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Lost in Discourse? Ein (selbst-)kritischer Blick auf transkulturelle und kulturrelativistische Diskurse

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unterricht_kultur_theorie: Kulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht gemeinsam anders denken

Part of the book series: Literatur-, Kultur- und Sprachvermittlung: LiKuS ((LiKuS))

  • 1992 Accesses

Zusammenfassung

Zahlreiche Begriffe aktueller fachdidaktischer und pädagogischer Diskurse sind wohlklingend und entfalten eine erhebliche affirmative Kraft. Zu ihnen zählen allgemeine Haltungen wie ‚Offenheit‘ und ‚Toleranz‘, aber auch komplexe Konzepte wie ‚Transkulturalität‘. Wer deren Geltungsbereich und deren Grenzen diskutieren möchte, befindet sich schnell in der Defensive. Schließlich möchte man ungern in Verdacht geraten, borniert, intolerant oder gegen Transkulturalität zu sein. Und schon gar nicht möchte man sich der Kritik aussetzen, einen westlichen Werteimperialismus zu vertreten.

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Notes

  1. 1.

    Die hier vorgenommene Reihung ist in keinem Fall als Gleichsetzung der genannten Strömungen zu verstehen. Gleichwohl gehen von allen drei Strömungen auf je unterschiedliche Weise Gefahren aus, die in den Verfassungsschutzberichten der Länder jährlich ausführlich dokumentiert werden (vgl. z. B. Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen, 2019). In keinem Fall sollte das entschlossene Vorgehen gegen den einen Extremismus zu einer Verharmlosung anderer Bedrohungen führen.

  2. 2.

    Unter cultural appropriation versteht man die (angeblich) unerlaubte Aneignung von kulturellen Besonderheiten einer (als unterdrückt wahrgenommenen) Gruppe durch Angehörige einer anderen, als dominant wahrgenommenen Gruppe, z. B. das Tragen von Dreadlocks durch weiße Europäerinnen und Europäer (vgl. Plikat, 2021). Unter strategic essentialism versteht man die Zuschreibung von Gruppenmerkmalen oder -interessen gegenüber Individuen aus strategischen Gründen (z. B. zur Durchsetzung von Gruppenrechten) bei gleichzeitiger Ablehnung der Zuschreibung von Gruppenmerkmalen oder -interessen gegenüber Individuen in deskriptiver Perspektive (vgl. ebd.).

  3. 3.

    Welsch (1999, S. 61 f.) geht selbst auf diese Problematik ein und empfiehlt einen vorwiegend deskriptiven sowie zusätzlich einen zwar nicht normativen, aber doch „rekommendativen“ Umgang mit Transkulturalität: „Die Empfehlung lautet, diese Perspektive der Transkulturalität einmal zu erproben – wie eine Brille, die einem neue Dinge und vertraute Dinge anders zu sehen erlaubt.“ (ebd.).

  4. 4.

    Zu einer ausführlichen Diskussion des Kulturrelativismus vgl. Plikat 2017, S. 73–124.

  5. 5.

    Die Szene ist eine Schilderung aus der Perspektive der Dozentin. Im Zentrum einer solchen Schreibaufgabe steht die Vorbereitung auf die B1 Prüfung, nicht jedoch der Inhalt, der beispielsweise die Frage nach dem möglicherweise zu verändernden Geschlecht des Nachbarn aufwerfen würde. Ziel ist, dass die Lernenden ausgehend von dem geschilderten Anlass ihre Sprachkenntnisse in einem kohärenten Text sichtbar machen.

  6. 6.

    Pressemitteilung vom 10.04.2019. Online: https://www.hochschulverband.de/pressemitteilung.html?&no_cache =&tx_ttnews%5Btt_news%5D=311&cHash=654d6bd0a6a747f0b20e53f722978ed5#_.

  7. 7.

    Pressemitteilung vom 14.11.2019. Online: https://www.presseportal.de/pm/51580/4440272.

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Fäcke, C., Plikat, J. (2022). Lost in Discourse? Ein (selbst-)kritischer Blick auf transkulturelle und kulturrelativistische Diskurse. In: König, L., Schädlich, B., Surkamp, C. (eds) unterricht_kultur_theorie: Kulturelles Lernen im Fremdsprachenunterricht gemeinsam anders denken. Literatur-, Kultur- und Sprachvermittlung: LiKuS. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63782-1_11

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