Capitulum- und Trochleaabscherfraktur

Zusammenfassung

Koronare Abscherfrakturen („vertical shear fractures“) am distalen Humerus kommen selten vor und umfassen 1 % aller Frakturen und 6 % der Ellenbogengelenk-Frakturen. Es sind partiell intraartikuläre Frakturen, die häufiger das Capitulum humeri als die Trochlea humeri betreffen; isolierte Trochleafrakturen sind eine Rarität. Die häufigeren Capitulumfrakturen entstehen durch Sturz auf den ausgestreckten Arm. Es sind verschiedene Begleitverletzungen in Abhängigkeit vom Verletzungshergang zu erwarten. Eine Analyse der Begleitverletzungen hat bei der Mehrzahl der Patienten ein direktes Anpralltrauma durch den Sturz beschrieben, während nur 4 von 16 Patienten den Sturz mit der Hand abgefangen hatten. Relevante Begleitverletzungen traten in 56 % der Fälle auf und waren hauptsächlich Radiuskopffrakturen (37 %), Terrible-Triad-Verletzungen (7 %) und ligamentäre Verletzungen (7 %). Die Radiuskopffrakturen entstehen als korrespondierende „kissing lesions“ der gegenseitigen Gelenkpartner.

Um das adäquate Versorgungsverfahren auszuwählen, ist eine eindeutige Klassifikation der Verletzung vorzunehmen. Nach der AO-Klassifikation handelt es sich bei den koronaren Abscherfrakturen um partielle Gelenkfrakturen (13B). Neben der AO-Klassifikation existieren weitere Frakturklassifikationen, zum Beispiel von Bryan und Morrey (Typ 1–3), mit der Erweiterung nach McKee (zusätzlicher Typ 4 mit Beteiligung der Trochlea) (McKee et al. J Bone Joint Surg Am 78(1):49–54, 1996). Die Klassifikation von Ring berücksichtigt 5 Frakturtypen nach ihrer Lokalität. Klinisch am gebräuchlichsten ist heutzutage die Dubberley-Klassifikation mit Berücksichtigung der dorsalen Trümmerzone.