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Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde

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Was ist real?
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Zusammenfassung

Die Luft roch nach abgestandenem Hopfen, wie immer, und der Himmel über der Stadt war nur ein trübes, tief hängendes Grau. Die Kopfsteinpflasterstraße verlief in einem Bogen um den Hügel und stieg leicht an. Der Hügel selbst war schon allein dadurch beachtenswert, weil es ihn gab, denn die ganze Stadt war auf einer tief liegenden Insel erbaut. Trotzdem gab es ihn, einen kleinen grünen Hügel, der von einer niedrigen Steinmauer umgeben war und in den Außenbezirken von Kopenhagen lag. Ein Mann tauchte auf. Er war mittleren Alters, trug einen Anzug und eine dicke, schwarz umrandete Brille: Thomas Kuhn. Er war hier, um Niels Bohr zu interviewen.

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Notes

  1. 1.

    Niels Bohr, Interview durch Thomas S. Kuhn, Aage Petersen und Erik Rudinger, 17. November 1962, Kopenhagen, Dänemark. Mit freundlicher Genehmigung der Niels Bohr Library & Archives, American Institute of Physics, College Park, MD, USA, https://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/4517-5, zugegriffen am 29. April 2019.

  2. 2.

    Ebd.

  3. 3.

    Ebd.

  4. 4.

    Ebd.

  5. 5.

    Ebd.

  6. 6.

    Ob Bohr selbst ein Positivist war, ist heftig umstritten. Cushing und viele andere vertreten die Meinung, er sei einer gewesen, Howard und andere meinen das nicht. Doch historisch gesehen sind die Einzelheiten von Bohrs Ansichten viel weniger bedeutsam als die Tatsache, dass sie unklar waren – was kaum jemand infrage stellen würde – und dass positivistische Argumente sehr oft verwendet wurden, um die Kopenhagener Deutung zu verteidigen, sowie dass solche Verteidigungen oft als Bohrs eigene Sichtweise dargestellt wurden.

  7. 7.

    Stanford Daily 1928, „Dr. Moritz Schlick to Be Visiting Professor Next Summer Quarter“, 31. Juli, S. 1, https://stanforddailyarchive.com/cgi-bin/stanford?a=d&d=stanford19280731-01.2.6.

  8. 8.

    Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath 1929, S. 300.

  9. 9.

    Vgl. Ayer 1982, Philosophy in the Twentieth Century (Vintage), S. 127, wo etwas mehr über die Autoren des Manifests steht.

  10. 10.

    Hahn, Carnap und Neurath 1929, S. 301. Hervorhebung im Original.

  11. 11.

    Peter Godfrey-Smith 2003, Theory and Reality: An Introduction to the Philosophy of Science (University of Chicago Press), S. 23.

  12. 12.

    Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath 1929, S. 305.

  13. 13.

    Ebd. S. 307

  14. 14.

    Ebd. S. 314

  15. 15.

    Ebd. S. 307. Hervorhebung im Original.

  16. 16.

    Ebd. S. 314. Hervorhebung im Original.

  17. 17.

    Ebd. S. 315

  18. 18.

    Vgl. Peter Galison 1990, „Aufbau/Bauhaus: Logical Positivism and Architectural Modernism“, Critical Inquiry 16:709–752.

  19. 19.

    Hans Hahn, Rudolf Carnap und Otto Neurath 1929, S. 304.

  20. 20.

    Ebd. S. 314

  21. 21.

    Ebd. S. 304

  22. 22.

    Ayer 1982, S. 123.

  23. 23.

    Pauli 1921, Theory of Relativity, trans. G. Field (Dover), S. 4.

  24. 24.

    Ebd., S. 206.

  25. 25.

    Born 1969, S. 296

  26. 26.

    Vgl. Cushing 1994, S. 110–111, 114.

  27. 27.

    Es ist umstritten, ob Einstein in seinen jungen Jahren ein Anhänger von Machs Ideen war und später seine Meinung änderte, oder ob er Machs Philosophie nie sonderlich gemocht hat. Es gibt viel (fesselnde) Literatur zu beiden Ansichten. Doch fast alle stimmen darin überein, dass Einstein in den 1920er-Jahren nicht mehr Machs Lager angehörte.

  28. 28.

    Isaacson 2007, S. 334.

  29. 29.

    Cushing 1994, S. 110–111.

  30. 30.

    Kumar 2008, S. 262. Hervorhebung im Original.

  31. 31.

    Einstein 1949b, S. 667.

  32. 32.

    Ebd.

  33. 33.

    Cushing 1994, S. 110, 114.

  34. 34.

    Bridgman 1927, The Logic of Modern Physics (Macmillan), S. 1.

  35. 35.

    Ebd., S. 2–4.

  36. 36.

    Ebd., S. 5. Hervorhebung im Original.

  37. 37.

    Jan Faye 2007, „Niels Bohr and the Vienna Circle“, preprint, https://philsci-archive.pitt.edu/3737/, zugegriffen am 2. Mai 2019.

  38. 38.

    Ebd.

  39. 39.

    Der Originaltitel in Deutsch war „Quantentheorie und Erkennbarkeit der Natural.“ Nach William H. Werkmeister 1936, „The Second International Congress for the Unity of Science“, Philosophical Review 45 (6): 593–600, in dem Zusammenhang wurde „Erkennbarkeit“ mit „knowability“ übersetzt.

  40. 40.

    Ebd. Hervorhebung im Original.

  41. 41.

    Abraham Pais 1991, Niels Bohr’s Times in Physics, Philosophy, and Polity (Oxford University Press), S. 443.

  42. 42.

    Faye 2007.

  43. 43.

    Ebd.

  44. 44.

    Schiff 1955, Quantum Mechanics, 2nd ed. (McGraw-Hill), S. 6.

  45. 45.

    Heisenberg 1990, S. 31.

  46. 46.

    Ebd. S. 32

  47. 47.

    Mindestens ein Positivist, Hans Reichenbach, erkannte, dass die Verifikationstheorie der Bedeutung nicht einfach verwendet werden kann, um zugunsten der Kopenhagener Deutung zu argumentieren. „Es wäre falsch zu sagen, dass Aussagen über den Wert einer Größe vor einer Messung bedeutungslos seien, weil sie nicht verifizierbar sind. Auch Aussagen über den Wert nach der Messung sind nicht verifizierbar. Wenn [in der Bohr-Heisenberg-Interpretation] die eine Art von Aussage verboten ist und die andere erlaubt, muss man dies als Regel betrachten, die logisch gesprochen willkürlich ist und die nur vom Standpunkt der Zweckmäßigkeit aus gerechtfertigt werden kann.“ (Reichenbach 1944, Philosophic Foundations of Quantum Mechanics [Dover], S. 142.) Reichenbach lehnte die Kopenhagener Deutung als problematisch ab, weil sie ein Ad-hoc-Prinzip darüber, welche Aussagen bedeutungslos sind, in ein physikalisches Gesetz ummünzt. Er vertrat stattdessen eine Interpretation, die ein logisches System mit drei Werten als Grundlage hatte, doch später fand man heraus, dass auch das zu Problemen an der Grenze zwischen dem Mikroskopischen und dem Makroskopischen führt.

  48. 48.

    Friedrich Stadler: Studien zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, S. 958.

  49. 49.

    Mehr dazu in George Reisch 2005, How the Cold War Transformed Philosophy of Science: To the Icy Slopes of Logic (Cambridge).

  50. 50.

    Willard Van Orman Quine 1976, The Ways of Paradox (Harvard University Press), S. 42.

  51. 51.

    Willard Van Orman Quine 2008, Quine in Dialogue, herausgegeben von Dagfinn Føllesdal und Douglas B. Quine (Harvard University Press), S. 25.

  52. 52.

    Das andere „Dogma des Empirismus“, das Quine angriff, war die analytisch-synthetische Unterscheidung, doch im Laufe des Artikels zeigte Quine, dass beide Dogmen tatsächlich nur zwei Seiten derselben Medaille sind, und er führte gute Argumente gegen beide an. Quines Veröffentlichung ist vor allem für den Angriff gegen die analytisch-synthetische Unterscheidung bekannt, doch für unsere Geschichte sind seine Argumente gegen die Verifikationstheorie der Bedeutung wichtiger.

  53. 53.

    Willard Van Orman Quine 1953, From a Logical Point of View, Harper Torchbooks ed. (Harper and Row), S. 41.

  54. 54.

    Zweifellos hatte Quines Artikel große Auswirkungen auf die philosophische Gemeinschaft. Doch das ist auch seltsam, weil Quine nicht der Erste war, der darauf hingewiesen hat, dass es nicht möglich ist, einzelne Aussagen zu verifizieren und dass die Trennung zwischen analytisch und synthetisch (wie oben erwähnt) problematisch ist. Tatsächlich hatten mehrere führende Positivisten schon zuvor auf beides hingewiesen, auch Carnap selbst. Vgl. Godfrey-Smith 2003, S. 32–33. Warum hatte also gerade Quines Veröffentlichung diese Wirkung? Dies ist ein Rätsel, für das die Literatur mehrere Lösungen anbietet. Es sieht so aus, als hätten die Positivisten die Reichweite dieser beiden Probleme nicht vollkommen erkannt. Und Quines deutlicher und lebendiger Schreibstil machte die Probleme erst wirklich deutlich und erkennbar – und damit nicht mehr zu umgehen.

  55. 55.

    Thomas S. Kuhn 2000, The Road Since Structure, herausgegeben von James Conant und John Haugeland (University of Chicago Press), S. 279.

  56. 56.

    Skúli Sigurdsson 1990, „The Nature of Scientific Knowledge: Ein Interview mit Thomas S. Kuhn“, Harvard Science Review, Winter, S. 18–25, https://www.edition-open-access.de/proceedings/8/3/index.html.

  57. 57.

    Kuhn 2000, S. 291–292.

  58. 58.

    James A. Marcum 2015, Thomas Kuhn’s Revolutions (Bloomsbury), S. 13.

  59. 59.

    Thomas S. Kuhn 1996, The Structure of Scientific Revolutions, 3rd ed. (University of Chicago Press), S. 40.

  60. 60.

    Um das explizit zu sagen: Kuhn sah kein Problem bei der Kopenhagener Deutung, tatsächlich bezog er viele Inspirationen über Strukturen aus der Arbeit von Norwood Hanson, der beides war, sowohl überzeugter Antipositivist als auch Anhänger der Kopenhagener Deutung.

  61. 61.

    Die Idee stimmte durchaus mit der vieler Soziologen und Wissenschaftshistoriker überein (und regte sicherlich die öffentliche Phantasie an). Und manche Philosophen sympathisieren mit Kuhns Ideen: meist die Philosophen, die in der intellektuellen Tradition von Hegel stehen. Die moderne Philosophie ist (grob besprochen) in zwei Lager gespalten: das in der Tradition von Hegel, die sogenannten kontinentalen Philosophen, und das in der Tradition von Russell und den Positivisten, die sogenannten analytischen Philosophen. Das bedeutet nicht, dass alle kontinentalen Philosophen mit Hegel übereinstimmen, genauso wenig wie die analytischen Philosophen mit den Positivisten. In diesem Kapitel geht es hauptsächlich um eine Revolution innerhalb der analytischen Philosophie, in der die meisten analytischen Philosophen den Positivismus ablehnten. Aber analytische und kontinentale Philosophen neigen dazu, bei den Problemen ihren intellektuellen Vorfahren zu folgen und das vor allem in ihrer Herangehensweise. Analytische Philosophen beschäftigen sich mehr mit den Fragen der Wissenschaftsphilosophie; kontinentale Philosophen schreiben über Fragen der Politik und der persönlichen Erfahrung. Es gibt durchaus überlappende Interessen: Sprachphilosophie, Ethik und antike Philosophie, um nur einige zu nennen. Außerdem gibt es analytische politische Philosophen und kontinentale Wissenschaftsphilosophen. Analytische und kontinentale Philosophie unterscheiden sich vor allem in ihrer Methode. Analytische Philosophen legen generell Wert auf klare Formulierungen und logische Analyse, außerdem hegen sie ein gesundes Maß an Wertschätzung der Wissenschaft gegenüber. Unter kontinentalen Philosophen spielen bei der Argumentation oft Selbstbeobachtung, politische Erwägungen und Ästhetik eine Rolle und sie neigen dazu, weit skeptischer gegenüber der Gültigkeit jedes wissenschaftlichen (oder mathematischen oder logischen) Ergebnisses zu sein als ihre Kollegen.

    A. J. Ayer hat den beständigen Einfluss des Positivismus auf analytische Philosophen sehr gut zusammengefasst. 1982, lange nachdem der logische Positivismus der Art des Wiener Kreises von der philosophischen Gemeinschaft verworfen worden war, schrieb Ayer: „Nur wenige der Hauptthesen des Wiener Kreises überlebten unversehrt … [aber] ich glaube, dass man sagen kann, dass der Geist des Wiener Positivismus überlebt hat. Mit seiner Wiederannäherung von Philosophie und Wissenschaft, seinen logischen Techniken, seinem Bestehen auf Klarheit, der Verbannung von dem, was ich am besten als eine Belastung durch eine verschwommene Verklärung der Philosophie bezeichne, gab er dem Thema eine neue Richtung, die kaum noch umgekehrt werden kann.“ (1982, S. 140–141).

    Weil kontinentale Philosophen allgemein unter den Philosophen der Physik eine Minderheit sind und weil sie bei Weiten nicht so viel zur wissenschaftlichen Diskussion über die Interpretation der Quantenphysik beigetragen haben, werden ich sie in diesem Buch fast vollständig ignorieren. Überall, wo ich über „Philosophen“ spreche, sollten Sie mental anfügen, dass ich „analytische Philosophen“ meine.

  62. 62.

    Kuhn, Feyerabend und Hanson waren keine Realisten, aber Smart, Putnam, Popper, Maxwell und die meisten anderen der philosophischen Gemeinschaft – auch einige Mitglieder des ehemaligen Wiener Kreises gehörten dazu, wie Herbert Feigl – wurden durch Argumente überzeugt, die für den Realismus sprachen. Heute sind Physikphilosophen größtenteils Realisten einer bestimmten Ausprägung.

  63. 63.

    Grover Maxwell 1962, „The Ontological Status of Theoretical Entities.“ Minnesota Studies in the Philosophy of Science 3:7.

  64. 64.

    Ebd., S. 11.

  65. 65.

    J. J. C. Smart 1963, Philosophy and Scientific Realism (Routledge and Kegan Paul), S. 39.

  66. 66.

    Ebd., S. 47.

  67. 67.

    Hilary Putnam 1979, Mathematics, Matter, and Method, 2nd ed. (Cambridge University Press), S. 73.

  68. 68.

    Smart 1963, S. 40.

  69. 69.

    Ebd., S. 47.

  70. 70.

    Hilary Putnam 1965, „A Philosopher Looks at Quantum Mechanics“, in Putnam 1979, S. 132. Hervorhebung im Original.

  71. 71.

    Ebd., S. 148.

  72. 72.

    Ebd., S. 149.

  73. 73.

    Smart 1963, S. 48.

  74. 74.

    Ebd., S. 43–44.

  75. 75.

    Putnam 1979, S. 81.

  76. 76.

    Es war vor allem Pech, dass Bells Beweis so lang dort lag, und es ist unwahrscheinlich, dass Hanson ihn je gesehen hat. Hanson starb 1967 allzu früh bei einem Flugzeugabsturz – ein Jahr nachdem Bells Artikel erschienen war. Hanson, der weder Positivist noch Realist war – er lag mehr auf der Linie von Kuhn – war ein fanatischer Verteidiger der Kopenhagener Deutung, doch ein Großteil seiner Argumente dafür gründete auf der Gültigkeit von von Neumanns Beweis.

  77. 77.

    Putnam 1965, S. 157. Hervorhebung im Original.

  78. 78.

    Ebd., S. 157–158.

  79. 79.

    Smart 1963, S. 41.

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Becker, A. (2021). Mehr Dinge zwischen Himmel und Erde. In: Was ist real?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62542-2_8

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