FormalPara Zusammenfassung

Die Diagnosen der Krankenhauspatienten bilden das gesamte vollstationäre Geschehen in den deutschen Krankenhäusern ab. Dieser Beitrag beschreibt die Ergebnisse der Diagnosedaten der Krankenhauspatienten für das Jahr 2018. Diese amtliche Statistik wird seit 1993 jährlich als Vollerhebung durchgeführt, alle Krankenhäuser in Deutschland sind auskunftspflichtig. Erfasst werden alle Patienten, die im Berichtsjahr aus der vollstationären Behandlung eines Krankenhauses entlassen werden. Im Jahr 2018 waren dies knapp 20 Millionen Patienten; damit ist die Fallzahl im Vorjahresvergleich weiter gesunken. Die Ergebnisse der Diagnosen werden nach wichtigen Indikatoren wie Hauptdiagnosen, Alter, Geschlecht und Verweildauer dargestellt. Aufgrund geschlechts- und altersspezifischer Morbiditätshäufigkeiten werden die Ergebnisse teilweise standardisiert und so um den demographischen Effekt bereinigt. Dadurch sind bevölkerungsunabhängige Aussagen möglich.

The hospital diagnosis statistics reflect all inpatient cases in Germany. This article describes the results for the year 2018. These official statistics have been conducted annually since 1993 as a full survey. All German hospitals are obliged to provide information. The data cover all inpatients discharged from hospital in the respective year. In 2018, this applied to just under 20 million patients; the number of patients has thus fallen further compared to the previous year. The diagnosis data are presented according to key indicators such as main diagnosis, age, gender and average length of stay. Due to gender and age specific morbidity frequencies, the data are partly standardised and thus adjusted for demographic effects, which allows statements independent of the actual age and gender structure of the population.

1 Vorbemerkung

In diesem Beitrag werden die Ergebnisse der Krankenhausdiagnosestatistik des Berichtsjahres 2018 vorgestellt. Durch Änderungen in der Rechtsgrundlage und die damit verbundenen Umstellungsarbeiten sowohl in den stationären Einrichtungen als auch in den Statistischen Landesämtern kam es bei den letzten beiden Datenlieferungen zu den Berichtsjahren 2018 und 2019 zu erheblichen Verzögerungen. Aus diesem Grunde musste der Beitrag in der letzten Ausgabe des Krankenhaus-Reports pausieren, darüber hinaus können in der vorliegenden Publikation nur die Ergebnisse für 2018 dargestellt werden.

Die Diagnosestatistik ist ein Baustein der vierteiligen Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes. Über diese Statistik hinaus werden auch die Grunddaten der Krankenhäuser (Betten, Personal, Ausstattung, etc.), die Kosten (Personal-, Sachkosten, etc.) sowie die fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) erfasst. Zusätzlich werden seit 2003 auch die Diagnosedaten von Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen mit mehr als 100 Betten erhoben.

Im Rahmen der Diagnosestatistik werden alle im Laufe des Berichtsjahres aus dem Krankenhaus entlassenen vollstationären PatientenFootnote 1 sowie die im Krankenhaus Verstorbenen erfasst. Bei mehrfach im Berichtsjahr vollstationär behandelten Patienten wird jeder Krankenhausaufenthalt als ein Fall nachgewiesen (Fallzahlenstatistik). Nicht nachgewiesen werden die vor- und nachstationären, teilstationären und ambulanten Behandlungsfälle. Die Angaben zur Diagnosestatistik entnehmen die Krankenhäuser der vorhandenen Patientendokumentation.

Um bevölkerungsunabhängige Vergleiche anstellen zu können, werden die Ergebnisse der Diagnosestatistik teilweise alters- und geschlechtsstandardisiert. Mit Hilfe der Standardisierung werden die Ergebnisse um den demographischen Effekt bereinigt. Dies erlaubt bevölkerungsunabhängige intertemporale und interregionale Vergleiche zwischen strukturell verschiedenen Gesamtheiten. Dadurch können Veränderungen beim Auftreten bestimmter Krankheiten aus rein epidemiologischer Sicht beurteilt werden, ohne dass die Ergebnisse durch sich verändernde Bevölkerungsstrukturen verzerrt werden. Genauer: Mit dieser Methode kann gezeigt werden, ob sich das Risiko jedes Einzelnen, an einer bestimmten Krankheit zu erkranken, erhöht hat oder nicht. Beispiel: Wenn im Vergleich zu 1995 heute mehr Menschen in Deutschland über 80 Jahre alt sind, treten in dieser Altersklasse entsprechend mehr Krankheitsfälle auf.Footnote 2 Trotz der höheren Zahlen bedeutet dies nicht, dass sich das Risiko des Einzelnen daran zu erkranken erhöht hat.

2 Kennzahlen der Krankenhauspatienten

Für das Berichtsjahr 2018 wurden knapp 20 Millionen vollstationäre Krankenhausfälle in der Krankenhausdiagnosestatistik erfasst. Es handelt sich hierbei um alle Krankenhausfälle inklusive Sterbe- und Stundenfälle einschließlich gesunder Neugeborener. Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass die Zahl der vollstationären Krankenhausfälle abgenommen hat (−0,7 %).

Nach einer Steigerung um gut 305.428 Fälle zwischen 2015 und 2016 lag der Rückgang nun bei 144.048 Fällen unter dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklung betrifft sowohl männliche als auch weibliche Patienten.

Bezogen auf die Fälle je 100.000 Einwohner bedeutet dies einen Rückgang um 255 Fälle auf 23.764 Fälle je 100.000 Einwohner, wobei es im Vergleich zum Vorjahr bei den Männern einen Rückgang um −0,8 % und bei den Frauen einen Rückgang um −1,3 % gab.

Ob es sich bei diesen Daten um Effekte der demographischen Entwicklung handelt, zeigen die standardisierten RatenFootnote 3. Zwischen 2013 und 2018 ist die standardisierte Zahl der Behandlungsfälle insgesamt um 586 Fälle (−2,5 %) zurückgegangen. Die standardisierte Rate der männlichen Patienten sank in diesem Zeitraum um −2,9 % an, bei den Frauen ist sie um −2,2 % gesunken.

Zu beachten ist hierbei, dass ein direkter Vergleich zwischen Männern und Frauen nur bedingt möglich ist, da Frauen von Natur aus wegen Schwangerschaft und Geburt häufiger im Krankenhaus behandelt werden.

Ein weiterer wichtiger Indikator für Aspekte wie mögliche Einsparpotenziale und Effizienz in Krankenhäusern ist die Verweildauer. Sie wird gleichermaßen als Ansatzpunkt für die Qualität der stationären Versorgung genutzt. Insbesondere die Notwendigkeit, die Kosten zu reduzieren, hat in den Vorjahren dazu geführt, dass die Patienten immer kürzer in den Krankenhäusern verweilen. Waren es im Jahr 2000 noch fast zehn Tage (9,7 Tage), ist diese Zahl kontinuierlich auf 7,6 Tage im Jahr 2013 gesunken. Seit dem Berichtsjahr 2016 hat der Wert sich auf durchschnittlich 7,3 Tage eingependelt, was den geringsten Wert seit Erstellung der Statistik darstellt. Da der Wert über die letzten drei Jahre konstant geblieben ist, erscheint eine weitere Senkung der Verweildauer nicht wahrscheinlich.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, ein weiteres Indiz für mögliche Einsparpotenziale heranzuziehen. Die Entwicklung der Anzahl der Kurzlieger (1 bis 3 Tage im Krankenhaus) ist eng mit der Entwicklung der Verweildauer verknüpft, da sie einen konträren Verlauf aufweist: Die Anzahl der Kurzlieger steigt automatisch, wenn die Verweildauer sinkt. Diese Entwicklung ist weiterhin sichtbar, obwohl die Verweildauer über die letzten Jahre konstant geblieben ist: Im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 ist die Anzahl um 1,1 % auf über 8,7 Millionen angestiegen (Tab. 20.1).

Tab. 20.1 Kennzahlen der Patienten im Überblick 2018. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Über die Jahre hinweg betrachtet zeigt sich somit folgendes Bild: Die Anzahl der Behandlungsfälle ist leicht rückläufig, die Verweildauer konnte im dritten Jahr hintereinander auf einem sehr niedrigen Niveau gehalten werden, parallel dazu ist die Zahl der Kurzlieger angestiegen. Es ist zu vermuten, dass diese Entwicklungen direkte Auswirkungen auf den ambulanten Sektor haben, beispielsweise in Form einer Verschiebung dorthin. In welchem Maße dies geschieht, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden (vgl. Abb. 20.1).

Abb. 20.1
figure 1

Kennzahlen im Zeitvergleich 2013–2018 (Index 2012 = 100). (Quelle: Statistisches Bundesamt)

3 Strukturdaten der Krankenhauspatienten

Sowohl in den Grunddaten und der DRG-Statistik als auch in der Diagnosestatistik wird die Anzahl der entlassenen Patienten ermittelt. Alle Statistiken werden unabhängig voneinander erhoben. Im direkten Vergleich der Diagnosestatistik mit den Grunddaten hat sich gezeigt, dass es eine unwesentliche Untererfassung in der Diagnosestatistik gibt (2018: 99,1 %).

3.1 Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten

Im Jahr 2018 waren von den knapp 20 Millionen Behandlungsfällen 9,5 Millionen männlichen und 10,3 Millionen weiblichen Geschlechts. Die Männer haben demnach einen Anteil von 47,9 % und die Frauen von 52,1 %. Bezogen auf die standardisierte Bevölkerung der jeweiligen Geschlechtsgruppe wurden durchschnittlich 21.928 Männer und 23.729 Frauen je 100.000 Einwohner stationär in den Krankenhäusern behandelt. Zusammengenommen wurden 22.864 Personen je 100.000 Einwohner im Krankenhaus als Behandlungsfall gezählt. Dies sind 337 Fälle je 100.000 Einwohner bzw. 1,5 % weniger als noch im Vorjahr.

Das Durchschnittsalter der Patienten hat sich weiter erhöht: Im Jahr 2018 lag es bei 55,3 Jahren. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Behandlungshäufigkeit mit dem Alter steigt. So wurden bspw. in der Gruppe der 15- bis 45-Jährigen 14.094 Personen je 100.000 Einwohner im Krankenhaus behandelt, während es in der letzten ausgewiesenen Altersgruppe der über 85-Jährigen 74.154 Personen waren, also mehr als fünfmal so viel.

Die Entwicklung der altersspezifischen Rate je 100.000 Einwohner ist seit dem Jahr 2013 bei den unter 15-Jährigen um −1,4 % gesunken, in der Altersgruppe der 15- bis unter 45-Jährigen ist ein ähnlicher Rückgang (−1,3 %) zu verzeichnen. In der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen ist die Zahl von 2013 auf 2018 um −1,5 % gesunken.

Bei einer genaueren Betrachtung der Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten im Jahr 2018 zeigt sich, dass in fast allen Altersgruppen mehr Männer je 100.000 Einwohner als Frauen stationär im Krankenhaus behandelt wurden (siehe Abb. 20.2). Bei den 15- bis 45-Jährigen zeigt sich zwar zunächst, dass mehr Frauen als Männer behandelt wurden. Dies ist jedoch auf Fälle zurückzuführen, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (ICD-Positionen O00–O99) stehen. Rechnet man diese Fälle heraus, wurden nur in den Altersgruppen der 10- bis 15-Jährigen (7.822 Mädchen zu 7.338 Jungen), der 15- bis 20-Jährigen (12.516 Frauen zu 9.765 Männern) und der 20- bis 25-Jährigen (9.961 Frauen zu 9.548 Männern) mehr weibliche als männliche Patienten im Krankenhaus behandelt.

Abb. 20.2
figure 2

Alters- und Geschlechtsstruktur der Patienten 2018 je 100.000 Einwohner. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Vergleicht man den Anteil der Absolutzahlen der Behandlungsfälle je Altersklasse, so zeigt sich ebenfalls, dass die männlichen Patienten in der Regel in der Überzahl waren: Zwar machen sie insgesamt nur 47,9 % der Patienten aus, in den Altersgruppen der unter 15-Jährigen und der 45- bis 75-Jährigen liegen die Zahlen hingegen bei 53,3 % und 54,1 %. Lediglich in den Altersgruppen der 15- bis 45-Jährigen (verursacht durch schwangerschaftsbedingte Behandlungen) und der 75-jährigen und älteren Patienten (verursacht durch den höheren Anteil der Frauen in den hohen Altersklassen) liegen die Zahlen der Männer unter denen der Frauen.

3.2 Verweildauer der Patienten

Seit dem Berichtsjahr 2003 wird die Fallzahl im Krankenhaus-Report erstmals inklusive der Stundenfälle veröffentlicht. Jeder Stundenfall wird als ein Fall mit einem Berechnungs-/Belegungstag in die Statistik aufgenommen. Dies hat zur Folge, dass die Verweildauer per se sinkt.

2018 lag die Verweildauer der Krankenhauspatienten inklusive der oben beschriebenen Stundenfälle bei durchschnittlich 7,3 Tagen und hat sich gegenüber dem Vorjahr ganz leicht um −0,1 % verringert. Insgesamt ist die Verweildauer seit dem Jahr 2013 um −4,5 % gesunken.

Bezogen auf das Geschlecht gibt es kaum Unterschiede. Der niedrigere Wert bei den Frauen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren ist wiederum auf schwangerschaftsbedingte Behandlungen zurückzuführen. Mit zunehmendem Alter (ab 45 Jahren) liegen Frauen länger als Männer in den Krankenhäusern. Am größten sind die Unterschiede bei der Altersgruppe 80 bis 85 Jahre und 85 bis 90 Jahre; hier lagen Frauen 0,5 Tage länger im Krankenhaus als Männer.

Insgesamt kann man festhalten, dass ungeachtet des Geschlechts die durchschnittliche Verweildauer in den Krankenhäusern bis zur Altersgruppe der 85- bis unter 90-Jährigen mit dem Alter kontinuierlich zunimmt und nur bei den Hochbetagten leicht abnimmt.

Im Jahr 2018 verbrachten insgesamt 8,7 Millionen Patienten zwischen einem und drei Tagen im Krankenhaus. Diese so genannten Kurzlieger hatten damit einen Anteil von 44,1 % an allen Behandlungsfällen. Im Jahr davor waren es noch 43,3 %; damit hat sich die Zahl der Kurzlieger um 0,8 Prozentpunkte erhöht. Vergleicht man die letzten Berichtsjahre miteinander, wird deutlich, dass immer mehr Patienten innerhalb von einem bis drei Tagen entlassen werden: Waren es im Jahr 2013 nur 7,6 Millionen Fälle, ist diese Zahl bis zum Jahr 2018 um 4,2 % gestiegen. Die Zahlen zeigen, dass es nach wie vor Ziel der Behandlungen ist, die Patienten früher als in den Vorjahren zu entlassen. Auf der einen Seite wird damit die Effektivität erhöht. Auf der anderen Seite aber steigt dadurch auch die Belastung des Personals, da es heute keine oder kaum Patienten in Krankenhäusern geben wird, die ohne oder nur mit wenig Betreuung (Pflege und ärztliche Versorgung) auskommen.

Patienten, die zwar vollstationär aufgenommen werden, bei denen sich jedoch innerhalb des ersten Tages herausstellt, dass ein stationärer Aufenthalt nicht notwendig ist bzw. die innerhalb des ersten Tages versterben, werden in der Krankenhausstatistik als Stundenfälle bezeichnet. 2018 gab es insgesamt 543.869 Stundenfälle, dies sind 21.526 Fälle weniger als noch im Jahr zuvor. Verglichen mit dem Jahr 2013 ist die Zahl der Stundenfälle um 0,4 % gesunken (Tab. 20.2).

Tab. 20.2 Verweildauer der Patienten 2018. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Insgesamt 437.398 Personen sind 2018 in den Krankenhäusern verstorben. Gemessen an der Anzahl der Verstorbenen in Deutschland insgesamt (954.874) beträgt der Anteil 45,8 %. Hierbei ist zu beachten, dass dieser Wert nur eine Annäherung darstellt, da die beiden Erhebungen, die Sterbefälle ausweisen (Krankenhausdiagnose- und Todesursachenstatistik), unterschiedliche Grundgesamtheiten haben: Die Todesursachenstatistik erfasst alle im Berichtsjahr Verstorbenen mit Wohnsitz in Deutschland und damit auch Staatenlose und Ausländer, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben (so genanntes Inländerprinzip). Demgegenüber erfasst die Krankenhausdiagnosestatistik alle Patienten, die im Berichtsjahr in einem deutschen Krankenhaus verstarben, also auch Patienten mit Wohnort im Ausland und ausländische Patienten (Inlandsprinzip).

3.3 Regionale Verteilung der Patienten

Bei dem Vergleich der Krankenhausfälle nach dem Wohnort der Patienten wird die standardisierte Rate herangezogen, um einen direkten Vergleich der Zahlen zu ermöglichen. Dies geschieht, indem die Fallzahl in eine Rate je 100.000 Einwohner umgerechnet wird. Anschließend wird die Fallzahl alters- und geschlechtsstandardisiert. Eine solche Standardisierung ist notwendig, da sich die Bevölkerung der Bundesländer im Hinblick auf ihre Alters- und Geschlechtsstruktur voneinander unterscheidet. Hierzu wird eine einheitliche Bevölkerungsstruktur in Anlehnung an die Ergebnisse des Zensus 2011 unterstellt, wodurch ein Vergleich der standardisierten Raten der Bundesländer ermöglicht wird. Die standardisierte Fallzahl sagt aus, wie viele Personen wegen einer bestimmten Krankheit vollstationär behandelt werden müssten, wenn die Altersstruktur der gewählten Standardbevölkerung von 2011 vorliegen würde (Abb. 20.3 und Tab. 20.3).

Abb. 20.3
figure 3

Patienten (einschl. Stundenfälle) je 100.000 Einwohner nach Bundesländern (Wohnort) 2018 – standardisierte1 Rate und Vorjahresveränderung. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Tab. 20.3 Patienten nach Wohnort 2013 und 2018

Im Vergleich zu 2013 verringerten sich die Berechnungs- und Belegungstage sowie die Verweildauer weiter: Die standardisierte Fallzahl je 100.000 Einwohner in Deutschland nach Wohnort sank von 2013 zu 2018 um −2,5 %. Bei den Ländern sind die Veränderungsraten entsprechend. Insgesamt ist die Spannbreite der Änderungsraten unterschiedlich groß.

Die größten Rückgänge bei der standardisierten Fallzahl sind in Hamburg (−6,6 %), Sachsen (−4,8 %) und Hessen (−4,7 %) zu beobachten.

Noch stärkere Veränderungen ergeben sich, wenn man die Berechnungs- und Belegungstage betrachtet. Die Rückgänge betragen −8,7 % in Hessen, −8,4 % in Hamburg und −7,9 % in Sachsen-Anhalt. Alle anderen Länder weisen ebenfalls Rückgänge auf. Dies hat auch Auswirkungen auf die durchschnittliche Verweildauer in den einzelnen Ländern. Wie zuvor schon gezeigt ist sie insgesamt in Deutschland in den letzten Jahren gesunken. Die Veränderungsraten der Verweildauer der Patienten nach dem Wohnortprinzip zwischen den Bundesländern variieren hierbei zwischen −6,1 % im Saarland und 0,0 % in Schleswig-Holstein.

Bezogen auf die Standardbevölkerung von 2011 hatte das Saarland mit 25.654 Fällen je 100.000 Einwohner die meisten Behandlungsfälle aufzuweisen, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 25.242 und Thüringen mit 25.203 Fällen. Diese drei Länder lagen somit deutlich über dem standardisierten Wert für Deutschland (22.864 Fälle je 100.000 Einwohner). Die hinteren drei Plätze werden hierbei von Baden-Württemberg (19.466 Fälle), Hamburg (20.455 Fälle) und Bremen (20.939 Fälle) belegt.

Der Vergleich der Berichtsjahre 2017 zu 2018 zeigt unterschiedliche Veränderungen der standardisierten Rate der Krankenhausfälle zwischen den einzelnen Bundesländern. Am höchsten lag diese Zahl in Hessen (−4,1 %), Hamburg (−3,1 %) und Schleswig-Holstein (−2,5 %).

4 Struktur der Hauptdiagnosen der Krankenhauspatienten

In der Krankenhausstatistik wird die Hauptdiagnose nach der Internationalen Klassifikation der Krankheiten kodiert. Im Berichtsjahr 2018 galt die 10. Revision (ICD-10-GM). Die Hauptdiagnose wird gemäß den Deutschen Kodierrichtlinien angegeben und ist als diejenige Diagnose definiert, die nach Analyse hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Aufenthalts des Patienten verantwortlich ist. Der Terminus „nach Analyse“ bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthalts, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthalts war. Daher ist diese genaue Definition wichtig, da die nach Analyse festgestellte Hauptdiagnose nicht mit der Aufnahme- oder Einweisungsdiagnose übereinstimmen muss.

4.1 Diagnosen der Patienten

Die in Abschn. 20.3.1 erläuterte Entwicklung der Behandlungsfälle durchzieht nicht jedes Diagnosekapitel. Die Zahlen zwischen den Kapiteln variieren zum Teil erheblich (Tab. 20.4).

Tab. 20.4 Patienten nach Diagnosekapiteln 2018. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Doch zunächst ist es hilfreich, eine Art Rangliste der Kapitel der ICD nach Behandlungsfällen zu erstellen. Wie in den vorherigen Berichtsjahren auch waren die Krankheiten des Kreislaufsystems (I00 bis I99) die bedeutendsten Krankheiten in Deutschland: Knapp 2,9 Millionen Fälle sind diesem Kapitel zuzuordnen, was einem Anteil von rund 14,4 % an allen Kapiteln entspricht. Im Vergleich zu 2013 hat sich die Zahl dieser Behandlungsfälle um 1,3 % erhöht.

An zweiter Stelle liegen die Verletzungen und Vergiftungen und Bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (S00–T98). Sie stellen nach den Krankheiten des Kreislaufsystems mit knapp 2,0 Millionen Fällen (10,1 % an allen Behandlungsfällen) die wichtigste Diagnosegruppe dar. Im Vergleich zu 2013 ist ihre Zahl um 4,2 % gestiegen. An dritter Stelle folgen die Krankheiten des Kapitels K00 bis K93 (Krankheiten des Verdauungssystems) mit knapp 1,9 Millionen Fällen und einem Anteil von 9,8 % an allen Diagnosen (Tab. 20.5).

Tab. 20.5 Hauptdiagnose nach Diagnosekapiteln 2018, 2017 und 2013. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Weitere hier beobachtbare Veränderungen stellen die Raten anderer Kapitel dar: Den höchsten Zuwachs findet man im Kapitel Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00–P96), er beträgt 12,9 % (2013: 179.620 Fälle, 2018: 202.813 Fälle). An diesen Wert kommt keine Steigerungsrate der anderen ICD-Kapitel heran. Die Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00–Z99) haben sich innerhalb dieser Zeit um 12,5 % erhöht und auch das Kapitel Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00–O99) stieg um 10,4 % im Vergleich zum Jahr 2013 an. Wichtiges Indiz für die Qualität der Krankenhausdiagnosestatistik ist die Anzahl und der Anteil derjenigen Fälle, die keine Diagnoseangabe beinhalten. Im ersten Jahr der Erhebung (1994) wurden noch 95.860 Behandlungsfälle ohne Diagnoseangaben gezählt, was einem Anteil von 0,6 % entspricht. Mit einem Anteil von 0,005 % im Jahr 2018 liegt dieser Wert aktuell auf einem kaum messbaren Niveau. Vor allem die Entwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, dass die Datenqualität der Krankenhausdiagnosestatistik erheblich verbessert werden konnte und nun auf ein Niveau gestiegen ist, bei dem man von einer vollständigen Erfassung aller Fälle und deren Zuordnung zu einer Diagnose sprechen kann. Dies beweist auch, dass die Dokumentation in den Krankenhäusern vor allem auch im Hinblick auf abrechnungsrelevante Anforderungen ständig optimiert und angepasst wird.

Um den demographischen Effekt bereinigt (standardisierte Rate) haben sich bezogen auf 100.000 Einwohner in den Jahren 2013 und 2018 die Fälle von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00–O99) um 7,3 % erhöht. Die Infektiösen und parasitären Krankheiten (A00–B99) nahmen in dieser Zeit um 1,8 % zu. Rückgänge sind bei den Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bei Bestimmten Störungen mit Beteiligung des Immunsystems (D50–D90) festzustellen (−9,1 %) (Tab. 20.6).

Tab. 20.6 Veränderungsraten der Patienten je 100.000 Einwohner 2013 zu 2018 − standardisiert mit der Standardbevölkerung Deutschland 2011 (Ohne Patienten mit ausländischem oder unbekanntem Wohnort, unbekanntem Geschlecht und unbekanntem Alter)

4.2 Diagnosen nach Alter und Geschlecht

Die häufigste Einzeldiagnose bei stationären Behandlungsfällen insgesamt war im Jahre 2018 die Diagnose Lebendgeborene nach dem Geburtsort (Z38); sie wurde insgesamt 556.232-mal gezählt. Mit 456.012 Behandlungsfällen war die Herzinsuffizienz (I50) der zweithäufigste Anlass für eine stationäre Versorgung im Krankenhaus. Dies sind 8.712 Fälle mehr als noch im Jahr zuvor (464.724 Behandlungsfälle).

Bei den weiblichen Patienten war die Position Lebendgeborene nach dem Geburtsort (Z38) die häufigste Diagnose, auf sie entfallen 276.706 Fälle. An zweiter Stelle folgt die Herzinsuffizienz (I50), die bei über 230.113 Fällen der Grund für einen stationären Aufenthalt war. Bei dieser Diagnose lag das Durchschnittsalter der Patientinnen bei 81 Jahren. Vorhofflattern und Vorhofflimmern (I48) war bei 149.463 Fällen der Behandlungsgrund, das Durchschnittsalter betrug 74 Jahre. Die Cholelithiasis (K80) folgte mit rund 143.187 Fällen. Die Patientinnen, die daran erkrankten, waren durchschnittlich 58 Jahre alt (Tab. 20.7).

Tab. 20.7 Die zehn häufigsten Hauptdiagnosen der männlichen und weiblichen Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) 2018. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Bei den männlichen Patienten liegen die Lebendgeborenen nach dem Geburtsort mit 279.617 Fällen ebenfalls an erster Stelle, gefolgt von der Herzinsuffizienz (I50) mit 225.899 Fällen. Die Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (F10) waren der dritthäufigste Anlass für Männer, sich einer stationären Behandlung zu unterziehen. Hier wurden rund 217.502 Fälle behandelt.

Über alle Diagnosen hinweg lag das Durchschnittsalter sowohl der Frauen als auch das der Männer bei 55,3 Jahren (Tab. 20.7).

Beim Vergleich der Anzahl der Behandlungsfälle nach Diagnosekapiteln der ICD zeigt sich, dass beide Geschlechter unterschiedlich von Krankheiten betroffen sind und nur bei wenigen Kapiteln eine annähernde Übereinstimmung entsprechend der Verteilung der Frauen und Männer in der Bevölkerung festzustellen ist. Grundsätzlich zeigt der Aufbau der Bevölkerung, dass von den knapp 82,9 Millionen Einwohnern ca. 50,7 % Frauen und ca. 49,3 % Männer sind.

Die größten Übereinstimmungen anhand der absoluten Zahl der Behandlungsfälle ergeben sich demnach in den Kapiteln Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00–Z99) und Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00–B99). Dagegen sind bei den Kapiteln Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00–Q99) und Krankheiten des Atmungssystems (J00–J99) Männer überdurchschnittlich häufig vertreten. Hier liegt der Anteil mit 56,0 % bzw. 54,8 % deutlich über dem eigentlichen Bevölkerungsanteil. Ausgenommen das Kapitel Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett dominieren Frauen in den Diagnosekapiteln E00–E99 (Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten) und M00–M99 (Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes). Hier liegt ihr Anteil mit 56,2 % bzw. 56,0 % über dem eigentlichen Anteil an der Bevölkerung. Aber auch die Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie Bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems (D50–D90) sowie Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60–H95) betreffen mit einem Anteil von 55,6 % bzw. 53,4 % mehr Frauen als Männer (Abb. 20.4).

Abb. 20.4
figure 4

Patienten nach Diagnosekapiteln 2018. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Zum Abschluss werden die Hauptdiagnosen nach Altersgruppen und Geschlecht betrachtet. Dabei wird nach den folgenden Altersgruppen differenziert: unter 15-Jährige, 15- bis 45-Jährige, 45- bis 65-Jährige und über 65-Jährige (Tab. 20.8).

Tab. 20.8 Die fünf häufigsten Hauptdiagnosen der männlichen und weiblichen Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) 2018 nach ausgewählten Altersgruppen. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen im Alter unter 15 Jahren wurde 2018 als häufigste Diagnose die Geburt gezählt (276.706 Fälle bei Mädchen und 279.617 bei Jungen). Mit weitem Abstand rangieren die Intrakraniellen Verletzungen (32.016 Fälle bei Mädchen und 39.384 bei Jungen), die Störungen im Zusammenhang mit kurzer Schwangerschaftsdauer und niedrigem Geburtsgewicht (27.934 Mädchen und 29.261 Jungen). Dahinter waren es bei den Mädchen die Sonstige und nicht näher bezeichnete Gastroenteritis und Kolitis infektiösen oder nicht näher bezeichneten Ursprungs (20.889 Fälle) und bei den Jungen die Akute Bronchitis (25.283 Fälle).

In der Altersgruppe der 15- bis 45-Jährigen unterscheidet sich das Bild: Bei den Frauen dominieren deutlich die Diagnosen mit Bezug auf das gebärfähige Alter: Mit 135.425 Fällen steht hier die Spontangeburt eines Einlings an erster Stelle. Dahinter liegt der Vorzeitige Blasensprung (93.080 Fälle) und der Dammriss unter der Geburt (89.383 Fälle). Bei den Männern hingegen sind die Krankenhausaufenthalte hauptsächlich durch Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (92.589 Fälle), Intrakranielle Verletzungen (37.423 Fälle) sowie Schizophrenie (33.388 Fälle) bedingt.

Die Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (107.438 Fälle) sind es auch, die Männer im Alter zwischen 45 und 65 Jahren hauptsächlich ins Krankenhaus bringen. Die Hernia inguinalis (Leistenbruch) liegt an zweiter Stelle (57.521 Fälle), gefolgt vom Vorhofflimmern und Vorhofflattern mit 56.908 Fällen. Bei den Frauen sind die Bösartigen Neubildungen der Brustdrüse in 58.934 Fällen verantwortlich für eine stationäre Behandlung. Die Cholelithiasis (48.981 Fälle) und die Rezidivierende depressive Störung (42.236 Fälle) liegen dahinter.

In der letzten hier beschriebenen Altersgruppe (65 und älter) ist es die Herzinsuffizienz, die sowohl bei den Männern (191.755 Fälle) als auch bei den Frauen (215.179 Fälle) die häufigste Hauptdiagnose darstellt. An zweiter Stelle liegt die Diagnose Vorhofflattern und Vorhofflimmern mit 123.943 Fällen bei den Frauen, gefolgt von der Fraktur des Femurs (Oberschenkelknochen) mit 119.088 Fällen. Bei den Männern liegt das Vorhofflattern und Vorhofflimmern (103.029 Fälle) ebenfalls auf dem zweiten Platz, an dritter Stelle folgt der Hirninfarkt mit 95.789 Fällen.

Bei den genannten Altersgruppen gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine großen Ausreißer bei den Diagnosen. Bei den Frauen sorgen einzig die durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ausgelösten Fälle für hohe Zahlen in der Altersgruppe der 15- bis 45-Jährigen.

4.3 Verweildauer bei ausgewählten Diagnosen

Der Trend der letzten Jahre hält weiter an – die Verweildauer der stationär in den Krankenhäusern Behandelten ist weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau (vgl. Tab. 20.9). Insgesamt betrug sie im Jahr 2018 wie auch schon im Jahr 2017 im Schnitt 7,3 Tage. Verglichen mit dem Jahr 2013 beträgt der Rückgang (−3,6 %) 0,3 Tage.

Tab. 20.9 Verweildauer der Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) nach Diagnosekapiteln 2018, 2017 und 2013. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Die Verteilung der durchschnittlichen Verweildauer über die Kapitel hinweg ist unterschiedlich. Die längste Verweildauer weisen nach wie vor die Psychischen und Verhaltensstörungen auf (F00–F99), hier betrug sie 22,5 Tage. An zweiter Stelle folgen mit großem Abstand die Diagnosen aus dem Bereich Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben (P00–P96) mit 8,5 Tagen durchschnittlicher Verweildauer. Am kürzesten mussten Patienten im Krankenhaus liegen, die wegen Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00–Z99) und aufgrund von Krankheiten des Auges und der Augenanhangsgebilde (H00–H59) behandelt wurden. Sie konnten im Schnitt schon nach drei Tagen (2,9 bzw. 3,1 Tage) nach Hause gehen. Mit 3,7 Tagen liegen die Behandlungsfälle aufgrund von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00–O99) an dritter Stelle, gefolgt von der Diagnose Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60–H95) mit 3,8 Tagen.

Bei der Untersuchung der Veränderungsraten bieten sich zwei Vergleiche an: zum einen der Vergleich zum Vorjahr (2018 zu 2017), zum anderen der längerfristige Vergleich zum Jahr 2013. Bezogen auf den Vergleich mit dem Vorjahr ergibt sich folgendes Bild: Grundsätzlich sind die Veränderungsraten moderat ausgefallen. Die größte Veränderung betrifft das Kapitel Psychische und Verhaltensstörungen (F00–F99). Die Verweildauer ist hier um 2,9 % auf 22,5 Tage gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Bei einem Vergleich über die letzten Jahre (2018 zu 2013) ergibt sich folgendes Bild: Bei nahezu allen Diagnosekapiteln der ICD zeigt sich, dass die durchschnittliche Verweildauer im Vergleich zu 2013 gesunken ist. Den größten Rückgang verzeichneten hier die Krankheiten des Ohres und des Warzenfortsatzes (H60–H96): Hier konnte die Verweildauer um −12,6 % gesenkt werden. Der Rückgang bei den Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen (Z00–Z99) betrug −10,3 %.

Ausgenommen die Psychischen und Verhaltensstörungen (F00–F99), bei denen die Verweildauer um 10,6 % angestiegen sind, verzeichneten die Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00–R99) mit −0,8 % den geringsten Verweildauerrückgang, gefolgt von den Infektiösen und parasitären Krankheiten (A00–B99) mit −1,8 %.

Insgesamt wurden 73,1 % der Patienten (14,5 Millionen Fälle) innerhalb von sieben Tagen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich dieser Anteil um 0,4 Prozentpunkte. Diese Patientengruppe verursachte 31,1 % aller Berechnungs- und Belegungstage. Innerhalb von 14 Tagen wurden insgesamt 88,4 % der Patienten aus der vollstationären Behandlung entlassen. Mit 52,5 % fiel somit über die Hälfte aller Berechnungs- und Belegungstage innerhalb dieser Verweildauer an. Die Anzahl der Langlieger (mit einer Verweildauer von über einem Jahr) lag 2018 bei 314 Fällen (2017: 252 Fälle) und ist damit leicht gestiegen (vgl. Tab. 20.2).

4.4 Regionale Verteilung der Diagnosen

Im Folgenden werden die in den Krankenhäusern vollstationär behandelten Patienten nach Hauptdiagnose auf Länderebene analysiert. Die Auswertung der Daten nach dem Wohnort und nicht nach dem Behandlungsort der Patienten gibt Aufschluss über die Anzahl der Einwohner eines Bundeslandes, die wegen bestimmter Erkrankungen vollstationär behandelt wurden. Sie ist damit wichtig für epidemiologische Aussagen. Der Wohnort der Patienten lässt jedoch keine Rückschlüsse auf den Behandlungsort zu, denn es ist gängige Praxis, dass sich Patienten auch in anderen Bundesländern einer vollstationären Krankenhausbehandlung unterziehen.

Um den demographischen Effekt auszuschließen, werden auch hier die standardisierten Daten herangezogen. Demnach ließen sich die meisten Patienten je 100.000 Einwohner im Saarland behandeln (25.654 Fälle je 100.000 Einwohner), auf den Plätzen zwei und drei folgen Sachsen-Anhalt mit 25.242 Fällen und Thüringen mit 25.203 Fällen (vgl. Tab. 20.10). Bezogen auf diese Quote wies Baden-Württemberg mit 19.466 Fällen je 100.000 Einwohner den niedrigsten Wert auf und lag somit um 14,9 % unter dem Bundesdurchschnitt (22.864 Fälle je 100.000 Einwohner).

Tab. 20.10 Patienten nach Diagnosekapiteln und Wohnort je 100.000 Einwohner 2018 – standardisierte Rate. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Eine entsprechende Tabelle mit der nicht standardisierten, rohen Rate ist als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-62707-5_20 (Zusatztabelle 20.a) bereitgestellt.

Auch bei den standardisierten Raten bezogen auf die einzelnen Diagnosekapitel ergeben sich Unterschiede auf regionaler Ebene. Demnach wies Sachsen-Anhalt mit 3.749 Fällen je 100.000 Einwohner 2018 die meisten stationär versorgten Krankheiten des Kreislaufsystems (I00 bis I99) auf und lag damit um 16,3 % über dem Bundesdurchschnitt (3.224 Fälle). An zweiter Stelle folgt das Saarland mit 3.695 Patienten je 100.000 Einwohner (Abb. 20.5).

Abb. 20.5
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Patienten (einschl. Sterbe- und Stundenfälle) mit Krankheiten des Kreislaufsystems nach Bundesländern (Wohnort). Standardisiert mit der Standardbevölkerung „Deutschland 2011“. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Der standardisierte Bundesdurchschnitt bei den Neubildungen (C00 bis D48) betrug 2.192 Fälle je 100.000 Einwohner. Baden-Württemberg (1.916 Fälle) und Hamburg (1.949 Fälle) lagen um 12,6 % und 11,1 % unter dem Bundesdurchschnitt und wiesen damit im Bundesvergleich die geringste Quote an vollstationären Behandlungsfällen auf. Über dem Bundesdurchschnitt lagen insbesondere Brandenburg mit 2.527 Fällen und Thüringen mit 2.522 Fällen je 100.000 Einwohner.

Wegen Krankheiten des Verdauungssystems (K00–K99) mussten sich im Jahr 2018 im Saarland 2.641 Patienten je 100.000 Einwohner behandeln lassen. Nordrhein-Westfalen lag mit 2.592 Patienten auf dem folgenden Platz. Der Bundesdurchschnitt von 2.278 Fällen wurde insbesondere von den Ländern Baden-Württemberg (1.898 Fälle) und Bremen (1.961 Fälle) unterboten.

Die letzte hier erwähnte Diagnosegruppe sind Psychische und Verhaltensstörungen (F00–F99). Insgesamt zehn Länder lagen 2018 über dem Bundesdurchschnitt von 1.424 Patienten. Mit 1.722 Fällen je 100.000 Einwohner lag das Saarland an der Spitze und damit 21,0 % über dem Bundesdurchschnitt. Auch Bremen (1.664 Fälle) und Brandenburg (1.612 Fälle) lagen weit über dem Bundesdurchschnitt. Demgegenüber fanden sich Baden-Württemberg mit 14,9 % und Hessen mit 9,8 % unter dem standardisierten Durchschnitt für Deutschland.

5 Entwicklung ausgewählter Diagnosen 2013 bis 2018

Die Anteile der Diagnosen der Patienten haben sich im Zeitverlauf unterschiedlich entwickelt. Die Zahl bestimmter Diagnosen ist angestiegen, andere Diagnosen verzeichneten dagegen einen Fallrückgang. Für einen Vergleich der Diagnosen der Patienten werden die Veränderungen der Diagnosen auf dreistelliger Ebene in den Jahren 2013 bis 2018 dargestellt. Dabei werden alle Diagnosen in die Analyse einbezogen, die im Jahr 2018 mindestens 10.000 Fälle aufwiesen. Dargestellt sind die zehn Diagnosen mit den größten prozentualen Veränderungsraten vom Jahr 2018 gegenüber 2013. Bei Interesse an allen Positionen auf drei- oder vierstelliger Ebene finden Sie im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes auf der Themenseite Gesundheit (www.destatis.de) entsprechende Informationen. Diese können auch als Sonderauswertung beim Statistischen Bundesamt angefordert werden (gesundheit@destatis.de).

In Tab. 20.11 werden die zehn Diagnosen mit den größten Veränderungsraten dargestellt. Auffällig dabei ist, dass sich darunter im Gegensatz zu den Vorjahren weitaus weniger Diagnosen befinden, die den Zusatz „sonstige“ haben.

Tab. 20.11 Die zehn Hauptdiagnosen mit den größten Zuwächsen und Rückgängen 2013/2018. (nur Diagnosen mit mindestens 10.000 Fällen im Jahr 2018). (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Die Hauptdiagnose J10 (Grippe durch saisonale nachgewiesene Influenzaviren) verzeichnete im Vergleich der Jahre 2013 und 2018 die größten Zuwächse: Ihre Zahl ist um 580,5 % angestiegen. Den zweiten Platz belegte die Diagnose O80 (Spontangeburt eines Einlings). Sie ist in diesem Zeitraum um 215,1 % angestiegen, gefolgt von der Position I87 (Sonstige Venenkrankheiten) mit einem Zuwachs um 102,9 %.

Diese Parallelität der Entwicklung legt den Schluss nahe, dass es nicht zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Situation bei einzelnen Diagnosen gekommen ist, sondern lediglich zu einer Verlagerung und genaueren Dokumentation. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen der DRG-Statistik, die in Kap. 21 aufgezeigt werden. Inwieweit ökonomische Anreize zu einer anderen Kodierung beitragen, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden.

6 Ausblick

Die Ergebnisse der Krankenhausstatistik bilden die statistische Basis für viele gesundheitspolitische Entscheidungen des Bundes und der Länder und dienen den an der Krankenhausfinanzierung beteiligten Institutionen als Planungsgrundlage. Die Erhebung liefert wichtige Informationen über das Volumen und die Struktur der Leistungsnachfrage und der Morbiditätsentwicklung in der stationären Versorgung. Darüber hinaus wird auf dieser Datengrundlage eine Einzugsgebietsstatistik erstellt, die u. a. Aufschluss über die Patientenwanderung gibt. Durch die Alters- und Geschlechtsstandardisierung der Ergebnisse dient die Diagnosestatistik auch der epidemiologischen Forschung. So konnte in diesem Beitrag dargestellt werden, dass sich die Inanspruchnahme stationärer Leistungen im Hinblick auf die zugrunde liegenden Erkrankungen im Laufe der Jahre leicht verändert und dass es neben den geschlechtsspezifischen auch regionale Unterschiede gibt.

Die Krankenhausstatistik ist zurzeit in einem Umbruch. In der nun vorliegenden Form existiert sie seit 2002, die DRG-Daten vervollständigen das Spektrum der Krankenhausstatistik seit dem Jahr 2005. Durch die sich verändernden Strukturen (beispielsweise Fusionen einzelner oder vieler Einrichtungen) entspricht sie nicht mehr den aktuellen Anforderungen, die an sie gestellt werden. So werden die Daten momentan noch in Anlehnung an die Wirtschaftseinheiten erfragt, ohne auf die regionale Verteilung der dahinterstehenden einzelnen Standorte einzugehen. Seit längerem ist es Ziel der Datennutzer und -produzenten, dies zu ändern und die Daten detaillierter und damit aussagekräftiger zu erheben und analysieren zu können. Dies ist mit dem Beschluss des Bundesrats vom 7. Juli 2017 und der damit verbundenen Verordnung zur Änderung der Krankenhausstatistik-Verordnung möglich. Diese beinhaltet sowohl die Erhebung vieler relevanter Merkmale auf der Ebene der Standorte in Anlehnung an das Standortverzeichnis der Selbstverwaltungspartner als auch eine detailliertere Erfassung des Personals in stationären Einrichtungen nach Alter einerseits sowie die Erfassung ambulanter Leistungen im Krankenhaus andererseits. Erste Ergebnisse auf der Grundlage des Standortverzeichnisses werden mit den Daten des Berichtsjahrs 2020 vorliegen. Daraus sind belastbare Aussagen insbesondere zur regionalen Verteilung des Angebots an stationären Leistungen wie auch zur damit verbundenen Nachfrage zu erwarten.