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Marion und die phänomenologische Tradition

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Übermaß und Widerstand
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Zusammenfassung

Die folgenden Seiten widmen sich der Beziehung Marions auf Husserl und Heidegger in zweifacher Hinsicht. Diese Situierung Marions in der Geschichte der Philosophie ist wichtig aus zwei Gründen: Sie zeigt erstens, wie Marion die phänomenologische Tradition rezipiert und versteht. Dies liefert uns wichtige Einsichten in sein eigenes phänomenologisches Projekt. Zweitens ist der Bezug auf die deutschen Phänomenologen für Marion selbst wichtig, um sich dem phänomenologischen Diskurs anzuschließen und dabei seinem Begriff der Gegebenheit auch eine historische Rechtfertigung zu geben. Am Ende dieser Sektion wird deutlich, dass sich Marion von Husserl und Heidegger inspirieren lässt und sein eigenes phänomenologisches Unterfangen von zwei Achsen ausgehend gestaltet: Die methodologische Achse basiert auf Husserl und identifiziert die Gegebenheitsphänomenologie mit einer reduktiven; die phänomenale Achse basiert auf Heideggers Definition eines Phänomens als eines Sich-selbst-von-sich-selbst-manifestierenden.

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Notes

  1. 1.

    Diese Lesart der beiden Phänomenologen ist allerdings stark kritisiert worden als eine Konfligierung (Vgl. Benoist, 2003 und Falque, 2013).

  2. 2.

    Obwohl sich Husserl in seinen früheren Werken von Kant abgrenzen möchte, erkennt er im Verlauf der Entwicklung seines phänomenologischen Projekts die Wichtigkeit Kants für eine phänomenologische Methode. Dazu siehe Kern (1964).

  3. 3.

    Es ist wichtig vorab zu bemerken, dass Marions Auslegung von Husserl als einem ‚Entdecker der Gegebenheiheit‘ umstritten ist. Benoist (2003) wendet beispielsweise an dieser Stelle ein, dass Marion Husserl falsch lese und dass er die Definitionen vom Gegebenem und Deutung konfligiert (vgl. auch Falque, 2013).

  4. 4.

    Für eine ausführliche Darstellung vom Denken Husserls siehe: Zahavi (2009), Renato (1999), Biemel (1950), Bernet et al. (1989), Römer (2010), Gadamer (1963). Für eine ausführliche Darstellung der Auseinandersetzung Marions mit Husserl siehe: Alferi (2007), Gschwandtner (2007).

  5. 5.

    Diese hat Wurzeln schon in den Logischen Untersuchungen als Analyse des Bewusstseins und seiner Erlebnisse.

  6. 6.

    Dieser zweiter Schritt wird erst in den Ideen durchgeführt.

  7. 7.

    Marions Auslegung von Heidegger wurde aus diesen Gründen oft kritisiert als eine Heidegger umformende Lektüre. Laut Han (2003) macht Marion drei Fehler in seiner Lesart von Heidegger: „The first is that he reads Heidegger from a Husserlian point of view, and thus from a perspective which is not only extrinsic but also contrary to the substance of Heidegger’s analyses. The second, which follows directly from the first, is that he makes our understanding of being dependent on Dasein. The third is that, because he ignores the many Heideggerian attempts to deal with the problem of the potential closure of the hermeneutic circle, Marion unduly narrows down Heidegger’s conception of phenomenality and commits Heidegger to a claim that he never made, namely that being disclosed means being completely intelligible, or again that nothing is ever withdrawn in the movement of disclosure.“ (s. 128). Dass Marion Heidegger von eines husserlschen Perspektive versteht, ist laut Han davon getragen, dass 1) Marion sich auf den Begriff von Intentionalität bezieht; 2) er das Sein auf die Intentionalität des Daseins reduziert; 3) dass sowohl Ikone als auch das Idol durch die Weise des Blickes beschrieben werden.

  8. 8.

    Ich werde mich hier auf die Auseinandersetzung zwischen Marion und Heidegger beschränken. Eine Analyse des Heidegger’schen Denkens würde leider den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Ich werde nichtsdestotrotz bei der Beschreibung der gesättigten Phänomene (I. Kap. 4) und des Gegebenen (I. Abschn. 3.2 und 3.3) allgemein auf Heidegger und auf seinen Einfluß auf Marion hinweisen.

  9. 9.

    Eine Darstellung der Ontotheologie habe ich schon im Abschn. 1.1 gegeben.

  10. 10.

    Diese Kritik Marions an Heidegger bezieht sich eher auf Sein und Zeit und nicht auf das Spätdenken Heideggers, wo er seine Überlegungen zum Sein und Dasein revidiert. Im Spätdenken behauptet nämlich Heidegger, dass das Sein selbst Akteur der Seinsgeschehnisse sei, und dabei auch das Dasein selbst und seine Seinsmöglichkeiten bestimmt: „Wahrheit im höchsten Sinn ist nun die Wahrheit des Seins, wobei diese Wahrheit als Geschehen des sich Entbergens und Verbergens des Seins zu deuten ist. Entbergen und Verbergen wurzeln also nicht mehr in der existenzialen Struktur des Daseins, sondern werden konzipiert als historisch auftretende Vollzugsweisen des Seins.“ (Brachtendorf, 2011, s. 111).

  11. 11.

    Für Rickert ist ein Gegebenes zwar notwendig als Voraussetzung, aber wird weiterhin von vornherein von den Bedingungen der Erfahrung bestimmt (s. Baumann, 2017).

  12. 12.

    Dieser Punkt wird erst in Heideggers Spätwerk zum Hauptbegriff, vor allem in seinem späten Aufsatz „Zeit und Sein“.

  13. 13.

    Diese Kritik bezieht sich vor allem auf Heideggers frühes Denken. Ich werde in Abschn. 3.3.4 zeigen, dass Marion viele Elemente aus Heideggers spätem Denken übernimmt – vor allem sein Ereignisdenken.

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Sandru, A.R. (2021). Marion und die phänomenologische Tradition. In: Übermaß und Widerstand. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62568-2_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-62568-2_2

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-62567-5

  • Online ISBN: 978-3-662-62568-2

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

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