Zusammenfassung
Der Begriff des „Nachhaltens“ ist schon für die Zeit vor 1675 belegt. Die Übernutzung der Wälder führte im 18. Jahrhundert zu einer Versorgungskrise beim Rohstoff Holz. Der Sächsische Oberberghauptmann von Carlowitz propagierte 1713 als Gegenmaßnahme „nachhaltiges Wirtschaften“. Es sollte nur so viel Holz entnommen werden, wie zu ersetzten war. Außerdem sollte Holz durch Georessourcen ergänzt werden. Der Ersatz von Bioressourcen durch Georessourcen begründete die industrielle Revolution. Carlowitz’ Ideen wurzelten im Posteritätsprinzip des Bergbaus, für den Generationen übergreifende Planungen unabdingbar sind. Dieses Prinzip geht über die Forderung enkelgerechten Wirtschaftens hinaus, da es nicht nur die zukünftigen Bedürfnisse berücksichtigt, sondern Investitionen fordert, die erst spätere Generationen nutzen. Auch die Landwirtschaft war im 18. Jahrhundert an ihre Grenzen gestoßen. Die Einführung von Mineraldünger im 19. Jahrhundert löste das existentiell werdende Ernährungsproblem.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
„Esse“: Das „Sein“, die Existenz.
- 2.
Posteri = die Nachkommen.
Literatur
Bartels, C. (1992). Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie. – Erzbergbau im Oberharz 1635–1866. Veröff. aus dem Dt. Bergbaumuseum Bochum, 54, 740 S.
Becker, F., Bräunig, A., Hagenguth, G., Steinweller, M., & Wrede, V. (2014). Salz und Sole im GeoPark Ruhrgebiet. GeoPark Themen, 7, 35 S.
Bei der Wieden, B. (2011). Bemerkungen zur „Entdeckung der Nachhaltigkeit“. Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, 64, 125–145.
Beug, H.-J., Henrion, I., & Schmüser, A. (1999). Landschaftsgeschichte im Hochharz. Die Entwicklung der Wälder und Moore seit der letzten Eiszeit. 454 S. Clausthal-Zellerfeld: Papierflieger.
Bornhardt, W. (1931). Die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von seiner Aufnahme bis zur Neuzeit. Arch. f. Lagerstättenforsch., 52, 366 S.
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft. (2019). Was wächst auf Deutschlands Feldern? https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/was-waechst-auf-deutschlands-feldern/. Zugegriffen: 9. Sept. 2019.
von Carlowitz, H. C. (1713). Sylvicultura Oekonomica oder Hauswirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht… 484 S. Leipzig: Braun.
Dennert, H. (1974). Kleine Chronik der Oberharzer Bergstädte. 200 S. Clausthal-Zellerfeld: Pieper.
Dettmar, H.-G. (2014). Die Grubensümpfung im Rammelsberg von der großen Wassernot bis zur Reform des Johann Christoph Roeder. In: W. Lampe, & Langefeld O. (Hrsg.), „Gottlob der Durchschlag ist gemacht“ – 150 Jahre Ernst-August-Stollen. 148–161. Clausthal-Zellerfeld.
von Ditfurth, H. (1984). Die mörderische Konsequenz des Mitleids. Der Spiegel, 33, 85–86.
FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). (1996). World Food Summit – Food for All; 13.–17. November 1996, Rom. https://www.fao.org/3/x0262e/x0262e05.htm.
FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations). (2019). The state of Food Security in the World. 239 S. Rom. https://www.fao.org/state-of-food-security-nutrition/en/.
Fessner, M. (1998). Steinkohle und Salz. Der lange Weg zum industriellen Ruhrrevier. Veröff. aus dem Dt. Bergbaumus. Bochum, 73, 458.
Fessner, M. (2015). Der Kupferschieferbergbau in der Grafschaft Mansfeld bis zum Dreißigjährigen Krieg. In: G. Jankowski (Hrsg.), Mansfelder Schächte und Stollen. Bd. 6: Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. 129 S. Halle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte.
Fritsch, A. (1702). Corpus Juris Venatorio-Forestalis; Pars III; Leipzig (Nds. Landesarchiv Staatsarchiv Wolfenbüttel 4 Alt 16 Nr. 46).
Geibel, R. (2001). Forstwirtschaft am Rammelsberg seit 1500. Der Rammelsberg – Tausend Jahre Mensch. Natur. Technik, 2, 474–491.
Gleitsmann, R. J. (1984). Der Einfluß der Montanwirtschaft auf die Waldentwicklung Mitteleuropas. Stand und Aufgaben der Forschung. In: W. Kroker, & E. Westermann (Hrsg.), Montanwirtschaft Mitteleuropas vom 12. Bis 17. Jahrhundert. Anschnitt, Beih. 2, 24–39.
Grober, U. (2001). Hans Carl von Carlowitz, ein Freiberger Oberberghauptmann prägte 1713 den Begriff Nachhaltigkeit (susatainable development). Mitt. Freib. Altertumsverein, 87, 13–31.
Grober, U. (2013a). Urtexte – Carlowitz und die Quellen unseres Nachhaltigkeitsbegriffs. Natur und Landschaft, 2, 46–53.
Grober, U. (2013b). Nachhaltigkeit – Schlüssel zum Überleben oder Leerformel. Exkursionsf. und Veröfftl. DGG, 250, 18–23.
Hake, H. (1583). Chronikon der Bergwercke zu Goslar, Zellerfeldt, Grunde, Wildemann, Lautenthal. Die Bergchronik des Hardanus Hake, Pastors zu Wildemann. Hrsg. v. H. Denker (1911). Forsch. z. Gesch. d. Harzgebietes, 2, 219 + 39 S.
Hartung, K. (2003). Kali im Südharz-Unstrut-Revier. Die historische Entwicklung. In: H. Bartl, G. Döring, K. Hartung, C. Schilder, & R. Slotta (Hrsg.), Kali im Südharz-Unstrut-Revier (Bd. 1, 14–81). Bochum: Dt. Bergbau-Museum.
Horn, J. (1907). Geschichte der Bergakademie. In: Die Königliche Bergakademie zu Clausthal. Ihre Geschichte und Ihre Neubauten. Festschr. zur Einweihung der Neubauten. 1–65. Leipzig: Breitkopf & Härtel.
Jahn, A. (2013). Die Erfindung der Nachhaltigkeit: Leben, Werk und Wirkung des Hans Carl von Carlowitz. 285 S. München: Oekom.
Knolle, F. (2016). Forstliche Nachhaltigkeit – Nicht im Harz erfunden, aber von Hans Dietrich von Zanthier gelehrt. Unser Harz, 64, 168–171.
Knolle, F., Ernst, W., Dierschke, H., Becker, T., Kison, H.-U., Kratz, S., & Schnug, E. (2011). Schwermetallvegetation, Bergbau und Hüttenwesen im westlichen GeoPark Harz – Eine ökotoxikologische Exkursion. Braunschw. Naturkdl. Schriften, 10(1), 1–44.
Knolle, F., Wegener, U., & Rupp, H. (2020). 6000 Jahre Umweltfolgen der Harzer Montanwirtschaft. – 48. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen der DGGV am Rammelsberg bei Goslar 10. –12. September 2020. Exkursionsf. und Veröfftl. DGG, 265, 121–147.
Küster, H. (1995). Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. 424 S. München: C.H. Beck.
Laufer, J. (2019). Nachhaltigkeit als Strategie staatlicher Ressourcenökonomik im 18. und 19. Jahrhundert – der Harzer Bergbau als Sonderfall. In: A. Reitemeier, A. Schanbacher, & T. S. Scheer (Hrsg.), Nachhaltigkeit in der Geschichte, 157–175. Göttingen: Göttingen University Press.
Liebig, J. (1840). Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. 353 S. Braunschweig: Calve.
Malthus, T. (1798). An essay on the principle of population. 208 S. Oxford: Oxford University Press (Reprint 1993).
Maxeiner, D., & Miersch, M. (1996). Ökooptimismus. 342 S. Düsseldorf.
Naundorf, L. (2001). Goslar und sein Wald bis 1552. Der Rammelsberg. Tausend Jahre Mensch. Natur, Technik., 2, 462–473.
Rauche, H. (2019): Kalilagerstätten in Nordwestthüringen – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Südharzer Kalireviers. – Vortr. 81. Tagung der AG Norddeutscher Geologen am 11. Juni 2019: 2 S.; Sangerhausen.
Reimann, M. (2014). Geburtstagskind Ernst-August-Stollen. In: W. Lampe & O. Langefeld (Hrsg.), „Gottlob der Durchschlag ist gemacht“ – 150 Jahre Ernst-August-Stollen. 38–55. Clausthal-Zellerfeld.
Reininghaus, W. (2018). Die vorindustrielle Wirtschaft in Westfalen: Ihre Geschichte vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des Alten Reiches. 3 Bde., 1536 S. Münster: Aschendorff.
Roser, M., & Ritchie, H. (2019). Food per Person. OurWorldInData.org. https://ourworldindata.org/food-per-person. Zugegriffen: 20. Dez. 2019.
Schmidt, R. (2013). Hans Carl von Carlowitz – Leben und Werk. Exkursionsf. und Veröfftl. DGG, 250, 11–17.
Slotta, R. (2011). 150 Jahre Kaliproduktion in Deutschland. Kali und Steinsalz, 3, 20–39.
Thaer, A. D. (1809–1812). Grundsätze der rationellen Landwirthschaft (4 Bde.). Berlin: Reimer.
Timm, W. (1978). Von den Brockhauser Salzwerken zur Saline Königsborn. 44 S. Hagen: Stadtarchiv Hagen.
Veith, H. (1870/1871). Deutsches Bergwörterbuch; Breslau. 601 S. Vaduz (Nachdruck 2008).
VKS (Verband der Kali- und Steinsalzindustrie e. V.). (2015). Kali und Salz. Wertvolle Rohstoffe aus Deutschland. 27 S. Kassel.
Waldmann, B. (2019). Kohlenbergbau am Meißner. https://wiki-de.genealogy.net/Hoher_Mei%C3%9Fner#Schwalbenthal. Zugegriffen: 20. Febr. 2020.
Welthungerindex. (2019). https://www.globalhungerindex.org/de/results.html. Zugegriffen: 20. Nov. 2019.
Wrede, V. (1998). Bald reich, bald arm, bald gar nichts. Der Schieferbergbau im Harz., 85 S. Clausthal-Zellerfeld: Pieper.
Wüst, W. (2007). Nachhaltige Landespolitik? Fürstenherrschaft und Umwelt in der Vormoderne. Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, 70(1), 85–108.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2020 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Wrede, V. (2020). Herkunft und ursprüngliche Bedeutung des Begriffs „Nachhaltigkeit“. In: Bergbau gleich Raubbau?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61941-4_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-61941-4_4
Published:
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-61940-7
Online ISBN: 978-3-662-61941-4
eBook Packages: Computer Science and Engineering (German Language)