung unter Schutzbedingungen

  • Abschluss Leihverträge für persönliche Schutzausrüstung

  • Einholung Abbildungserlaubnis

3.2 Beschaffung

Um Bienen an einer Einrichtung erfolgreich zu etablieren, werden verschiedene Materialien benötigt. Je nach individuellen Anforderungen der Institution oder Vorstellungen der Projektleitung können diese unterschiedlich ausfallen. In der Projektplanung sollte dabei berücksichtigt werden, dass ab dem Überschreiten eines gewissen Betrages der Anschaffung, diese in öffentlichen Institutionen möglicherweise eine Ausschreibung bedingt.

Die wichtigste Anschaffung stellt das Bienenvolk dar. Hierbei ist zu beachten, dass ein entsprechendes Gesundheitszeugnis vorliegt, um einen krankheits- und schädlingsfreien Start in die Bienenhaltung zu gewährleisten. Dieses Zeugnis wird in der Regel von einer neutralen dritten Person ausgestellt, wie beispielsweise dem amtlichen Veterinärdienst.

Abhängig vom Projekt müssen Vorüberlegungen zur Beschaffung des Bienenvolks getroffen werden. Soll ein vollständiges Wirtschaftsvolk angeschafft werden, welches bereits im Anschaffungsjahr Honig produziert oder ein Ableger, bei dem erst im Folgejahr Honig geerntet werden kann? Grundsätzlich ist darauf zu achten, Bienen nur bei vertrauenswürdigen und erfahrenen Imker:innen zu erwerben. Aufgrund der eingeschränkten Transportdauer von Bienen ist außerdem zu empfehlen auf einen regionalen Anbieter zurückzugreifen (Bienenjournal 2021a).

Bereits im ersten Jahr des Projektes konnte erfolgreich Kontakt zu einem Imker aus der Region hergestellt werden, aus dessen Hand auch im darauffolgenden Jahr der zweite Ableger mit Königin seinen Weg an die Hochschule fand. Die Kontaktaufnahme muss frühzeitig erfolgen. Da ein Bienenvolk im Frühling geteilt wird, sollte bereits im Dezember des Vorjahres ein Volk auf passenden Rähmchen angefragt bzw. bestellt werden. Die Wahl für die Hochschulbienen fiel auf einen Ableger mit Königin der Art Carnica (Apis mellifera carnica).

Neben den Bienen ist für die Tiere noch eine geeignete Behausung notwendig. Klassischerweise wird hierfür eine sogenannte Magazinbeute verwendet, die wiederum mit unterschiedlich großen Rähmchen erhältlich ist. Diese Rähmchen werden in Zargen eingesetzt und geben den Bienen die Möglichkeit, ihre Waben zu bauen. Eine Beute ist dabei modular aus beliebig vielen verschiedenen Zargen sowie einem Bodenbrett und einem Deckel aufgebaut (Bienefeld 2016, S. 10 f.). Abhängig von der Zielsetzung des Projekts und den spezifischen Anforderungen können unterschiedliche Beuteformen genutzt werden. Falls die Bienen als Ableger ihren Besitzer wechseln, sollte bei der Auswahl das Beutesystem mit dem des neuen Bienenschwarms übereinstimmen, um einen reibungslosen Umzug zu gewährleisten (Bienenjournal 2021b). Im ersten Jahr des Projekts wurde sich für das Beutesystem Flow Hive entschieden. Dieses überzeugt durch eine vereinfachte Honigernte, ist jedoch im Vergleich zu anderen Systemen nur zu einem überdurchschnittlich hohen Kaufpreis am Markt erhältlich. Im zweiten Projekt wurde aus Gründen der Kompatibilität mit dem Ableger, sowie geringeren Anschaffungskosten, eine Beute mit drei Zargen im Zandermaß gekauft.

Um eine adäquate Versorgung der Tiere zu gewährleisten, sind weitere Materialen nötig, wie Stockmeißel, um Rähmchen aus der Zarge zu lösen und ein Abkehrbesen, um Bienen sanft von den Rähmchen streichen zu können. Des Weiteren sollte ausreichend Schutzausrüstung für die Projektteilnehmer zur Verfügung stehen. Hierfür eignen sich neben geschlossener Kleidung spezielle Ausrüstungsgegenstände, wie Imkerhüte mit Schleier. In Abhängigkeit von der Aggressivität des Volkes zum Zeitpunkt der Arbeit können verschiedene Methoden zur Beruhigung der Tiere eingesetzt werden. So können die Bienen mit Rauch beruhigt werden (Bienefeld 2016, S. 13). Im Projekt BEEsy Mission entschieden sich die Studierenden dazu, bei der Arbeit am Bienenstock Lavendelspray einzusetzen. Da nicht alle Studierenden im gleichen Maß an der direkten Arbeit mit den Tieren involviert waren, gab es keine Notwendigkeit, vollständige Schutzausrüstungen für alle zur Verfügung zu stellen. Es wurden abhängig vom Verantwortungsbereich der Einzelpersonen Imkeranzüge, Jacken und Handschuhe genutzt. Diese Anschaffungen beschränkten sich auf das Projektteam der Bienenpflege sowie auf die Arbeiten beim Einsetzen des neuen Volkes und für die Honigernte.

Ein weiterer Materialbedarf, der sich im Projektverlauf ergab, bestand aus Leinöl und Pinsel, um die Bienenbeuten zu streichen und damit eine wetterfeste Behausung gewährleisten zu können. Zudem musste aufgrund der schlechten Wetterbedingungen mit Zuckerwasser zugefüttert werden, wofür je Volk eine Futtertasche in die Beute eingesetzt wurde. Für die Honigernte wurden geeignete Gläser mit Deckel beschafft.

In Tab. 3.1 werden benötigte Materialen mit den entsprechenden Preisen zusammengefasst aufgelistet. Die Preisangaben sollen einen ersten Einblick in die Projektkostenstruktur liefern und können abhängig von Qualitätsunterschieden und Anbietern der Produkte unterschiedlich ausfallen.

Tab. 3.1 Benötigte Materialien und Preise

Die Organisation der Beschaffung der Materialen wurde von einem Projektteam übernommen. In diesen Aufgabenbereich fiel zudem die Erstellung von Leihverträgen für personalisierte Materialen, wie die Schutzausrüstung, die in den entsprechenden Kleidungsgrößen für die Studierenden angeschafft werden mussten. Durch die selbstständige Aufbewahrung der Schutzkleidung wurde es den Teilnehmer:innen ermöglicht, Arbeiten an den Bienenstöcken unabhängig von anwesendem Lehrpersonal durchzuführen. Um allen Beteiligten des Projekts Zugriff auf weitere Materialien und Werkzeuge zu ermöglichen, wurde ein Stahlschrank zur Lagerung im Hochschulgebäude beschafft.

3.3 Umsetzung

Bis zum Sommer 2021 konnten an der Hochschule Pforzheim innerhalb von zwei Jahren zwei Bienenvölker etabliert werden. Welche Schritte es auf dem Weg von der Ankunft der Bienen, der Pflege bis zur Ernte des Honigs zu beachten gilt, soll in diesem Abschnitt erläutert werden.

Ist die Entscheidung für ein Bienenvolk gefallen und eine Imkerei gefunden, die einen Ableger bereitstellt, wird die Ankunft der Bienen geplant. Vorab muss hierfür ein geeigneter Standort für den Bienenstock gefunden werden. Dieser sollte windgeschützt sein und so stehen, dass der Stock morgens in der Sonne und mittags im Schatten steht. An der Hochschule Pforzheim ist der Stock auf dem Dach eines Hochschulgebäudes platziert. Um den Stock vor Wind noch besser schützen zu können, wurde das Dach der Beute mit einem Stein beschwert. Außerdem sollte der Stock in der Nähe einer Wasser- und Futterstelle stehen. Sollte keine natürliche Wasserstelle vorhanden sein, wie es beispielsweise an der Hochschule Pforzheim der Fall ist, muss zusätzlich Wasser für die Bienen bereitgestellt werden. Um den Bienen ein ausreichendes Futterangebot zu bieten, wurden im Rahmen des Einzugs des ersten Bienenvolks bienenfreundliche Pflanzen, wie Lavendel, auf dem Hochschulgelände gepflanzt. Weitere bienenfreundliche Pflanzen sind Schmetterlingsblütler (Faboideae), Lippenblütler (Lamiaceae), Raublattgewächse (Boraginaceae), Rosengewächse (Rosacea), Korbblütler (Asteraceae) und Doldenblütler (Apiaceae) (vergl. Hemmer und Hölzer 2017, S. 9). Eine der Hochschulbienen auf einer Pflanze ist in Abb. 3.1 zu sehen.

Abb. 3.1
figure 1

Bienenfreundliche Pflanzen als Futterquelle

Checkliste Standortwahl

  • Windgeschützt

  • Ruhig

  • Morgens Sonne, mittags Schatten

  • Wassertränke in der Nähe

  • Futter in der Nähe

Nachdem ein passender Standort gefunden ist, wird das Einlogieren des Bienenschwarms, auch Einschlagen genannt, vorbereitet. Für das Einschlagen sollten zwei Tage eingeplant werden, da der Schwarm nicht am selben Tag, an dem er ausgezogen (Fachwort: „gefallen“) ist, aufgestellt werden sollte. Werden die Bienen erst am Folgetag aufgestellt, verringert sich das Risiko, dass der Schwarm gleich wieder auszieht. Die Abholung der Bienen erfolgt abends, da der Schwarm erst nach Sonnenuntergang in die sogenannte Schwarmkiste überführt wird, wenn alle Bienen wieder im Stock sind.

Stellen Imker:innen keine Schwarmkiste bereit, kann sie mit einfachen Mitteln selbst gebaut werden. Für den Umzug der Bienen nach Pforzheim stellte der Imker, von dem die Bienen bezogen wurden, eine Schwarmkiste und sieben Rähmchen zur Verfügung, auf denen die Bienen und ihre Königin ankamen. Sind die Bienen abgeholt, müssen sie anschließend eine Nacht dunkel, ruhig und kühl in der Transportkiste bleiben. Dieser Übergang wird auch „Kellerhaft“ genannt. Wichtig ist, die Schwarmkiste gut zu verschließen und zu beschriften, sodass niemand aus Versehen die Kiste öffnet.

Am Folgetag dürfen die Bienen dann in ihr neues Zuhause einziehen (Abb. 3.2). Um die Bienen für den Einzug vorzubereiten und zu beruhigen wurde Lavendelspray über den Bienenkasten gesprüht. Für sehr kurze Zeit wird es dann laut und hektisch unter den Bienen, kurz darauf entfaltet das Lavendelspray seine beruhigende Wirkung.

Abb. 3.2
figure 2

Öffnen der Transportkiste

Beim Einzug des ersten Volkes wurde kein Spray zur Beruhigung eingesetzt, da die Bienen durch das gute Wetter und ausreichend Nahrung ausgeglichen und ruhig waren. Aufgrund des schlechten Wetters und dem Nahrungsmangel beim Einzug des zweiten Volkes wurde das Spray hingegen notwendig.

Beide Völker wurden auf wenigen Rähmchen geliefert. So mussten weitere Rähmchen mit Mittelwänden vorbereitet und vorab in den Stock eingesetzt werden. Anschließend konnten die Rähmchen mit den Bienen aus der Transportkiste in den Bienenstock umgesetzt werden (Abb. 3.3). Die Schwarmkiste wurde neben dem Bienenstock gestellt, damit alle Bienen diese verlassen können. Da die beiden Schwärme beim Einzug sehr jung waren und deshalb vor Feinden, wie Wespen und Hornissen, geschützt werden mussten, wurde das Flugloch mit einem Fluglochschieber verkleinert. Dies reduziert die mögliche Angriffsfläche. Abschließend kann optional zugefüttert werden, wenn die vorhandenen Futterquellen beschränkt sind.

Abb. 3.3
figure 3

Einsetzen der Bienen in die Beute und Suche der Königin

Checkliste für den Einzug von Bienen

  • Frühzeitige Kontaktaufnahme mit Imker:in aus der Region

  • Vorbereitung des Bienenstocks mit zusätzlichen Rähmchen und Mittelwänden

  • Suchen eines geeigneten Standorts

  • Organisation oder Bau einer Schwarmkiste

  • Suchen eines ruhigen, dunklen und kühlen Orts für die Kellerhaft

  • Erhalt des Schwarms

  • Stehenlassen des Schwarms über Nacht in einer dafür vorgesehenen Schwarmkiste

  • Aufstellung des Schwarms am Folgetag

  • Beruhigung der Bienen, z. B. durch Sprühen von Lavendelspray über den Bienenkasten (optional)

  • Einsetzen der Rähmchen mit Bienen aus der Transportbox in den Bienenstock

  • Transportbox neben den Bienenstock stellen, weil noch Bienen darin sind

  • Verkleinerung des Fluglochs mittels Fluglochschieber (optional)

  • Zufüttern, wenn die vorhandenen Futterquellen beschränkt sind (optional)

Futtergabe

Die Futtergabe erfolgt durch Zuckerwasser. Das Zuckerwassergemisch hat ein Verhältnis von drei zu zwei (vergl. Bienenjournal 2021c). Das bedeutet es werden drei Kilogramm Zucker mit zwei Liter Wasser vermischt. Es entsteht eine sirupartige Konsistenz. Das Zuckerwasser wird in einer Futtertasche (wie in Abb. 3.4 zu sehen) in den Stock eingesetzt. Diese hat die gleiche Größe wie die Rähmchen. Hierfür muss vorab ein Rähmchen herausgenommen werden, um es mit der Futtertasche ersetzen zu können. Kork in der Tasche hilft den Bienen wieder selbstständig aus dem Zuckerwasser zu krabbeln, falls sie versehentlich hineinfallen.

Abb. 3.4
figure 4

Einsetzen der Futtertasche

Schädlingsbekämpfung

Die größte Gefahr für die Bienen stellt die aus Asien eingeschleppte Varroamilbe (Varroa destructor) dar. Sie kann bis zu zwölf Virenarten übertragen (Hemmer und Hölzer 2017, S. 33). Aus diesem Grund muss regelmäßig auf einen Milbenbefall kontrolliert werden (Abb. 3.5). Da bei den Bienen der Hochschule Pforzheim noch keine Schädlinge festgestellt werden konnten, erfolgte bisher auch keine Bekämpfung mit Ameisensäure oder ähnlichem. Die Schädlingsbekämpfung beschränkte sich auf das Ausschneiden des Drohnenrahmens (Vorbereitungen in Abb. 3.6 zu sehen) und das regelmäßige Herausnehmen der sogenannten Bodenplatte unter dem Gitterboden des Bienenstocks. Dabei wird kontrolliert, ob und wie viele Milben zu sehen sind. Außerdem wird geprüft, was sich ansonsten noch auf der Bodenplatte der Beute angereichert hat. Dieser sogenannte „Gemüll“ gibt Hinweise auf Krankheiten und die Ernährungslage im Volk. Am Anfang und Ende des Jahres kann eine imprägnierte Vermiculittafel (poröser Keramikschaum) für den Bienenstock gekauft und in der Mitte des Kastens auf die Brutwabe gelegt werden. Diese hat sich gegen Milbenbefall als sehr wirksam erwiesen.

Abb. 3.5
figure 5

Überprüfung und Durchsicht der Beute

Abb. 3.6
figure 6

Vorbereitungen für die Schädlingsbekämpfung

Ernte

Im ersten Jahr nach dem Einzug wird der Schwarm als Jungvolk bezeichnet. In dieser Zeit wird noch kein Honigraum aufgesetzt. Trotzdem ist es möglich auch im ersten Jahr etwas Honig aus dem Brutraum zu ernten. Dies wird bei Waldhonig notwendig, da dieser nicht über den Winter im Bienenstock bleiben sollte. Er kann von den Bienen nur schwer verdaut werden.

Generell wird zwischen Blütenhonig und Waldhonig unterschieden. Während der Blütenhonig überwiegend aus Blütennektar besteht, sammeln die Bienen für den Waldhonig den sogenannten Honigtau. Dieser ist an Waldbäumen, insbesondere an Fichten, Eichen und Tannen zu finden. Er ist an einer dunklen bernsteinfarbenen bis dunkelbraunen Färbung erkennbar (Imkerbund 2014). An der Hochschule konnten im ersten Jahr zwölf Honiggläser mit der klassischen Erntemethode gewonnen werden. Bei der klassischen Methode werden die Rähmchen herausgenommen und die Waben aufgestochen, wenn gedeckelter Honig vorhanden ist. Um die Waben nicht zu beschädigen, wird für die Honiggewinnung eine Honigschleuder eingesetzt. Nach der Honigernte wird in den Stock eine Futtertasche eingesetzt.

Das erste Bienenvolk ist bereits im zweiten Jahr an der Hochschule Pforzheim und ein sogenanntes Wirtschaftsvolk. Das bedeutet, dass zum ersten Mal geerntet werden kann. Die Honigernte erfolgte mit dem Flow-Hive-System. Dabei kann der Honig einfach durch das Drehen eines Hebelwerkzeuges extrahiert werden. Der Bienenstock muss dabei nicht geöffnet werden und die Bienen werden, anders als bei der normalen Extraktion, nicht gestört (vergl. Flow Hive 2021).

In Abb. 3.7 sind verdeckelte Honigwaben zu sehen. Abb. 3.8 zeigt die Ernte des ersten Honigs im Jahr 2021 an der Hochschule Pforzheim mit dem Flow-Hive-System. Dieser wirkte recht flüssig, was auf einen zu hohen Wassergehalt schließen ließ. Der Honig wurde daher bei einem befreundeten Imker mit einem Refraktometer getestet. Mit 18 % Wassergehalt war dieser jedoch in einem optimalen Bereich.

Abb. 3.7
figure 7

Rähmchen mit verdeckelten Honigwaben

Abb. 3.8
figure 8

Honigernte mit dem Flow-Hive-System

Wie hoch darf der Wassergehalt im Honig sein?

Nach der deutschen Honigverordnung (BMJV 2004) ist im Allgemeinen ein maximaler Wassergehalt von 20 % zulässig. Besser sind 18 % Wassergehalt, denn darüber steigt bereits die Gefahr, dass der Honig bei weiterer Lagerung in eine Gärung übergeht.

Saisonale Aufgaben

Vorfrühling

Die Bienen beginnen bei Temperaturen über zwölf Grad Celsius und Sonnenschein zu fliegen. Es finden Reinigungsflüge statt, währenddessen beginnt die Königin die erste Brut zu legen. Nun gilt es den Beutenboden zu säubern, da das Gemüll Informationen darüber gibt, ob die Bienen bereits brüten. Dies wird sichtbar durch Wachsplättchen und viele Wachskrümel auf der Bodeneinlage. Und es ist sichtbar, wo in diesem Fall das Brutnest in der Beute liegt. Außerdem gilt es zu planen, ob die Anzahl der Völker erhöht werden soll und entsprechend zusätzliche Beuten und Rähmchen gebraucht werden.

Erstfrühling und Vollfrühling

Es müssen Vorbereitungen für das Bienenjahr getroffen werden. Haben die Bienen den Winter gut überstanden? Wie stark ist der Befall mit Varroamilben? Da die Blüten um diese Zeit größtenteils steril sind und keine Nahrung bieten, muss die Futterversorgung sichergestellt werden. Bei einem brütenden Volk liegt der Futterbedarf bei eineinhalb bis zwei Kilogramm pro Monat, was einer Honig- oder Futterwabe entspricht. Ist es Anfang März sollte das Volk mindestens zwei volle Waben an Vorräten besitzen (Imkerbund 2015). Sehr wichtig ist auch, den Bienen ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen.

Frühsommer

Es ist Hochsaison. Die Völker sollten zu Beginn des Frühsommers entwickelt sein. Wirtschaftsvölker bekommen den zweiten Brutraum aufgebaut. Was blüht in der Region? Welchen Nektar und welchen Pollen tragen die Bienen ein? Je nach Region steht eine unterschiedliche Massentracht bevor und es kann der erste Honig geerntet werden. Unter einer Massentracht wird ein reichhaltiges Angebot an Tracht durch eine einzelne Pflanzenart bezeichnet. Massentrachten, wie Rapsfelder und Lindenalleen, sind für die Bienen ergiebige Nahrungsquellen und werden bevorzugt angeflogen. Für den Frühtrachthonig ist typisch, dass es sich um einen reinen Blütenhonig handelt. Es ist Schwarmzeit. Die Bienen kommen an ihre räumlichen Grenzen. Unternehmen Imker:innen nichts, wird sich das Volk in den nächsten Wochen teilen. Eine mögliche Maßnahme ist, dem Volk genug Platz im Brut- und Honigraum zu geben.

Hochsommer

In der Imkerei bereiten Imker:innen die Völker auf den Winter vor. Wo keine Spättrachten zu erwarten sind, wird die Behandlung gegen Varroamilben begonnen und erste Futterrationen gegeben. Auch wenn es noch an vielen Stellen blüht, sind die großen Massentrachten bereits vorbei. Bei den Bienenvölkern nimmt das Brutnest nun kontinuierlich ab. Es wird weniger neue Brut angelegt. Die Völker wachsen nicht mehr, um sich zu teilen, sondern halten ihre Stärke. Ein Schwarm entsteht daher nur noch in Ausnahmefällen. Ein Ausbau weiterer Waben findet nicht mehr statt. Der Hochsommer ist die Zeit der zweiten und in der Regel letzten Honigernte.

Herbst und Winter

Im Spätsommer und Frühherbst beginnen bei den Bienen die Vorbereitungen für den Winter. Ende September muss geprüft werden, ob genug Vorräte vorhanden sind, damit die Bienen über den Winter hinweg von ihnen leben können. Im Oktober oder November stellen die Bienen dann ihren Flugbetrieb ein. Jetzt sollte der Milbenbefall der Bienen geprüft werden. Bei den Bienen der Hochschule Pforzheim wurde das Gemüll untersucht und daraufhin im Herbst nochmals eine Schädlingsbekämpfung durchgeführt. Außerdem wurde der Waldhonig ausgeschleudert und die Bienen mit Zuckerwasser zugefüttert. Ansonsten bleibt es den Winter über sehr ruhig. An den ersten warmen Tagen des Jahres mit über zehn Grad Celsius, meist Ende Februar, müssen die Imker:innen überprüfen, ob die Bienen den Winter gut überstanden haben und ob die Königin noch lebt.