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Zwischen Autobiographie und Autosozioanalyse

Zur Verbindung von Annie Ernaux’ autosoziobiographischen Erzählungen mit Pierre Bourdieus Soziologie

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Part of the book series: Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ((ABLI))

Zusammenfassung

Der Artikel befasst sich mit der Verbindung von Annie Ernaux’ autosoziobiographischen Erzählungen mit Pierre Bourdieus Soziologie und nimmt dabei das spezifische Erkenntnispotential von Ernaux’ Texten als Sicht- und Erfahrbarmachung sozialer Strukturen und Funktionsweisen in den Blick. Diese erfolgt insbesondere auf ästhetisch-affektiver Ebene, auch wenn Ernaux’ Charakterisierung ihrer Schreibweise als „écriture plate“ in La place (1983) bzw. als „écriture de la distance“ in späteren Selbstkommentaren einer solchen Lesart entgegenzustehen scheint. Die Entwicklung einer neuen Schreibweise in der von ihrem Vater handelnden Erzählung ist vor dem Hintergrund der Reflexion der eigenen Erzählposition zu betrachten, die im Dialog mit Bourdieus Konzepten des Habitus und der symbolischen Gewalt steht. Doch gerade Ernaux’ Spracharbeit unterscheidet ihren autosoziobiographischen schließlich von Bourdieus autosozioanalytischem Ansatz.

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Notes

  1. 1.

    Bourdieu (2001a, S. 45)/„Confessions impersonnelles“, Bourdieu (2003a, S. 53).

  2. 2.

    Vgl. Ernaux (2005a, S. 364).

  3. 3.

    „confession ‚la plus personnelle‘“ und „distance objectivante“, Ernaux (2005a, S. 364). Die Übersetzungen stammen – sofern nicht anders angemerkt – von der Verfasserin.

  4. 4.

    „je cherche à objectiver, avec des moyens rigoureux, du ‚vivant‘ sans abandonner ce qui fait la spécificité de la littérature, à savoir l’exigence d’écriture, l’engagement absolu du sujet dans le texte“, Ernaux (1993b, S. 221).

  5. 5.

    Sie beschreibt ihre Erzählungen La place (1983), Une femme (1987), La honte (1997) und teilweise L’événement (2000) als „moins autobiographiques que auto-socio-biographiques“, Ernaux (2011, S. 23).

  6. 6.

    Siehe beispielsweise Ernaux (2002, 2005a, 2010). Eine Auseinandersetzung mit den Bezügen Ernaux’ auf Bourdieu kann ihre zahlreichen Selbstkommentare nicht außen vor lassen. Allerdings ist hier auf Carlos Spoerhases Problematisierung der Beteiligung von Autor:innen an der Deutung ihrer Werke hinzuweisen, die im Kontext der epistemischen und methodischen Schwierigkeiten einer literaturwissenschaftlichen Beschäftigung mit Gegenwartsliteratur steht, vgl. Spoerhase (2014, S. 20–24).

  7. 7.

    Vgl. Ernaux (2005b, S. 172).

  8. 8.

    Siehe beispielsweise Baudelot (2004, S. 165–176); Meizoz (2012, S. 27–44); Charpentier (2020, S. 302–303).

  9. 9.

    Der Soziologe Thomas Alkemeyer weist beispielsweise in Hinblick auf die Wirkungsweisen „symbolischer Gewalt“ auf die „erkenntnistheoretischen Potentiale und ästhetisch affektiven Eigenschaften“ literarischer Texte hin, Alkemeyer (2007, S. 15) (Hvhg. i. Orig.).

  10. 10.

    „écriture plate“, Ernaux (1983, S. 24).

  11. 11.

    „écriture de la distance“, Ernaux (2005a, S. 363); „écriture distanciée“, Ernaux (2010, S. 27).

  12. 12.

    Ernaux (2005b, S. 159).

  13. 13.

    Vgl. Ernaux (2005b, S. 160–164).

  14. 14.

    Ernaux (2005b, S. 162).

  15. 15.

    Ernaux (2005b, S. 163).

  16. 16.

    Ernaux (2005b).

  17. 17.

    Vgl. Ernaux (2005b, S. 163).

  18. 18.

    Ernaux (2005b).

  19. 19.

    Vgl. Ernaux (2005b, S. 164). Hier ist anzumerken, dass Bourdieu in seinem „Postskriptum 1: Unpersönliche Bekenntnisse“ in den Meditationen auf die Parallele zwischen Sozioanalyse und Psychoanalyse verweist, welche beide die Austauschbarkeit des Ichs sichtbar machen, auch wenn dies bei letzterer weniger augenfällig sei, vgl. Bourdieu (2001a, S. 47).

  20. 20.

    Bourdieu formuliert diesen Anspruch in Hinblick auf seine „Soziologie der Soziologie“, in der es darum geht, die soziale Bestimmtheit sozialwissenschaftlicher Forscher:innen offenzulegen: „Sie ermöglich[e] es, das Soziale im Herzen des Individuellen zu entdecken, das Unpersönliche hinter dem Persönlichen.“ Bourdieu (2005, S. 369).

  21. 21.

    Ernaux (2005a, S. 365).

  22. 22.

    Siehe beispielsweise: Bourdieu (2003a, S. 54)/Bourdieu (2001a, S. 47).

  23. 23.

    Ernaux (2005a, S. 363). „Ich bin über die Analyse schmerzhafter Gefühle zu der Gewissheit gekommen, dass die einzige haltbare Erzählposition darin besteht, eine ‚Schreibweise der Distanz‘ anzunehmen, die mit meiner Situation übereinstimmt: Distanz zu meinen Eltern, Distanz zwischen meinem alten und meinem aktuellen Ich, Distanz zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen der ursprünglichen Kultur und jener, die es mir nun erlaubt zu schreiben. Dieser Ausdruck, ‚Schreibweise der Distanz‘, bezeichnete für mich zugleich den Stil, die Stimme, ohne affektive Zeichen, und die Methode: Um das Leben meines Vaters wiederzugeben, mich nur auf die Sätze, die Szenen und Erinnerungen unserer Kultur zu stützen, die ich seit Jahren gesammelt und unter dem Titel ‚Elemente für eine Familienethnologie‘ zusammengetragen hatte. Wenn ich mit Abstand an diese tastend voranschreitende Arbeit denke, meine Notizen und Entwürfe wieder lese, erscheint es mir, dass ich dabei bin, mit einer Vision von Literatur als Verklärung der Realität zu brechen, und dass ich die ‚objektivierende Distanz‘ entdecke – ein Begriff von Bourdieu, den ich noch nicht kannte – als Notwendigkeit zu schreiben, die für mich sozial und politisch begründet ist.“

  24. 24.

    Hier ist anzumerken, dass Ernaux in ihrem zwölf Jahre zuvor erschienenen Text „Vers un je transpersonnel“ diesen Titel als „Éléments pour une ethnographie familiale“ wiedergibt, Ernaux (1993b, S. 220–221) (Hvhg. S.C. H.).

  25. 25.

    Ernaux (2011, S. 74).

  26. 26.

    „Annie Ernaux, c’est Bourdieu en roman“, zitiert in: Ernaux (2005b, S. 172).

  27. 27.

    Vgl. Ernaux (2005b, S. 172).

  28. 28.

    Von dem Tod ihres Vaters bis zum Erscheinen von La place vergehen 16 Jahre. In der Zwischenzeit veröffentlicht Ernaux drei autobiographische Romane: Les armoires vides (1974), Ce qu’ils disent ou rien (1977) und La femme gelée (1981).

  29. 29.

    Vgl. Ernaux (1993b, S. 220–221).

  30. 30.

    „détour réflexif“, Ernaux (2005a, S. 363).

  31. 31.

    je véridique“, Ernaux (1993b, S. 221).

  32. 32.

    Hier gibt es graduelle Unterschiede: Während die erzählende Hauptfigur in Les armoires vides den Namen Denise Lesur trägt, lässt die Ähnlichkeit des Vornamens der Erzählerin Anne in Ce qu’ils disent ou rien und schließlich deren Namenlosigkeit in La femme gelée den Verweis auf die Autorin bereits wahrscheinlicher werden, siehe hierzu: Ernaux (1993b, S. 220). Auch markiert La femme gelée den Übergang von Ernaux’ Publikation ihrer Texte in der Kategorie „Roman“ bei Gallimard zu „Mémoires, récits autobiographiques“, vgl. Charpentier (2006, S. 5).

  33. 33.

    Siehe das Unterkapitel „Dans le mot roman, je mettais littérature“ in Ernaux (2011, S. 26–31).

  34. 34.

    Ernaux (2019a, S. 19).

  35. 35.

    Ernaux (1987, S. 23).

  36. 36.

    Ernaux (2019b, S. 19).

  37. 37.

    Ernaux (2019b, S. 88); „entre la littérature, la sociologie et l’histoire“, Ernaux (1987, S. 106).

  38. 38.

    Ernaux (2011, S. 74).

  39. 39.

    Meizoz (2012, S. 31).

  40. 40.

    „spécificité littéraire“, Meizoz (2012, S. 39) (Hvhg i. Orig.).

  41. 41.

    Vgl. Meizoz (2012, S. 39).

  42. 42.

    Charpentier (2006, S. 1). Meizoz definiert die „posture“ als „une manière individuelle, pour un sujet, d’incarner et de jouer sa position sociale“, Meizoz (2002, S. 187).

  43. 43.

    Ernaux (2010, S. 26).

  44. 44.

    Vgl. Ernaux (2010, S. 26). In der Verwendung des Plusquamperfekts („m’avait paru ‚au-dessous de la littérature‘“) zeigt sich hier ebenfalls der Wandel von Ernaux’ Literaturbegriff.

  45. 45.

    Vgl. Ernaux (1983, S. 24)/Ernaux (2019a, S. 19).

  46. 46.

    Auch dies stellt Ernaux selbst fest: Ernaux (2005a, S. 362). Eva Kimminich spricht in Bezug auf die ersten beiden Romane von einer „aggressiven, gewollt vulgären Sprache“, Kimminich 1997 (ohne Paginierung).

  47. 47.

    Ernaux (1983, S. 24). „Seit Kurzem weiß ich, dass der Roman unmöglich ist. Um ein Leben wiederzugeben, das der Notwendigkeit unterworfen war, darf ich nicht zu den Mitteln der Kunst greifen, darf nicht ‚spannend‘ oder ‚berührend‘ schreiben wollen. Ich werde die Worte, Gesten, Vorlieben meines Vaters zusammentragen, das, was sein Leben geprägt hat, die objektiven Beweise einer Existenz, von der auch ich ein Teil gewesen bin.

    Keine Erinnerungspoesie, kein spöttisches Auftrumpfen. Der sachliche Ton fällt mir leicht, es ist derselbe Ton, in dem ich früher meinen Eltern schrieb, um ihnen von wichtigen Neuigkeiten zu berichten.“ Ernaux (2019a, S. 19–20).

  48. 48.

    Vgl. Bourdieu (1982a, S. 69).

  49. 49.

    In früheren Übersetzungen gibt Barbara Scriba-Sethe „écriture plate“ als „karge Schreibe“ (1986) bzw. „simple Schreibweise“ (1988) wieder, Ernaux (1986, S. 20)/Ernaux (1988, S. 17).

  50. 50.

    Vgl. Ernaux (1983, S. 46)/Ernaux (2019a, S. 38). Siehe auch: „La seule écriture que je sentais ‚juste‘ était celle d’une distance objectivante, sans affects exprimés, sans aucune complicité avec le lecteur cultivé (complicité qui n’est pas tout à fait absente de mes premiers textes).“ Ernaux (2011, S. 34). „Die einzige Schreibweise, die ich als ‚angemessen‘ empfand, war die einer objektivierenden Distanz, ohne Ausdruck von Emotionen, ohne Komplizenschaft mit dem gebildeten Leser (eine Komplizenschaft, die von meinen ersten Texten nicht gänzlich abwesend ist).“

  51. 51.

    Siehe Grignon und Passeron (1989).

  52. 52.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 72).

  53. 53.

    Siehe Bourdieu (1977, S. 405–411); Bourdieu (2003b, S. 120, 248–259)/Bourdieu (2001b, S. 106, 220–230).

  54. 54.

    Vgl. Mauger (2005, S. 221).

  55. 55.

    In „La Preuve par le corps“ schreibt Ernaux, dass Bourdieu ihr dabei geholfen habe, „‚l’écriture distanciée‘ (plutôt que ‚plate‘)“ zu entwickeln, ausgehend von ihrer Position als Hin- und Hergerissene zwischen zwei sozialen Welten, vgl. Ernaux (2010, S. 27).

  56. 56.

    Vgl. Ernaux (2005a, S. 363); Ernaux (2011, S. 72–74).

  57. 57.

    Vgl. Ernaux (2019a, S. 19–20).

  58. 58.

    Vgl. Barthes (1972a, S. 15)/Barthes (2006, S. 19). Er führt die Schreibweise (écriture) als Drittes neben der sozial gegebenen Sprache (langue) und dem singulären Stil (style) ein, welcher keine Intention, sondern eine biologische Disposition darstelle (vgl. Barthes 1972a S. 13/Barthes 2006, S. 16). Antoine Compagnon hat darauf hingewiesen, dass Barthes mit seiner écriture, verstanden als „Wahl eines Tones, oder wenn man so will: eines Ethos“ (Barthes 2006, S. 18/Barthes 1972a, S. 14), die kollektive Dimension des Stils in der antiken Rhetorik rehabilitiere, vgl. Compagnon (1997, S. 6).

  59. 59.

    Barthes (1972a, S. 15)/Barthes (2006, S. 19).

  60. 60.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 72–73). In der E-Mail-Korrespondenz mit Jeannet schreibt Ernaux auch, dass es die Aufgabe von Literaturwissenschaftler:innen sei, herauszufinden, ob man die „écriture plate“ Barthes’ „écriture blanche“ zuordnen könne, vgl. Ernaux 2011, S. 35. Zur „écriture blanche“ Barthes (1972b, S. 54–57). Zur „écriture plate“ als „écriture blanche“ Pierrot (2009, S. 109–126).

  61. 61.

    Bourdieu (1982a, S. 285).

  62. 62.

    Bourdieu (1982a, S. 285).

  63. 63.

    Bourdieu (1982a, S. 290) (Hvhg. i. Orig.).

  64. 64.

    Chantal Jaquet wendet sich gegen den Begriff des transfuge de classe („Klassenüberläufers“), da er „eng mit dem Gedanken der Flucht, der Desertion, ja des Verrats verbunden [bleibe]“. Stattdessen schlägt sie nach dem Muster des Wortes transsexuell den Neologismus transclasse vor, Jaquet (2014, S. 12–14)/Jaquet (2018, S. 19–20).

  65. 65.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 49 und 57). Sie zitiert hier hinsichtlich des Schuldgefühls als Motor des Schreibens Jean Genet: „La culpabilité est un formidable moteur d’écriture“, Ernaux (2011, S. 57). Auch La place ist ein Zitat Genets vorangestellt, dort steht der Verrat im Vordergrund: „Je hasarde une explication: écrire c’est le dernier recours quand on a trahi“ („Ich wage eine Erklärung: Schreiben ist der letzte Ausweg, wenn man einen Verrat begangen hat“).

  66. 66.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 58). Ernaux beschreibt das Schuldgefühl als Resultat dieser Faktoren und verweist auf ihre religiöse Erziehung. Mit Alois Hahn kann man hier zudem auf den Zusammenhang zwischen Schuldbekenntnissen – deren Institutionalisierung im christlichen Abendland, wie Foucault gezeigt hat, mit einer gesteigerten Selbstkontrolle einhergeht – und autobiographischen Formen der Selbstthematisierung hinweisen, vgl. Hahn (1987, S. 18–19); Foucault (1976, S. 76–84).

  67. 67.

    Bourdieu (1980, S. 88)/Bourdieu (1993, S. 98) (Hvhg. i. Orig.).

  68. 68.

    Vgl. Bourdieu (1980, S. 88–89)/Bourdieu (1993, S. 98–99). Zur Überwindung des Gegensatzes von Subjektivismus und Objektivismus in Bourdieus Soziologie, insbesondere seinem Habitus-Konzept, siehe Sapiro (2004, S. 71–72, 78–79).

  69. 69.

    Ernaux (2020, S. 30); „ethnologue de moi-même“, Ernaux (1997, S. 40).

  70. 70.

    Vgl. Ernaux (1997, S. 75–106)/Ernaux (2020, S. 58–83).

  71. 71.

    Jacques Dubois spricht in Bezug auf La honte von einem „discours du ‚savoir‘“. Dubois (2004, S. 162).

  72. 72.

    Ernaux (2020, S. 30)/Ernaux (1997, S. 40).

  73. 73.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 49 und 73).

  74. 74.

    Siehe zur symbolischen Macht der Sprache Bourdieu (1982b)/Bourdieu (1990).

  75. 75.

    Ernaux (1983, S. 64). „In meiner Erinnerung führte alles, was mit Sprache zu tun hatte, zu Ärger und Streit, viel mehr als Geld.“ Ernaux (2019a, S. 54).

  76. 76.

    Ernaux (1983, S. 62). „Für meinen Vater war das Patois etwas Altes, Hässliches, ein Zeichen gesellschaftlicher Unterlegenheit. Er war stolz darauf, es teilweise abgelegt zu haben, und selbst wenn er kein schönes Französisch sprach, war es immerhin Französisch.“ Ernaux (2019a, S. 52).

  77. 77.

    Vgl. Bourdieu (2001b, S. 218).

  78. 78.

    Doch sind diese Beobachtungen stellenweise von einem hierarchischen Gesellschaftsbild geprägt, das, mit Bourdieu gesprochen, ‚naturalisiert‘ erscheint. So beschreibt sie ihre Mutter, die gehörte oder gelesene Ausdrücke wagemutig ausprobierte, als „soucieuse de faire évoluée“ („die kultiviert wirken wollte“) und unterscheidet dieses Verhalten von dem des Vaters, der sich weigerte, Vokabular zu verwenden, das „nicht seins“ war. Ernaux (2019a, S. 53)/Ernaux (1983, S. 63). Nach Bourdieu ist der Selbstausschluss charakteristisch für das Verhalten der Dominierten, vgl. Bourdieu (2005, S. 73). Im Gegensatz zum Vater akzeptiert die Mutter – welche sich auch dem ‚natürlichen‘ Machtverhältnis der Geschlechter, das als bürgerlich entlarvt wird, widersetzt (vgl. Ernaux 1987, S. 63/Ernaux 2019b, S. 53) – die Naturalisierung sozialer Verhältnisse nicht, die Bourdieu als Wirkungsform symbolischer Gewalt beschreibt, vgl. Bourdieu (2001b, S. 230–234).

  79. 79.

    Vgl. Ernaux (1983, S. 62)/Ernaux (2019a, S. 51–52).

  80. 80.

    Vgl. Ernaux (1983, S. 62)/Ernaux (2019a, S. 51–52).

  81. 81.

    Vgl. Ernaux (1983, S. 64)/Ernaux (2019a, S. 53–54).

  82. 82.

    Thumerel (2014).

  83. 83.

    Ernaux (1983, S. 46). „Selbstverständlich keine Freude am Schreiben, an diesem Vorhaben, bei dem ich ganz nah an den gehörten Wörtern und Sätzen bleibe und sie manchmal in Kursivschrift hervorhebe. Nicht um mich von ihnen zu distanzieren und mich mit dem Leser zu verbünden, so etwas lehne ich ab, egal in welcher Form, ob Nostalgie, Pathos oder Ironie. Sondern weil diese Wörter und Sätze die Beschaffenheit und die Grenzen einer Welt ausdrücken, in der mein Vater gelebt hat, in der auch ich gelebt habe. Eine Welt in der man alles wörtlich nahm.“ Ernaux (2019a, S. 38).

  84. 84.

    Eva Blome weist in ihrem Artikel „Rückkehr zur Herkunft. Autosoziobiografien erzählen von der Klassengesellschaft“ auf die Problematik der Rede von einem „Bildungsaufstieg“ hin, welcher „ein – zumeist implizites – hegemoniales Verständnis von Bildung ebenso wie die Vorstellung einer Gesellschaftsstruktur, die zwischen ‚oben‘ und ‚unten‘ unterscheidet“, reproduziere. Blome (2020, S. 543–544).

  85. 85.

    Ernaux (2019a, S. 38). Die genaue Wiedergabe der Redewendungen ihrer Eltern erscheint dabei gleichbedeutend mit einer authentischen Schilderung der Lebenswirklichkeit in ihrem Herkunftsmilieu, auf die die Texte Anspruch erheben – das Vermögen der Wörter, die Realität wiederzugeben, scheint hier nicht angezweifelt zu werden. La honte ist dagegen das folgende Zitat aus Paul Austers Invention of Solitude vorangestellt: „Sprache ist nicht Wahrheit, sondern reflektiert unser Dasein in der Welt“. Das Verhältnis von Sprache und Wahrheit bei Ernaux kann im Rahmen dieses Artikels leider nicht weiter ausgeführt werden.

  86. 86.

    Ernaux (1983, S. 89–90). „Ich antwortete in demselben nüchternen Ton. Sie hätten jedes Bemühen um Stil so empfunden, als wollte ich sie auf Distanz halten.“ Ernaux (2019a, S. 75).

  87. 87.

    Ernaux (1983, S. 80) (Hvhg. i. Orig.). „Mein Vater gehörte jetzt in die Kategorie der einfachen oder bescheidenen oder rechtschaffenen Leute. Er traute sich nicht mehr, mir Geschichten aus seiner Kindheit zu erzählen. Ich erzählte ihm nichts mehr von der Schule. […] Er wurde wütend, wenn ich mich über Hausaufgaben beschwerte oder den Unterricht kritisierte. Wörter wie ‚Pauker‘, ‚Direx‘ oder ‚Tonne‘ missfielen ihm. Immer wieder die Angst oder VIELLEICHT DER WUNSCH, dass ich scheiterte.“ Ernaux (2019a, S. 67) (Hvhg. i. Orig.).

  88. 88.

    In L’écriture comme un couteau (Ernaux 2011, S. 73) weist Ernaux auf die Hervorhebung der hierarchisierenden Wirkung der Sprache mit Anführungszeichen und nicht Kursivschrift hin (s. o.).

  89. 89.

    Zum Schmerz als Ausgangspunkt von La place: „Je crois que tout dans La place, sa forme, sa voix, son contenu, est né de la douleur. Celle qui m’est venue à l’adolescence lorsque j’ai commencé de m’éloigner de mon père, ancien ouvrier, patron d’un petit café-épicerie. Douleur sans nom, mélange de culpabilité, d’incompréhension et de révolte (pourquoi mon père ne lit-il pas, pourquoi a-t-il des ‚manières frustes‘, comme il est écrit dans les romans?).“ Ernaux (2011, S. 32). „Ich glaube, dass alles in La place aus Schmerz geboren wurde, die Form, der Ton, der Inhalt. Der Schmerz, der mir in der Jugend kam, als ich anfing mich von meinem Vater, einem ehemaligen Arbeiter und Inhaber eines kleinen Lebensmittelgeschäfts, zu entfernen. Schmerz ohne Namen, eine Mischung aus Schuld, Unverständnis und Aufbegehren (warum liest mein Vater nicht, warum hat er ‚ungehobelte Manieren‘, wie es in den Romanen steht?).“

  90. 90.

    Ernaux (1983, S. 46).

  91. 91.

    Siehe Becker (2010, S. 107) und Bourdieu (1992, S. 413–414)/Bourdieu (1999, S. 471).

  92. 92.

    Siehe hierzu Ernaux (2011, S. 81); Savéan (1994, S. 93).

  93. 93.

    Marie-France Savéan spricht von einer „écriture filiale“; die Wahl einer zugänglichen Sprache zeuge von einem „effort de tendresse filiale, voire de fidélité à sa classe“, Savéan (1994, S. 96–97). Mit Dominique Viart kann man hier zudem auf die in Frankreich in der zweiten Hälfte der 70er und in den 80er Jahren aufgekommene literarische Form der „récits de filiation“ verweisen, zu der er auch Ernaux’ autosoziobiographische Texte zählt, vgl. Viart (2010, S. 221), ferner zu den „récits de filiation“ Viart (2019).

  94. 94.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 34).

  95. 95.

    Ernaux (1983, S. 24).

  96. 96.

    Im Vergleich der später publizierten Tagebücher Se perdre (2001) oder „Je ne suis pas sortie de ma nuit“ (1997) mit den auf deren Basis entstandenen Erzählungen Passion simple (1991) und Une femme (1987) weist Jean Pierrot darauf hin, dass erstere eine starke affektive Komponente haben, während letztere sich durch den Wunsch nach Objektivität und Neutralität auszeichnen, der eine bewusste Reduktionsarbeit erfordere, vgl. Pierrot (2009, S. 120–121).

  97. 97.

    In ihrem Eintrag zur „Autosociobiographie“ in dem von Françoise Simonet-Tenant herausgegebenen Dictionnaire de l’autobiographie (2017) weist Véronique Montémont auf die Ausweitung des von Ernaux zur Qualifizierung ihrer eigenen Praxis gebrauchten Terms auf eine im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts aufgekommene Strömung hin, in welcher persönliche Geschichte und soziale Bedingungen sowie literarisches und analytisches Vorgehen eng miteinander verknüpft werden, Montémont (2017, S. 99–100).

  98. 98.

    Bourdieu (2004)/Bourdieu (2002a). Dieser Text ist auf Basis seiner letzten Vorlesung am Collège de France entstanden (2000–2001).

  99. 99.

    Bourdieu (2002a, S. 95); „transfuge fils de transfuge“, Bourdieu (2004, S. 109).

  100. 100.

    Bourdieu (2002a, S. 113); „l’habitus clivé, habité par les tensions et les contradictions“, Bourdieu (2004, S. 127) (Hvhg. i. Orig.).

  101. 101.

    Bourdieu bezeichnet seinen Soziologischen Selbstversuch in der französischen Version als „auto-analyse“ bzw. „auto-socioanalyse“, Bourdieu (2004, S. 11). Eveline Pinto weist darauf hin, dass der Term „auto-analyse“ („Selbstanalyse“) Freud entlehnt ist (Brief an Wilhelm Fließ vom 14. November 1897), vgl. Pinto (2006, S. 436).

  102. 102.

    Bourdieu (2002a, S. 69).

  103. 103.

    Bourdieu (2002a, S. 71).

  104. 104.

    Ernaux (1983, S. 23). „Auf der Zugfahrt am Sonntag versuchte ich, meinen Sohn zu beschäftigen, damit er ruhig blieb, die Reisenden der ersten Klasse mögen keinen Lärm und keine herumlaufenden Kinder. Mit einem Mal fassungslos, ‚jetzt gehöre ich wirklich zum Bürgertum‘ und ‚es ist zu spät‘. Später im Laufe des Sommers, während ich auf meine erste Stelle wartete, ‚ich sollte das alles erklären‘. Ich wollte alles sagen, über meinen Vater schreiben, über sein Leben und über die Distanz, die in meiner Jugend zwischen ihm und mir entstanden ist. Eine Klassendistanz, die zugleich aber auch sehr persönlich ist, die keinen Namen hat. Eine Art distanzierte Liebe.“ Ernaux (2019, S. 19).

  105. 105.

    Bourdieu (2004, S. 82).

  106. 106.

    Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass Bourdieu seinen Soziologischen Selbstversuch insbesondere auch an andere transfuges de classe adressiert. Auf der letzten Seite äußert er den Wunsch, dass diese einige ihrer Erfahrungen in den seinen wiedererkennen und die identifikatorische Lektüre eine Wirkung auf ihr Leben entfalten möge, Bourdieu (2002a, S. 127)/Bourdieu (2004, S. 142). Dieser Wunsch scheint sich beispielsweise in den Bezügen auf den Text von Didier Eribon zu bestätigen. Das Sprachregister in Retour à Reims stellt ebenfalls eine Nähe zum Vorbild Bourdieus dar, auch wenn Eribon an einer Stelle die Problematik reflektiert, dass das soziale Milieu, über das er schreibt, wahrscheinlich nicht zu dem der Leser:innen seines Buchs gehört, Eribon (2010, S. 98). Eribon bezeichnet seinen Essay zudem wie Bourdieu als „auto-analyse“, vgl. das Unterkapitel „Qui est ‚je‘? Genèses, enjeux et réceptions de l’auto-analyse“ in Eribon (2016, S. 55–90). Allerdings wirft er Bourdieu vor, dass „[s]ein Text […] einer zu zögerlichen, viel zu partiellen Autobiografie, aber gerade nicht einer Autoanalyse“ ähnle und grenzt sich von diesem ab, Eribon (2017, S. 75) im Unterkapitel „Paradoxien der Wiederaneignung“, S. 73–98/„Les paradoxes de la réappropriation“, in Eribon (2014, S. 71–92). Auf dieses folgt die Auseinandersetzung mit einer weiteren Inspirationsfigur seines Schreibens: Annie Ernaux.

  107. 107.

    So spricht Bourdieu in einem Gespräch über seine Forschungen in Algerien davon, aus Gründen der Wissenschaftlichkeit eine literarische Dimension verdrängt und vieles zensiert zu haben, vgl. Bourdieu (2003c, S. 40–42).

  108. 108.

    Bourdieu (2004, S. 5) (Hvhg. i. Orig).

  109. 109.

    Schultheis (2002, S. 144).

  110. 110.

    Dort bezeichnet Schultheis das Vorgehen Eribons, der entgegen dem ausdrücklichen Wunsch Bourdieus, den Text zuerst auf Deutsch zu publizieren, nach dessen Tod einen Auszug im Nouvel Observateur veröffentlichte, wo er als Journalist tätig war, als „unverzeihlich“. Denn dies habe maßgeblich zur autobiographischen Rezeption von Bourdieus Soziologischem Selbstversuch beigetragen, vgl. Schultheis (2002, S. 144 und 148).

  111. 111.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 23).

  112. 112.

    Ernaux’ Journal du dehors (1993a) ist beispielsweise ein Zitat von Rousseau vorangestellt („Notre vrai moi n’est pas tout entier en nous“, aus Rousseau juge de Jean-Jacques. Dialogues, Rousseau 1959, S. 813) und L’événement (2000) ein Zitat von Leiris („Mon double vœu: que l’événement devienne écrit. Et que l’écrit soit événement“ – ein Tagebucheintrag vom 4. November 1979, Leiris (1992, S. 723).

  113. 113.

    Vgl. Ernaux (2011, S. 38 und 82).

  114. 114.

    Vgl. Lejeune (1996, S. 14–15).

  115. 115.

    Auf den Zusammenhang zwischen „Autobiographik und Subjektivität“ (Holdenried 2000, S. 52) weisen Eva Blome, Patrick Eiden-Offe und Manfred Weinberg in Bezug auf proletarische Autobiographien hin, die „weniger von den Besonderheiten des eigenen Lebens [handeln] als, knapp gesagt, von Klassen-Bildung“, Blome et al. (2010, hier S. 185). Es wäre genauer zu untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Ernaux’ Ansatz mit proletarischen Autobiographien aufweist.

  116. 116.

    Bourdieu (1986, S. 69–72). Er wendet sich hier insbesondere gegen Sartres Vorstellung eines „projet originel“, die darauf basiere, das Leben als „kohärente und gerichtete Gesamtheit“ zu betrachten, Bourdieu (1998, S. 75).

  117. 117.

    Siehe Bourdieu (2003d).

  118. 118.

    Bourdieu (2010, S. 419–420).

  119. 119.

    Vgl. Bourdieu (2010, S. 433).

  120. 120.

    Carlos Spoerhase weist in seinem Nachwort zu Jaquets Essay Zwischen den Klassen darauf hin, dass in autosoziobiographischen Texten der Fokus auf der „autobiographieaffinen Kategorie des ‚Habitus‘“ liege, zum Nachteil anderer zentraler Analysekategorien Bourdieus wie der des Feldes oder des Kapitals. Er wirft die Frage auf, ob „eine derartige Rekonstruktion, die sich weitgehend auf den ‚Habitus‘ beschränke, nicht möglicherweise Gefahr [laufe], einer ‚biografischen Illusion‘ zu verfallen“. Spoerhase (2018, S. 241).

  121. 121.

    Bourdieu (1995, S. 365).

  122. 122.

    Bourdieu (1995, S. 366) (Hvhg. i. Orig).

  123. 123.

    Vgl. Ernaux (2010, S. 24).

  124. 124.

    Ernaux (2010, S. 25); Proust (1954, S. 911). „Man ‚macht‘ keinen Bourdieu, man entdeckt ihn in sich, man liest die Wahrheit in sich, wie Proust in der Wiedergefundenen Zeit sagt: ‚Dass der Leser das, was das Buch aussagt, in sich selber erkennt, ist der Beweis für die Wahrheit eben dieses Buches.‘“ Übersetztes Zit. ist von Ernaux, aber am Ende: Proust (1976, S. 279).

  125. 125.

    Vgl. Bourdieu (1992, S. 9–15) (Avant-propos)/Bourdieu (1999, S. 9–18) (Vorwort). Siehe hierzu Dubois (2004, S. 151).

  126. 126.

    Neben Eribon bezieht sich beispielsweise die Soziologin Rose-Marie Lagrave auf Ernaux und beschreibt sie in ihrem autobiographischen Essay Se ressaisir. Enquête autobiographique d’une transfuge de classe féministe, in welchem sie die Problematik des Klassenwechsels aus einer Gender-Perspektive betrachtet, als „Pionierfigur“ („figure de pionnière“): Lagrave (2021, S. 18–20). Siehe für eine genauere Auseinandersetzung mit Rose-Marie Lagraves Essay in einer vergleichenden Perspektive mit autosoziobiographischen Texten von Michelle Perrot und Mona Ozouf den Beitrag von Philipp Lammers in diesem Band.

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Hechler, S.C. (2022). Zwischen Autobiographie und Autosozioanalyse. In: Blome, E., Lammers, P., Seidel, S. (eds) Autosoziobiographie. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-64367-9_2

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