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Physik im Exil

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Was ist real?
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Zusammenfassung

Max Dresden betrat den überfüllten Seminarraum. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, als er allein seinen Platz vor der Tafel einnahm. Dresden war Physiker an der University of Kansas und hatte sich bereit erklärt, 1952 bei seinem Besuch am Princeton Institute for Advanced Study über die faszinierenden neuen Arbeiten von David Bohm zu berichten. Dresden wollte auch unbedingt wissen, was seine Zuhörer über Bohms Arbeiten dachten: Das „Princetitute“ war das Zuhause einiger der klügsten Köpfe der Physik, inklusive Einstein selbst – doch als Dresden sich im Raum umsah, war Einsteins ungebändigtes weißes Haar nirgends zu sehen.

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Notes

  1. 1.

    Diese Geschichte wurde anscheinend im Mai 1989 beim Treffen der American Physical Society (APS) von Dresden erzählt. Doch es gibt keine offiziellen Aufzeichnungen von Dresdens Berichten bei diesem Meeting. Die Geschichte erschien dann in F. David Peat 1997, Infinite Potential: The Life and Times of David Bohm (Addison Wesley Longman), S. 133; doch Peat hatte auch keine Aufzeichnungen von Dresdens Rede bei dem APS-Treffen, und obwohl Peat behauptet, Dresden habe seine Geschichte in einem Brief an ihn später wiederholt, konnte er auf Nachfrage diesen Brief nicht vorlegen. Eine etwas andere Version erschien in Cushing 1994, S. 156–157; obwohl Cushing Dresden nicht erwähnt, ähnelt die Gesichte sehr der, die von Peat wiedergegeben wurde; und Cushing war auf dem APs-Meeting von 1989 im gleichen Gremium wie Dresden. Selbst wenn wir davon ausgehen, dass Peat und Cushing Dresdens Bemerkungen von 1989 genau wiedergeben, verlassen wir uns letztlich auf die Erinnerungen einer einzelnen Person an ein Ereignis, das 40 Jahre zurücklag. Die Geschichte muss also bestenfalls mit einer entsprechenden Menge Salz genossen werden.

  2. 2.

    Eine Sammlung (keine umfangreiche Liste) der Fehler in Peat (1997):

    Er behauptet, Bohm hätte schon am Anfang seiner Tage in Berkeley Zweifel an der Kopenhagener Deutung gehegt; dem widerspricht Bohm explizit in seinem Interview mit Wilkins, bei dem er sagte, er habe keine Zweifel gehabt, als er in Princeton anfing.

    Er schreibt, Feynman sei zusammen mit Bohm einer von Oppenheimers Doktoranden in Berkeley gewesen, doch Feynman war nie in Berkeley.

    Er behauptet, Fritz Zwicky habe jede Sprache mit einem Akzent gesprochen, sogar seine Muttersprache Russisch. Zwicky war Schweizer; diese Aussage wurde eigentlich ursprünglich über George Gamow gemacht.

    Er behauptet, Einstein habe Bohms Theorie in einem Brief an Max Born als „Kinderreim“ bezeichnet. Das hat Einstein niemals gesagt; er bezog sich mit dem Begriff eindeutig auf eine seiner eigenen Veröffentlichungen.

    Er behauptet wiederholt, Bohm habe 1950 vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) aussagen müssen. Das geschah 1949.

    Darüber hinaus führte Peat keine schriftlichen Aufzeichnungen über die Interviews, die er mit Bohms Freunden und Kollegen für sein Buch durchführte; er sprach ganz einfach mit den Leuten und schrieb dann seine Erinnerungen an die Gespräche zu einem späteren Zeitpunkt auf, stellte sie aber als direkte Zitate dar (Peat, persönliche Mitteilung).

  3. 3.

    Peat 1997, S. 81.

  4. 4.

    David Bohm, Interview von Maurice Wilkins, 7. Juli 1986, mit freundlicher Genehmigung der Niels Bohr Library & Archives, American Institute of Physics, College Park, MD, USA, https://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/32.977–3, Part 3, zugegriffen am 8. April 2019.

  5. 5.

    Ebd.

  6. 6.

    Kai Bird and Martin J. Sherwin 2005, American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer (Vintage), S. 273.

  7. 7.

    Ebd., S. 169.

  8. 8.

    Bohm 1986, Interview, Teil 3.

  9. 9.

    Bohm Interview mit Sherwin, 15. Juni 1979, New York, NY, USA. Atomic Heritage Foundation, „Voices of the Manhattan Project“, https://manhattanprojectvoices.org/oral-histories/david-bohms-interview, zugegriffen am 8. April 2019.

  10. 10.

    Ebd.

  11. 11.

    Bird und Sherwin 2005, S. 193.

  12. 12.

    Ebd.

  13. 13.

    Wheeler and Ford 1998, S. 216.

  14. 14.

    Russell Olwell 1999, „Physical Isolation and Marginalization in Physics: David Bohm’s Cold War Exile“, Isis 90 (4): 738–756.

  15. 15.

    Vgl. Kap. 4.

  16. 16.

    Bohm 1986, Interview, Teil 3.

  17. 17.

    Chris Talbot, Hrsg., 2017, David Bohm: Causality and Chance, Letters to Three Women (Springer), S. 4.

  18. 18.

    Hearings Before the Committee on Un-American Activities, House of Representatives 1949, Eighty-First Congress, First Session (March 31 and April 1) (Statement of David Bohm), S. 321.

    Anm. d. Übersetzers: erster Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten (Meinungsfreiheit)

  19. 19.

    Bohm 1986, Interview.

  20. 20.

    Ebd., Teil 4.

  21. 21.

    Ebd.

  22. 22.

    Ebd., Teil 3. Paulis Name ist dort als “Pavvy” geschrieben. In Teil 4 wiederholt Bohm einiges davon und hier stimmt die Schreibweise; daraus und aus dem Kontext wird klar, dass Bohm in Teil 3 wirklich „Pauli“ gesagt hatte.

  23. 23.

    Ebd., Teil 4.

  24. 24.

    Ebd.

  25. 25.

    Ebd., S. 125. Vgl. auch Talbot 2017, S. 224.

  26. 26.

    In Bohms Theorie haben Messungen durchaus einen Effekt auf das gemessene System, doch dieser Effekt ist genau definiert und für alle gegebenen Systeme leicht zu charakterisieren. Mehr dazu in Kap. 7.

  27. 27.

    Richard Feynman, Robert B. Leighton, und Matthew L. Sands 1963, The Feynman Lectures on Physics, Bd. 1 (Basic Books), Kap. 37, Abschn. 37–1.

  28. 28.

    Dies ist genau das Verhalten, das Einstein in Solvay 1927 abgelehnt hatte (vlg. Kap. 3): Die Behauptung, das Photon sei eine Welle, bis es auf die Fotoplatte trifft, führt unvermeidlich auf die Nichtlokalität. Und wenn das Photon keine physikalische Welle ist, bevor es auftrifft, was ist es dann? Bohr und die anderen behaupteten, das Photon sei keine physikalische Welle, bevor es auf die Platte trifft, doch sie drückten sich bemerkenswert vage darüber aus, was das Photon genau machte, bevor es auf die Platte traf.

  29. 29.

    Vgl. Beller 1999b, S. 163, als Quelle des Zitats. Ebenso Niels Bohr 2013, Collected Works, vol. 7, Foundations of Quantum Physics II (1933–1958), herausgegeben von J. Kalckar (Elsevier), S. 311.

  30. 30.

    Beller 1999a, S. 263.

  31. 31.

    Mermin 2004a, S. 10–11.

  32. 32.

    Wheeler and Zurek 1983, S. 392.

  33. 33.

    Wheeler and Zurek 1983, S. 391.

  34. 34.

    Vgl. Kap. 2, wo die Geschichte der Atome und der Brown’schen Bewegung beschrieben ist.

  35. 35.

    Brief von David Bohm an Arthur Wightman, undatiert ca. 1952, während Wightman das Niels-Bohr-Institut besuchte. Mit freundlicher Genehmigung des Niels Bohr Archive, Kopenhagen. Hervorhebung im Original.

  36. 36.

    Wheeler und Zurek 1983, S. 391.

  37. 37.

    Zitiert in Bricmont 2016, S. 274.

  38. 38.

    Talbot 2017, S. 439.

  39. 39.

    Bohm 1986, Interview, Teil 5.

  40. 40.

    Freire 2015, The Quantum Dissidents: Rebuilding the Foundations of Quantum Mechanics (Springer-Verlag), S. 33.

  41. 41.

    Talbot 2017, S. 224.

  42. 42.

    Brief von Wolfgang Pauli an David Bohm, c. 1951, Pauli Archives am CERN, https://cds.cern.ch/record/80946.

  43. 43.

    Cushing 1994, S. 149.

  44. 44.

    Talbot 2017, S. 147. Leider ist Wightmans Originalbrief an Bohm über Bohrs Eindrücke verloren gegangen. Wir haben nur aus Briefen, die Bohm zur selben Zeit an andere Freunde geschickt hat, Hinweise darauf, was Wightman geschrieben hat. Vgl. Bohms Brief an Wightman aus dem Niels-Bohr-Archiv in Kopenhagen, der eine Antwort auf den verlorenen Brief von Wightman an Bohm ist. Bohm dankt Wightman für dessen Bericht über Niels Bohrs Eindrücke auf Bohms Ideen.

    Bezüglich Bohrs Reaktion auf die Steuerwellen-Interpretation gibt es eine weitere Geschichte über Bohm, die der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend überliefert hat. Feyerabend behauptet, dass er 1952 bei einem Besuch an Bohrs Institut in Kopenhagen eine ganz andere Reaktion Bohrs kennengelernt hat. „Es sah so aus, dass für ihn der Himmel zusammenbrechen würde … Bohr war weder herablassend noch erschüttert. Er war überrascht.“ Als Feyerabend Bohr fragte, was so erstaunlich an Bohms Arbeit sei, begann dieser zu erklären, wurde dann aber zu anderen Aufgaben weggerufen – an diesem Punkt mischten sich Bohrs Schüler ein und taten Bohms Ideen ab, indem sie sich auf den übermächtigen Beweis von Neumanns beriefen (Peat 1997, S. 129). Aber dies ist nur eine weitere Geschichte, die nach fast 40 Jahren erzählt wurde. Es ist unklar, ob sie überhaupt wirklich passiert ist und wenn ja, ob es genauso abgelaufen ist; vor allem, weil sie den zeitlich näher liegenden Beweisen über Bohrs Reaktion auf Bohms Ideen zu widersprechen scheint (z. B. Bohms Brief an Wightman).

  45. 45.

    Talbot 2017, S. 247.

  46. 46.

    Ebd., S. 147.

  47. 47.

    Freire 2015, S. 32.

  48. 48.

    David Bohm 1957, Causality and Chance in Modern Physics, Harper Torchbooks ed. (Harper and Row), S. xi.

  49. 49.

    Der Marxismus wird wahrscheinlich genauer als eine Vereinigung verwandter Ideologien beschrieben, deshalb ist es schwierig, etwas über den Marxismus „als aus einem Guss“ auszusagen.

  50. 50.

    Freire 2015, S. 36.

  51. 51.

    Talbot 2017, S. 230.

  52. 52.

    Ebd., S. 178.

  53. 53.

    Freire 2015, S. 36.

  54. 54.

    Ebd., S. 37–38.

  55. 55.

    Zitiert in ebd., S. 39. Das Original ist in Französisch, die Übersetzung stammt von Adam Becker und Alex Zani. Rosenfeld strich diesen Satz aus der englischen Übersetzung seiner Rezension, nachdem mehrere seiner Kollegen ihn darauf hingewiesen hatten, dass er etwas zu hart mit Bohm umgegangen sei.

  56. 56.

    Freire 2015, S. 38.

  57. 57.

    Heisenberg 1990, S. 106.

  58. 58.

    Brief von Born an Einstein, 26. November 1953. Born 2005, S. 203.

  59. 59.

    Freire 2015, S. 39–40.

  60. 60.

    Schweber Interview mit dem Autor, 7. September 2016.

  61. 61.

    Talbot 2017, S. 311.

  62. 62.

    Ebd., S. 121.

  63. 63.

    Freire 2015, S. 48.

  64. 64.

    Talbot 2017, S. 247.

  65. 65.

    Born 2005, Einstein to Born, 12. Mai 1952.

  66. 66.

    Einstein 1953, „Elementary Considerations on the Interpretation of the Foundations of Quantum Mechanics“, übersetzt ins Englische von Dileep Karanth, https://arxiv.org/abs/1107.3701.

  67. 67.

    Einstein an Born, April 1948, in Born 2005. Natürlich ist das Bell’sche Theorem gerade so eine Tatsache – doch diese wurde erst 15 Jahre später gefunden und damit nach dem Tode Einsteins. Vgl. Kap. 7.

  68. 68.

    Born 1969, S. 271.

  69. 69.

    Yakir Aharonov, Interview mit dem Autor, Wien 24. Oktober 2015.

  70. 70.

    Freire 2015, S. 54.

  71. 71.

    Ebd., S. 56.

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Becker, A. (2021). Physik im Exil. In: Was ist real?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62542-2_5

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