Die Herausforderung an eine nachhaltige Unternehmensführung im digitalen Zeitalter wird anhand vielfältiger Beispiele abgeleitet. Durch die Beschleunigung der Entscheidungsprozesse wächst die strategische Lücke, denn eine hoher Wahrnehmungsschwelle engt den unternehmerischen Handlungsspielraum stark ein. Ferner kann die Digitalisierung dazu führen, dass die Grenzen von Legitimität und Legalität verschwimmen, vielfältige Compliance-Verstöße sind ohne einen stabilen „moralische Kompass“ wahrscheinlicher, wie sie im Compliance on Board Index und dem Compliance-Radar bereits sichtbar werden. Zur nachhaltigen Unternehmensführung wird das Konzept von Transparenz, Fehlerkultur und Offenheit – kurz „Candorship“ – erläutert, welches in „lean-agilen“ Organisationsformen grundsätzlich umsetzbar scheint. Der Beitrag erläutert, wie dieses Candorship-Prinzip durch eine lean-agile Ausrichtung schnelles Lernen und Anpassungen durch dezentrale, operative Entscheidungskompetenz innerhalb eigenverantwortlicher agiler Teams einerseits, und ein dienenden Führungsverständnis auf Managementebene („Servant Leadership“) andererseits realisiert werden kann. Am Beispiel des weltweit führenden Ansatzes „Scaled Agile Frameworks“ (SAFe®), einem ganzheitlichen, offenen Rahmenwerk aus aufeinander abgestimmter Grundwerte, Prinzipien und Best Practices, wird das Potenzial konkretisiert: Dieser holistische Ansatz bietet bei konsequenter Umsetzung die notwendige Authentizität, Offenheit und Fehlerkultur, die Candorship ermöglicht. Die strategische Lücke kann so verringert und nachhaltige Handlungsoptionen erschlossen werden. Unter gleichzeitiger Stärkung des „moralischen Kompasses“ kann so nachhaltige Unternehmensführung im digitalen Zeitalter gesichert werden.