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Theodizeestrategien bei Leibniz, Hegel, Jonas

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Gott als Vernunft
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Zusammenfassungen

Das Kapitel diskutiert, unter welchen Bedingungen das Theodizeeproblem überhaupt erst entstehen kann. Es zeigt u.a., warum Spinozas Integration des Programms der neuen Naturwissenschaft in die rationale Theologie das Theodizeeproblem auf eine neue Ebene gehoben hat und Leibniz zu der Verteidigung der viel schwierigeren These gezwungen hat, ein allmächtiger, allwissender und allgütiger Gott müsse die (bzw. eine) bestmögliche Welt geschaffen haben – eine These, die von der mittelalterlichen Theologie radikal abweicht, für die aber starke Argumente sprechen. Leibniz’ vier Argumentationsstrategien, um die Existenz des Übels als mit einer solchen Welt kompatibel zu erweisen, werden analysiert und mit Hegels andersartigem Verständnis des Problems kontrastiert. Die Integration des Negativen in Gott selbst, die Anerkennung eines objektiven Zufalls und der Fokus auf die Geschichte statt auf die Natur sind die wichtigsten Neuerungen Hegels. Kritisch wird schließlich auf die problematischen Konsequenzen von Hans Jonas’ Ablehnung der Allmacht Gottes hingewiesen. 

Ich danke Prof. Dr. Richard Schenk OP, Dr. Bernd Goebel, Dr. Friedrich Hermanni und Dr. Christian Illies für zahlreiche Gespräche zu dem Thema, in denen ich viel gelernt habe.

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Notes

  1. 1.

    J. L. Mackie: Das Wunder des Theismus: Argumente für und gegen die Existenz Gottes, Stuttgart 1987 (engl. 1982).

  2. 2.

    Vgl. dazu etwa R. Swinburne: Die Existenz Gottes, Stuttgart 1987 (engl. 1979), 273 ff.

  3. 3.

    Vgl. M. Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 51980, 314 ff.: Zweiter Teil, Kap. 5, § 8: „Das Problem der Theodizee“.

  4. 4.

    I. Kant: Über das Mißlingen aller philosophischen Versuche in der Theodizee, A 201. Allerdings gerät die Kantische Option für eine authentische statt einer doktrinalen Theodizee am Ende der Abhandlung selbst in eine gewisse ungewollte Nähe zum Voluntarismus.

  5. 5.

    Die Fragmente der Vorsokratiker, Griechisch und Deutsch von H. Diels, hg. von W. Kranz, 3 Bde., Berlin 7. Auflage 1954, 85 B 8. Berühmt ist die klassische Formulierung des Problems bei Epikur; vgl. Lactantius: De ira Dei, 13, 20 f.

  6. 6.

    R. Schenk: „Daedalus medii aevi? Die Labyrinthe der Theodizee im Mittelalter“, in: Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover 9 (1998), 15–35.

  7. 7.

    Ich folge E. Curley: Spinoza’s Metaphysics, Cambridge, Mass. 1969 und J. Bennett: A Study of Spinoza’s „Ethics“, Indianapolis 1984.

  8. 8.

    A. Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, Ergänzungen zum vierten Buch, Kap. 46, in: A. Schopenhauer: Zürcher Ausgabe. Werke in zehn Bänden, Zürich 1977, IV 683. Schopenhauer beansprucht sogar, einen Beweis für seine These zu liefern, der allerdings induktiver Natur ist und als solcher Schwierigkeiten unterliegt, die denen des teleologischen Gottesbeweises ganz analog sind. Leibniz dagegen leitet seine These deduktiv aus dem ontologischen Gottesbeweis ab.

  9. 9.

    Vgl. S. Grover: „Why only the best is good enough“, in: Analysis 48 (1988), 224.

  10. 10.

    Vgl. dazu B. Gräfrath: Es fällt nicht leicht, ein Gott zu sein, München 1998, 60 ff. Ich verdanke dem Leibniz-Kapitel dieses Buches viel.

  11. 11.

    Essais de Theodicee § 416, in: Die philosophischen Schriften von G. W. Leibniz, hg. von C. J. Gerhardt, Berlin 1875 ff., Nachdruck Hildesheim, New York 1978, VI 364.

  12. 12.

    Ich verstehe hier unter „Welt“ die Totalität intramundaner Ereignisse, also nicht die Einheit aus Gott und Welt (im ebengenannten Sinne).

  13. 13.

    Essais de Théodicée § 201; VI 236.

  14. 14.

    Principes de la Nature et de la Grace, fondés en raison § 10; VI 603.

  15. 15.

    Monadologie § 86; VI 621 f.

  16. 16.

    Essais de Théodicée § 118; VI 169.

  17. 17.

    Wenigstens gilt das für die späte Theorie, etwa in der Théodicée. Im Discours de métaphysique gilt das Glück der Geister noch als „le principal but de Dieu“ (§V; IV430).

  18. 18.

    Essais de Théodicée § 258; VI 269.

  19. 19.

    Causa Dei asserta per justitiam ejus §58; VI 447.

  20. 20.

    Über das Mißlingen, A 203.

  21. 21.

    Parerga und Paralipomena, Zweiter Band, Kap. 12; IX 327.

  22. 22.

    Vgl. z. B. De civitate Dei XII 7.

  23. 23.

    Vgl. z. B. De civitate Dei XI 18 und 23.

  24. 24.

    Vgl. z. B. De civitate Dei XI 11 ff. und XIII 1 ff.

  25. 25.

    VII 195; man kontrastiere Thomas von Aquin: Summa theologiae I q. 48 a.2 ad 1; a.3 c. Vgl. R. Schönberger: „Die Existenz des Nichtigen. Zur Geschichte der Privationstheorie“, in: Die Wirklichkeit des Bösen, hg. von F. Hermanni und P. Koslowski, München 1998, 15–47, 39 zur Vorprägung dieses Gedankens bei Duns Scotus.

  26. 26.

    Essais de Théodicée § 21; VI 115.

  27. 27.

    Causa Dei … § 68; VI 449.

  28. 28.

    Essais de Theodicee § 12; VI 109.

  29. 29.

    § 23; VI 116 f. Vgl. auch die Anspielung auf die „felix culpa“ § 10; VI 108.

  30. 30.

    D. Hume: Dialogues concerning natural religion, Indianapolis 1976, 205.

  31. 31.

    17.58 f. Hegel wird zitiert nach: Werke in zwanzig Bänden, hg. von E. Moldenhauer und K. M. Michel, Frankfurt 1969–1971.

  32. 32.

    Vgl. seine modallogischen Überlegungen im zweiten Kapitel des dritten Abschnitts der „Wesenslogik“ (6.200 ff.) sowie das Leibnizkapitel seiner Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie (20.233 ff.).

  33. 33.

    Vgl. dazu V. Hösle: Hegels System, Hamburg 21998.

  34. 34.

    20.455.

  35. 35.

    12.28. Vgl. auch den letzten Satz der Vorlesungen, 12.540.

  36. 36.

    Ich zitiere den Text, der bei Gerhardt fehlt, nach: G. W. Leibniz, Opuscules métaphysiques/Kleine Schriften zur Metaphysik, Darmstadt 1985, 368–372, 370.

  37. 37.

    Vgl. D. Wandschneider, V. Hösle: „Die Entäußerung der Idee zur Natur und ihre zeitliche Entfaltung als Geist bei Hegel“, in: Hegel-Studien 18 (1983), 173–199.

  38. 38.

    Leibniz ist noch weit entfernt von der „Schule des Verdachts“ (Marx, Nietzsche, Freud), die die Philosophie so unbarmherzig umgestaltet hat. Er sagt es selbst:,,Je n’aime pas de juger des gens en mauvaise part“ (Discours §XIX; IV 444).

  39. 39.

    12.34 f.

  40. 40.

    12.35.

  41. 41.

    12.42.

  42. 42.

    Enzyklopädie § 472 A; 10.292 f.

  43. 43.

    Vgl. Philo in Humes Dialogues, op.cit, 196: „They have no just reason, says one: These complaints proceed only from their discontented, repining, anxious disposition […] And can there possibly, I reply, be a more certain foundation of misery, than such a wretched temper?“

  44. 44.

    Von der Existenzweise der Tiere heißt es: „Die Umgebung der äußerlichen Zufälligkeit enthält fast nur Fremdartiges; sie übt eine fortdauernde Gewaltsamkeit und Drohung von Gefahren auf sein Gefühl aus, das ein unsicheres, angstvolles, unglückliches ist.“ (Enzyklopädie § 368; 9.502).

  45. 45.

    De civitate Dei XII 1.

  46. 46.

    Enzyklopädie § 512; 10.317.

  47. 47.

    Grundlinien der Philosophie des Rechts § 139; 7.261 f.

  48. 48.

    7.263.

  49. 49.

    12.389. Hegels Deutung des Sündenfalls weicht stark von der augustinischen ab und steht derjenigen des Eirenaios näher, für den Adam mehr aus Torheit denn aus Bosheit gefehlt hat und daher gerettet werden muss. Ja, die Vertreibung vom Baume des Lebens war nach ihm nicht so sehr eine Strafe als eine Aufhebung der sich ansonsten einstellenden Zeitlosigkeit der Sünde. Vgl. Irenäus von Lyon: Adversus haereses/Gegen die Häresien III, Freiburg u. a. 1995, 281 ff. (Kap. 23).

  50. 50.

    Enzyklopädie § 6; 8.47 f.

  51. 51.

    7.26 f.

  52. 52.

    F. Hermanni: „Die Positivität des Malum“, in: Die Wirklichkeit des Bösen, op.cit, 49–72, 72.

  53. 53.

    Ich zitiere nach: H. Jonas: Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen, Frankfurt 1992, 190–208. Der Text wurde erstmals 1984 veröffentlicht.

  54. 54.

    193.

  55. 55.

    197.

  56. 56.

    204.

  57. 57.

    207.

  58. 58.

    Vgl. V. Hösle, Ch. Illies: Darwin, Freiburg u. a. 1999.

Literatur

  • Die Fragmente der Vorsokratiker, Griechisch und Deutsch von H. Diels, hg. von W. Kranz, 3 Bde., Berlin 71954.

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  • Gräfrath, B.: Es fällt nicht leicht, ein Gott zu sein. München 1998.

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  • Grover, S.: „Why only the best is good enough“. In: Analysis 48 (1988), 224.

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  • Hösle, V.: Hegels System. Hamburg 21998.

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  • Mackie, J. L.: Das Wunder des Theismus: Argumente für und gegen die Existenz Gottes. Stuttgart 1987 (engl. 1982).

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  • Schenk, R.: „Daedalus medii aevi? Die Labyrinthe der Theodizee im Mittelalter“, in: Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover 9 (1998), 15–35.

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  • Schönberger, R.: „Die Existenz des Nichtigen. Zur Geschichte der Privationstheorie“, in: Die Wirklichkeit des Bösen, hg. von F. Hermanni und P. Koslowski. München 1998, 15 47.

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  • Schopenhauer, A.: Zürcher Ausgabe. Werke in zehn Bänden. Zürich 1977.

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  • Thomas von Aquin: Summa theologiae, 5 Bde. Madrid 1961

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  • Weber, M.: Wirtschaft und Gesellschaft. Tübingen 51980.

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Hösle, V. (2021). Theodizeestrategien bei Leibniz, Hegel, Jonas. In: Gott als Vernunft. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62683-2_3

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