Skip to main content

§ 9 Geschichte, Herleitung und Telos des Verbots der Fernbehandlung

  • Chapter
  • First Online:
Rechtsfragen der Fernbehandlung

Part of the book series: MedR Schriftenreihe Medizinrecht ((MEDR))

Zusammenfassung

Die Ursprünge des Fernbehandlungsverbots gehen auf das 19. Jahrhundert zurück, als sich vermehrt ärztliche Kolumnen, z. B. die Karl-Ernst Bock „Gartenlaube“, bildeten. Erstmals geriet das Thema auf dem achten Deutschen Ärztetag zu Eisenach 1880 in den Fokus der Diskussion innerhalb der Ärzteschaft. Damals wie heute hielten Hüter eines traditionellen Arzt-Patienten-Kontaktes die Publikation ärztlichen Rates und die Patientenakquise in groß aufgelegten illustrierten Zeitschriften für eine Verrohung der ärztlichen Sitten. Nach Meinung der Delegierten schade es dem gesellschaftlichen Bild des ärztlichen Standes „in öffentlichen Blättern ärztlichen Rat an Kranke zu erteilen oder durch Vermittlung solcher Blätter als ärztlicher Berater in Privatkorrespondenz mit unbekannten Personen zu treten“. Das erste gerichtliche Verfahren gegen Ärzte, die diese Methoden der Fernbehandlung anwandten, verlief ohne Ergebnis. Die gehörten Vertreter des ärztlichen Standes waren darüber selbst geteilter Meinung. In der Urteilsbegründung heißt es „der fragliche Meinungsstreit kann dermaßen, selbst im Kreise wissenschaftlich gebildeter Ärzte nicht als derart abgeschlossen gelten, dass die Ratserteilung in dem bezeichneten Sinne nach allgemeiner Ansicht der Beteiligten als ein in allen Fällen unstatthaft und dem Verhalten eines ordentlichen Arztes zuwiderlaufend anzusehen wäre“.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Kalb, GesR 2018, 481.

  2. 2.

    Locher, Bayerisches Ärzteblatt 2017, 514.

  3. 3.

    Früher: Mann, Sudhoffs Archiv 38 (1954), 329; Heute: Pohle, Brandenburgisches Ärzteblatt 2018, 7–8, 15 (16).

  4. 4.

    Zitat nach Mann, Sudhoffs Archiv 38 (1954), 329.

  5. 5.

    Locher, Bayerisches Ärzteblatt 2017, 514.

  6. 6.

    Zitat nach Mann, Sudhoffs Archiv 38 (1954), 329 (331).

  7. 7.

    Locher, Bayerisches Ärzteblatt 2017, 514 (515).

  8. 8.

    Locher, Bayerisches Ärzteblatt 2017, 514 (515).

  9. 9.

    Kalb, GesR 2018, 481.

  10. 10.

    Locher, Bayerisches Ärzteblatt 2017, 514 (515).

  11. 11.

    Dazu ausführlich 2. Teil: § 9 A.

  12. 12.

    Alle maßgeblichen Beweggründe fasst Pohle, Brandenburgisches Ärzteblatt 2018, 7–8, 15 f. zusammen.

  13. 13.

    Mann, Sudhoffs Archiv 38 (1954), 329.

  14. 14.

    Kaross/Spindler, ZA-Information/Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung, 35 (1994), 72 (75).

  15. 15.

    Dazu 1. Teil: § 1 A.

  16. 16.

    OLG Düsseldorf, Urteil vom 04. Juni 2013, I-24 U 191/12.

  17. 17.

    Zum medizinischen Laienrat im Internet siehe schon 2. Teil: § 8 C.III.

  18. 18.

    Hohe Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit stellen die Integrität des Informationsaustausches sicher; selbst bei fehlerhafter Implementierung könnten Informationen nur durch einen gezielten Angriff („Hacker-Angriff“) auf die technische Infrastruktur in die Hände Dritter fallen. Dieser Fall hat aber nichts mit der Gefahr einer Selbstdiagnose zu tun.

  19. 19.

    Zur Abgrenzung von Ferninformation und Fernbehandlung schon oben 1. Teil: § 4 A.

  20. 20.

    So etwa Scholz in Spickhoff, Medizinrecht, MBO § 7 Rn. 14, der übersieht, dass die zitierte Entscheidung in GesR 2005, 223 (225 f.) zwei getrennte Berufsrechtsverstöße betrifft, wobei die Beeinträchtigung des Vertrauensverhältnisses und der Verstoß gegen das Fernbehandlungsverbot nebeneinander behandelt werden.

  21. 21.

    Scholz in Spickhoff, Medizinrecht, MBO § 2 Rn. 7.

  22. 22.

    Lippert in Ratzel/Lippert/Prütting, Kommentar zur (Muster-)Berufsordnung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte – MBO-Ä 1997, § 2 Rn. 3.

  23. 23.

    Dazu sogleich unter 2. Teil: § 13.

  24. 24.

    Scholz in Spickhoff, Medizinrecht, MBO § 2 Rn. 8.

  25. 25.

    Zu diesem Kriterium eingehend im 2. Teil: § 10 B.III.3.b)cc).

  26. 26.

    Sailer/Wienke, GMS Mitt AWMF 2016, 13.

  27. 27.

    Eingehend dazu 1. Teil: § 4 B. ff.

  28. 28.

    Vgl. dazu insb. schon 1. Teil: § 4 C.I.1. ff., 1. Teil: § 4 G.

  29. 29.

    1. Teil: § 2

  30. 30.

    Für die fehlende Geeignetheit des Verbots Kuhn, GesR, 2016 748 (750 f.); eingehend zu diesem verfassungsrechtlichen Aspekt sodann 2. Teil: § 11.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2020 Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer-Verlag GmbH, DE, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Siglmüller, J. (2020). § 9 Geschichte, Herleitung und Telos des Verbots der Fernbehandlung. In: Rechtsfragen der Fernbehandlung. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61808-0_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-61808-0_9

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-61807-3

  • Online ISBN: 978-3-662-61808-0

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics